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Erster Test: Mini Roadster – Der Eingekochte

In einem feinen Restaurant servierte man mir neulich eine Tomaten-Essenz; eine klare, fast durchsichtige Brühe, die um ein Vielfaches mehr nach Tomate schmeckte als eine herkömmliche, rote Suppe.

Der Clou, so erklärte man mir, ist das zigfache Einkochen der Suppe, Reduzieren genannt; bis am Ende nur noch der reine Geschmack übrig bleibt. Selbiges hat Mini nun mit seinem Cabrio gemacht. Schon das kürzlich auf den Markt geworfene Mini Coupé galt als purisitische Variante des sportlichen Kleinwagens, die, aufs Wesentliche reduziert, den Fahrspaß noch stärker in den Vordergrund rückt. Mit dem jetzt vorgestellten Roadster hat Mini sein Spaßmobil noch ein wenig weiter eingekocht und seines Daches beraubt.

Statt der schnittigen Blechhaube gibt es beim Roadster ein Stoffverdeck, das sich, ganz dem Purismus verpflichtet, per Hand öffnen und schließen lässt. Mit etwas Übung und ausreichend Kraft in den Armen geht dies leicht vonstatten: Ein Handgriff reicht, um das Verdeck an der A-Säule zu entriegeln, dann wirft man es schwungvoll hinter sich und rastet es schließlich hinter den Sitzen ein; eine extra Persenning hat es nicht.

Auf Wunsch halbautomatisch

Das Schließen erfolgt in umgekehrter Richtung, doch dürften kleinere beziehungsweise schwächere Fahrer/-innen mitunter Probleme haben, die Haube nach vorne zu hieven, zumal man ein wenig Gelenkig sein muss, um über die recht hohe Konsole mit den beiden Überrollbügeln zu greifen. Für alle, denen das zu anstrengend ist, bietet Mini (für 790 Euro) ein semi-automatisches Verdeck an, mit dem das Auf und Zu innerhalb von zehn Sekunden per Knopfdruck erledigt werden kann und nur noch das Ent- und Verriegeln einen händischen Eingriff erfordert.

Das allerdings nimmt dem Mini Roadster freilich ebenso einen Teil seines absoluten Purismus-Anspruchs wie das, wenn auch winzige, Windschott (190 Euro) zwischen den Überrollbügeln, das echte Kerle gar nicht erst ordern oder, so die Freundin es bei der Bestellung angekreuzt hat, schnell im Handschuhfach verstauen werden. Vorausgesetzt, die Damenwelt redet bei der Order überhaupt mit, denn mit Coupé und Roadster will Mini vermehrt männliche Kunden anlocken.

Reichlich Platz

Verstauen lässt sich im Mini Roadster übrigens erstaunlich viel. Neben dem Handschuhfach, den Türfächern und einer kleinen, optionalen Ablage in der Mittelarmlehne gibt es hinter den Sitzen noch Stauraum und ist der Kofferraum, wie beim Coupé, mit 240 Litern der größte in der Mini-Familie. Mit identischem Radstand und nahezu gleicher Außenlänge wie das Cabrio, kommt dem Roadster-Gepäckraum der Platz zugute, der durch die fehlenden Rücksitze gewonnen wird. Dank einer Durchreiche können selbst längere Gegenstände verstaut werden.

Ansonsten präsentiert sich der Roadster innen ganz Mini-like, inklusive des überdimensionierten Tachos in der Mittelkonsole und den vom Flugzeugbau inspirierten Kipp-Schaltern. Wie bei allen Minis fehlt auch beim Roadster eine Automatik-Funktion für das Beifahrerfenster; hier sei sie ob der Reduzierung aufs Wesentlich aber verziehen.

Steifere Karosserie

Mehr als beim Coupé werden beim Roadster die Karosserieversteifungen deutlich. Vor allem hinter den Sitzen hat Mini deutlich härtere Stähle verbaut, was sich gerade im Vergleich zum viersitzigen Cabrio äußerst angenehm bemerkbar macht. Während das Cabrio schon bei kleinen Unebenheiten und Bodenwellen wackelt und zittert, glänzt der nur 1,2 Tonnen schwere Roadster mit deutlich mehr Stabilität und dadurch mit nochmals gesteigertem Fahrspaß.

Dem Komfort ist dies freilich nicht zuträglich und werden die Insassen vom Fahrwerk stets über den Zustand des Asphalts informiert; auch die straffen Sitze federn davon nicht viel ab. Doch entschädigt das spritzige und schon viel zu oft zitierte Go-Kart-Feeling, dass der Roadster schlicht noch besser vermittelt als seine Brüder, für jeden Stoß gegen die Bandscheiben. Wer es noch härter mag, dem sei die straffere Fahrwerksabstimmung für 200 Euro empfohlen.

Herrlich prollig

Schon im normalen Betrieb reagiert der Mini unverzüglich auf die Befehle der straffen Lenkung, doch haben die Vorderräder mitunter Mühe, die maximal 184 Turbo-PS und 240 Newtonmeter Drehmoment des von uns getesteten Cooper S auf die Straße zu bringen. Drückt man die optionale Sporttaste (130 Euro), reagiert der Motor noch einen Tick giftiger auf Gasbefehle und die Lenkung arbeitet noch etwas direkter.

Allerdings wirkt der Mini dann nicht mehr entspannt-sportlich, sondern eher hektisch und reicht der Normalmodus für gehobenes Fahrvergnügen aus. Der einzige – und zugegeben unschlagbare - Grund, die Sporttaste zu drücken, ist der Klang: So frozelt der Mini Cooper S dank gezielter Fehlzündungen beim Gasgeben herrlich prollig aus den beiden Endrohren und dürfte damit so manchen Nebenmann an der Ampel zum Duell herausfordern.

Technische Daten
Marke und Modell Mini Roadster Mini Roadster Mini Roadster Mini Roadster
Motor / Ausstattung Cooper Cooper S John Cooper Works Cooper SD
Motor
Hubraum (Kubikzentimeter / Bauart) 1.598 / R4 1.598 / R4-Turbo 1.598 / R4-Turbo 1.995 / R4-Turbo
Leistung (kW (PS) / U/min) 90 (122) / 6.000 135 (184) / 5.500 155 (211) / 6.000 105 (143) / 4.000
Drehmoment (Nm / U/min) 160 / 4.250 240 / 1.600 - 5-000) 260 / 1.850 - 5.600 305 / 1.750 - 2.700
Antriebsart Frontantrieb Frontantrieb Frontantrieb Frontantrieb
Getriebeart 6-Gang-Schaltgetriebe 6-Gang-Schaltgetriebe 6-Gang-Schaltgetriebe 6-Gang-Schaltgetriebe
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 3.728 / 1.683 / 1.384 3.734 / 1.683 / 1.390 3.758 / 1.683 / 1.391 3.734 / 1.683 / 1.390
Radstand (mm) 2.467 2.467 2.467 2.467
Wendekreis (m) 10,7 10,7 10,7 10,7
Leergewicht  (kg) 1.120 1.185 1.185 1.505
Kofferraum (Liter, nach DIN) 240 240 240 240
Serienbereifung 175/65 R15 195/55 R16 205/45 R17 195/55 R16
Verbrauch
Krafstoffart Benzin Benzin Benzin Diesel
EU-Zyklus (l/100km) 5,7 6,0 7,3 4,5
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm 133 / Euro 5 139 / Euro 5 169 / Euro 5 118 / Euro 5
AS24-Verbrauch (l/100km) k. A. k. A. k. A. k. A.
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 9,2 7,0 6,5 8,1
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k. A. k. A. k. A. k. A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k. A. k. A. k. A. k. A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 199 227 237 212
Preise
ab (Euro) 22.600,00 26.750,00 31.900,00 27.750,00
Ausgewählte Extras (Euro) Xenonlicht (690), Kurvenlicht (320), Armauflage (160), Mini Connected (250), Navigationssystem (1.950), Regensensor (120), Sporttaste (130) Xenonlicht (690), Kurvenlicht (320), Armauflage (160), Mini Connected (250), Navigationssystem (1.950), Regensensor (120), Sporttaste (130) Xenonlicht (690), Kurvenlicht (320), Armauflage (160), Mini Connected (250), Navigationssystem (1.950), Regensensor (120), Sporttaste (130) Xenonlicht (690), Kurvenlicht (320), Armauflage (160), Mini Connected (250), Navigationssystem (1.950), Regensensor (120), Sporttaste (130)
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Ich will Spaß, ich geb Gas

Überhaupt scheint man bei Mini, erfreulicherweise, auch mal auf politische Über-Korrektheit zu pfeifen und animiert man den Fahrer gern zum Gasgeben: Hat man das Mini-Connected-Paket geordert, sein iPhone mit der Mini-App bestückt und es in die Halterung in der Mittelkonsole eingelegt, steht die Funktion Mission Control zur Verfügung. Einmal angewählt, quittiert eine Stimme aus dem Off unter anderem Vollgasetappen des Fahrers mit den anspornenden Worten: „This is full throttle“. Doch auch das Einschalten der Sitzheizung oder das Herunterlassen der Fenster wird kommentiert.

Zur Beruhigung des grünen Gewissens gibt es bei Mission Control auch ein Themen-Set, das Kommentare zur sparsamen Fahrweise enthält; allerdings hat sich bei unserer Testfahrt das System dann kein einziges Mal zu Wort gemeldet. Über die iPhone-App lassen sich außerdem noch weitere Spielereien wie eine Verbrauchskontrolle, Web-Radio, Facebook- und Twitter-Anbindung oder die Google-Suche nutzen.

Vier Motoren zur Auswahl

Neben dem getesteten Cooper S stehen ab Ende Februar 2012 auch der 122 PS starke Cooper, der Selbstzünder Cooper SD mit 143 PS sowie der Über-Roadster John Cooper Works mit satten 211 PS beim Händler; das Basismodell One ist, wie auch für das Coupé, derzeit nicht vorgesehen.

Sparsamster Motor ist wie üblich der Diesel mit viereinhalb Litern Sprit auf 100 Kilometer, die Benziner brauchen zwischen 5,7 und 7,3 Liter. Bis auf das Topmodell sind alle Motoren serienmäßig mit Stopp-Start-Funktion ausgerüstet und können auf Wunsch mit einer sechsstufigen Automatik (1.540 Euro) ausgestattet werden; dem Fahrspaß zuträglicher ist aber das knackige, manuelle Sechsgang-Getriebe.

Billiger als das Cabrio

Vor das Vergnügen hat Mini allerdings noch den Kaufpreis gesetzt: Bei 22.600 Euro für den Cooper beginnt der Spaß, der Cooper S kostet 26.750 Euro und der Diesel 27.750 Euro. Das Spitzenmodell John Cooper Works wird mit 31.900 Euro aufgerufen. Gegenüber dem Cabrio spart der Verzicht auf zwei Sitzplätze rund tausend Euro, das Coupé dagegen ist 1.600 Euro günstiger.

Wer nicht ganz puristisch unterwegs sein will, muss aber ein paar Extra-Euros für Sonderausstattung wie Xenon-Scheinwerfer (690 Euro), Kurvenlicht (320 Euro), die Mittelarmlehne (160 Euro) oder das Navigationssystem (1.950 Euro) hinzu addieren. Immerhin sind Klimaanlage, CD-Radio und hinten Parksensoren serienmäßig; letztere sind ob des hohen Hecks und der geringen Aussicht bei geschlossenem Dach auch sinnvoll. Der offene Zweisitzer hält, was Mini verspricht – puren Fahrspaß. Im Vergleich zum Cabrio konnte Mini das Vergnügen dank der steiferen Karosserie deutlich steigern und dadurch das legendäre das Go-Kart-Feeling weiter intensivieren. Wer auf die beiden Notsitze nicht angewiesen ist, sollte auf jeden Fall zum Roadster greifen. Der bietet nicht nur mehr Vergnügen für weniger Geld, sondern ist mit seinem größeren Kofferraum auch noch praktischer.

Für den wahren Genuss sollte man allerdings mindestens zum potenten Cooper S greifen. Immerhin lässt sich ein Viertel des Aufpreises von rund 4.000 Euro gegenüber der Basis ja schon durch den Verzicht auf das semi-automatische Verdeck und den Windabweiser sparen. Wenn schon Roadster, dann auch richtig.

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