Trotzdem schafft es der Mini mit seinen treuen Kulleraugen, eine große Fangemeinde um sich zu scharen.
Die knuffige Optik ist sicher für viele das ausschlaggebende Kaufargument, vor allem bei der weiblichen Kundschaft kann der Mini mit seinen feschen Rundungen gut punkten. Doch auch die Herren der Schöpfung erliegen häufig dem Kindchenschema, begründen ihre Entscheidung dann aber lieber mit „gut einzuparken“, „Fahrspaß“ und „Go-Kart-Feeling“.
Kehrseite
Alles Attribute, die mit Sicherheit zutreffen - doch kommen wir zuerst zur Kehrseite der Medaille. Und die ist leider nicht gerade klein: So bietet auch die Neuauflage des Mini zum Beispiel nur sehr wenig Platz. In der ersten Reihe sitzt man beengt, auf der Rückbank am besten gar nicht. Dort bringen nämlich nicht mal Kinder ihre Beine unter. Die beiden Sitze dienen lediglich der dringend notwendigen Erweiterung des Kofferraums, womit wir schon beim nächsten Kritikpunkt wären.
Mit 125 Litern Volumen passt nämlich kaum Gepäck in das gleichnamige Abteil, mit einem kleinen Trolley ist der Kofferraum voll. Zwar lassen sich die Rücksitze umklappen und sich der Stauraum so auf 660 Liter erweitern, doch ist das Beladen über die schmale Kofferraumöffnung kein Vergnügen. Immerhin nimmt das Stoffdach keinen Platz weg, egal ob offen oder geschlossen.
Faltdach
Das Verdeck lässt sich übrigens während der Fahrt bedienen, aber leider nur bis 35 km/h. Die Konkurrenz gestattet mitunter ihren weitaus aufwändigeren und filigraneren Konstruktionen den Betrieb bis Tempo 60. Was aber zumindest immer geht, ist die Schiebedachfunktion, bei der sich ein schmaler Streifen über Fahrer und Beifahrer auftut. Drückt man erneut auf das Knöpfchen, faltet sich das Dach mitsamt der gläsernen Heckscheibe in weiteren 15 Sekunden zusammen und legt sich hinter den Rücksitzen ab - wo es dann die ohnehin schlechte Sicht nach hinten komplett versperrt.
Die Dachkonstruktion selbst wirkt leider nicht wirklich stabil und Mini sollte vor allem in Sachen Geräuschdämmung nachbessern. Denn ab Tempo 130 wird es im geschlossenen Cooper S Cabrio vor allem wegen der Wind- und Abrollgeräusche laut. Schade, denn der Motor animiert zur flotten Gangart. Der 175 PS starke Turbo-Vierzylinder aus der Kooperation mit Peugeot legt ein lebhaftes Temperament an den Tag und beschleunigt den Mini mit seinen 240 Newtonmetern in gemessenen 7,6 Sekunden auf Tempo 100; maximal bringt er den Mini auf gut 220 km/h. Begeistern kann das Triebwerk auch mit hoher Elastizität, sprich seinem Durchzug bei schnellerem Tempo.
Drehfreudig
Die kleine Schaltempfehlung im Drehzahlmesser werden die meisten Fahrer wohl missachten, mahnt sich doch zu niedertouriger Gangart. Der Motor hingegen animiert mit seiner Drehfreude zum Ausreizen der serienmäßig sechs Gänge - und wird auch bei höheren Touren nicht wirklich laut. Allerdings lassen sich beim zügigen Beschleunigen Antriebseinflüsse in der Lenkung nicht verhehlen.
Apropos Lenkung: Wie schon die erste Generation lässt sich auch die Neuauflage des Cabrios kinderleicht um die Kurve scheuchen. Zwar neigt sich der offene Mini etwas stärker zur Seite, als sein geschlossener Bruder - er schleppt schließlich 50 Kilogramm mehr mit sich herum, die der zusätzlichen Versteifung geschuldet sind (insgesamt 1.305 Kilogramm) – doch lässt sich auch mit dem Cabrio problemlos ein präziser Kurvenstrich ziehen. Und durch Aktivieren der optionalen Sport-Funktion lassen sich Gasannahme und Lenkung nochmals straffen.
Zu straff für den Alltag
Unterstützt wird die Kurvengier durch das straffe Fahrwerk, das zwar komfortabler ausfällt als in der geschlossenen Variante, im Alltag aber zu holprig ist. Denn der direkte Kontakt zur Straße, der auf mäandernden Landstraßen des Fahrers Herz höher schlagen lässt, ist vor allem in der Stadt mit all den Straßenbahnschienen und sonstigen Querfugen kein Spaß.
Kein Spaß ist leider auch die Tankrechnung: Zwar verspricht Mini, unter anderem dank der Stopp-Start-Funktion, einen Verbrauch von nur 6,4 Litern Benzin je 100 Kilometer, doch ist dieser Wert wohl höchstens mit einer extrem spaßbefreiten Fahrweiße zu erzielen. Die Realität ergab in unserem Test einen Konsum 9,6 Litern, was zwar fernab der Werksangabe liegt, aber bei dem gebotenen Fahrspaß vertretbar ist.
Kein Schnäppchen
Immerhin sind Mini-Fahrer an hohe Kosten gewöhnt, schließlich müssen schon bei der Anschaffung des Cooper S Cabrio satte 26.500 Euro auf den Tisch gelegt werden. Und wer meint, er bekommt wenigstens eine vernünftige Serienausstattung, der irrt. Eine Klimaanalage kostet 960 Euro, die Klimaautomatik sogar 1.290 Euro, Nebelscheinwerfer 140 Euro, Licht- und Regensensor 120 Euro, beheizte Außenspiegel 60 Euro (!) und der Bordcomputer 150 Euro. Und damit ist die Aufpreisliste noch lange nicht erschöpft.
Standardmäßig findet sich in dem zwar sauber verarbeiteten aber mit Plastik übersäten Mini-Cockpit dafür ein zusätzliches Instrument, was es sonst so nirgends gibt. Eine Sonnenuhr, genannt Always-open-Timer, der bei geöffnetem Dach aktiviert wird und dann eifrig die Zeit des Frischluftvergnügens zählt. Ob die Welt allerdings darauf gewartet hat, bleibt fraglich.
Technische Daten
Marke und Modell | Mini Cooper S Cabrio | |
---|---|---|
Ausstattungsvariante | ||
Abmessung und Gewicht | ||
Länge/Breite/Höhe (mm) | 3.714 / 1.683 / 1.414 | |
Radstand (mm) | 2.467 | |
Wendekreis (m) | 10,7 | |
Leergewicht (kg) | 1.305 | |
Kofferraum (Liter) | 125 - 660 | |
Bereifung Testwagen | 205/45 R17 Conti Sport Contact 3 SSR | |
Motor | ||
Hubraum (ccm) / Zylinder (Zahl, Bauart) | 1.598 / 4, Reihe | |
Leistung (PS) | 175 | |
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen | 240 / 1.600 - 5.000 | |
Antriebsart | Frontantrieb | |
Getriebeart | manuelles 6-Gang-Getriebe | |
Verbrauch | ||
Krafstoffart | Benzin | |
Kombiniert laut Werk (l/100km) | 6,4 | |
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm | 153 / Euro | |
AS24-Verbrauch (l/100km) | 9,6 | |
Fahrleistungen | ||
Werksangabe 0-100km/h (s) | 7,4 | |
AS24-Sprint 0-100km/h (s) | 7,6 | |
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) | 37,4 | |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 222 | |
Preise | ||
ab (Euro) | 26.500 | |
Empfohlene Extras | Sitzheizung (290 Euro), Klimaautomatik (1.290 Euro), beheizte Außenspiegel (60 Euro), Bordcomputer (150 Euro) | |
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Fazit
Die Mini-Ingenieure hatten wohl nur eins im Kopf, nämlich Fahrspaß. Den bietet der Mini, beim offenen Sommerausflug zu Genüge. Ob Fahrwerk oder Motor, der Mini ist zum Spaßhaben verpflichtet. Doch schon der Kurztrip übers Wochenende wird mangels Platz zum Problem. Denn an Alltagsnutzen haben die Entwickler, sieht man von den bei der Parkplatzsuche praktischen 3,71 Metern Länge ab, so gut wie gar nicht gedacht. Seinem Everybodys-Darling-Image kann aber selbst das nichts anhaben.