Als kurze Notiz vorab: Uns ist das Facelift der aktuellen F56-Generation des Minis nicht entgangen. Deswegen sieht der Mini Cooper SE gegenüber dem von uns gefahrenen Modell mittlerweile auch etwas geliftet aus (Stromverbrauch kombiniert: 15,2-17,6 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km²; WLTP-Reichweite: 203-234km). An den technischen Daten hat sich allerdings nichts geändert. Und genau darum geht es bei diesem Auto. Deshalb hier unser sprichwörtlich spannungsgeladener Fahrbericht.
Viele Elektroautos werden von ihren Designern auch als solche gezeichnet. Man soll sie auf den ersten Blick erkennen. Sie sollen als Technologieträger Flagge zeigen, den eigenen Fortschrittsgedanken untermauern und übertreten dabei nicht selten die Grenzen des guten Geschmacks. Hauptsache sie sind ein bisschen anders als die miefigen Verbrenner.
Derlei Attitüde ist dem Mini Cooper SE völlig fremd. Und das ist gut so. Denn ein Mini ist ein Mini. Auch wenn sie in der aktuellen Generation gar nicht mehr so klein sein. Außer einem geschlossenen Kühlergrill mit Stecker-Signet und neon-gelben Akzenten weist wenig auf der Stromantrieb des knuffigen Briten hin. Der Anglophile erkennt beim Felgenstyling natürlich auch sofort den britischen Haushaltsstecker wieder. Und es sind dann genau diese kleinen Zitate, die den Mini zum Kult haben werden lassen.
Die Union-Jack-Rückleuchten, das liebevoll verarbeitete und wirklich hochwertige Leder an Sitzen und Lenkrad, das Arrangement des Mini Cooper SE ist tatsächlich allerorten sehr liebevoll. Natürlich gibt es hier und da ein paar schroffe Ecken, aber wir reden hier nicht zuletzt preislich von einem Kleinwagen.
Deshalb darf man das auch mit dem Platzangebot nicht zu eng sehen. Ein Mini ist ein Auto für zwei Personen. Für die Freunde reicht es auf dem Weg von der Bar nach Hause zur Not auch, mehr sollte man aber im Fond niemandem zumuten. Ein ähnliches Bild beim Kofferraum. Seine 211 Liter packen den Alltag locker, am Wochenende legt man einfach die Rückbank um, dann geht sich auch der Getränkeeinkauf aus.
Man arrangiert sich mit diesen kleinen Einschränkungen aber nur allzu gern. Denn die große Stunde des Minis schlägt beim Fahren. Natürlich könnte man sich mokieren, dass eine 32,6 kWh fassende Batterie, von der sogar nur 28,9kWh nutzbar sind, nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen. Das 150 Kilometer Reichweite im Winter beinahe lächerlich sind. Selbst die Ladegeschwindigkeit mit 50 kW am CCS-Gleichstromstecker sind kaum mehr zeitgemäß. Und doch: der Mini Cooper SE steht über dieser Kritik. Locker.
Weil er kein Auto für die Langstrecke ist. Weil er für die Stadt gebaut wurde. Dort, wo der Platz knapp und die Luft schlecht ist. Dort, wo man mit 135 kW/184 PS ansatzlos in jede Lücke sticht. Wo man an der Ampel jeden Sprint gewinnt. Wo man lautlos durch die Kolonne wedelt und vor der nächsten roten Ampel lässig in One-Pedal-Manier die Schwungenergie wieder zurück in den Akku rekuperiert.
Der Geist und die Erfahrung des BMW i3 zeichnen sich hier ganz deutlich durch. Das Traktionsvermögen ist trotz des Mini-typischen Frontantriebs dank der ausgeklügelten BMW-Steuerung wirklich bemerkenswert und es ist eine wahre Freude im Mini Cooper SE einfach immer voll auf dem Fahrpedal zu stehen.
Sicher, man könnte Angst um die Verbräuche haben, doch das ist völlig unbegründet. Denn der Mini ist clever konzipiert. Die kleine Batterie wiegt nicht viel. Das kleine Auto bringt derlei nur 1.440 Kilo auf die Waage. Und plötzlich ist er energetisch gesehen sogar ganz weit vorne. Über 20 Kilowattstunden auf 100 Kilometer schafft man in der Stadt nur selten. Wer sich auf der Stadtautobahn zurückhält bleibt ebenso unter dieser Marke.
Wir haben es auf unserer Verbrauchsrunde im tiefen Winter bei deutlichen Minusgraden sogar auf 13,3 kWh pro 100km geschafft. Mit eingeschalteter Heizung ein sensationeller Wert. Gerade im Vergleich zur deutlich gewichtigeren Konkurrenz. Einzig auf das Ladetempo muss man im Winter aufpassen. Die per se nicht üppigen 50 kW reduzieren sich bei kaltem Akku gerne mal um die Hälfte. Aus den 35 Minuten für die 80-Prozent-Ladung wird so beinahe eine ganze Stunde.
Doch die Kritik federt er mit dem serienmäßigen 11kW-Bordlader für Wechselstrom wieder ab. An der heimischen Wallbox ist er deshalb am nächsten Morgen jederzeit wieder vollgeladen, behaglich temperiert und bereit für die nächste Pole-Position-Jagd auf dem Weg in die Stadt. Denn genau dafür wurde er gebaut. Als Lifestyle-Citysurfer. Und diesen Part spielt er so gut wie kaum ein anderes Elektroauto. Und er sieht dabei sogar noch richtig gut aus. Erst recht mit dem jüngsten Facelift. (Text und Bild: Fabian Mechtel)