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Erster Test: Mini Countryman/Paceman Facelift – Ganz nach Mini-Art

Mit dem Mini hat BMW eine Designikone erschaffen, die einige Nachahmer auf den Plan gerufen hat. Entsprechend wurde in den vergangenen fast anderthalb Jahrzehnten der Stil nur in Details verfeinert.

Das trifft jetzt auch auf Countryman und Paceman zu, denen ganz nach Mini-Art nur ein paar minimale Modifikationen für den restlichen Lebenszyklus mit auf den Weg gegeben wurden. Ein echter zusätzlicher Kaufanreiz bleibt also aus. So selbstbewusst ist man derzeit bei Mini. Eigentlich sind der 2010 gestartete Countryman und sein erst 2013 berufener Coupéableger Paceman keine waschechten Mini-Derivate, da diese auf eigenständigen Plattformen aufsetzen und deshalb auch nicht in England, sondern in Österreich bei Magna Steyr gebaut werden. Countryman und Paceman setzen sich also ein wenig von der Mini-Welt ab, vor allem bieten sie einerseits mehr Platz und andererseits ein derzeit bei Autokäufern gefragtes SUV-Flair. So kann Mini weitere Kundenkreise in seine Showrooms locken.

Kleine Retuschen

Und diese zweigleisige Strategie zwei Produktwelten zeigt sich nun auch beim Facelift. Während der klassische Mini nämlich in seiner frisch gestarteten dritten Generation in so ziemlich allen Aspekten deutlich überarbeitet wurde, bleibt beim Countryman fast alles beim Alten. Optisch muss man schon genau hinschauen, um leichten Änderungen beim Kühlergrill und den Scheinwerfern zu erkennen. Neue LED-Tagfahrleuchten und neue Außenlacke sind da schon etwas markanter.

Beim Innenraum hat man sich sogar erlaubt, keine Änderungen vorzunehmen. So gibt es weiterhin eine alltagstaugliche Kabine, die im Lauf der vergangenen vier Jahre immerhin ein paar Optimierungen erfahren hat: Das Ziffernblatt des Rundtachos ist mittlerweile stets gut ablesbar und die Schalter für die Fensterheber wanderten von der Mittelkonsole in die praktischer gestalteten Türinnenverkleidungen. Das ist nicht viel und leider auch etwas bedauerlich, denn weiterhin werden die nicht gerade langstreckentauglichen Vordersitze verbaut, die lediglich in der Neuauflage des normalen Mini durch deutlich ergonomischeres Gestühl ersetzt wurden.

Leistung rauf, Verbrauch runter

Da sind die technischen Neuerungen von Countryman und Paceman schon bemerkenswerter. Immerhin sind nun alle der sieben verfügbaren Motoren (4 Benziner, 3 Diesel) fit für die Euro-6-Norm. Und alle Motoren haben geringfügig bei Durchzug und Endgeschwindigkeit zulegt. Der von uns gefahrene Countryman Cooper S mit Allradantrieb hat zudem eine kleine Leistungsspritze erhalten, die parallel mit einer sogar deutlichen Verbrauchsreduzierung einhergeht. Beim Sparen hilft Countryman und Paceman eine optimierte Unterboden-Aerodynamik sowie reibungsärmere Radlager. Zudem gibt es leichtere Felgen. Statt der bisher 7,7 Liter sollen so beim Cooper S 6,4 Liter auf dem Prüfstand messbar sein, was praktisch bedeutet, dass der vorherige Normwert dem neuen Praxiswert entsprechen dürfte, was letztlich aber immer stark von der Fahrweise abhängt.

Die darf auch weiterhin lustbetont sein, denn mit seinen nunmehr 190 PS ist der 1,5 Tonnen schwere Countryman Cooper S mit Allradantrieb aus dem Stand in kurzweiligen 7,7 Sekunden auf Tempo 100. Die 215 km/h Höchstgeschwindigkeit werden hingegen weiterhin niemanden sonderlich berauschen können. Doch was dem Countryman längsdynamisch fehlen könnte, lässt sich querdynamisch kompensieren, denn wie gehabt gehört der in Österreich montierte Bayer mit britischem Flair zu den besonders willigen und spaßbetonten Kurvenkönnern. Da bleibt sich der Mini weiterhin treu und bietet Fahrern, die sich gerne etwas mehr trauen, eine interessante Basis, die sich mit dem auf Knopfdruck abrufbaren Sportmodus zudem mit präziserer Lenkung und spontanerer Gasannahme genießen lässt. Und der optionale Allradantrieb ist bei Kurvengaudi mit seiner geschickten Kraftverteilung ein zusätzlich lustförderndes Technikdetail, wenn es besonders schnell um Ecken gehen soll.

C‘mon, have some fun!

Das Fahrwerk ist hingegen weiterhin nicht verstellbar, was beim Cooper S bei ambitionierter Fahrt dazu führen kann, den Unterbau als zu weich zu empfinden, während beim deutlich schärferen John Cooper Works, den wir in Form des schicken Paceman fahren durften, andererseits das Sportfahrwerk mit einer für den Alltag mit etwas nervigen Härten einhergehen kann. Parallel profitieren immerhin beide Baureihen von einer besseren Geräuschdämmung, die etwas mehr Ruhe ins Fahrzeug bringt.

Doch was zählen schon innere Werte: Der Paceman ist unserer Ansicht nach der Schönere in diesem Duo. Wirkte das Coupé vielleicht zu seiner Markteinführung im Jahr 2013 noch etwas gewagt, scheint es dem nunmehr dem den Anblick gewöhnten Betrachter mit Augenweiden-Qualitäten zu gefallen, die übrigens auch von vielen Kunden als solche wahrgenommen wird. Obwohl dreimal mehr Countryman als Paceman verkauft werden, gilt die Coupéversion als gutes Lockmittel. Viele Kunden erleben den Paceman als Eyecatcher und kommen dann neugierig geworden in die Showrooms, wo sie sich dann allerdings häufig doch für den praktischeren und trotz seiner zwei zusätzlichen Einstiegstüren auch noch billigeren Countryman entscheiden. Insofern will man bei Mini derzeit auch nicht bestätigen, dass sich der nur mäßig erfolgreiche Paceman auf der Streichliste steht, wenn denn in zwei bis drei Jahren die Nachfolgegeneration des Countryman ansteht.

Mini Preisanhebung

So minimal die Veränderungen bei Countryman/Paceman waren, so marginal wurden auch die Preise angepasst und bewegen sich für einen Kleinwagen, was der große Mini angesichts von rund 4,10 Metern Länge dann letztlich doch ist, auf gehobenem Niveau. Den Countryman gibt es bereits als 98 PS starken One für mindestens 20.400 Euro (plus 50 Euro), einen Paceman bekommt man erst ab 23.900 Euro (plus 100 Euro), dann allerdings in der schon 122 PS starken Version Cooper, für die man beim Countryman übrigens 1.200 Euro weniger zahlen muss.

Und ein Countryman kann auch leichthin doppelt so teuer wie in der Basis werden, denn in den Versionen John Cooper Works werden rund 35.000 respektive 36.000 Euro (Paceman) abgerufen, was dann mit einigen Extras problemlos die 40.000-Euro-Marke sprengen kann. Da kommt man allerdings auch weiterhin ein wenig ins Grübeln, denn weder bei der Größe noch bei der Qualitätsanmutung erreichen Countryman und Paceman das Niveau klassischer Premium-Kompakter wie dem Golf. Mini bietet zum Modelljahr 2015 seine „großen“ Karosserie-Versionen Countryman und Paceman in marginal optimierten Versionen und verlangt dafür auch nur marginal mehr Geld. Insofern erscheint die Offerte mehr als Fair.

Die optischen Neuerungen sind von vernachlässigbarer Natur, wichtiger ist das Technik-Update, welches teilweise für mehr Motorleistung und für generell leicht verbesserte Fahrleistungen sorgt, während der Verbrauch zum Teil sogar deutlich gesenkt werden konnte.

Mehr hat sich allerdings nicht getan und wer nun geglaubt hat, Countryman und Paceman hätten vom starken Innovationsschub der klassischen Mini-Baureihe profitiert, die damit für viel Furore gesorgt hat, der könnte etwas enttäuscht sein. Insofern bleiben Countryman als auch Paceman vor allem für Mini-Fans interessant, die einfach einen Mini mit mehr Platz und Alltagsnutzen wollen. Die kriegen mit Countryman und Paceman in jedem Fall einen typischen Mini, der seine Stärken aber auch seine Schwächen hat.

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