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Kurztest: Mitsubishi Lancer – Mit Bedacht ruhig gemacht

Bereits Mitte der 1970er Jahre erblickte der Mitsubishi Lancer das Licht der Welt. Im November 2007 präsentierten die Japaner die achte Generation des Klassikers. Bis dato war der neuste Lancer nur als Diesel-Version erhältlich. Der neue 1.8er mit 143 PS hat wieder Benzin im Blut.

Ungewöhnlich für einen Asiaten: Da stellt Mitsubishi den neuen, an der Front sehr markant gestylten Lancer vor und bietet als einzige Motorisierung einen Diesel an. Der ist zudem keine Eigenentwicklung, sondern von Volkswagen „entliehen“. 140 PS leistet der laute und raue Zweiliter-Pumpe-Düse-Motor, eben soviel wie der neue 1,8-Liter-Benziner, der ein sogenannter Weltmotor ist.

Einer für alle

Dieser wurde in Allianz mit – damals noch – Daimler-Chrysler entwickelt und entspricht grundsätzlich dem 2,4-Liter-Vierzylinder des Softroaders Outlander und einem nicht in Deutschland erhältlichen Zweiliter-Triebwerk. Im Lancer leistet der Ottomotor exakt 143 PS und 178 Newtonmeter, die bei hohen 4.250 Umdrehungen pro Minute Spalier stehen. Wer einen vibrationsarmen Benziner sucht, kein Kilometerfresser ist und auch sonst eher auf Hausmannskost als auf Haute Cuisine steht, ist mit dem Achtzehnhunderter gut bedient.

Kein Direkteinspritzer

Eine moderne und für Motor-Neuentwicklungen eigentlich übliche Common-Rail-Direkteinspritzung sucht man beim Lancer vergebens. Der Vierzylinder arbeitet mit konventioneller Saugrohreinspritzung. Umso erstaunlicher, dass der Verbrauch des 1.425 Kilogramm schweren Fünfsitzers laut Hersteller bei nur 7,7 Liter für das Modell mit Fünfgang-Schaltgetriebe liegen soll. Ein gleich starker, kürzerer und leichterer VW Jetta 1.4 TSI benötigt 7,1 Liter. Der Alltagsverbrauch ist stark vom Gasfuß abhängig. Zwischen acht und 14 Liter Superbenzin sind laut Bordcomputer machbar.

Der Aluminium-Motor des Lancer dreht willig hoch, ist im Vergleich zum Diesel sehr laufruhig und erhebt erst jenseits der 5.000 Umdrehungen die Stimme. Ab Autobahn-Richtgeschwindigkeit nerven allerdings Wind- und Reifen-Abrollgeräusche. Etwas Linderung würde hier eine geräuschdämmende Radhausauskleidung verschaffen.

Stufenlose Automatik

Wir haben die Automatikversion (plus 1.500 Euro) durch das Motorradparadies Wispertal (nahe Wiesbaden) gejagt und waren von der Kombination aus Benziner und stufenlosem CVT-Automat recht angetan. Via Schubgliederkette passt sich das Übersetzungsverhältnis ständig an die Fahrsituation an und versucht prinzipiell, die Motordrehzahl so niedrig wie möglich zu halten. Fuß vom Gas bedeutet Drehzahl runter. Fuß voll aufs Gaspedal und der Drehzahlmesser klebt am roten Bereich.

Dann schiebt der Lancer in 11,2 Sekunden bis 100 km/h an und rennt 192 km/h. Nicht wirklich schnell. Der Handschalter schafft immerhin zwölf km/h mehr. Das ist ein Tribut an die Automatik. Diese ist aber jedes km/h weniger Wert, da der Fahrkomfort deutlich profitiert. Nachteil: Das Getriebe setzt die Gasbefehle in Fahrstufe „D“ etwas lethargisch um. Wer es eilig hat, kann mittels fest stehender Aluminium-Schaltfinnen imaginäre, von der Elektronik generierte Gänge anwählen. Rechts plus, links minus. Eine gute Sache, um auch die Motorbremse nutzen zu können.

Erstaunlich: Ist man im manuellen Schaltmodus unterwegs, „hängen“ die Gänge sogar fest. Der Wagen fährt also einerseits in den Begrenzer und andererseits ist keine Kickdown-Funktion möglich. Das schaffen oft nicht einmal Hersteller von wirklich sportlichen Fahrzeugen.

Sportliche Abstimmung

Apropos sportlich: Wie in Japan offensichtlich gerade en vogue, wurde auch das Fahrwerk des Lancer straff abgestimmt. Für Komfortliebhaber kommt bei der gefahrenen Ausstattungslinie „Intense“ erschwerend hinzu, dass ausschließlich 215/45 R18-Reifen montiert werden. Die kosten nochmals Bequemlichkeit. Dennoch ist der Lancer keineswegs stöckelsteiff. Er rollt über gröbere Unebenheiten mit dem notwendigen Restkomfort und enttäuscht lediglich bei kurzen Querrillen oder Eisenbahnschienen.

Ein Kurvenjäger

Dafür schnellt er mit wenig Seitenneigung um die Ecken, das man meint, man säße schon in der sportlichen Evo-Version. Die kommt aber erst Ende 2008 zu uns. Agil und flink lenkt die 4,57-Meter-Limousine ein, die hydraulische Zahnstangenlenkung dürfte dennoch um die Mittellage präziser agieren. Der Wendekreis beträgt handliche zehn Meter.

Serienmäßig fährt der Lancer mit ASC, wie Mitsubishi sein ESP nennt. Das ist gut so, das Heck schwingt mit deaktiviertem Schleuderschutz nämlich gerne mal nach. Klar, man sollte das System auch nie abschalten, dennoch lassen sich so Fahrwerksschwächen leichter aufdecken. Viele Hersteller vertrauen mittlerweile zu sehr in die stabilisierende Elektronik und schenken der aktiven Fahrsicherheit, die eigentlich vom Fahrwerk her kommt, zu wenig Interesse.

Wenig Geld, viel Auto

Wer 19.250 Euro für ein Auto ausgeben kann, erhält den Lancer „Inform“ mit 143-PS-Motor, Klimaanlage, MP3-CD-Radio und mindestens sieben Airbags (Fahrer-Knie-Airbag). In der von uns bewegten Intense-Version werden mit identischem Motor 22.250 Euro fällig. Obligatorisch sind Klimaautomatik, 18-Zoll-Alufelgen, Multifunktionslederlenkrad, die bassstarke Soundanlage mit Sechfach-CD-Wechsler sowie eine sportlich geformte Frontspoilerlippe und markante Seitenschweller.

Ein fairer Preis für ein super-geräumiges, schickes und etwas anderes Fahrzeug. Nur der mit 400 Liter Volumen zu kompakt ausgefallene Kofferraum passt nicht ganz ins Bild.

Fazit

Fairer Preis, faires Fahrzeug. Für 22.250 Euro muss man lange suchen, um eine ähnlich gut ausgestattete und ordentlich verarbeitete 140-PS-Limousine zu finden. Der 1,8-Liter-Motor erledigt seine Aufgabe im Lancer unspektakulär, das stufenlose Automatikgetriebe ist sein Geld Wert. In der sportlichen Intense-Version verwöhnt das Fahrwerk zwar nicht mit Komfort, aber der Kompromiss ist befriedigend.  

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