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Gebrauchtwagen-Kaufberater: Opel Ascona/Manta – Tage des Donners

Ich war 18. Und er muss etwa neun gewesen sein, als wir uns das erste Mal begegneten. Er war der standardrote Opel Ascona 1,9 Liter, den mir die freie Werkstatt meines Vertrauens als Ersatzwagen mitgab. Und ja, ich gebe es zu, ich habe ihn gequält.

Zu groß war die Versuchung, den mit einem simplen Schaltgetriebe und Hinterradantrieb samt Starrachse ausgerüsteten Opel auf dem entlegenem asphaltierten Feldweg im Stand mit durchdrehenden Hinterräder jubilieren zu lassen. Dass die ersten Versuche mit den damals angesagten Cowboystiefeln naturgemäß mit einem absterbendem Aggregat endeten, sei nur am Rande erwähnt, es ist verjährt. Dennoch war mir zumindest ein kleiner Erfolg beim ländlichen Burnout gegönnt. Wäre ja auch gelacht gewesen, wenn die 90 PS nicht zumindest einige Millimeter der grobstolligen Winterreifen auf den Asphalt schmieren könnten.

Dass zahlreiche seiner Brüder vom Stamme Ascona und Manta bei derlei Übungen den Tod fanden, stimmt in Nachhinein nachdenklich, ist aber nicht mehr zu ändern. Die letzte Heckantriebs-Mittelklasselimousine von Opel war zu jener Zeit eben der prollige Gegenentwurf zum schneidigen Frontantriebs-Sparringspartner, dem Golf GTI. Dabei startete der Ascona B 1975 völlig harmlos als biedere Familienlimousine ohne große Sportallüren.

Endlich erwachsen - der Ascona B

Für den Nachfolger des erfolgreichen Ascona A setzte Opel vor allem auf eine gefälligere Linienführung und modernere Technik. Dabei wuchs der Ascona in der Länge über seinen Vorgänger hinaus und bot so deutlich mehr Platz für Passagiere und Gepäck. Dazu gab es mehr Sicherheit durch einen hinter den Rücksitzen angeordneten Tank sowie sukzessiv eingeführte moderne Motoren, wie etwa den mit Hydrostößeln ausgerüsteten 2,0-Liter-(90 PS)-Vierzylinder-Benziner. Wenig später hielten zudem Motoren mit Querstrom-Zylinderköpfen Einzug.

Hinzu kam ein, aus heutiger Sicht deutlich unterdimensionierter, Vierzylinder-Dieselmotor, der mit lediglich 58 PS keine Chance bot, die Hinterräder ohne die Hilfe von Trockeneis zum Rotieren zu bringen. Kurioserweise ließ sich selbst dieses phlegmatische Aggregat mit einer Drei-Gang-Automatik ausrüsten, was dem mit einem signifikanten Buckel auf der Motorhaube ausgerüstetem Selbstzünder Ascona die Dynamik einer Wanderdüne einbrachte.

Dynamische Familienlimousine

Sportlich wurde der Ascona erst mit der Einführung des Ascona SR, die ab 1980 dank einer Einspritzanlage immerhin 110 PS bot. Ein Wert, der zu dieser Zeit als durchaus respektabel für die Fahrzeugklasse galt, hatte doch ein BMW 323i mit 143 PS nur unwesentlich mehr Power unter der Haube. Haustuner Irmscher gelang es sogar, die Leistung des SR auf 120 PS zu steigern. Das Modell wurde als Ascona i2000 offiziell über Opel vertrieben, verfügte jedoch statt einer Einspritzung nur über eine Doppelvergaseranlage.

Die Krönung des Programms bildete freilich der im Rallye-Einsatz international erfolgreiche Ascona 400, von dem lediglich 268 Stück entstanden. Sein 2,4-Liter-Vierventil-Vierzylinder mit Querstromzylinderkopf brachte es in der mit zahlreichen Tuning-Kits ausbaubaren Version (Phase I, II, III) auf maximal 240 PS. Aggregate mit gleichen Leistungsabmessungen kamen zu dem im zeitgleich lancierten Sportcoupé Opel Manta zum Einsatz, mit dem Opel ebenfalls Erfolge in der internationalen Rennszene feiern konnte.

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Doch die beeindruckenden Rennerfolge sorgten nicht für eine verlängerte Laufzeit der Baureihe. Zu sehr drückte das Konzept der kompakten Frontantriebseinheit in die Lastenhefte der Ingenieure. Mehr Platz und ein deutliches Plus an Fahrsicherheit waren die Argumente, die auch bei Opel zur Umstellung des Antriebskonzeptes führten.

Nach nur sechs Jahren Bauzeit kam das Aus für den Ascona B dem wenig später der Manta folgen musste. Der 1981 präsentierte Ascona C, den Opel sowohl in einer Stufenheck, als auch in einer viertürigen Schrägheckversion anbot, war zwar in allen Belangen das bessere Auto, konnte jedoch die Anhänger der Marke nie wirklich begeistern .

Schwierige Beschaffungssituation

Gebraucht sind Modelle der B-Baureihe heute nur noch als völlige Wracks in längst Scheunen oder als Liebhabermodelle zu finden. Die Einführung der Katalysatortechnik, der Rost und schließlich die Abwrackprämie haben den Bestand auf ein Minimum reduziert.

Wer sich heute für eines der beiden Modelle interessiert, tut gut daran, sich rechtzeitig in der Clubszene von Ascona und Manta umzusehen und Kontakte zu knüpfen. Dort wissen echte Fachleute, wo die speziellen Rostnester der beiden Modelle liegen. Denn über eines sollte man sich im Klaren sein, einen rostfreien Ascona oder Manta dürfte es kaum noch geben, sodaß Schweißen in jedem Fall zu einer der Grundfähigkeiten des künftigen Eigners gehören sollte.

Neben dem üblichen Blechfraß glänzt die Baureihe jedoch mit einer ausserordentlichen Langlebigkeit. Der Innenraum zeigt zwar nach nunmehr rund 40 Jahren erste Spuren des Zerfalls, doch unlösbar sind die Probleme hier nicht. Opel setzte zu dieser Zeit auf Materialien, die zwar wenig edel in der Anmutung waren, aber durchaus hartnäckig dem Sonnenlicht widerstanden. In seltenen Fällen sind Risse in der Schalttafel zu vermelden, während Türverkleidungen und Hutablagen eher unter der manuellen Zerstörung von HiFi-Bastelbuden litten, als unter natürlichem Zerfall.

Haltbarer Antrieb

Trotz der unzähligen Kilometer, die die meisten der Ascona/Manta- Modelle auf dem Buckel haben dürften, gibt sich der Antrieb unerhört solide. Ausgeschlagene und versprödete Gummibuchsen, ausgenudelte Stoßdämpfer oder mit Öl schwitzende Aggregate gehören zu den normalen Alterungserscheinungen. Darüber hinaus machen weder die extrem haltbaren Vierzylinder noch die Schaltgetriebe echte Probleme. Und wenn doch, Ersatz ist reichlich vorhanden und preiswert. Zudem ist diese Opel extrem schrauberfreundlich und eignet sich somit auch bestens zum Einstieg in das rostige Hobby.

Dies war auch in der Vergangenheit der Fall und so gibt es zahlreiche Umbauten, die sich das Baukasten-Prinzip von Opel zunutze machten und so ziemlich alles im Motorraum unterbrachten, was auch nur ansatzweise hinein passte. Die Ascona-Modelle mit dem schweren Sechszylinder-Reihenmotor aus dem Senator gehören ebenso zu den "Sondermodellen", wie obskurste Leistungskits. Diese Spielereien mögen zwar reizvoll sein, besonders geeignet für ein stilvolles Bewahren der Opel-Mittelklassemodelle sind sie jedoch nicht, zumal den Fahrzeugen dann auch oft der TÜV-Segen fehlt.

Drum suchet, wer findet

Hand aufs Herz, so schön die Erinnerungen an die späten 1970er Jahre auch sein mögen, weder der Ascona, noch der Manta werden es je in den Reigen der hochpreisigen Youngtimer schaffen. Zu gering ist das Interesse der automobilen Fangemeinde an diesem eher simplen Konstrukten der Automobiltechnik. Das kann dem Interessenten nur recht sein, denn wer eines der beiden Modelle sucht, tut dies aus purer Spaß an der Freud.

Das Preisniveau für passabel erhaltene Fahrzeuge ist daher günstig, die Ersatzteilsituation - bis auf wenige Ausnahmen wie Verkleidungsteile und Sonderzubehör - dank zahlreicher freier Teilehändler entspannt. Teuer hingegen sind Versionen wie der i2000, Ascona 400 oder Irmscher-Sondermodelle, die aber original sein müssen und von denen aufgrund ihres hohen Wertes bereits erste Fälschungen im Umlauf sein sollen.

Die mittlerweile geringe Anzahl der Überlebenden der beiden Baureihen lässt aber vor allem Youngtimerfans mit geringem Budget aufmerken, die den extrovertierten Auftritt lieben. Mit vertretbarem Aufwand lässt sich mit einem originalen Ascona oder Manta nicht nur vor der Dorfdisco der Jugend der Charme der 80er wieder aufleben, sondern auch bei jeder Youngtimerrallye eine gute Figur machen. Und dank der soliden Technik kann das gesparte Geld in die zeitgenössische Garderobe samt Vokuhila Perücke investiert werden. Denn der Spaß fährt bei den beiden Alt-Opels in jedem Fall ganz vorne mit. Mit den beiden Modellen Ascona und Manta B werden heute vor allem Einsteiger ins Youngtimer-Hobby angesprochen. Ein niedriges Preisniveau bei Fahrzeugen und Ersatzteilen sowie eine Schrauber-freundliche Konstruktion machen die beiden zur ersten Wahl, wenn es darum geht, viel Spaß für kleines Geld zu bekommen. Erlaubt ist dabei, was gefällt (und zulässig ist).

Originale und hochwertige Zustände werden von der Szene jedoch zunehmend höher honoriert. Die Sonder- und Rallyemodelle sind dagegen schon aufgrund ihres hohen Preisniveaus eher etwas für betuchtere Sammler und werden selten angeboten.

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