Während der von 1988 bis 1995 gebaute und mit Kinderkrankheiten behaftete Vectra A vom Gebrauchtmarkt fast verschwunden ist, erfreuen sich die Nachfolge-Generationen Vectra B (bis 2002) und vor allem der Vectra C (bis 2008) großer Beliebtheit. Hier gibt es ein vielfältiges Angebot an Karosserie- und Motorvarianten und somit einen für jeden Geldbeutel richtigen Vectra.
Im Sommer 1988 beendete Opel mit dem Start des Vectra A eine Ära, die fast 30 Jahre dauerte und drei Modellgenerationen umfasste: die des Ascona. Wie sein zunächst heck-, dann frontgetriebener Vorgänger wurde der Vectra zwischen seinen Konzernbrüdern Kadett (später Astra) und Omega in der unteren Mittelklasse angesiedelt. Dort sollte er nach dem Wunsch der Opelbauer vor allem den Importmodellen aus Fernost das Fürchten lehren - was dem Vectra in Folge einer ganzen Reihe von Kinderkrankheiten nur bedingt gelang.
Immerhin wurden allein 1991 stolze 185.000 Vectra im wiedervereinigten Deutschland verkauft. Aus heutiger Sicht eine für Opel beeindruckend hohe Zahl. Doch die Vectras der ersten Baujahre krankten oft an einem Übel, das bei der Konkurrenz zu dieser Zeit eigentlich schon kein Thema mehr war: dem Rost. Erst nach dem Facelift 1993 konnte der Vectra A und die Nachfolge-Generationen B und C hier deutlich besser abschneiden. Der Image-Schaden für den Namen der Baureihe war jedoch erheblich.
Super-Turbo und 4x4
Hoch in der Käufergunst stand bei der ersten Generation ein Zwei-Liter-Benziner mit 115 PS. Später reichten für diese Leistung auch 200 Kubikzentimeter weniger - Sechszehn-Ventil-Technik machte es möglich. Sogar eine Allradversion namens Vectra 4x4 brachte Opel 1993. Spitzenmodell in der A-Baureihe war der seltene 2.0 Turbo mit etwas mehr als 200 Pferden unter der Haube. Er bescherte dem Eigner zwar einigen Fahrspaß (6,8 Sekunden/240 km/h) - allerdings um den Preis entsprechender Zuschläge bei Versicherung und an der Zapfsäule. Doch selbst wer heute noch in diesen Um-den-Baum-Wickler investieren möchte: Fahrbereite Exemplare haben auf dem Gebrauchtmarkt absoluten Seltenheitswert.
Die noch häufiger angebotenen Dieselaggregate mit 1,7 Liter Hubraum sind allerdings auch keine wirkliche Empfehlung, egal ob als früher Sauger oder in der späteren Turboausführung. Die aus dem Isuzu-Regal stammenden Selbstzünder laufen rau und lassen weder Umgebung noch Passagiere akustisch über ihr Funktionsprinzip im Unklaren. Wer sich einen Vectra A noch als Alltagswagen zulegen will, sollte einen 75 bis 116 PS starken Benziner ab Baujahr 1993 wählen. Mit Ausnahme einiger weniger Liebhaberstücke liegen die Gebrauchtpreise selten über 3.000 Euro.
Vectra B
Die in der zweiten Vectra-Generation eingebauten Direkteinspritzer-Diesel mit 82 beziehungsweise 101 PS waren Opel-Neuentwicklungen, die sich wesentlich zivilisierter als die Isuzu-Motoren gaben und daher auch heute noch eine überlegenswerte Alternative darstellen. Die in Kaiserslautern gebauten Zwei-Liter-Selbstzünder gaben sich zudem dank Direkt-Einspritzung bemerkenswert genügsam, mit lang übersetzten Getrieben boten sie allerdings nur mäßige Durchzugskraft.
Desweiteren hat Opel insgesamt sechs Vier-Zylinder-Benziner verbaut, deren Leistung von 75 bis 147 PS reichte. Allesamt gelten als unproblematisch und halbwegs genügsame Gesellen. Den ab 1995 angebotenen Vectra B hat Opel zudem mit Sechs-Zylinder-Motoren mit bis zu 170 PS angeboten. Für sie gilt hinsichtlich der Unterhaltskosten ähnliches wie für den 2.0 Turbo der ersten Generation.
Caravan begehrt
Im Innenraum des Vectra B freuen sich die Passagiere über viel Platz für Kopf und Gliedmaßen - auch auf den hinteren Sitzen. Das Gestühl weist Langstrecken- und Langzeitqualitäten auf. Die Instrumententafel ist funktionelle Durchschnittsware ohne Überraschungen – bei Sportsitzen scheuert sich jedoch schnell mal die Seitenwange des Fahrersitzes durch.
Egal ob als Schrägheck oder mit traditionellem Stufenabschluss: Der in jedem Fall gut zugängliche Kofferraum bietet ein üppiges Fassungsvermögen. Besonders gefragt - vor allem als Familienauto - ist der Caravan, den Opel erst ein Jahr nach dem Modellwechsel zum Vectra B ab 1996 anbot.
Vom Vectra B finden sich noch einige tausend Angebote im Internet (Stand: November 2009). Die Preise starten bei wenigen hundert Euro, gut erhaltene Exemplare erreichen mit Ausnahmen sogar noch mehr als 7.000 Euro. Für aufwendige Umbauten oder Exoten wie den Irmscher-Versionen i500 oder i30 werden sogar noch für fünfstellige Summen verlangt.
Vectra C
Mit deutlichem Längenzuwachs und konservativer Optik brachte Opel im Frühjahr 2002 die dritte und letzte Vectra-Generation in Deutschland auf den Markt. Obwohl ein qualitativer Fortschritt und zudem ein Vectra, der besonders viel Auto fürs Geld bot, konnte der C bei weitem nicht mehr das Stückzahlen-Niveau seiner Vorgänger erreichen. Wohl ein Grund, warum der Vectra schon 2008 eingestellt und durch den völlig neuen Insignia ersetzt wurde.Wie schon der Vectra B, so wurde auch der C in drei Karosserievarianten angeboten. Erfolgreichste Version war der Caravan, der vor allem mit üppigem Stauraum beeindruckte. Bei umgeklappter Rückbank beträgt sein Volumen immerhin 1.850 Liter. Attraktiv ist zudem die optional angebotene Kofferraum-Nutzungshilfe FlexOrganizer. Für die meisten Transportaufgaben ist der Caravan damit optimal gerüstet.
Graue Maus mit viel Komfort
Wer nicht ganz so viel Wert auf Stauraum legt, ist mit der eleganteren, fünftürigen Schrägheck-Version GTS gut bedient. Auch hier lässt sich dank der großen Heckklappe einiges einladen. Die optisch langweiligste und für Transportaufgaben am schlechtesten gerüstete Version ist der Stufenheck-Vectra, den man auf dem Gebrauchtmarkt allerdings zu besonders günstigen Preisen bekommen kann. Bei rund 4.000 Euro starten die ab 2002 gebauten Vectra Limousinen, der erst ab 2003 gebaute Caravan liegt gut zwei tausend Euro darüber (Stand: November 2009).
Ein wirklicher Hingucker ist der Vectra C in keiner Karosserieversion. Insofern bietet die graue Mittelklasse-Maus wenig Potenzial zum Klassiker, daran hat auch die optische Aufwertung des 2005er-Facelifts nichts geändert. Auch der Innenraum versprüht einen eher spröden Charme. Dafür sind Platzangebot, Sitzkomfort und Verarbeitung durchweg gut, eine unkomplizierte Bedienbarkeit und gute Übersichtlichkeit sind weitere Vorteile. Die Ausstattungsoptionen waren zudem sehr vielseitig und viele der einst teuren Extras sind bei gebrauchten Vectra im meist günstigen Preis bereits enthalten.
Kein Rost, aber marode Auspuffanlagen
Trotz der bemerkenswert niedrigen Gebrauchttarife gilt der Vectra C hinsichtlich seiner Zuverlässigkeit als weitgehend empfehlenswert. War noch die erste Vectra-Generation ein eher anfälliges Fahrzeug, konnte Opel die Qualitätstiefe der letzten Generation deutlich verbessern. Besonders unproblematisch sind die Blechteile, die sich dank des Einsatzes von Zink und Konservierungswachs bemerkenswert widerstandsfähig gegen Rost zeigen. Das kann man allerdings nicht von den Auspuffanlagen behaupten, die bei allen Motorisierungen mit starken Korrosionsproblemen zu kämpfen haben. Gut, wenn diese beim gebrauchten Vectra bereits ausgetauscht wurden. Ansonsten könnte ein neuer Auspuff alsbald fällig werden, denn nur gut drei Jahre sollen die Original-Anlagen halten.
Wesentlich robuster zeigen sich hingegen die Motoren. Die Basisbenziner mit 1,6 Liter Hubraum und 100 beziehungsweise 105 PS sind ohne größere Ausfälle für 200.000 und mehr Kilometer gut. Diesen zwar genügsamen Aggregaten fehlt es angesichts der mindestens 1,4 Tonnen Fahrzeuggewicht allerdings etwas an Leistung. Dennoch darf bereits der Basisbenziner als uneingeschränkt alltagstauglich bezeichnet werden.
Starke V6
Reichlich Leistung bieten dafür die Sechs-Zylinder-Benziner, die zwischen 211 und in der späten OPC-Version (2006 bis 2008) sogar bis 280 PS leisten. Doch muss man beim Unterhalt aufgrund des relativ hohen Verbrauchs tief in die Tasche greifen. Bereits ab rund 5.000 Euro kann man die starken und gut 250 km/h schnellen V6-Versionen bekommen. Angesichts von Fahrleistung, Ausstattung und Raumangebot ein Schnäppchen. Im Schnitt etwas teurer ist sind die starken V6-Diesel mit drei Litern Hubraum. Das Isuzu-Aggregat gab es zunächst mit 177 und ab 2005 mit 184 PS. Immerhin reicht das für rund 230 km/h, wobei der Verbrauch sich im hohen einstelligen Bereich bewegt.
Ebenfalls keine betont sparsamen Motoren sind die 1.8er-Benziner (122 und 140 PS) und der Zweiliter-Turbo mit üppigen 211 PS. Vor allem Letzter langt beim Verbrauch richtig zu, wenn viel Leistung gefordert wird. Ein guter Kompromiss ist der 2.2 Direct. Der Vierzylinder bietet kultivierten Lauf, ordentliche Fahrleistungen und dank der Benzindirekteinspritzung sogar ein halbwegs akzeptables Verbrauchsniveau. Seine Steuerkette qualifiziert ihn zudem zu einem wartungsarmen Motor, der nur alle 30.000 Kilometer nach einem Werktstatt-Check verlangt. Allerdings finden sich auf dem Gebrauchtmarkt nur wenige Vectra 2.2 Direct.
Empfehlungen: CDTI und IDS
Das meistverkaufte und eigentlich empfehlenswerteste Aggregat für den Vectra C ist der 1,9-Liter-Diesel CDTI, der aus einer Kooperation von Opel und Fiat stammt. Ab 2004 befeuert er die Vectra-Familie mit 100, 120 und 150 PS. Die CDTIs mit Common-Rail-Einspritzung laufen recht problemlos und sind zudem serienmäßig mit Rußpartikelfilter ausgestattet. Grundsätzlich gilt allerdings: Finger weg von den CDTIs mit Chiptuning. Die Mehrleistung wird mit einer verkürzten Lebensdauer der Aggregate erkauft.
Während der neue Insignia ein guter Kompromiss aus Komfort und Agilität bietet, wirkt das Vectra-Standardfahrwerk schon etwas hölzern, wenn auch Fahrkomfort gut und Geradeauslauf stabil sind. Eine Empfehlung ist das ab dem Modelljahr 2005 optional angebotene aktive Fahrwerk IDS+ mit elektronischer Dämpferverstellung CDC (Continuous Damping Control). Mit IDS bietet der Vectra auf Wunsch ein gehobenes Agilitätsniveau.
Je stärker man den Vectra-Unterbau allerdings fordert, desto zeitiger macht sich hier der Verschleiß bemerkbar. Eine grundsätzlich eher kurze Lebensdauer wird den Bremsen nachgesagt. Außerdem können an der Vorderachse die Stabi-Koppelstange, die Traggelenke und die Silentbuchsen beim gebrauchten Vectra Probleme machen.
- Gutes und Schlechtes
- Geschichtliches
- Sichere Fahreigenschaften
- Gutes Raumangebot, hohe Ladekapazität im Caravan
- Funktionelle Bedienung, präzise Lenkung
- Qualitätsmängel in ersten Produktionsjahren
- Dieselmotoren beim Vectra A nicht empfehlenswert
- Durstige Turbobenziner in allen drei Generationen
06/88 Vectra A löst Ascona C ab, Motoren von 57 bis 115 PS 03/89 Fließheck-Version mit 5 Türen 09/91 1,7 Liter Turbodiesel mit 68 PS und Katalysator 11/92 Modellpflege, V6-Motor mit 170 PS neu 08/95 Vectra B startet: Motoren von 75 bis 170 PS 09/96 Einführung Vectra Caravan und DTI-Motor mit 82 PS 09/98 Überarbeitung, Sportversion i500 mit 195 PS 03/02 Vectra C kommt 09/02 Einführung des fünftürigen Vectra GTS 10/03 Einführung des Vectra Caravan 09/05 Modellpflege und serienmäßige Einführung des Partikelfilters 11/06 Leistungssteigerung des Vectra OPC auf 280 PS 07/08 Produktion des Vectra wird eingestellt, Nachfolger ist der Insignia
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## Fazit
Der Schrecken der Importeure bei der Markteinführung des Vectra Ende der 1980er Jahre war nur von kurzer Dauer. Technische Macken in der Anfangsphase ruinierten den Ruf des Vectra. Die zweite Generation ist in jeder dieser Disziplinen dem kapriziösen Vorgänger überlegen. Der Vectra B fällt allerdings durch eine schwergängige Servolenkung und eine beim Caravan übertrieben harte Federung unangenehm auf.
Weitere Fortschritte hat der Vectra in der dritten Generation gemacht. Allein die Optik sorgt nicht dafür, dass einem das Portemonnaie in der Tasche aufspringen will. Dafür bietet der Vectra C ein sehr hohes Platzangebot und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Insbesondere der riesige Caravan hat viele Freunde gefunden. Zusammen mit dem 120 PS starken 1.9 CDTI bekommt man ein besonders alltagstaugliches Auto. Die Auswahl ist üppig, das Preisniveau insgesamt niedrig.