Erster Test Peugeot E-308 SW: Das kann der neue E-Kombi

Der Peugeot E-308 SW auf einen Blick

• Neuer Stellantis-E-Antrieb mit 115 kW/156 PS
• Reichweite gemäß Hersteller bis zu 409 km
• 51 kWh-Batterie, 100-kW-DC-Schnellladen
• Präzises Handling, viel Komfort
• Weniger Platz im Kofferraum als beim Verbrenner
• Einstiegspreis ab 45.765 Euro

Trotz einer überschaubaren Spitzenleistung von 115 kW/156 und einem Gewicht von rund 1,8 Tonnen, lässt sich der Peugeot E-308 SW recht dynamisch durch Kurven zirkeln.

China war wieder einmal schneller

Selbst diese Domäne haben die chinesischen Autohersteller geschliffen: Der Kombi ist zwar das Lieblingskind der Europäer und speziell der Deutschen. Aber die ersten Elektro-Caravans rollten aus dem Reich der Mitte zu uns. Bei den Kompakten war es MG, die mit dem MG5 als erstes ins Ziel fuhren. In der gehobenen Mittelklasse zog Nio mit dem BMW-Fünfer-Konkurrenten ET5 Touring nach, bevor die Münchner selbst im Frühjahr 2024 ihren i5 Touring präsentieren werden. Immerhin darf sich Peugeot jetzt offiziell freuen „der erste europäische Automobilhersteller zu sein, der eine 100 Prozent elektrische Kombi-Variante anbietet.“ Die Freude darüber dürfte derweil kurz sein, denn schon während wir diese Zeilen tippen, steht auch der elektrische Opel Astra Sports Tourer in den Startlöchern.

Beide Stellantis-Produkte verfügen über die gleichen Plattformkomponenten, über den gleichen Antrieb: Der Frontmotor mit 115 kW/156 PS (Stromverbrauch kombiniert: 15,9-15,1 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; Elektrische Reichweite: bis zu 409 km)² ist zwar kein ausgesprochener Kraftmeier, aber er hat wie alle E-Aggregate einen ordentlichen Anzug. Mühelos bewegt die permanenterregte Synchronmaschine die 1,8 Tonnen Gewicht auch auf Bergstrecken und zirkelt den 4,60 Meter langen Kombi erstaunlich leicht durch die Kurven. Auszusetzten haben wir nur etwas an der Lenkung. Auf der Stellung Sport ist sie viel zu schwergängig. Dafür macht das Fahrwerk seine Sache richtig gut. Selbst bei den buckligsten Tempo-Stoppern auf der Straße bockt das Auto nicht, Federn und Dämpfer arbeiten sauber und präzise.

Die Franzosen lieben eigenwillige Cockpits. Dennoch findet man sich schnell zu recht und auch die Bedienmenüs im Navigationssystem sind leicht zu erlernen.

Reichweiten-Test: Wie viele Kilometer schafft der E-308 wirklich?

Die Beschleunigung (10,0 Sekunden von null auf 100 km/h) und das Fahrwerk sind die eine Sache, viel entscheidender ist jedoch, wie weit man mit dem E-308 SW kommt. Zwischen der theoretisch möglichen und der tatsächlichen Reichweite klafft meistens eine große Lücke, oftmals eine ganze Bergkette. Und da macht auch der Peugeot E-308 SW keine Ausnahme. Der Test: Wir starten mit vollem 51-kWh-Akku (netto) und 422 Kilometer. Das wäre ja recht ordentlich! Nach einer Strecke von 172 km bei batteriefreundlichen Temperaturen um die 20 Grad und gelegentlicher sportlicher Fahrweise stellen wir das Auto wieder ab. Die Bilanz: Verbraucht haben wir etwas mehr als prognostiziert: 16,7 statt 15,9 kW je 100 km. Als Rest-Reichweite stehen nur noch 132 km auf dem Tacho. Und das ist überraschend wenig: Denn das bedeutet, dass wir auf 172 km Strecke 290 Kilometer Reichweite liegen lassen mussten. Wenn man das weiter hochrechnet und erfahrungsgemäß bei 50 Kilometer im Akku „auftankt“, dann stehen realistisch 250 Kilometer zur Verfügung. Entsprechend weniger natürlich in der kalten Jahreszeit.

Das muss auch jeder Käufer wissen, bevor er sich den Franzosen-Kombi in die Garage stellt: Langstrecke kann er nur bedingt. Denn neben dem kleinen Akku sind auch die Ladezeiten eher durchschnittlich. Mehr als 100 kW an der DC-Säule sind nicht drin (11 kW AC), wobei dies genügen soll, um den Akku von 10 auf 80 Prozent in rund 35 Minuten aufzuladen. Wer eine schwache Blase hat, freut sich vielleicht über die daraus resultierenden häufigen Zwangspausen, alle anderen dürften sich darüber ärgern. Apropos: Leider gibt es keine aktive Ladeplanung, die mit dem Navi gekoppelt ist. Eine eigene App, die demnächst kommt, soll das Manko beseitigen. Sie ist im Paket Connect Plus sechs Monate gratis enthalten, danach kann sie gegen eine Gebühr abonniert werden. Das Abo-Modell gilt auch für alle anderen Ausstattungsvarianten.

Der Kofferraum des Peugeot E-308 SW fasst gut nutzbare 548 bis 1.574 Liter Gpeäck - die Ladefläche ist allerdings nicht ganz eben. Anhänger dürfen übrigens keine gezogen werden.

Beim Kofferraum muss der Elektro-Peugeot Abstriche machen, aber…

Ebenso wichtig wie die Reichweite sind beim Elektro-Kombi die Platzverhältnisse. Hier muss der E-308 im Vergleich zu den Verbrennern und Hybriden, die auch weiterhin im Peugeot-Programm bleiben, nur leichte Abstriche machen: 60 Liter sind es weniger, das ist aber verkraftbar, weil weiterhin sehr ordentliche 548 respektive 1.574 Liter zur Verfügung stehen. Die Sitzbank kann recht praktisch mit zwei Hebeln in der Seitenwand umgeklappt werden. Leider entsteht keine ebene Ladefläche, die Stufe ist aber nicht allzu groß. Von außen wirkt der E-308 ziemlich mondän. Zumindest vorne. Denn wie der im nächsten Frühjahr kommende größere E-3008 hat der Kompakte schon das neue Markengesicht mit dem überarbeiteten und präsenteren Löwen-Logo.

Der Kühlergrill ist ziemlich groß und wallt wie die Mähne des Peugeot- Wappentiers. Günstig ist der neue E-308 auch nicht unbedingt, aber das ist im Augenblick ja kein Neuwagen. Mit 45.765 Euro Einstandspreis liegt er um circa 2.000 Euro höher als der elektrische Astra Sports Tourer. Das ist auch Absicht, weil der Stellantis-Konzern die Marke Peugeot etwas höher ansiedeln will als Opel. Dafür soll das Basismodell aber wiederum mehr Ausstattung haben als der Konzernbruder aus Rüsselsheim.

Der Stellantis-Konzern positioniert Peugeot intern über Opel. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass der Franzose rund 2.000 Euro teurer ist als der Astra Sports Tourer mit E-Antrieb.

Auch der Peugeot E-208 kommt neu

Apropos Verwandtschaft: Der etwas kleinere Peugeot 208 kommt ebenfalls Ende des Jahres neu. Der Bestseller (eine Million verkaufter Exemplare) präsentiert sich optisch aufgefrischt: Die vertikale Lichtkrallen an der Front und die horizontalen am Heck lassen das Kätzchen aus dem Hause Peugeot ganz schön selbstbewusst dastehen. Auch der E-208 bekommt den 156-PS-Antrieb mit der 51-kWh-Batterie (Stromverbrauch kombiniert: 14,5-14,0 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; Elektrische Reichweite: bis zu 410 km). Er soll bis auch zu 410 Kilometer Reichweite haben und fährt sich einen Tick agiler als der E-308. Kein Wunder, schließlich wiegt er gut 200 Kilogramm weniger. Kostenpunkt: Ab 40.325 Euro.

Kleiner, agiler, ein wenig günstiger als der e-308: Der frisch überarbeitete Peugeot e-208 kommt ebenfalls in den nächsten Wochen mit Facelift in den Handel.

Erstes Fazit

Der E-308 fährt sich präzise, flott und erstaunlich agil. Er ist praktisch, bedienungsfreundlich und komfortabel. Leider kommt der Franzose mit der eingebauten Batterie nicht weit genug und kostet zu viel. So wird aus dem König der Löwen eher ein zahmer Salonlöwe. (Text: Rudolf Bögel | Bilder: Hersteller)

Technische Daten Peugeot E-308 SW*

• Modell: Peugeot E-308 SW
• Antrieb: Frontmotor/Automatik
• Leistung: bis zu 115 kW (156 PS)
• Drehmoment: bis zu 270 Nm
• Beschleunigung 0–100 km/h: 9,8 s
• Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
• Akku-Kapazität: 51 kWh (netto)
• Ladeleistung AC/DC: 11 KW/100 kW
• Stromverbrauch kombiniert: 15,9–15,1 kWh/100 km²
• CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km²
• Elektrische Reichweite kombiniert: bis zu 409 km
• Abmessungen L/B/H: 4,64 m/1,85 m/1,44 m
• Radstand: 2,68 m
• Leergewicht/Zuladung: 1.791 kg/459 kg
• Anhängelast/Stützlast: 0/80 kg
• Kofferraumvolumen: 548–1.574 l
• Preis: ab 45.765 Euro

*Herstellerangaben