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Porsche Boxster (986) im Gebrauchtwagen-Test: Offene Glückseligkeit mit Schwächen

Der Porsche Boxster feiert in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag und die ersten 986 erreichen in wenigen Jahren die höheren Weihen des H-Kennzeichens. Wie sich der erste Boxster fährt und welche Schwachstellen es zu beachten gibt, zeigen wir dir in unserem Gebrauchtwagen-Check.


Der Porsche 986 Boxster im Überblick


Pro

Stärken

  • - Sportliche Fahreigenschaften
  • - Emotionale Sechszylinder
  • - Ausgewogenes Fahrwerk
  • - Standfeste Bremse
  • - Gute Verarbeitung
Contra

Schwächen

  • - Große Motoren fehleranfällig
  • - Teure Verschleißteile
  • - Kaum Ablageflächen
  • - Im Innenraum billige Kunststoffe

Im Schatten des Porsche 911

Seit mittlerweile 25 Jahren ist der Porsche Boxster eine beständige Größe im Produktportfolio der Stuttgarter. Einst als Hausfrauenporsche verschrien, erinnerte er in den 1990er Jahren kaum einen Autofan an die Mittelmotor-Urahnen 356/1 und 550 Spyder, so wie man sich das in der Porsche-Marketingabteilung eigentlich gedacht hatte.

Doch aus dem belächelten Roadster, der stets im Schatten des Neunelfer stand, wurde über die Jahre ein ernstzunehmender Sportwagen und auch die erste Boxster-Generation 986, gebaut von 1996 bis 2004, braucht sich fahrdynamisch nicht zu verstecken.

Porsche-986-Boxster-Front-Parking

Kleine Sechszylinder sorgen für ausreichend Vortrieb

Das Porsche Museum entlieh uns für Testfahrten freundlicherweise diesen 986 aus dem Jahr 2000 mit dem bereits größeren 2,7-Liter-Sechszylinder und 220 PS. Die Jahre zuvor sorgte ein etwas kleinerer 2,5-Liter-Boxer mit 204 PS für Vortrieb. Ganz gleich um welchen Basis-Boxster es sich handelt – die Leistung ist für den Mittelmotor-Sportwagen mehr als ausreichend, der Spritverbrauch mit rund 12 Liter noch moderat.

Nie kam uns in den Sinn, dass wir im Ländle untermotorisiert unterwegs gewesen wären – trotz der verbauten 5-Gang-Tiptronic. Sie zwackt dem herrlich unverfälscht klingenden Motor zwar etwas Temperament ab, doch die Fahrstufen werden für ein Automatikgetriebe aus den 1990er Jahren immer noch flott hereingereicht, was zu dieser Zeit sicherlich nicht jeder Wandler leisten konnte.

Porsche-986-Boxster-Steering

986 Boxster ist ein echter Porsche

Ansonsten gilt, dass auch der 986 Boxster mit den gewohnten Porsche-Tugenden aufzuwarten weiß. Das Fahrwerk ist sportlich-straff ausgelegt, aber nicht unkomfortabel. Die Lenkung ist direkt und mitteilsam, das Volant lässt sich jedoch nur sehr begrenzt in der Höhe verstellen. Insgesamt ist der 986 ein sehr fahraktiver Wagen, der für den Fahrer stets spürbar sein Mittelmotor-Layout präsentiert und auch aufgrund seiner ausgewogenen Gewichtsverteilung über ein äußerst neutrales Einlenkverhalten verfügt.

Wer es auf der Hausstrecke nicht übertreibt, wird kaum in die Verlegenheit kommen, dass das damals optionale PSM zu regeln beginnt. Kopflos agierenden Sportwagenfans, die mit deaktivierten Regelsystemen insbesondere auf Nässe ihr Können unter Beweis stellen wollen, sei aber auf den Weg gegeben, dass auch ein Basis-Boxster mitunter zur zickigen Mittelmotor-Furie werden kann.

Porsche-986-Boxster-Rear

Porsche Boxster (986) - Technikschwerpunkte

Mit seinen 25 Jahren nähert sich der Porsche Boxster dem Oldtimer-Alter. Es ist an der Zeit sich ein gutes Exemplar zu sichern. Doch man muss etwas aufpassen, damit der Roadster-Spaß auch von Dauer ist.

So gilt vor allem dem Motor besonderes Augenmerk. Ölleckagen durch undichte Kurbelwellen-Simmerringe sind ein gut bekanntes Problem. Ebenfalls kann das Zwischenwellenlager Probleme machen. Noch schwerwiegender sind Auswaschungen an den Alusil-Zylinderwänden und defekte Kolben, die gerne zu einem Motorschaden führen. Faustregel: Je kleiner der Hubraum, desto weniger Probleme. Mit dem Einstiegsmodell, also dem 204 PS starken 2,5-Liter-Boxer, macht man also wenig falsch.

Der Rest ist typisch Porsche. Fahrwerk und Bremsanlage sind ausreichend dimensioniert, verschleißen natürlich bei artgerechter Benutzung entsprechend. Das Preisniveau der Teile ist markentypisch hoch. Dafür punktet der Boxster mit ordentlicher Blech- und Lackqualität, sofern er frei von Vorschäden und Umbauten ist. Im Interieur muss man Abstriche bei den Materialien machen, hier gilt deshalb: Nimm im Zweifel das bessere (höher ausgestattete) Exemplar, auch wenn es etwas teurer ist.

Porsche-986-Boxster-Interieur

Licht und Schatten – der Innenraum

Im Innenraum dann eine Überraschung: Die oft gerügten billigen Kunststoffe der ersten Boxster-Generation bleiben zwar auch nach über 20 Jahren klopffest, Anmutung und Verarbeitung wirken aber solide. Natürlich kommt es bei der Cockpit-Präsentation auch darauf an, wie der Erstbesitzer seinen Wagen einst konfiguriert hat.

Oft wurde der Boxster zudem nicht oder zumindest weniger geschont als vergleichbar alte Neunelfer. Fahrzeuge die lange Jahre als Erstwagen (auch im Winter) genutzt wurden, zeigen mitunter deutliche Verschleißerscheinungen. Neuralgische Punkte sind hier die Bedienteile, Elemente aus Leder und natürlich das Stoffverdeck mit seiner Kunststoff-Heckscheibe.

Stauraum sucht man im 986 derweil vergebens. Ein Handschuhfach wurde auf vielfachen Wunsch erst zum Modelljahr 2003 gereicht, die beiden Kofferräume fassen zusammen überschaubare 250 Liter Gepäck. Die Sitzposition ist für Großgewachsene jenseits der 1,90 Meter beinahe schon zu hoch, dementsprechend windet es nicht nur um das Haupthaar. Das Sportgestühl an sich ist aber bequem, der Ein- und Ausstieg gelingt ohne wilde Verrenkungen.

Porsche-986-Boxster-Driving

Marktlage, Preis und Fazit

Dem Porsche Boxster (986) steht eine interessante Zukunft bevor. Er markierte nicht nur in den 1990er Jahren den günstigen Einstieg in die Porsche-Welt, er ist auch heute (noch) preiswerter als vergleichbare Porsche 911 aus jener Zeit. Seine Fahrleistungen können mit denen eines Elfers durchaus mithalten, die teils kapriziöse Motorentechnik bleibt dagegen sein größtes Manko. Der Bestand an guten Fahrzeugen nimmt beständig ab, was die Preise ebenfalls auf einem stabilen Niveau hält. Für gepflegte Modelle - in Abhängigkeit von Baujahr, Zustand und Ausstattung - müssen Interessierte noch zwischen 11.500 und 20.000 Euro ausgeben. (Text: tv, fm | Bilder: tv)

Technische Daten*

  • Modell: Porsche Boxster (986) Modelljahr 2000
  • Motor: Sechszylinder-Boxer, 2.687 ccm
  • Leistung: 220 PS (162 kW) bei 6.400 U/min
  • Drehmoment: 260 Nm bei 4.750 U/min
  • Antrieb: Hinterrad, 6-Gang-MT (optional 5-Gang-TT)
  • Verbrauch kombiniert: 10,0 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 245 g/km²
  • Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 6,6 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 255 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 4,32 m/1,78 m/1,29 m
  • Gewicht: ca. 1.335 kg
  • Grundpreis 1999: ab 42.108 Euro

*Herstellerangaben

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