Da sind sie, die Porsche Modelle Boxster, Cayman, 911 Carrera 4, 911 Targa 4, Panamera und Cayenne. So unterschiedlich sie sind, eines vereint die Sechs - alle tragen den GTS-Schriftzug. Und: Sie alle warten darauf, uns von ihrem Potenzial auf der anspruchsvollen Strecke der Targa Florio mit ihren vielen Kurven und Steigungen zu überzeugen.Vincenzos Traum
Blicken wir kurz in die Vergangenheit: Die Targa Florio war ein Langstreckenrennen auf den öffentlichen Bergstraßen Siziliens. Durchgeführt wurde sie von 1906 bis 1977, zumeist im Mai, und galt als wichtigste internationale Motorsportveranstaltung; zeitweise zählte sie sogar zur Sportwagen-Weltmeisterschaft.
Initiator war der automobilbegeisterte Unternehmer Vincenzo Florio, der das Rennen 1906 zum ersten Mal durchführen ließ. Die ursprüngliche Strecke war 148 Kilometer lang und musste drei Mal absolviert werden. Sie besaß mehr als 2.000 Kurven pro Runde und wurde in den Jahren 1906 bis 1911 und im Jahr 1931 gefahren.
Neuneinhalb Stunden
Pünktlich um 06:00 Uhr am 06. Mai 1906 gingen zehn Automobile an den Start. Im Abstand von zehn Minuten starteten die Fahrer in den Rundkurs. Der Sieger bewältigte die vorgegebenen drei Runden (444 Kilometer) in 9 Stunden und 32 Minuten.
Neben der langen Strecke (Grand) gab es noch zwei weitere Routen, die Kurze (Piccolo) mit 72 Kilometern und knapp 900 Kurven, welche von 1932 bis 1936 und 1951 bis 1977 bestritten wurde und die Mittlere (Medio) mit einer Streckenlänge von 110 Kilometern und über 1.300 Kurven, die in den Jahren 1919 bis 1930 gefahren wurde.
Zum Vergleich: Angelegte Rennstrecken haben meistens zwischen 12 und 18 Kurven. Selbst der längste Kurs, der Nürburgring mit seiner Länge von 20,832 Kilometern hat „nur“ 173 Kurven.
Porsche und die Targa Florio
Seit 1922 ist Porsche ein Begriff bei der Targa Florio. Damals gingen drei der von Ferdinand Porsche konstruierten Austro-Daimler "Sascha" ins Rennen, die mit ihren nur 45 PS starken Motoren und einer Höchstgeschwindigkeit von 144 km/h den ersten und zweiten Platz in ihrer Hubraumklasse errangen. 1924 leitete Ferdinand Porsche die Entwicklung des Kompressor-aufgeladenen Mercedes Typ PP, welcher den Gesamtsieg holte.
Trotz des Potenzials von Porsche dauerte es noch bis 1956, bis erstmals ein Fahrzeug gewann, das auch den Namen „Porsche“ trug. Niemand hatte es für möglich gehalten, dass der Porsche 550 A Spyder mit seinem 1,5-Liter-Motor eine Chance gegen die stärkere Konkurrenz gehabt hätte. Umberto Maglioli absolvierte die zehn Runden im leichten und zuverlässigen Spyker in 7 Stunden, 54 Minuten und 52 Sekunden und erreichte damit das Ziel fast 15 Minuten früher als der zurecht erstaunte Zweitplatzierte.
Mit Magliolis Sieg begann eine 17 Jahre andauernde Porschedominanz bei dem legendären Autorennen. Zum Zeitpunkt des letzten Rennens mit WM-Status im Jahr 1973 konnte Porsche nicht weniger als 11 Gesamtsiege verbuchen und war damit der erfolgreichste Hersteller in der Geschichte der Targa Florio.
GTS - nicht nur ein Schriftzug
Doch widmen wir uns wieder der heutigen Zeit - und den mit laufenden Motoren wartenden GTS-Modellen: Das Kürzel „Grand Turismo Sport“ steht bei Porsche für reinrassige Sportwagen. Gebaut für die Rundstrecke wie für Ausfahrten auf kurvenreichen Pass-Straßen überzeugen sie mit herausragender Performance, einem besonders sonoren Motorklang und durch ästhetisch-funktionale Ausstattungsdetails. Ein perfektes Zusammenspiel aus hoher Beschleunigungs- und Sprintqualitäten und hoher Querdynamik.
Im Vergleich zu den S-Modellen der jeweiligen Baureihen verfügen die GTS-Varianten über 15 bis 30 PS mehr Leistung. Doch reine Längsbeschleunigung ist nur die halbe Kunst. Noch beeindruckender als die Sprintwerte sind die hohen Kurvengeschwindigkeiten der GTS-Modelle. Bei der Entwicklung der GTS-Baureihen legten die Entwickler in Weissach bei Stuttgart besonderen Fokus auf die noch sportlichere Abstimmung der verschiedenen Fahrwerkkomponenten, die für mehr Kurvenstabilität und Traktion sorgen.
Das serienmäßige adaptive Dämpfersystem - Porsche Active Suspension Management System (PASM) - sorgt in Verbindung mit je nach Modell um zehn bis 20 Millimeter Tieferlegung der Karosserie für eine noch bessere Bodenhaftung und präziseres Einlenkverhalten. Gleichzeitig trägt die Tieferlegung dazu bei, den Fahrzeugschwerpunkt weiter zu senken, wodurch das Fahrzeug äußerst neutral auf Lastwechsel reagiert. Zudem verbessert die Hinterachsquersperre des je nach Modell serienmäßigen Porsche Torque Vectoring (PTV) durch gezielte Bremseingriffe am kurveninneren Hinterrad das Einlenkverhalten, die Lenkpräzision und die Agilität des Fahrzeugs.
Mehr Emotion
Aber auch durch ihren emotionalen Charakter bestechen die GTS-Modelle. Sowohl Ex- als auch Interieur verströmen Sportwagenflair - ganz zu schweigen von der serienmäßigen Sportabgasanlage. Alle GTS-Modelle zeichnen sich äußerlich durch eine sportlich gestaltete Bugschürze und die Sportabgasanlage mit schwarzen Endrohren aus. Stärker ausgestellte Seitenschweller und seitliche GTS-Schriftzüge sowie schwarz lackierte Felgen unterstreichen den emotionalen Charakter der GTS-Modelle zusätzlich.
Besonders die Sportabgasanlage vermittelt mit ihrem weiten Klangspektrum ein einzigartiges Sportwagengefühl und ist dank ihrer Klangfülle unverwechselbar. Heiseres Fauchen beim Beschleunigen in Richtung Drehzahlbegrenzer und kurze Gas-Stöße der automatischen Zwischengasfunktion beim Abbremsen des Fahrzeugs vor Kurven erzeugen den GTS-typischen Klang.
Einmal alle bitte
Allein der Anblick der Porsche-Modelle weckt in uns die Lust, endlich selbst die ungezügelten Pferde aus dem Stall zu lassen - und natürlich wollen wie alle Modelle testen. Einsteigen, Schlüssel umdrehen und schon werde die Pferde mit einem herrlich sonoren Grummeln des Motors geweckt. Ein Blick in den Spiegel und wir erkennen auf unserem Gesicht ein leicht diabolisches Grinsen - und los gehts.
Nach den ersten Kilometern können wir entfernt im Rückspiegel noch unsere Vernunft am Straßenrand apathisch kauernd hocken sehen - wir haben uns für einen Moment von ihr verabschiedet und entscheiden uns, sie erst später wieder einzusammeln.
Ein Tag voller Kurven
Jetzt aber werden wir erstmal den Tag damit beschäftigt sein, die lange Strecke der Targa Florio zu fahren - zumindest den Teil, der noch befahrbar ist. Denn durch den vielen Regen der letzten Jahre, gepaart mit ausgebliebenen Reparaturen, sind Teile der Strecke entweder schlichtweg nicht mehr vorhanden oder in einem desolaten Zustand. Immerhin: Die noch verbliebene Strecke fahren wir bis zum letzten Meter komplett ab.
Auf der sich sich windenden Strecke spurten wir los und nehmen, teilweise ein wenig ungalant, und manchmal ein bisschen flott die oftmals engen Kurven. Doch all das ist kein Problem für die leistungsstarken Nobelschlitten. Ob im Boxster, im Cayman, den 911er-Modellen, im Panamera oder im Cayenne - egal welche Masse sie mit sich rumschleppen: keiner macht auch nur die geringsten Anstalten, auszubrechen. Auch das Rausbeschleunigen aus den Kurven ist für alle ein Kinderspiel. Mehr als einmal stellen wir uns die Frage: Ist der Porsche für die Straße gemacht, oder die Straße für den Porsche?
Keine Grenzen
Wie wir auch die Modelle fordern, eins wird klar - an die Grenzen werden wir keines der Modelle bringen; eher bringt der historische Rallyekurs uns an die Grenzen. Egal wie genau wir suchen, wir finden nichts negatives.
Einen Haken hat die Sache dann allerdings schon - ein großer Geldbeutel muss vorhanden sein, um sich diesen Spaß gönnen zu können. Bis dieser Traum in Erfüllung geht, laden wir sie auf einen virtuellen Trip nach Sizilien ein: Klicken Sie sich durch unsere Galerie und schnuppern Sie ein wenig Targa-Luft.
- Technische Daten
911 Carrera 4 GTS
Länge: 4.509 mm, Breite: 1.852 mm, Höhe: 1.296 mm, Radstand: 2.350 mm
3,8
maximales Drehmoment: 440 Nm bei 5.750 U/min,
Höchstgeschwindigkeit: 304 km/h, 0-100 km/h: 4,4 s,
Durchschnittsverbrauch: 9,9 Liter, CO2-Ausstoß: 233 g/km
Preis: ab 124.689 Euro
911 Targa 4 GTS
Länge: 4.509 mm, Breite: 1.852 mm, Höhe: 1.291 mm, Radstand: 2.450 mm
3,8-Liter-Sechszylinder-Boxermotor, 316 kW/430 PS,
maximales Drehmoment: 440 Nm bei 5.750 U/min,
Höchstgeschwindigkeit: 303 km/h, 0-100 km/h: 4,7 s
Durchschnittsverbrauch: 10,0 Liter, CO2-Ausstoß: 237 g/km
Preis: ab 137.422 Euro
Boxster GTS:
Länge: 4.404 mm, Breite: 1.801 mm, Höhe: 1.273 mm, Radstand: 2.475 mm
3,4-Liter-Sechszylinder-Boxermotor, 243 kW/330 PS,
maximales Drehmoment: 370Nm bei 4.500 bis 5.800 U/min,
Höchstgeschwindigkeit: 281 km/h, 0-100 km/h: 5,0 s,
Durchschnittsverbrauch: 9,0 Liter, CO2-Ausstoß: 211 g/km
Preis: ab 71.258 Euro
Cayman GTS
Länge: 4.404 mm, Breite: 1.801 mm, Höhe: 1.284 mm, Radstand: 2.475 mm
3,4-Liter-Sechszylinder-Boxermotor, 250 kW/340 PS,
maximales Drehmoment: 380 Nm bei 4.750-5800 U/min,
Höchstgeschwindigkeit 285 km/h, 0-100 km/h: 4,9 s,
Durchschnittsverbrauch: 9,0 Liter, CO2-Ausstoß 190 g/km
Preis: ab 73.757 Euro
Panamera GTS
Länge: 5.015 mm, Breite: 1.931 mm, Höhe: 1.408 mm, Radstand: 2.920 mm
4,8-Liter-V8-Zylinder-Saugmotor mit serienmäßigen Allradantrieb, 324 kW/440 PS,
maximales Drehmoment: 520 Nm bei 3500 U/min,
Höchstgeschwindigkeit: 288 km/h, 0-100 km/h: 4,4 s,
Durchschnittsverbrauch: 10,7 Liter, CO2-Ausstoß: 249 g/km
Preis: ab 124.689 Euro
Cayenne GTS
Länge: 4.795 mm, Breite: 1.957 mm, Höhe: 1.675, Radstand: 2.855 mm
3,6-Liter-V6-Biturbomotor, 324 kW/440 PS,
maximales Drehmoment: 600 Nm bei 1.600 bis 5.000 U/min,
Höchstgeschwindigkeit: 262 km/h 0-100 km/h: 5,2 s,
Durchschnittsverbrauch: 10,0 Liter, CO2-Ausstoß: 234 g/km
Preis: ab 98.152 Euro