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Der Alles-Porsche: Fahrbericht Porsche Macan S

Porsche überarbeitet den Macan – wir haben ihn getestet. Der Macan S rangiert zukünftig zwischen der Basis-Version und dem eben vorgestellten Turbo mit 440 PS. Wie er sich mit neuem Fahrwerk, kräftigem Sechszylinder und insgesamt aufgehübscht im Alltag beweist, klärt unser Fahrbericht.

Porsche fahren war lange Zeit ein Kompromiss: Tief einsteigen, wenig Kofferraum und meist nur Platz für zwei Personen bedeutete für viele Familienväter, spätestens nach dem zweiten Kind, das Aus für Elfer oder Boxster. Und dann kam 2002 der Porsche Cayenne. Er revolutionierte den SUV Markt, wurde von den Fans – zunächst – verschmäht, von der Fachpresse allerdings gelobt. Positiv sahen ihn übrigens auch zahlreiche Neukunden, die aus dem Cayenne für Porsche einen wahren Kassenschlager machten. 2014 folgte nunmehr der kleine Bruder Macan, der durch seine weltweiten Verkaufszahlen mittlerweile zum Zugpferd in Zuffenhausen avanciert ist.

Porsche-Macan-S-Rear

Porsche Macan S mit viel Platz

Er erhielt im vergangenen Jahr eine umfangreiche Modellüberarbeitung und steht derzeit als Basis Macan mit 4-Zylinder und 245 PS oder als stärkerer Macan S mit 6-Zylinder und 354 PS bei den Händlern. Ende 2019 folgt dann die Markteinführung des kürzlich vorgestellten Porsche Macan Turbo mit dem 440 PS starken 2,9-Liter-V6, der auch den Audi RS 4 Avant befeuert. Doch ist es gerade der Porsche Macan S, der durch seinen leistungstechnischen Mittelweg den Alles-Porsche mimt. Er bietet genügend Platz für vier Personen, einen ausreichenden Kofferraum (500 bis 1.500 Liter) und annehmbare Leistungsreserven.

Porsche-Macan-S-Trunk

Starker Sechszylinder, schwacher Klang

Zwar ist der 3,0-Liter-V6, der ebenfalls von Audi stammt, keiner dieser Parade-Motoren, die sonst in einem Porsche arbeiten. Doch überzeugt der Single-Turbo vor allem durch sein sattes Drehmoment von 480 Newtonmeter, das bereits sehr früh ab 1.360 Umdrehungen anliegt. In etwas über fünf Sekunden erreicht der Macan S aus dem Stand Tempo 100, Ende ist erst bei 254 km/h. Was ihm allerdings fehlt ist das rauchige, das verschmitzte und hin und wieder auch das rotzige Klangkonzert aus den vier Endrohren. Mit der optionalen Sportabgasanlage werden die Töne zwar kräftiger, aber nicht unbedingt dynamischer. Damit eignet sich der Porsche Macan S jedoch bestens für lange Autobahnetappen - gerade jetzt, wo man den Diesel aus dem Programm genommen hat.

Porsche-Macan-S-Front

Fahrwerk vom Feinsten

Auf den größeren 75-Liter-Tank sollte man beim Kauf dann auf jeden Fall nicht verzichten, denn bei zügiger Fahrweise stehen schnell 13 Liter und mehr im Bordcomputer. Minimalverbrauch? Spaßbefreite neun Liter Super Benzin. Die langsame Gangart wird man beim Porsche Macan S jedoch zu schätzen lernen. Das der mittelgroße SUV äußerst gut durch Kurven geht, das erwartet man fast vom Zuffenhausener, der in Leipzig gebaut wird. Wie der Wagen mitsamt der optionalen Luftfederung über schlechte Straßen gleitet, das ahnt man hingegen weniger. Porsche hat bei der Modellüberarbeitung zudem spürbar an den vorderen Federgabeln geschraubt, sie gegen leichtere Aluminiumteile getauscht und das Fahrwerk weiterhin durch eine neue Abstimmung der Stabilisatoren an den richtigen Stellen optimiert.

Porsche-Macan-S-Interieur

Noch für den analogen Selberfahrer

Nichts erinnert an das nervöse Fahrgefühl in einem Audi Q5 der ersten Generation, der dem Porsche Macan auch nach dem großen Facelift weiterhin als Basis dient. Nur im Inneren merkt man dem schicken Geländespross, blickt man ganz genau hin, sein Alter etwas eher an. Was betont nicht schlecht ist, waren beispielsweise die alten und halbdigitalen Porsche Rundinstrumente keine schlechten. Ein Head-Up-Display konnte man jedoch nicht mehr im Armaturenbrett unterbekommen – was wir persönlich gar nicht so verkehrt finden. So ist der Porsche Macan S, auch wenn es mittlerweile Spurhalte- und Abstandsregeltempomaten zu bestellen gibt, weiterhin ein Auto für den analogen Selberfahrer.

Porsche-Macan-S-PCM

Verarbeitung auf Oberklasse-Niveau

Entlang der ansteigenden Mittelkonsole gibt es auch jetzt noch eine Armada an echten Knöpfen, das serienmäßige PCM Infotainmentsystem hat ebenfalls noch welche. Nur an den simplen Knopf zum Weiterschalten eines Musiktitels – daran hat keiner gedacht. Dafür glänzt der Porsche Macan S mit einer, in dieser Wagenklasse, beinahe ungekannten Verarbeitungsqualität. Vor allem die Interieurleisten aus Carbon fallen bei unserem Testwagen ins Auge. Sie liefern in Verbindung mit dem erweiterten Lederpaket und den adaptiven Sportsitzen wahres Oberklasse-Feeling. Einziger Kritikpunkt am straffen und sehr langstreckentauglichen Sportgestühl: Man muss es erst einmal erklimmen. Bereits der normale Einstieg in den recht hohen Macan ist nicht immer einfach – die Seitenwangen erschweren den Zugang zusätzlich.

Porsche-Macan-S-Side

Fazit

Der Porsche Macan S ist ein toller Alltags- und Reisebgeleiter, der beinahe nicht mehr in die SUV-Mittelklasse passen mag. Zu gut ist seine Verarbeitung, zu samtig sein Fahrkomfort und zu saftig sein Preisgebaren. Denn hier, in der Preisliste, liegt der eigentlich größte Haken am Porsche Macan S verborgen. Fast alles, was diesen Wagen so besonders und gut macht, kostet heftiges Aufgeld. 100.000 Euro sind da schnell erreicht und damit eben auch die Nähe zum großen Bruder Cayenne. Wenngleich der 4-Zylinder des Basis-Macan keine Alternative zum smoothen 6-Zylinder darstellt – in Sachen Verbrauch ist er nicht mehr auf der Höhe der Zeit. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten*

  • Modell: Porsche Macan S
  • Motor: Sechszylinder-V, Turbolader, 2.995 ccm
  • Leistung: 354 PS (260 kW) bei 5.400 U/min
  • Drehmoment: 480 Nm zwischen 1.360 und 4.800 U/min
  • Antrieb: Allradantrieb, 7-Gang-PDK
  • Verbrauch kombiniert: 8,9 l SP /100 km
  • CO2-Emission: 204 g/km
  • Beschleunigung (0 – 100 km/h): 5,3 – 5,1 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 254 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 4,70 m/ 1,92 m/ 1,62 m
  • Gewicht: ca. 1.865 Kg
  • Grundpreis: 65.385 Euro

*Herstellerangaben

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