Neben den just neuvorgestellten GTS 4.0 Modellen in 718 Cayman und Boxster (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,8 l/100km; CO2-Emissionen kombiniert: 246 g/km²), hat Porsche auch seine Macan-Baureihe komplettiert und offeriert zwischen dem gut motorisierten Macan S (hier im Test) und dem geschmeidigen Macan Turbo nunmehr wieder einen dynamischen Gran Turismo Sport. Den 2,9-Liter-Biturbo-Sechszylinder im Bug teilt sich der Porsche Macan GTS (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 9,6 l/100km; CO2-Emissionen kombiniert: 218 g/km²) dabei mit seinem großen Turbo-Bruder, der allerdings um 60 PS mehr leisten darf. Sei’s drum, 380 PS und 520 Newtonmeter im kompakten SUV sind ein Wort, das vor allem gewisse (teils unvernünftige) Begehrlichkeiten weckt. Wo GTS draufsteht, muss eigentlich auch ein potenzielles Rennstreckentalent drinstecken. Oder?
Viel Fahrwerk gegen viel Gewicht
Auf Einladung des Herstellers haben wir im südlichen Portugal nicht nur herausfinden wollen welche Alltagsqualitäten der neueste Macan-Spross zu bieten hat, sondern auch, wie er sich auf der Rennstrecke schlägt. Durch den Einsatz neuer Stahlfedern (die Karosserie liegt um bis zu 15 Millimeter tiefer), adaptiver Dämpfer und wahlweise dem Einbau eines Luftfahrwerks nebst Porsches Torque Vectoring, versuchte man in der Fahrwerksabteilung dem satten Komfort-Leergewicht von 1.910 Kilogramm sportiv entgegenzuwirken. Das Resultat? Ein im Alltag kommod federndes SUV, das den Abstand zum Macan Turbo in Nuancen wahrt und per Knopfdruck zur wilden Kurvensau mutiert.
Schamlos auf der Rennstrecke
Auf dem Circuito do Estoril fallen schließlich alle Hüllen. Hier kann der bärenstarke Biturbo-V6 seine ganze Leistung lautstark entfalten und zerrt die Fuhre derart vehement nach vorne, dass nur noch die hohe Sitzposition an ein SUV erinnert. Die Kraft verteilt der Macan GTS dabei über den aktiven Allradantrieb PTM zunächst vermehrt an die Hinterachse, um im Bedarfsfall die Antriebsmomente intelligent und in sekundenbruchteilen anzupassen. So erreicht der GTS eine Kurvengier, die wir in dieser Fahrzeugklasse bisher nur selten erlebt haben. Leidtragender hierbei ist die eigens für den Macan GTS entwickelte Mischbereifung im 20-Zoll-Format. Sie wimmert, kreischt und schreit in jeder Biegung, als gäbe es kein Morgen mehr.
Macan GTS kann es wirklich fliegen lassen
Mittels der bestens abgestimmten Lenkung kitzelt man den GTS an seine querdynamischen Grenzen, das Porsche Traction Management auf Sport+ gestellt, ermöglicht sogar leichte Tänze mit dem Heckabteil. Dabei lassen sich mit dem Macan GTS durchaus gemütserhellende Momente erleben. Dann etwa, wenn er über die Curbs springt, wie sonst nur ein Elfer oder Cayman. Doch zur ganzen fahrdynamischen Wahrheit des Macan GTS gehört auch eine Schwäche bei einer der optionalen Bremsen. Erstmals überhaupt empfiehlt der Autor mit gutem Gewissen die teure Porsche Keramikanlage (PCCB für 8.032,50 Euro), die dem satten Lebendgewicht des hochbeinigen Leipzigers am besten gewachsen ist. Die ebenfalls verfügbare und auf dem Fotofahrzeug montierte Wolframcarbitbremse (PSCB für 2.975,00 Euro) hingegen, konnte zumindest auf dem Rundkurs nicht überzeugen, verfügte sie beim Hochleistungseinsatz doch über einen undefinierten Bremspunkt und zu lange Reaktionswege. Dafür soll sie im Alltag die Feinstaubbelastung immerhin um 80 bis 90 Prozent reduzieren können.
Edles Interieur mit streitbarem Bedienkonzept
Soweit bekannt: der Innenraum des Porsche Macan GTS. Modellspezifisch hebt man optional den Drehzahlmesser, Lederkeder und allerhand Gran Turismo Sport Logos hervor, wobei man aus zig Farbkombinationen und Bezugsmaterialien wählen kann. Alles äußerst schick anzusehen, sehr gut anzufassen aber im Detail schnell ziemlich teuer. Nicht verzichten sollte man auf jeden Fall auf die 18-Wege-Sportsitze, die für ausreichend Seitenhalt und viel Langstreckenkomfort sorgen. Über das Bedienkonzept im aktuellen Macan lässt sich derweil streiten und je nach dem wie viel Sonderausstattung man gewählt hat, wirkt die aufsteigende Mittelkonsole wie die hochkomplexe Kanzel eines Bomberpiloten.
PDK bleibt Benchmark
In ihrer Mitte thront wie gewohnt der Wählhebel des alternativlosen 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebes, das, aufgrund seiner großen Spreizung zwischen sportlicher und komfortabler Fahrstufenwechsel, weiterhin zurecht das Benchmark-Prädikat im Sportwagensegment hält. Unverständlich: Warum teure Extras wie der Alcantara-Dachhimmel zwar im Sichtbereich der vorderen Passagiere über die A- und B-Säule fortgeführt, aber dann an der C-Säule durch billigen Kunststoff ersetzt werden. Das gleiche Hartplastik findet sich übrigens auch im hinteren Einstiegsbereich wieder und hinterlässt den Eindruck, dass hier mit besonders spitzem Bleistift gerechnet wurde.
Erstes Fazit
Sie suchen, warum auch immer, nach einem wahrhaft sportlichen Sport Utility Vehicle aus der Premiumklasse? Dann sollten Sie sich den Porsche Macan GTS näher ansehen. Er dürfte innerhalb der gehobenen Macan-Familie derzeit das beste Preis-Leistungsverhältnis bieten, ragt nahe an den Turbo heran, ohne aber so viel kosten zu müssen. Die insgesamte Abstimmung von Motor, Getriebe und Fahrwerk bietet großen Fahrspaß, bei der Bremsanlage darf es (sofern es wirklich auf Rundkurse oder viele Bergstraßen gehen sollte) gerne die Keramikeinheit sein. Ein gewisses Bewusstsein für gut gereifte Fahrzeugtechnik sollte aber vorhanden sein, geht insbesondere der Macan-Innenraum trotz Facelift 2018 nicht um jeden Preis als taufrisch durch. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Frank Ratering, Thomas Vogelhuber)
Technische Daten*
- Modell: Porsche Macan GTS
- Motor: Sechszylinder-V, Turbolader, 2.894 ccm
- Leistung: 380 PS (280 kW) bei 5.200 U/min
- Drehmoment: 520 Nm zwischen 1.750 und 5.000 U/min
- Antrieb: Allradantrieb, 7-Gang-PDK
- Verbrauch kombiniert: 9,6 l l/100km²
- CO2-Emissionen kombiniert: 218 g/km²
- Beschleunigung (0 – 100 km/h): 4,7 - 4,9 s
- Höchstgeschwindigkeit: 261 km/h
- Abmessungen (L/B/H): 4,69 m/1,93 m/1,61 m
- Gewicht: ca. 1.910 kg
- Grundpreis: 77.880 Euro
*Herstellerangaben