Der neue Porsche Taycan auf einen Blick
- Facelift nach 150.000 verkauften Exemplaren
- Neue Akkus mit für mehr Reichweite
- Ladeleistung: 315 Kilometer in zehn Minuten
- Turbo S knallt in 2,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h
- Luftfederung und Wärmepumpe jetzt Serie
- Grundpreis ab 101.500 Euro
Porsche Taycan immer teurer: Basismodell kostet schon 101.500 Euro
Mit dem neuen Elektro-Sportler Taycan* möchte Porsche ziemlich hoch hinaus. „Höher, schneller, weiter“ – so lautet das ganz unbescheidene Motto des Facelifts. Ob die Zuffenhausener damit den Olymp der E-Mobilität erklimmen, wird sich zeigen. Denn das zweite olympische Motto kommt für die anspruchsvollen schwäbischen Autobauer nicht in Frage: Dabei sein ist alles – diese Zeiten sind in der Automobilbranche endgültig vorbei, weil die Konkurrenz aus USA, China und Korea mittlerweile viel zu stark geworden ist. Von den Verkaufszahlen her war der 2019 gelaunchte Taycan eigentlich ein Erfolg. 150.000 Stück wurden weltweit unters erlauchte Volk gebracht. Wohlgemerkt bei einem Einstiegspreis von zunächst 83.500 für das Basismodell.
*Porsche Taycan Modellvarianten, Stromverbrauch kombiniert: 22,0-16,7 kWh; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; Elektrische Reichweite kombiniert: 537-634 km²
Diese Zeiten sind übrigens vorbei. Wenngleich der heckgetriebene Taycan bis zum Facelift noch ab 93.200 Euro zu haben war liegt er nach der Modellüberarbeitung schon 101.500 Euro. Ein hübsches Sümmchen – aber dafür soll ja alles schneller, stärker und weiter werden. Das hat der in die Jahre gekommene Elektro-Porsche allerdings auch bitter nötig, wie uns die Anfahrt mit dem alten Taycan 4 S Sport Turismo zum Präsentations-Ort hinter Stuttgart noch einmal klar aufgezeigt hat. Für die 460 Kilometer hin und zurück mussten wir zwei Mal an die Ladesäule. Gut, die Temperaturen lagen an der 0-Grad-Grenze, aber wir haben den Taycan auch nicht über die Autobahn gescheucht.
Starke Ladeleistung: 320 kW mindestens fünf Minuten lang
Derweil wollen die Ingenieure für den Facelift-Taycan an der Ladeleistung schwer gefeilt haben. Sie steigt um 50 kW und liegt jetzt bei bis zu 320 kW. Kleine Einschränkung: Das gilt nur für die Modelle Turbo und den Turbo S. Das heckgetriebene Einstiegsmodell und der 4S schaffen, wie bisher, „nur“ maximal 270 kW. Aber das ist ja auch schon recht ordentlich. Das alles gilt natürlich nur an DC-Säulen mit 800 Volt. Im Idealfall „tankt“ der Taycan hier in zehn Minuten bis zu 315 Kilometer auf, was in etwa der üblichen Kaffeepause an der Autobahnraststätte entspricht. Wir machen die Lade-Probe aufs Exempel, nehmen in dem nur noch leicht getarnten Panamera Turbo S (Preis ab 209.900 Euro) auf dem Beifahrersitz Platz und lassen uns ins Entwicklungszentrum nach Weissach bringen. Die Folierung hätte es eigentlich gar nicht gebraucht, weil wir die zarten Korrekturen im Design gar nicht bemerkt hätten. Schnell angedockt an den brandneuen schwarzen Porsche-Säulen – und siehe da, auch bei den winterlichen Temperaturen dauert es noch nicht mal eine Minute, bis die 320 kW erreicht sind. Fünf Minuten volle Power garantiert Porsche – bei unserem Versuch sind es sogar mehr.
Die Spitzenleistung ist das eine, aber wie sieht die Ladekurve aus? Und auch da übertrifft der neue den alten Taycan. In 18 Minuten ist der Akku von zehn auf 80 Prozent gefüllt und das, obwohl die Batteriekapazität um zwölf Prozent höher liegt als beim Vorgänger, der dafür knapp 22 Minuten gebraucht hat. Die hohe Ladeleistung erreicht der neue Taycan übrigens schon bei Temperaturen von 15 Grad. Das alte Modell musste noch auf 35 Grad aufgeheizt werden. Sollten diese Werte einem Praxistest standhalten, dann könnte man den Hürdenlauf an den Zapfsäulen deutlich verkürzen, um beim Thema Olympia zu bleiben.
Mehr Reichweite: Allein die Reifen bringen 40 Kilometer
Die Reichweiten der verschiedenen Taycan-Modelle erhöhen sich indes um bis zu 35 Prozent. Das liegt vordergründig an den größeren Akkus (wahlweise 89 beziehungsweise 98 kWh netto). Man hat an der Zellchemie gearbeitet, was zu einer höheren Energiedichte führt. Auch wurde die Rekuperation stark verbessert. Bis zu 400 kW holt sich der Taycan beim Bremsen zurück - echtes One-Pedal-Driving lehnt man aus Effizienzgründen aber weiterhin ab.
Ein Reichweiten-Plus bringen auch Felgen und Reifen. Die neu entwickelten 21-Zoll Aero-Räder sollen nach Porsche-Berechnungen bis zu 40 zusätzliche Kilometer ermöglichen. Das Basismodell soll so bis knapp 600 Kilometer weit fahren, im reinen Stadtverkehr und mit dem großen Akku wären theoretisch sogar bis zu 678 Kilometer drin. Für Elektroautos sind solche Strecken - an einem Stück - nach wie vor so etwas wie die Bewältigung eines echten Marathons.
952 PS und 1.100 Nm Drehmoment – reicht das für Teslas Plaid?
Beim Thema Leistung lassen sich die Zuffenhausener ebenfalls nicht lumpen. Ganz im Gegensatz zur Verbrenner-Ära, kann mehr Power im Elektro-Zeitalter ohne allzu großen technischen Kunststücke erzielt werden. Da fährt bekanntermaßen ja schon der ein oder andere chinesische Kleinwagen mit über 300 PS vor. Wie nicht anders zu erwarten war, legt Porsche dementsprechend ordentlich nach und verpasst dem Top-Modell Taycan Turbo S eine kurzzeitige Overboost-Leistungsspitze von 952 PS und 1.100 Nm Drehmoment. In 2,4 Sekunden soll der Allradler aus dem Stand die 100er-Marke knacken, aber schon das nun 408 PS starke Basismodell braucht nur 4,8 Sekunden für den Stammtischwert.
Ganz den Wert eines Tesla Model S Plaid (0-100 km/h in 1,99 s) erreicht Porsche zwar nicht, aber das sind ja Petitessen die im Alltag ohnehin nicht zum Tragen kommen. Außerdem steht noch eine GT-Variante des Taycan im Raum - die könnte dann drei Elektromotoren besitzen. Die volle Leistung kann man im neuen Taycan Turbo S übrigens nur aus dem Stand per Launch-Control herauskitzeln. Während der Fahrt stehen normalerweise "nur" bis zu 775 PS zur Verfügung, wobei es da noch den aus der Formel E übernommenen Push-to-Pass-Knopf gibt. Dieser erhöht die Maximalleistung für zehn Sekunden auf bis zu 870 PS. Das müsste dann aber wirklich für jeden Überholvorgang reichen.
Und das ist sonst noch neu beim Porsche Taycan Facelift
Alle Modelle haben jetzt serienmäßige Luftfederung. Wer will kann sich das neue Aktivfahrwerk Porsche Active Ride bestellen. Hier übernehmen die Dämpfer die ganze Arbeit. Sie werden über Hochleistungspumpen hydraulisch gesteuert und können das Aus- und Einfedern für jedes einzelne Rad getrennt erledigen. Porsche verspricht dadurch mehr Komfort. Von vorneherein an Bord sind auch eine Wärmepumpe und zwei Ladeklappen, auf jeder Seite des Fahrzeugs. Neu ist der Stauassistent, der jetzt bis 60 km/h aktiv ist. Hier heißt es: Finger weg vom Lenkrad. Und das ganz legal. (Text: Rudolf Bögel | Bilder: Hersteller)