Noch günstiger ist der zweite Clio allerdings als Gebrauchter zu bekommen. ? Ab 9.700 Euro bietet Renault den seit 2005 Clio Campus genannten Kleinwagen der zweiten Generation weiterhin als Neuwagen an. Doch zum Januar 2011 werden der 58-PS-Basisbenziner und der Diesel aus dem Programm genommen, die beide nicht die Euro-5-Norm erfüllen. Mit dem stärkeren 75-PS-Benziner, der dann das einzig verfügbare Aggregat ist, wird der Preis auf knapp 11.000 Euro steigen.
Ein Grund mehr, sich bei Interesse für den Clio B auf dem Gebrauchtwagenmarkt umzusehen. Unter rund 2.000 Clios können AutoScout24-Nutzer wählen; zu deutlich günstigeren Preisen, als für den neuen Clio Campus. Doch ist der Clio ein guter Gebrauchtwagenkandidat?
Viel Gutes
Zunächst das Gute: Der Clio B ist ein Kleinwagen, der als Zwei- oder Vier-Türer (zwei Türer überwiegt leicht) trotz seiner handlichen Abmessungen viel Platz mitbringt. Die Länge von nur 3,80 Metern ist voll Großstadt-Parklückentauglich und der Kofferraum schluckt bei umgeklappter Rückbank bis zu 1.037 Liter, was selbst für den Familien-Einkauf ausreicht.
Mit seinen pfiffigen Rundungen sieht der seit 1998 gebaute Clio auch heute noch schick aus und wirkt im Straßenbild keinesfalls antiquiert. Punkten konnte und kann der Franzose zudem mit seinem gutmütigen Fahrverhalten, einem komfortabel abgestimmten, schluckfreudigen Fahrwerk und dennoch tadelloser Straßenlage.
Bei der zweiten Generation sind Front- und Seitenairbags sowie ABS und Servolenkung immer Serie; letztere verhilft dem Kleinwagen zu seinem leichtfüßigen Handling. ESP sucht man allerdings vergeblich, auch bei Campus-Neuwagen. Gegen Aufpreis oder serienmäßig gab es zudem unter anderem Licht- und Regensensor, Klimaautomatik (selten), Xenonlicht, (noch seltener), Alcantara-Sitze und Tempomat (ganz selten) und elektrische Fensterheber (vorne immer).
Mäßige Verarbeitung
Kritik fuhr der Clio seit seiner Markteinführung für die schwammigen Sitze ein, die zudem kaum Seitenhalt bieten. Außerdem kann man den Franzosen mäßige Verarbeitung vorwerfen, vor allem in den ersten drei Jahren vor dem Facelift. 2001 hat Renault dem Clio das erste von insgesamt vier Facelifts verpasst und neben neuen Scheinwerfern und Rückleuchten auch den Innenraum mit der klar gegliederten Mittelkonsole aufgehübscht und eben in Sachen Qualität etwas nachgebessert.
In regelmäßigen Abständen folgten weitere Modellpflegen, die aber nur wenig Änderungen mitbrachten. So hat man sich 2003 vor allem auf neue Ausstattungslinien und motorische Pflegemaßnahmen beschränkt. Die Modelle nach 2006 sind daran zu erkennen, dass der Kennzeichenträger von der Heckklappe in den hinteren Stoßfänger versetzt wurde, seit 2009 wird eine neue Frontschürze verbaut.
Probleme im Alter
Mit zunehmendem Alter und steigendem Kilometerstand nimmt das Bild des soliden Kleinwagens leider ein wenig Schaden. Was den meisten gebrauchten Clios zum Nachteil gereicht, ist ihr vorwiegender Einsatz als Stadtwagen: Größte Schwachstelle sind ausgeschlagene Lenkgelenke, worauf sie beim Gebraucht-Kauf unbedingt achten sollten. Sollten sie sich zudem für ein Modell vor dem 2001-Facelift entscheiden, müssen sie sich auf Ärger mit der Fernbedienung für die Zentralverriegelung einstellen. Diese arbeitete damals noch mit fehleranfälligem Infrarot statt Funk.
Genauer hinsehen sollten Sie bei Ihrem Gebraucht-Kandidaten auch an der Auspuffanlage, die häufig mit starkem Rostbefall zu kämpfen hat. Für häufige, außerplanmäßige, Werkstattbesuche sorgen zudem die Bremsen, was dem Clio B auch einen relativ schlechten Platz in den Pannenstatistiken verschafft hat.
Vor allem Basis-Benziner
Bis zum ersten Facelift fuhr der Clio B nur mit Benzinmotoren vom Band, durchgängig vom Marktstart bis heute ist ein 1,2-Liter-Ottomotor mit 58 PS im Angebot. 2001 folgte die empfehlenswertere 16V-Version dieses Aggregats, die 75 PS leistet und zukünftig die einzige weiter verkaufte Motorisierung für den Clio Campus darstellt.
Empfehlenswerter ist der 95 PS starke 1,4-Liter mit 16 Ventilen (ab 1999), der deutlich harmonischer und durchzugsstärker ist, als der Basisbenziner. Sein Verbrauch liegt bei rund sieben Litern. Doch ist er auf dem Gebrauchtwagenmarkt gar nicht so leicht zu finden. Das Gros stellt der 75 PS starke 1.2 16V mit über 800 Angeboten; die Preise für die 1.2er-Clios reichen, je nach Kilometerstand und Zustand von unter 2.000 Euro (mit rund 150.000 Kilometern) bis an die 7.000 Euro ran.
Historie
1998 - Markteinführung
1999 - Einführung Renault Sport Clio
2000 - Mehr Serienausstattung, Clio Renault Sport mit V6
2001 - Erstes Facelift, Einführung des Diesels
2003 - Zweites Facelift
2005 - Umbenennung in Clio Campus, Ende der Sport-Modelle, nur noch 1.2 8V und 16V und 1.5dCi
2006 - Drittes Facelift, Nummernschild rutscht in die Heckschürze2009Viertes Facelift, neue Front
2010 - 1.2 8V und 1.5dCi werden zum Jahresende eingestellt
Sportliche Raritäten
Nicht weniger selten ist ein 1,6-Liter-Motor, der bis 2000 mit acht Ventilen 90 PS, danach mit doppelt so vielen Ventilen 107 PS leistete. Und auch der Renault Sport Clio mit 169 bis 179 PS starkem Zwei-Liter-Motor, der die Renault-Tradition sportlicher Kleinwagen fortsetzte, ist eine Seltenheit. Nur ein paar Dutzend Fahrzeuge finden sich in der Börse von AutoScout24.
Die absolute Rarität ist allerdings der Clio Renault Sport V6, dem ein drei Liter großer Sechs-Zylinder-Benziner Beine macht. 2000 kam der Über-Clio auf den Markt, damals mit 226 PS Leistung, drei Jahre später hat Renault noch mal nachgelegt und dem Aggregat 254 PS entlockt. Wer eine dieser seltenen Rennsemmeln sein Eigen nennt, wird wohl kaum ans Verkaufen denken. Nur eine Handvoll Angebote gibt es auf dem Markt, zu horrenden Preisen zwischen 15.000 und 35.000 Euro.
Unbedeutende Diesel
Mit nur rund 200 Angeboten insgesamt spielen auch die beiden Dieselmotoren keine Rolle bei der Gebrauchtwagensuche, zumal es für die Selbstzünder keine Rußpartikelfilter gab, was eine grüne Umweltplakette unmöglich macht. Den 1.5 dCi hatte Renault mit 65, 68, 82 und 100 PS im Angebot, ab 2009 (und bis Ende 2010) gibt es eine 64 PS Version im Clio Campus. Alle Ausbaustufen glänzten mit ordentlichem Durchzug, sind mit einem Verbrauch von sechs bis sieben Liter aber nicht besonders sparsam. Nur ein Jahr lang, zwischen 2000 und 2001 gab es außerdem einen 1.9dTi mit 80 PS. Die meisten der wenigen Diesel-Gebrauchten werden zwischen 3.000 und 6.000 Euro gehandelt.