In den Entwicklungszentren der Automobilkonzerne gibt es zuweilen sehr interessante Abteilungen. Etwa jene, die sich um das Schließgeräusch der Türen kümmern. Oder die, die aus der Vielzahl von verwendeten Materialien und Oberflächen den Geruch des Interieurs komponieren.
Genau letztere hat im Renault Mégane Grandtour E-Tech Plugin 160 (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 1,3 l/100km; Stromverbrauch kombiniert: 13,0 kWh/100km; CO2-Emissionen kombiniert: 29 g/km²) tolle Arbeit geleistet. Denn es riecht wie in einem Porsche. Schon beim ersten Türöffnen hat man den feinen Duft in der Nase. Beim ersten Griff an das mit wirklich hochwertigem Leder bezogenen Lenkrad bestätigt sich dieser Eindruck: der Renault mutet in seiner Machart sehr hochwertig an.
Dabei geht es im E-Tech doch eigentlich um viel mehr als nur haptisches Verwöhnaroma. Denn seine Highlights stecken eher im Verborgenen, wenn man von der Anzeige für den Batterieladestand im Cockpit einmal absieht.
Das Herzstück des Technik-Feuerwerks vertraut sogar auf Formel 1-Technik. Zumindest haben die Ingenieure des Rennteams die Entwicklung mit Tipps beflügelt, denn ähnlich der KERS-Energierückgewinnung im Rennwagen arbeitet auch ein Teil des Multi-Mode-Antriebs im Plug-in-Kombi.
Im Kern dreht sich beim Renault Mégane Grandtour E-Tech Plugin 160 alles um das Klauengetriebe, an das der Verbrenner und zwei Elektromotoren angeflanscht sind. Das Getriebe verfügt über vier Gänge für den Benziner und zwei für den einen Elektromotor. Der andere wird nur zum Starten des Benziners und zur Energierückgewinnung genutzt.
Mit diesem „Multi-Mode-Getriebe" kann der Renault Mégane Grandtour E-Tech Plugin 160 in diversen Betriebsarten fahren. Denn neben dem rein elektrischen Modus gibt es drei weitere Möglichkeiten. Einmal arbeitet der Verbrenner seriell, also nur stromerzeugend für den Elektromotor, dann wieder parallel. Aber er kann nicht nur unterstützend eingreifen, er kann die Arbeit auch ganz übernehmen.
Der Fokus des 116 kW/158 PS und 205 Nm starken Systems lag vor allem auf der Effizienz. Dass die Batterie mit 9,8 kWh Brutto-Fassungsvermögen verhältnismäßig klein ausfällt, stört im Alltag nicht. Der Renault Mégane Grandtour E-Tech Plugin 160 ist trotzdem gut 50 Kilometer lokal emissionsfrei und flüsterleise unterwegs.
Flottes Vorankommen ist allerdings nur mit ausreichendem Batteriefüllstand möglich. Denn nur mit der Kraft beider Herzen, also des Verbrenners und des antreibenden Elektromotors, zieht der Mégane seinen Leistungsdaten entsprechend durch. Auf der Langstrecke fehlt ihm zuweilen der Biss, wenn der Akku leer ist.
Das erklärt sich vor allem dann, wenn man das Datenblatt genauer studiert. Hier werden nur 92 PS und 133 Nm für den 1,6-Liter-Saugbenziner ausgewiesen. Damit ist der E-Tech natürlich sehr sparsam, leider aber eben auch spaßarm. Immerhin: Der Verbrauch hält sich wirklich im Rahmen.
Im Test genehmigte sich der weiße Kompaktkombi knapp unter fünf Litern im Schnitt im Langstreckenbetrieb. Damit unterbietet er viele seiner turbogeladenen Hybrid-Kollegen.
Positiv zu vermerken ist ebenfalls, dass der Antrieb durch das Weglassen von Turbo und Direkteinspritzung nicht nur auf teure Bauteile am Motor, sondern mit dem nicht benötigten Ottopartikelfilter auch auf eine teure Abgasnachbehandlung verzichten kann. Gerade mit Blick auf die Langzeithaltbarkeit und Folgekosten im Service ist der Renault Mégane Grandtour E-Tech Plugin 160 hier entsprechend gut aufgestellt.
Das Interieur überrascht wie bereits angesprochen mit hochwertiger Haptik und überzeugt obendrein mit guter Ergonomie. Die Menüführung im Hochkant-Infotainment ist simpel, die Darstellung knackig scharf und die Rechenleistung jederzeit ruckelfrei. Das Platzangebot geht in Ordnung, spürbar mehr Raum bietet in der Kompaktklasse nur der Octavia Combi.
Doch selbst auf der Rückbank finden zwei Erwachsene locker Platz. Auch Kindersitze oder der Hund sind gut im Fond zu verstauen. Einzig der Kofferraum schrumpft batteriebedingt auf 389 Liter. Allerdings lässt er sich durch Umklappen der Rückbank auf 1.372 Liter vergrößern.
Der Renault Mégane Grandtour E-Tech Plugin 160 zeigt, dass ein Hybrid nicht zwangsläufig ein schlechter Kompromiss sein muss. Der Teilzeit-Stromer funktioniert besonders im Kurzstrecken-Pendelverkehr zwischen Kita, Schule und Sportverein super und erledigt klaglos alle Einkäufe. Doch selbst neben dem Alltag kann er auch auf der Langstrecke punkten, wenn man es nicht zu eilig hat. Hier belohnt er dank seiner ausgeklügelten Multi-Mode-Strategie mit Realverbräuchen von unter fünf Litern. Damit baut der Renault eine schöne Brücke auf dem Weg in eine sparsamere Alltagsmobilät. (Text und Bild: Fabian Mechtel)