Der Renault Rafale E-Tech 200 Full Hybrid auf einen Blick
- Das Coupé-SUV ist seit 2024 im Handel
- Erhältlich als Voll- und Plug-in-Hybrid
- Konkurrenz zu Tiguan und Co.
- Grundpreis (Deutschland) ab 43.800 Euro
Wer von schräg hinten auf den Renault Rafale zugeht, muss unweigerlich an den Lamborghini Urus denken. Richtig, das ist dieses italienische SUV-Ungetüm mit einigen Hundert PS für einige Hunderttausend Euro. Gut, ein bisschen geschrumpft ist die Optik schon, ein wenig schmächtiger steht der Franzose da. Und doch ist er ganz weit weg von der biederen Optik eines VW Tiguan oder eines Audi Q4 e-tron. Der Rafale macht – im wahrsten Sinne des Wortes – an. Mit verspielten Lichtsignaturen vorne und hinten, seinen eleganten Linien sowie einer durchaus angriffslustigen Front. Vor allem gilt die Umschreibung für die hier getestete Version "Esprit Alpine", einer von zwei verfügbaren Ausstattungslinien – und davon natürlich die teurere. Man will als Renault schließlich zeigen, was man kann.
Der Esprit von Alpine weht innen und außen
Der positive Eindruck setzt sich im Innenraum fort: hochwertig anmutende Materialien, viele blaue Akzente, gut konturierte und schick aussehende Sportsitze. Dazu das aus dem Espace bekannte Panoramadach mit einstellbaren „Milchglas“-Segmenten sowie zwei große, detailreiche Bildschirme – hochauflösend und mit individuellen Anzeigeoptionen.
Was will man eigentlich mehr? Hinter jeglicher deutscher Hartplastikkonkurrenz – Servus Audi – muss man sich in Boulogne-Billancourt, dem Geburtsort des Renault Rafale, nicht verstecken. Noch dazu, weil es unsere französischen Nachbarn verstanden haben, nicht alle Bedienelemente wegzurationalisieren. Ebenfalls besser gelöst als bei manchem deutschen Konkurrenzprodukt: Die nervigen Assistenzsysteme (hier vor allem der Spurhalteassistent und das EU-Tempogebimmel) lassen sich zentral über einen Knopf links neben dem Lenkrad ein- oder ausschalten. Très bien!
Überzeugendes Infotainment-System von Google
Voll des Lobes sind wir überdies für das von Google zugelieferte Betriebssystem, das mit der zuverlässigen Maps-Funktion, schnellen Reaktionszeiten und einer gelungenen Darstellung samt aufgeräumter Menüführung punktet. Die Zeiten, in denen man Renault vor allem deshalb fuhr, weil sich die Fensterheberschalter nur mit Verrenkungen unter dem Fahrersitz bedienen ließen, sind definitiv vorbei. Und das ist – alle Connaisseure der Marke mögen es mir verzeihen – in diesem Fall auch gut so.
Dass man mit dem flugzeugähnlichen – der Name muss ja irgendwoher kommen – Griff in der Mittelkonsole lediglich die (riesigen) Staufächer freilegt und nicht etwa einen Gang einlegen kann, ist allerdings enttäuschend. Genauso wie die Tatsache, dass man immer noch an dieser eher unmöglich anzusehenden Radio-Remote-Control-Einheit an der Lenksäulenverkleidung festhält.
CVT-Getriebe, Dreizylinder und Elektromotor – kann das gut gehen?
Weiter zur Antriebseinheit: Das Maßnahmenpaket, das vom stufenlosen CVT-Getriebe umgesetzt wird, stammt aus einer Kombination von einem 1,2 Liter großen Dreizylinder-Verbrenner (96 kW/131 PS), einem Elektromotor an der Vorderachse (51 kW/69 PS) sowie einem zusätzlichen Startergenerator mit 18 kW/25 PS. Letzterer ist freilich für den reibungslosen Übergang zwischen Elektro- und Verbrennerbetrieb zuständig – glänzt jedoch des Öfteren durch Abwesenheit am Arbeitsplatz. Anders lassen sich die teils deutlich spürbaren Gedenksekunden beim Kickdown kaum erklären.
So hat man immerhin genug Zeit, zu erörtern, ob die gebotene Leistung ausreichend ist. Was wir getrost mit „Jein“ beantworten. Denn zum einen genügt das Gebotene zum Mitschwimmen auf der Autobahn auch bis zu höheren Geschwindigkeiten von 160 km/h vollkommen (Höchstgeschwindigkeit 180 km/h). Zum anderen ist gerade der Kickdown-Sprint oberhalb von 80 km/h von einer fast beängstigenden Zähigkeit, sodass Lkw-Überholmanöver schon zur Mutprobe werden können. So wünscht man sich ab und an doch die Plug-in-Hybrid-Variante mit nominell 200 kW/300 PS Systemleistung – diese hat noch einen zusätzlichen Elektromotor an der Hinterachse in petto.
Wenig Vortrieb, dafür auch wenig Verbrauch
Dafür glänzt das System mit einem überzeugenden Wert beim Thema Verbrauch. Mehr als 6,5 l/100 km brauchten wir im Schnitt nicht – und wir forderten die 200 PS dann doch des Öfteren. Einen hohen Anteil daran trägt sicherlich die Unterstützung des Elektromotors, der dank gelungener Rekuperation eigentlich immer aus einer gefüllten 1,7-kWh-Batterie zehren kann – es sei denn, man fährt wirklich immer mit dem rechten Pedal am Bodenblech.
Fahrwerk und Lenkung: Hier weht der Esprit Alpine etwas zu böig
Dazu könnten sowohl Fahrwerk als auch Lenkung durchaus animieren, denn beides ist straff und sportlich abgestimmt – für unseren Geschmack fahrwerksseitig sogar etwas zu straff. Das muss man mögen, ist aber durchweg eine Schwäche von SUVs, deren hoher Schwerpunkt und die damit verbundene Wankneigung ausgeglichen werden müssen. Da macht Renault keine Ausnahme.
Zu dem sportiven Charakter passt die angenehm gewichtete Lenkung, die als Allradlenkung bei Renault auf den Namen 4Control hört. Die Intensität der mitlenkenden Hinterachse lässt sich feinfühlig einstellen. Das Einlenkverhalten ändert sich zwischen der geringsten und der stärksten Intensität tatsächlich merklich. Für uns war eine höhere Spurstabilität und dafür ein etwas weniger spontanes Einlenken am Ende der deutlich angenehmere Modus.
Nicht auf der sprichwörtlich letzten Rille fährt man am Ende lieber auch mit dem CVT-Getriebe. Bei Renault hat man sicherheitshalber gleich darauf verzichtet, eine Anzeige für die Drehzahl darzustellen. So wirklich Freude, sich in den bis zu 16 simulierten Fahrstufen zu tummeln, hat man ohnehin nicht. Geht man es gemütlich an, agiert die Kraftübertragung unauffällig.
Fazit
Mehr Gemütlichkeit wagen – das würde dem Renault Rafale tatsächlich noch gut zu Gesicht stehen. Denn seine harte Federung und betont sportliche Auslegung waren für uns im Grunde der einzige echte Dorn im Auge. Wen das nicht stört, der erhält mit dem Rafale E-Tech 200 Full Hybrid für 43.800 Euro Grundpreis (Techno) ein voll konkurrenzfähiges SUV im Vergleich zu Tiguan & Co. – mit tollem Infotainment und einem gelungenen Auftritt samt sparsamem Antrieb. (Text: Maximilian Planker | Bilder: Hersteller)
Technische Daten
Modell | Renault Rafale E-Tech Full Hybrid |
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Motor | 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner + E-Motor |
Leistung | 147 kW (200 PS) Gesamtleistung |
Drehmoment | 205 Nm (Verbrenner) + 205 Nm (E-Motor) |
Antrieb | Frontantrieb, Multi-Mode-Automatikgetriebe |
Verbrauch kombiniert | 4,7 l/100 km (WLTP) |
CO₂-Emissionen kombiniert | 106 g/km (WLTP) |
CO₂-Klasse | C |
Beschleunigung (0–100 km/h) | 8,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
Abmessungen (L/B/H) | 4,71 x 1,87 x 1, 61 m |
Kofferraumvolumen | 539 / 627 l - 1.826 / 1.910 l |
Leergewicht | 1.730 kg |
Anhängelast | 1.500 kg (gebremst) |
Grundpreis | ca. 43.800 Euro |
Testwagenpreis | ca. 49.190 Euro |