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Test: Renault Twizy – E.T. - Ein Twizy

Wer nur ungern von fremden Menschen in der Öffentlichkeit angesprochen wird, wem es penlich ist, wenn andere mit dem Finger auf ihn zeigen, der sollte besser nicht mit dem Twizy unterwegs sein: Kontakt zu neugierigen Passanten ist kaum auszuschließen.

Wer nur ungern von fremden Menschen in der Öffentlichkeit angesprochen wird, wem es penlich ist, wenn andere mit dem Finger auf ihn zeigen, der sollte besser nicht mit dem Twizy unterwegs sein: Kontakt zu neugierigen Passanten ist kaum auszuschließen, Mädels und Jungs gucken einem gleichermaßen hinterher und so mancher Autofahrer traut seinen Augen nicht. Die Zukunft macht eben neugierig - vor allem wenn sie aussieht, als käme sie von einem anderen Stern. "Und, wie fährt er sich?" ist wohl die am häufigsten gestellte Frage, wenn man mit dem skurril gezeichneten, ein wenig an einen Kabinenroller für außeridische erinnernden Twizy unterwegs ist; aus dem Nachbarauto an der Ampel, von Radfahren oder Fußgängern – und querbeet durch alle Gesellschaftsschichten. Der Ferrari-Fahrer ist ebenso interessiert wie die Studenten vor der Uni. Nicht zu vergessen die asiatischen Tourstinnen, die entzückt ihre Kameras zücken. Die Antwort auf die Frage ist so kurz wie treffend: "Super!".

Ob unsere automobile Zukunft so futuristisch aussehen wird wie der Twizy, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass der nur 2,32 Meter lange Franzose das Thema Elektro-Auto emotional hoch aufgeladen vermittelt. Spätestens wenn der flotte Zweisitzer mit seinen nur 13 PS, aber 57 Newtonmeter Drehmoment an der grünen Ampel flott davon düst, dürfte selbst den eingeschworensten Benzin-Liebhabern klar werden, dass auch E-Autos jede Menge Spaß machen können.

Alleine flott

Zugegeben, ist man zu zweit unterwegs, gelingt der Kavalierstart nicht mehr ganz so fulminant, schließlich macht der Passagier auf dem hinteren Sitz – das Ein- und Aussteigen erfordert ein wenig Übung, geht dann aber recht elegant von statten –, je nach Statur, zwischen zehn und zwanzig Prozent des Leergewichts von nur 560 Kilogramm aus; anders als bei einem "normalen" Auto sind diese Extra-Kilos beim Twizy deutlich zu spüren.

Was dagegen kaum ins Gewicht fällt, ist etwaiges Gepäck – das findet nämlich gar keinen Platz: Das wohl größte Manko des quirligen Stadtmobils ist der nicht vorhandene Stauraum. Zwar ist hinter dem Sitz ein kleines, schwer zugängliches 28-Liter-Fach, und der Fondsitz lässt sich mit etwas Bastelei zu einer Art Box umbauen. Doch selbst dort lässt sich nur Kleinkram verstauen. Die Supermarkttüte und die Aktentasche müssen auf dem Rücksitz befestigt oder irgendwie um den Fahrerplatz geschlungen werden – in der Hoffnung, dass nichts davon rauspurzelt.

Flügeltüren gegen Aufpreis

Türen gibt es zwar optional für den Twizy, sogar schicke Flügeltüren, doch sind diese lediglich halbhoch und schützen im Idealfall nur vor Spritzwasser. Wesentlich cooler ist man aber ohne die 590 Euro teuren Türen unterwegs. Dann ist man Wind und Wetter spürbarer ausgesetzt, doch bei nicht allzu starkem Regen kommt man einigermaßen trocken ans Ziel; zumindest als Fahrer. Wer hinten sitzt, bekommt die Gischt ins Gesicht. Dem Fahrspaß tut allerdings auch Regen keinen Abbruch und der Beifahrer hat auch mit Tropfen auf der Brille meist noch ein Grinsen im Gesicht.

Wieslflink flitzt der Twizy durch die Straßen und kommt mit seinen nur 1,19 Meter Breite an vielen Staus vorbei. Dass die Lenkung ohne Servounterstützung arbeitet und dass das Bremsgefühl etwas ungewohnt ist – wen störts. Am besten nutzt man die mechanischen Stopper sowieso nur an der Ampel, denn die Rekuperation verzögert den Renault, sobald man vom Gas geht, so stark, dass geübte Fahrer die vier Bremsscheiben kaum bemühen müssen und sich stattdessen an den hinzugewonnen Extra-Kilometern Reichweite erfreuen.

                  Twizy mit 16  			  				

        	Für nur 6.990 Euro bietet Renault eine abgespeckte Version des Twizy mit dem Beinamen „45“ an. Der Elektromotor leistet dann nur 5 PS und 33 Newtonmeter und der Twizy wird maximal 45 km/h schnell. So kann er mit einem Mopedkennzeichen zugelassen werden und auch schon von 16jährigen mit einemm Führerschein der Klasse S gefahren werden.   			

Ausreichend Kilometer

Die ist im Twizy praktisch auf rund 80 Kilometer begrenzt; zwar spricht Renault von bis zu 115 Kilometern, doch zeigte der Bordcomputer bei uns nie einen dreistelligen Wert an. Für die Stadt ist das vollends ausreichend und die Angst vor mangelnder Reichweite ist meist größer als der tatsächliche Bedarf. Nur wenn man die Höchstgeschwindigkeit von autobahntauglichen 80 km/h ausreizt kann  man zusehen, wie die Kilometeranzeige in dem kleinen, digitalen Instrumentenbrett zügig nach unten marschiert. Allerdings fühlt man sich bei diesem Tempo auch nicht mehr richtig wohl; erst recht nicht, wenn Lkws oder Busse auf beiden Seite wie mächtige Monster vorbei ziehen.

Immerhin ist der 6,1 Kilowattstunden große Lithium

Möpen und Tuten

Bei allen Zukunftsphantasien sucht man weitere technische Spielereien allerdings vergebens. Zwar hat der Twizy eine Frontscheibenheizung (serienmäßig) und kann mit einer Audio-Anlage oder einem Navi ausgerüstet werden; eine oft wünschenswerte Sitzheizung gibt es aber nicht. Überflüssig ist die Einparkhilfe, der Blick nach hinten tut‘s da auch; eine witzige Serienausstattung ist dagegen die Fußgängertröte. Ist sie aktiviert, möpt sie in kurzen, regelmäßigen Abständen freundlich vor sich hin und macht Passanten auf den sich nahezu lautlos nähernden Twizy aufmerksam.

Reicht das nicht, bleibt der Griff zur richtigen Hupe - die erreicht mit ihrem schrille Ton dann auch schwerhörigste Zeitgenossen. Gerade auf mehrspurigen Großstadtstraßen ist es im Berufsverkehr mitunter aber gar nicht schlecht, lautstark auf sich aufmerksam machen zu können – nicht jeder Autofahrer nimmt den Renault sofort als ebenbürdigen Partner wahr.

Technische Daten
Marke und Modell Renault Twizy
Motor / Ausstattung
Motor
Hubraum (Kubikzentimeter / Bauart) Asynchron-Elektromotor
Leistung (kW (PS) / U/min) 8 (11) / k. A.
Drehmoment (Nm / U/min) 57 / k. A.
Antriebsart Heckantrieb
Getriebeart Untersetzungsgetriebe, 1-Gang
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 2337 / 1.191 / 1.461
Radstand (mm) 1.684
Wendekreis (m) 6,8
Leergewicht  (kg) 562
Kofferraum (Liter, nach DIN) k. A.
Serienbereifung v: 125/80 R 13, h: 145/80 R 13
Verbrauch
Krafstoffart / Akkutyp Strom / Lithium-Ionen
EU-Zyklus kWhl/100km) 6,3
CO2-Emission(g/km) / Abgasnorm /Effizienzkl. 0 / Euro 5 / A+
Akkukapazität (kWh) 7 Reichweite (EU-Zyklus) 6,1 / 100
Fahrleistungen
Werksangabe 0-60km/h (s) 8,1
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k. A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k. A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 80
Preise
ab (Euro) 7.690,00
Ausgewählte Extras (Euro) Audio-System (310), Flügeltüren (590), Einparkhilfe (180), Panoramadach (250); mtl. Batteriemiete (mindestens 50)
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Kein ESP, kein ABS

Und Sicherheitssysteme sind im Twizy rar. Baulich bedingt fehlt es an Knautschzone und mehr als einen Airbag für den Fahrer gibt es auch nicht. Auch ESP und ABS sind dem Hecktriebler ein Fremdwort, dank seines tiefen Schwerpunkts bietet der Twizy allerdings eine erstaunlich gute Straßenlage, und nach einiger Zeit traut man sich, Kurven auch flotter zu nehemen – was den Fahrspaß nur noch weiter steigert.

Dem Spaß voraus geht allerdings die Anschaffung. Und da scheiden sich die Geister. Während die einen mindestens 7.690 Euro für ein skurriles, außergewöhnliches Elektrofahrzeug völlig in Ordnung finden, halten andere den Tarif für ein Gefährt mit praktisch keinem Nutzwert für völlig überzogen. Tatsächlich ist der Twizy kaum praktisch; mehr als äußerst stylisch zum Dinner in die Stadt oder nur mit einer Umhängetasche bewaffnet ins Büro fahren kann man damit nicht. Aber genau das macht einen Großteil der täglichen Strecken aus. Und bedenkt man, dass manch einer bei Porsche problemlos 9.000 Euro für Keramibremsen ausgibt, relativiert sich der Twizy-Preis recht schnell.

Akku nur zur Miete

Allerdings muss bei der Budget-Berechnung die Miete für die Batterie mit einkalkuliert werden. Den Akku verkauft Renault nämlich nicht, sondern stellt je nach Laufleistung mindestens 50 Euro dafür monatlich in Rechnung. Läuft der Mietvertrag aus, muss er verlängert werden. In der Regel geht Renault aber wohl davon aus, dass der Twizy geleast und dann zusammen mit der Batterie zurückgegeben wird.

Von der Kfz-Steuer ist der Twizy derzeit noch befreit, bis 31.12.2015 für zehn Jahre, danach für fünf Jahre. Müssen ab dem Jahr 2020 auch Elektro-Autos eine Abgabe an den Staat bezahlen, fällt diese nach aktueller Berechnungsgrundlage mit 22 Euro pro Jahr aber moderrat aus. Auch die Versicherung ist für den als Quad eingestuften Twiy relativ günstig.    Twizyfahren ist super! Mit kaum einem anderen Wagen bekommt man so viel Aufmerksamkeit geschenkt wie mit dem Zweisitzer. Vor allem die Version ohne Türen lädt zum Plausch an der Ampel ein – eine Möglichkeit, die von Passanten und anderen Autofahrern gerne genutzt wird. Und die erst recht überrascht sind, wenn der nicht mal 600 Kilogramm schwere Twizy dann lautlos und flink davon stromert.

Mit seinen nur gut 2,30 Meter Länge und einem Wendekreis von gerade mal 6,8 Metern ist der Renault wie geschaffen für den dichten Stadtverkehr. Geschickte Ausweichmanöver im von Zweite-Spur-Parkern geplagten Berufsverkehr und der fast immer und überall zu findende Parkplatz steigern den Fahrspaß noch mehr. Dass der Twizy nur rund 80 Kilometer weit kommt, war in unserem Test kein einziges mal ein Nachteil. Nur der fehlende Stauraum für Gepäck könnte ein Manko sein. Doch wer kreativ ist, findet auch da Mittel und Wege.    

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