Und sie haben große Hoffnungen: Der Ateca, dessen Name übrigens nichts mit den Azteken zu tun hat, sondern nach einer spanischen Stadt benannt ist, soll zahlreiche neue Kunden gewinnen: Ungefähr so groß wie der erste Tiguan, soll der Spanier vor allem dem erfolgreichen Nissan Qashqai in die Parade fahren. Zu einem Einstiegspreis von 19.990 Euro ist der Halbblut-Spanier ab dem 2. Juli 2016 bei unseren Händlern zu haben. Bei strahlendem Sonnenschein erwartet uns der Seat Ateca in seiner Heimatstadt Barcelona für eine erste Testrunde. Wobei: So ganz daheim ist er hier eigentlich nicht, er wird nämlich bei der Konzernschwester Skoda in Tschechien gebaut. Doch sollte das zumindest keine Nachteile in der Qualität bereiten. Die Kollegen dort wissen bestens mit Präzision ans Werk zu gehen, sodass auch der Seat gleich beim ersten Platznehmen zum Wohlfühlen einlädt.
Die Sessel im Ateca wirken sportlich-robust und platzieren die Gäste in beiden Reihen äußerst angenehm. Wie bei den Spaniern üblich, ist alles im Cockpit auf den Fahrer ausgerichtet und wirkt aufgeräumt, damit man sich schnell zurechtfindet. Auf ein virtuelles Cockpit haben die Techniker verzichtet, stattdessen gibt es klassische Rundinstrumente. Und auch das Navi, was der Konzern in petto hat, ist nicht das schnellste. Es hinkt vor allem beim Zieleingeben oft ein wenig hinterher. Aber mit etwas Übung kann man sich gut drauf einstellen.
Ein Plus des Navi-Infotainment-Systems ist dagegen die tadellose Anbindung von Smartphones: Kunden können ihre Geräte per MirrorLink, AppleCarPlay oder Android Auto koppeln. Und wer schon ein Mobiltelefon besitzt, das das induktive Laden unterstützt, kann es jetzt auch ohne Kabel im Seat auftanken. Ein weiteres Highlight: Über vier Kameras lassen lässt sich eine 360-Grad-Rundumsicht mit bis zu 30 verschiedenen Blickwinkeln auf das acht Zoll große Display holen.
Spanisches Design und trotzdem so vertraut
Optisch wirkt der Ateca ein wenig wie eine Mischung aus Seat Leon, VW Tiguan und Golf Sportsvan. Auch die Länge von 4,36 Metern kommt fast exakt an die der ersten Tiguan-Generation. Im Großen und Ganzen wirkt das SUV stimmig – lediglich die tief eingetriebene Falte im Kofferraumdeckel, die bei Sonnenschein viel Schatten oberhalb des Nummernschilds wirft, könnte für unseren Geschmack beim Facelift in ein paar Jahren aufgespritzt werden. Nette Spielerei: Damit man auch in der Dunkelheit weiß, dass man in einen Ateca einsteigt, wird aus dem Außenspiegel der Produktname auf den Asphalt projiziert.
Das Gepäckabteil des Seat-SUV nimmt es als Frontantriebler mit 510 Liter Gepäck auf; bei umgelegter Rückbank gehen sogar 1.604 Liter rein. Wer den Allradantrieb geordert hat, muss sich allerdings ein wenig einschränken und sich mit 485 Litern (umgeklappt: 1.579 Liter) zufrieden geben. Den Zugang zum Kofferraum erleichtert eine elektrisch bedienbare Heckklappe, die auch per Fußschwenk auf- und zugemacht werden kann.
Richtig angetrieben
Der Einstiegsmotor im Seat Ateca ist der Dreizylinder-Benziner (ab 19.990 Euro) mit 115 PS Leistung – dieser wird allerdings erst Ende des Jahres erhältlich sein. Darüber platziert sich bei den Ottos der bekannte 1,4-Liter-Benziner mit 150 PS (ab 24.700 Euro). Diesel-Motoren wird es drei geben: Der kleinste Selbstzünder hat, wie auch der Einstiegsbenziner, 115 PS (ab 23.190 Euro). Mehr Power liefert der Zwei-Liter-Dieselmotor, erhältlich mit 150 PS (ab 29.360 Euro) und 190 PS (ab 35.580 Euro).
Für unsere erste Testrunde stand der mittelgroße Diesel in den Startlöchern, der so leise und kultiviert läuft, dass nur der Blick auf den Drehzahlmesser sein Brennverfahren preisgibt. Aus seinen vier Brenntöpfen schöpft er 340 Newtonmeter Drehmoment, die es schaffen, den Ateca kraftvoll in Bewegung zu setzen. Zwar braucht er 8,3 Sekunden, um auf Landstraßentempo zu beschleunigen, doch reicht das locker aus, um mit dem Strom zu schwimmen. Selbst bei größeren Steigungen in den Bergen zieht dieser Motor das SUV ordentlich nach vorne, ohne zu viele Schaltmanöver zu fordern. Mit durchschnittlich 4,5 Litern Verbrauch ist er zudem – zumindest auf dem Papier – vorbildlich sparsam.
Anders präsentiert sich im bergigen Geläuf der 150-PS-Benziner, dem nur 250 Newtonmeter zur Verfügung stehen. Er muss sich spürbar mehr anstrengen – und wir mussten ihm häufig mit Gangwechseln unter die Arme greifen. Ein Glück, dass das Getriebe konzerntypisch leichtgängig und präzise arbeitet. Gleiches gilt für die Lenkung, die gewohnt präzise reagiert – und über einen Sportmodus noch ein wenig straffer justiert werden kann. Angewählt werden die Fahrmodi mittels Drehknopf hinter dem Schaltknauf. Neben dem erwähnten Sportbetrieb stehen noch ein Eco-, Normal- und bei bestelltem Allradantrieb auch ein Offroad-Modus für Ausfahrten abseits der befestigten Straße zur Verfügung.
Alles Allrad?
Ob man den Allrad allerdings unbedingt braucht, ist fraglich. Die meisten bewegen den fein federnden Ateca sicher in der Stadt, und so machte sich Seat auch nicht die Mühe, sein SUV im Gelände zu präsentieren, sondern setzte stattdessen auf Großstadtdschungel. Hier punktet er mit guter Rundumsicht und ist auch ohne den vollautomatischen Einparkassistenten gut in die Lücke zu manövrieren.
Und der Verzicht auf die Vierradtechnik spart Geld: 1.700 Euro Aufpreis verlangt Seat für den Allrad, Serie ist er bei keinem Motor. Sie Summe kann man freilich auch anders investieren: Die Basisversion kommt schließlich nur spärlich bestückt vorgefahren und die Aufpreisliste hält mit Extras vom Doppelkupplungsgetriebe über einen Staufolgeassistenten (der Seat lenkt und bremst dann selbstständig) genug Möglichkeiten bereit, Geld auszugeben. Außerdem steigt der Verbrauch mit vier angetriebenen Rädern etwas an.
- Technische Daten
Länge: 4,36 Meter, Breite: 1,84 Meter (mit Spiegel 2,08 Meter), Höhe: 1,60 Meter, Radstand: 2,64 Meter, Kofferraumvolumen: 510-1604 Liter (Allrad 485-1579 Liter).
Benziner:
Ateca 1.0 TSI: 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner, 85 kW/115 PS bei 5.000-5.500 U/min, maximales Drehmoment: 200 Nm bei 2.000-3.500 U/min, manuelles 6-Ganggetriebe, 0-100 km/h: 10,5 s, Vmax: 183 km/h, Durchschnittsverbrauch: 5,2 Liter, CO2-Ausstoß: 119 g/km, Abgasnorm: Euro 6
Preis: ab 19.990 Euro
Ateca 1.4 TSI: 1,4-Liter-Vierzylinder-Benziner, 110 kW/150 PS bei 5.000-6.000 U/min, maximales Drehmoment: 250 Nm bei 1.500-3.500 U/min, manuelles 6-Ganggetriebe, 0-100 km/h: 8,5 s, Vmax: 201 km/h, Durchschnittsverbrauch: 5,3 Liter, CO2-Ausstoß: 124 g/km, Abgasnorm: Euro 6
Preis: ab 24.700 Euro
Diesel:
Ateca 1.6 TDI: 1,6-Liter-Vierzylinder-Diesel, 85 kW/115 PS bei 3.250-4.000 U/min, maximales Drehmoment: 250 Nm bei 1.500-3.000 U/min, manuelles 6-Ganggetriebe, 0-100 km/h: 10,5 s, Vmax: 184 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,3 Liter, CO2-Ausstoß: 112 g/km, Abgasnorm: Euro 6
Preis: ab 23.190 Euro
Ateca 2.0 TDI: 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel, 110 kW/150 PS bei 3.500-4.000 U/min, maximales Drehmoment: 340 Nm bei 1.750-3.000 U/min, 7-Gang-DSG, 0-100 km/h: 8,5 s, Vmax: 201 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,5 Liter, CO2-Ausstoß: 116 g/km, Abgasnorm: Euro 6
Preis: ab 29.360 Euro
Ateca 2.0 TDI: 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel, 140 kW/190 PS bei 3.500-4.000 U/min, maximales Drehmoment: 400 Nm bei 1.900-3.300 U/min, 7-Gang-DSG, Allradantrieb, 0-100 km/h: 7,0 s, Vmax: 212 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,9 Liter, CO2-Ausstoß: 130 g/km, Abgasnorm: Euro 6
Preis: ab 35.580 Euro
Mit dem Ateca hat Seat nun auch endlich einen SUV im Portfolio – und das ist wirklich gelungen. Dass die Kunden auf den Hochbeiner sehnsüchtig gewartet haben, zeigen auch die Vorbestellungen: Bereits vor der Markteinführung und ohne ihn je gefahren zu sein, haben sich schon 5.000 Kunden für den Ateca entschieden. Der niedrige Einstiegspreis von 19.990 Euro scheint zu überzeugen und der gute Ruf der Konzern-Technik kommt dem Spanier zu Gute.
Zurecht: Der Ateca ist gut verarbeitet, bietet ausreichend Platz, hat starke und sparsame Motoren und fährt sich ausgesprochen handlich. Trotz allem fehlte uns allerdings die gewisse Nuance an Emotion, die wir von den anderen Modellen kennen. Bleibt zu hoffen, dass die Spanier irgendwann auch mit einem Seat Ateca Cupra-Modell um die Ecke kommen. Das wollte man zwar noch nicht bestätigen, doch die Chancen stehen nicht schlecht.