Das mit der Zuverlässigkeit hat der Spanier gepackt, das mit dem Alltagsnutzen nur bedingt: Kleiner Kofferraum und straffe Federung beschränkten die Zielgruppe auf sportliche Individualisten. Motor und Antrieb
Die Technik des Seat Leon basiert weitgehend auf der des VW Golf IV. Was zunächst einmal für den Leon spricht. Denn während der Golf IV schon 1997 debütierte, kam der Leon zwei Jahre später mit bereits erprobter Mechanik auf den Markt. So sind dem feurigen Spanier die Kinderkrankheiten der ersten Baujahre erspart geblieben. Bis auf die volkswagentypischen Macken wie defekte Luftmengenmesser und kollabierende Fensterheber. Der Fluch der gleichen Zulieferer.
Die Benzinmotoren gelten als recht durstig: Die 1.8-Turbo (180-225 PS) schlürfen bei Volllast bis zu 15 Liter auf 100 Kilometer. Dafür ist die Beschleunigung abartig gut: Der mit 225 PS bestückte Seat Leon 1.8 20V Turbo Cupra R spurtet in nur 6,9 Sekunden auf Tempo 100. Der Vortrieb endet erst bei 242 km/h. Wer es komfortabler will entscheidet sich für den seidenweichen 2.8 V6 mit 204 PS und Allrad. Abzuraten ist vom 1.8 Sauger mit dem 125 PS starken Vierzylinder-Fünfventiler (10,3 s auf 100 km/h, 7,8 L im Mix): Er beschleunigt kaum fixer als ein Leon 1.6 16V mit 105 PS (10,9 s auf 100 km/h, 6,9 L im Mix), benötigt aber gut ein bis zwei Liter mehr Sprit.
Die Grundmodelle 1.4 16V (75 PS) und 1.9 SDI (68 PS) eignen sich eher für den Kurzstreckenbetrieb. Zum zügigen Überholen auf der Landstraße fehlt beiden einfach ein bisschen Durchzugskraft. Erste Wahl sind beim Leon die leistungsstarken Turbodiesel-Direkteinspritzer (TDI: 90 bis 130 PS). Wer sich die teure Versicherung leisten kann, sollte unbedingt zum Seat Leon 1.9 TDI Formula Racing mit 150 PS (320 Newtonmeter) greifen: Sportwagenoptik, 215 km/h Spitze und ein EU-Schnitt von nur 5,3 Litern Diesel pro 100 Kilometer machen den TDI Formula Racing zur Eier legenden Wollmilchsau. Ins Konzept passen da die vorbildlichen Bremsen.
Karosserie und Innenraum
Der Seat Leon ist ein waschechtes Fahrerauto: Vorne viel Platz, hinten ein knapp geschnittener Fond. Das straff abgestimmte Fahrwerk vermittelt Kart-ähnliches Handling, rüttelt aber die Mitfahrer auf holpriger Piste übel durch. Das Kofferraumvolumen ist mit 340 Litern nicht gerade üppig bemessen. Desgleichen gilt für den Tankinhalt: Während ein Seat Leon TDI mit 55 Litern bis zu 900 Kilometer weit kommt, reicht das gleiche Volumen beim Turbo-Benziner bloß für 300 Kilometer.
Ansonsten macht der Leon natürlich viel Spaß. Wertige Oberflächen, gute Ergonomie und ein schick gestyltes Cockpit sind der Grund, warum wir uns im Leon auf Anhieb wohl fühlen. Das sportlich geschnittene Lenkrad liegt klasse in der Hand. Die Sitze - vor allem die serienmäßigen Sportsitze im Cupra bieten herausragenden Seitenhalt und hohen Langstreckenkomfort. Für den Leon spricht übrigens auch die ausgezeichnete Sicherheitsausstattung mit serienmäßigen Seiten-Airbags.
Fazit
Wer einmal den Seat Leon gefahren ist, wundert sich, warum nicht mehr davon verkauft wurden. Tolles Design, sportliche Fahrleistungen und gute Verarbeitung sind eindeutige Pluspunkte für den Romeo aus Spanien. Gegen den Leon sprechen eigentlich nur das straffe Fahrwerk und der relativ knapp bemessene Innenraum. Insgesamt ist der Seat Leon auf dem Gebrauchtwagenmarkt in 13 verschiedenen Motorvarianten zu haben. Vom 68 PS-Saugdiesel bis zum 225 PS starken Turbo. Wer da nicht seinen Traum-Leon findet, ist selbst schuld.
Der Markt
Eigentlich schizophren: Wer einen Seat Leon verkaufen will, braucht oft Monate, um ihn loszuwerden. Der Grund: Wer Golf-Klasse will, sucht nach Golf. Viel zu wenige wissen um die tollen Qualitäten des Leon. Andererseits wird kaum mal ein guter Leon zum Schnäppchenpreis angeboten. Auch ein Blick in die Schwacke-Liste macht nicht schlauer: Ein fünf Jahre alter VW Golf IV 1.6 (105 PS) kostet 8.550 Euro, ein gleich alter Seat Leon 1.6 16V (105 PS) wird mit 8.750 Euro aufgerufen.