Wer sich momentan im Golf-Segment umtut, erlebt eine Vielfalt von vergleichbaren Angeboten, wie es sie wohl noch nie gegeben hat. Nicht nur die mittlerweile bekannten deutschen Hersteller, nein, mittlerweile auch Koreaner und Japaner buhlen mit qualitativ mindestens ebenbürtigen Modellen um Kundschaft. Viele eint in der Technik unter dem Blechkleid eine gewisse Beliebigkeit: Ein meist von Downsizing geprägter Motor, Handschaltung oder Doppelkupplungsgetriebe, Vorderradantrieb (mittlerweile ja auch bei BMW en vogue). Leistungswerte irgendwas zwischen 100 und 300 PS, zumeist hochwertig verarbeitet und ein mehr oder weniger knackiges Preisschild runden die berühmte Qual der Wahl ab.
Da tut es gut, etwas zu fahren, das sich, so scheint es, still und heimlich in diese Klasse geschlichen hat, ein bisschen den Außenseiter spielt und trotzdem gute Noten absahnen will. Diese Rolle passt zu Subaru und ihrem Impreza wie die Faust aufs Auge. Fans der Marke werden nun etwas traurig dreinblicken, dachten sie bei dem Namen „Impreza“ doch vor allem an Eines: Heckflügel, Rallyeautos und mindestens 300 PS.
Nein, der zuletzt nur noch WRX STI genannte Bolide ist zumindest in Europa (endgültig?) Geschichte, es gibt nurmehr den zivilen Impreza only und das ist, so viel sei gesagt, für die Golf-Klasse alles andere als schlecht. Denn so bürgerlich der Subaru Impreza e-BOXER von außen daherkommt, so frisch und anders ist er, wenn man sich tiefergehend mit ihm beschäftigt (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,3 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 143 g/km²).
Doch bleiben wir vorerst beim Äußeren, das aber tatsächlich geringfügig spannend ist. Das Blechkleid ist eine durchaus gelungene Mischung aus Ford Focus, Einser BMW und Hyundai i30, wirkt sportiv und gleichzeitig klassenlos. Man steckt den Impreza in keine Schublade, scheint damit immer gut angezogen zu sein. Gut, gerade am Heck würden sich Europäer vielleicht ein Paar LED-Rückleuchten samt Blinker wünschen - die klassischen Glühlampen sind etwas aus der Zeit gefallen, tun ihren Job andererseits genauso gut und lassen sich vor allem deutlich einfacher austauschen. An der Front vertraut Subaru derweil schon seit längerem auf Voll-LED-Scheinwerfer samt Kurvenlicht (Serienausstattung in beiden Ausstattungsvarianten).
Ein ähnliches Bild kann man im Inneren zeichnen: Wo andere mittlerweile Displays verbauen, setzt Subaru auf wohltuend Analoges. Es gibt gut ablesbare Instrumente, echte Druckknöpfe und Regler für Klimaanlage und die Radio-Navigationseinheit, das Subaru-eigene Zusatzdisplay wartet mit teils mehr oder weniger wichtigen Informationen über den Antriebsstrang, die Assistenzsysteme und (u. a.) die Motoröltemperatur auf. Das alles mag 2020 etwas antiquiert wirken, lässt sich aber gut, zuverlässig und vor allem intuitiv bedienen, ohne dass es einmal die Notwendigkeit der Bedienungsanleitung gebraucht hätte.
Qualitativ sind die eingebauten Materialien im grünen Bereich, wenngleich die aufgesetzten Ziernähte auf dem Armaturenbrett etwas halbherzig wirken. Die in der von uns getesteten „Platinum“-Variante serienmäßigen Ledersitze samt Sitzheizung sind bequem, bieten nur wenig Seitenhalt und könnten naturgemäß etwas mehr Beinauflage vertragen.
Die Sitzposition ist derweil angenehm tief und die Verstellbereiche von Lenkrad und Sitz sehr weit, sodass auch Großgewachsene mehr als ordentlich Platz finden. Hinten geht’s etwas enger zu, aber selbst zu viert besessen macht der Subaru auch auf längeren Strecken einen stets kommoden Eindruck. Der 340 Liter messende Gepäckraum wirkt subjektiv größer, fällt tatsächlich aber etwas hinter den klassenüblichen 380 Litern bei der Fließheck-Konkurrenz zurück.
Von Zurückfallen ist bei der Fahrt im Subaru Impreza e-BOXER nicht die Rede, wobei wir erstmal den Begriff e-BOXER erklären müssen. Wie gehabt fährt auch dieser Subaru mit einem Zweiliter-Sauger-Vierzylinder mit 150 PS vor, der mittlerweile von einem in der Lineartronic steckenden Elektromotor mit 12,3 kW unterstützt wird. Ein anderes System also als das, auf das Volkswagen in seinen neuen eTSI-Modellen des Golf vertraut (dort: mittels Riemenstartergenerator) und doch nicht minder effektiv.
Gespeist von einer 0,6 kWh großen Li-Ionen-Batterie schaltet sich der Boxermotor stets dann ab, wenn er zum Ausrollen, zum Halten der Geschwindigkeit oder sogar zum sehr sanften Beschleunigen nicht zwingend benötigt wird. Für Letzteres braucht es allerdings einen überaus gefühlvollen Gasfuß, eine reine Elektrofahrt ist unter realen Bedingungen nicht möglich und soll auch maximal für 1,6 Kilometer mit höchstens 40 Stundenkilometern machbar sein. Verbrauchswunder sollte man daher ebenfalls nicht erwarten, wir lagen im Schnitt bei meist schwerem Gasfuß bei rund 7,0 Litern pro 100 Kilometer.
Die Momente, in denen man lautlos elektrisch dahinrollt, treten dennoch vergleichsweise häufig auf und das gibt gleich ein angenehmes Gefühl für die ökologisch malträtierte Seele des Verbrennerfahrers. Auf der Autobahn trägt der E-Motor dann seinen Teil dazu bei, dass der Boxer mit den eher bescheidenen 194 Newtonmetern dennoch akzeptabel beschleunigt. Oberhalb von 160 km/h hält man sich trotzdem vergleichsweise selten auf, dafür fehlt es an Power und die stufenlose Lineartronic hält die Übersetzung beim starken Beschleunigen gerne bei Nenndrehzahl, was sehr quälend und vor allem wenig ressourcenschonend ist.
Wer sich abseits dessen auf die Landstraße bewegt, erhält dafür ein anderes, deutlich sportlicheres Bild des Impreza. Schon auf den ersten Metern begeistert die Lenkung, der Japaner reagiert spontan auf den Richtungsbefehl am gut in der Hand liegenden Volant. Gleichzeitig vermittelt der Wagen eine derart präzise Rückmeldung vom Fahrbahnzustand, wie wir es in der Golf-Klasse schon lange nicht mehr erlebt haben. Klasse!
Das liegt natürlich auch an einer Fahrwerksabstimmung, die zwar durchaus komfortabel, aber nicht entkoppelt wirkt. Der Subaru Impreza ist daher nie verlegen, die nächste Landstraße auch etwas zackiger zu nehmen. Der serienmäßige und insgesamt aufwändige Allradantrieb gibt darüber hinaus ein mehr als ordentliches Sicherheitsgefühl, wenngleich Traktionsprobleme bei der gebotenen Leistung und normalen Straßenverhältnissen eher selten auftreten dürften.
Es ist daher ein überwiegend positives Fazit, das wir über den Subaru Impreza e-BOXER ziehen. Er wird dank seiner Andersartigkeit in technischer Hinsicht die Liebhaber der Marke erneut ansprechen, vielleicht mit seinem konservativen Äußeren und der durchaus gelungenen Einbindung des Elektroantriebs auch neue Käuferschichten anziehen können. Für Subaru spricht nach wie vor ihre Erfahrung in der gebotenen Antriebstechnik, darüber hinaus wirkt der Impreza mit einem Einstiegspreis von 29.233,90 Euro (Platinum ab 32.158,30 Euro inkl. 16% MwSt.) und einer umfassenden Serienausstattung in der Golf-Klasse angemessen bepreist, wenngleich ein Sonderangebot anders aussieht. (Text & Bild: Maximilian Planker)