Du willst kein SUV, dafür einen geräumigen, allradgetriebenen und am Ende auch noch bezahlbaren Kombi? Dann könnten du und der neue Subaru Outback schnell ziemlich beste Freunde werden (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 7,4 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 169 g/km²). Die sechste Generation des japanischen Kombinationskünstlers, der werbetechnisch eigentlich schon zu den Crossovern zählt, schafft es nach zwei langen Jahren des Wartens auch zu uns, während der Outback in den USA beinahe schon wieder zum alten Eisen zählt.
Dort rollte er bereits 2019 zu den Händlern, wohingegen hierzulande weiterhin die fünfte Generation angeboten wurde. Warum ist das so? Weil die Vereinigten Staaten mit Abstand der wichtigste Markt für die Japaner sind, sie dort die addierten (!) Absatzzahlen von BMW und Audi übertreffen und wir Deutschen mit unseren zuletzt lediglich 5.600 Pkw-Zulassungen, über alle Subaru-Modelle hinweg, schlichtweg kaum ins Gewicht fallen. Das äußerst komplexe Homologationsverfahren in der EU verzögert das Adaptieren neuer Fahrzeuge zusätzlich.
Doch zurück zum neuen Outback. Mit einer Länge von 4,87 Meter ist er ein durchaus stattlicher Wagen geworden, der knapp an die Mitbewerber Volvo V90 Cross Country (4,94 Meter) und Audi A6 Allroad (4,95 Meter) heranreicht. Beim Preis allerdings können sowohl der Deutsche als auch der Schwede nicht mithalten. Ab 40.890 Euro steht der Outback Trend in der hiesigen Preisliste, das Top-Modell Platinum setzt dem Topf bei 45.990 Euro einen ersten Deckel auf. Mit exklusivem Leder (2.950 Euro) und ein paar kleinen Ausstattungsextras sind kaum mehr als 52.000 Euro für den Subaru zu bezahlen. Zum Vergleich: Der A6 Allroad startet erst ab 60.090 Euro, der V90 Cross Country sogar bei 64.150 Euro.
Klingt also nach einem guten Deal? Durchaus! Bevor wir aber zum hochwertigen Innenraum des Subaru Outback kommen, muss das Antriebskapitel abgehakt werden. Wer mit der japanischen Allradmarke nur annährend vertraut ist, wird wissen, dass alle Subaru (ausgenommen dem jetzt ausgelaufenen BRZ) mit 4x4 vorfahren. Das ist positiv zu werten, zumal der Subaru Symmetrical AWD durchaus tauglich ist, abseits befestigter Wege wirklich etwas zu reißen.
Bekannt dürfte zudem sein, dass Subaru stets auf Boxermotoren setzt. Im Falle des europäischen Outback immerzu auf einen 2,5-Liter-Vierzylinder-Sauger mit 124 kW/169 PS. Gekoppelt ist jenes Triebwerk an ein stufenloses CVT-Getriebe, das mit der neuen Modellgeneration spürbar an Qualität gewonnen hat. Das ruckhafte Anfahren aus dem Stand gehört der Vergangenheit an, der zu 90 Prozent neuentwickelte Vierzylinder kann insgesamt etwas niedertouriger gefahren werden.
Dennoch bleibt der Gummibandeffekt der Lineartronic weiterhin spürbar, wonach beim Durchbeschleunigen die Drehzahl zunächst lauthals in die Höhe schießt und anschließend nur wenig vorwärtsgeht. Auch die 252 Newtonmeter Drehmoment laden den Outback-Piloten dazu ein, es eher gemächlich angehen zu lassen. Wer sich mit der Autobahnrichtgeschwindigkeit als angenehmes Reisetempo anfreunden kann, der hat auf jeden Fall kaum Komforteinbußen zu befürchten.
Zur entschleunigten Motor-Getriebekombination passt sodann das komfortabel abgestimmte Stahlfahrwerk und eine sehr direkte Lenkung samt ordentlichem Übersetzungsverhältnis. Dass ein Subaru ebenfalls gut zum Stehen kommt, versteht sich von selbst und entspricht dem hohen Sicherheitsgedanken der Marke mit dem Sternenbild im Logo. Aber auch in Sachen aktiver Sicherheit hat man spürbar zugelegt, liefert neben zahlreichen attestierenden Systemen nunmehr eine Innenraumüberwachung, die den Fahrer (manchmal zu) frühzeitig ermahnt, wenn die Blicke von der Fahrbahn schweifen.
Keine Sorge, dieses Feature kann ebenso wie der Spurhalteassistent über den Infotainment-Bildschirm deaktiviert werden – was aber insgesamt in einem umständlichen Prozedere mündet. Ob nun von Tesla oder Volvo inspiriert, Subaru setzt jedenfalls auch auf ein hochstehendes Kommandodisplay, das im Falle des neuen Outback über einen Durchmesser von 11,6 Zoll verfügt.
Dessen Touchbedienung ist ok, der Funktionsumfang eher konservativ und richtet sich damit klar an die bekannte Käuferschaft eines solchen Fahrzeugs. Wer es jünger und smarter will, der spiegelt sein Smartphone via Apple CarPlay oder Android Auto – aber leider noch per Kabel. Ansonsten sind echte Tasten für die wesentlichen Klimafunktionen, ein Lautstärkeregler sowie ein Knubbel für die Radio-/Titelsuche geblieben.
Im Gegensatz zur westlichen Konkurrenz verzichten die Asiaten überdies auf ein digitales Cockpit. Der Bordcomputer zeigt seine Daten zwischen analogem Drehzahlmesser und Tachometer in altgedienter Manier und ist nicht verlegen uns während eines motorfreien Wartemoments anzuzeigen, wie viele Milliliter Sprit wir durch jene Funktion gespart haben. Viel ist es nicht und überhaupt reicht es nicht aus, um den Benzindurst des Subaru Outback merklich zu senken.
Gute neun Liter auf 100 Kilometer sollten schon kalkuliert werden, bewegt man den Offroad-Kombi nicht wie eine Wanderdüne. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es weder der neue eBoxer noch der wesentlich stärkere Turbo-Boxer der US-Version in den europäischen Outback schaffen werden. Doch zum gemütlichen Reisen und Schlechtwege-Kraxeln ist er da, will mit standhafter Technik und einer Bodenfreiheit von 210 Millimeter überzeugen und weniger durch einen Wendekreis von rangierbedürftigen 12,2 Meter.
Für alle Eventualitäten gerüstet ist sodann der Innenraum des Subaru Outback. Dieser verdient viel Lob ob seiner hohen Qualität, der vielfältigen Details und der eingesetzten Materialien. Hier dürfen sich viele deutsche Hersteller mittlerweile eine dicke Scheibe abschneiden. Sitzen gelingt in der ersten Reihe genauso gut wie in der zweiten, die Ledersessel sind urst bequem und bezüglich der Ergonomie gibt es ebenfalls nur hochgereckte Daumen.
Einzig der Blinkerhebel mit seiner merkwürdigen Druckfunktion sowie das mit Schaltern überfrachtete Lenkrad geben Anlass zur sachten Kritik. Der großzügige Kofferraum fasst derweil zwischen 561 und 1.822 Liter Gepäck, bietet im Unterflur eine clevere Vertiefung für Einkaufstaschen und wem das nicht reicht, der darf Anhänger mit bis zu 2.000 Kilo Gewicht hinter sich herziehen.
Der neue Subaru Outback ist ein wahrer Geheimtipp für alle Kombifans, denen es vordergründig um Praktikabilität und Komfort und weniger um schiere Motorleistung geht. Der 2,5-Liter-Boxer beschleunigt den rund 1,7 Tonnen schweren Wagen in ausreichender Weise, schnelle Autobahnetappen liegen ihm aber nicht. Dafür gefällt die komfortable Grundabstimmung, das großzügige Platzangebot und die hochwertige Verarbeitung. Kleine Details an jeder Ecke des Outback zeugen zudem davon, dass die japanischen Ingenieure ein Auto für den Kunden und nicht unabdingbar für die Rendite gebaut haben. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)