Das Tesla Model 3* auf einen Blick
- Basis-Modell mit netto 57,5-kWh-LFP-Akku
- (Winter-)Reichweite bis zu 390 km
- 208 kW/283 PS starker Heckmotor
- Gute Fahrleistungen
- Einfach erlernbare Bedienung
- Kein Blinkerhebel mehr
- Grundpreis ab 42.990 Euro
*(Tesla Model 3 Standard Reichweite (WLTP), Stromverbrauch kombiniert: 13,4 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; Elektrische Reichweite kombiniert: 513 km; CO2-Klasse: A)²
Tesla überarbeitet die Frontpartie des Model 3 nur dezent. Unter anderem die LED-Hauptscheinwerfer sind jetzt schmaler gezeichnet.
Dezentes Facelift mit aerodynamischem Anspruch
Auch nach einigen Jahren des Autobeschreibens gibt es noch erste Male. Der Test eines Teslas ging sich für den Autor irgendwie nie aus. Die Gründe sind vielschichtig, aber die Amerikaner sahen lange Jahre kaum einen Sinn in erweiterter Pressearbeit. Die Zeiten ändern sich – auch für den Elektropionier. Und so steht es nun vor mir: Das neue Tesla Model 3 „Highland“. Was sich als Beiname jetzt patriotisch-amerikanisch anhört und gleichermaßen zu einem gewaltigen Pick-up passen könnte, ist eigentlich nur ein interner Projektname. Nüchtern betrachtet ist das neue Model 3 lediglich die Facelift-Variante der bisherigen Elektro-Limousine.
Das Außendesign wirkt nun ein Stück weit frischer, die schmalen LED-Hauptscheinwerfer und LED-Rückleuchten schärfen das Model 3 bereits auf den ersten Blick nach. Zusätzliche Anpassungen an der Fronthaube, der vorderen und hinteren Stoßstange (inklusive Heckdiffusor) sollen überdies dazu beitragen, dass der cW-Wert jetzt 0,219 und nicht mehr 0,23 beträgt. An den Tesla-eigenen Ladestationen fällt der „Neue“ sofort auf und erhält von zahlreichen Tesla-Piloten wohlwollende Blicke. Doch nicht nur hier, auch auf dem lokalen Supermarkt-Parkplatz erregt der überarbeitete Stromer Aufmerksamkeit.
Das Cockpit des Tesla Model 3 wurde auf ein Minimum reduziert. Selbst Blinker- und Gangwahlhebel sind Geschichte.
Die Einfachheit des Seins – oder wie man ein Bediensystem zugänglich gestaltet
Das zumindest meldet mir nach dem Kaffeeholen der sogenannte Wächter-Modus, der nicht nur eine nette Spielerei ist, sondern während der Abwesenheit des Fahrers Parkrempler oder gar mutwilligen Vandalismus am Model 3 aufzeichnen soll. Da schmunzelt der eingefleischte Muskianer jetzt, wie man sich Jahre nach der Einführung noch über dieses Feature auslassen kann. Aber es ist eben ein ziemlich mächtiges Gadget, das sie einem da bei Tesla in die Hand drücken. Eignet sich im Zweifel auch, um dem Freund oder der Ehepartnerin hinterherzuspionieren. Wohl mit ein Grund, weshalb der Live-Zugriff via Smartphone-App auf die zahlreichen Kameras datentechnisch limitiert ist. Werden dann beim zufälligen Herumzappen doch einmal unliebsame Gestalten (oder der eigene Partner beim Einladen des Einkaufs) um den Tesla entdeckt, können diese nicht nur angehupt, sondern auch per akustischer Flatulenz vom Fahrzeug vertrieben werden. Schade eigentlich, dass gleichzeitig nicht auch ein entsprechender Geruch verströmt wird.
An vielen Stellen scheint es, das Model 3 will nicht so ganz ernst genommen werden. Aber seine Mitbewerber müssen Tesla ernst nehmen. Auch wenn der folgende Einwand rein subjektiv ist: Selten passiert es heute noch, dass ich von einem neuen Auto richtig angetan bin. Vor allem, wenn es elektrisch betrieben wird. Das Tesla Model 3 weckt hingegen schon im Stand mein innerliches Spielkind, ist mit zahlreichen Funktionen vollgestopft und doch so zugänglich gestaltet, dass man sich selbst im fortgeschrittenen Alter schnell zurechtfinden kann. Software ist heute eben (fast) alles und Tesla macht hier (fast) alles richtig. Nach zwei Wochen mit diesem Auto will ich kein MIB4, kein iDrive und kein MBUX mehr bedienen, ich will diese Einfachheit behalten.
Obschon der fehlende Blinkerhebel zum Kopfschütteln anregt: Die Handhabung und Geschwindigkeit des Infotainment-Systems weiß zu überzeugen.
Blinken und Wischen wird zur Herausforderung
Zurück zur Objektivität. Denn auch bei Tesla ist natürlich nicht alles rosig. Damit ihnen die ganzen Lobeshymnen in der Unternehmenszentrale in Austin, Texas nicht zu Kopf steigen, haben die Amerikaner offensichtlich entschieden, dass sie im Model 3 Facelift etwas einbauen beziehungsweise weglassen müssen, woran sich dann die ganze Medienwelt abarbeiten kann: Den Blinkerhebel. Das ist schon eine große Umstellung, an die man sich nur mit viel Wohlwollen gewöhnen will. Vor allem im engen Kreisverkehr wird der Tesla-Fahrer zum notorischen Nichtblinker. Denn bevor die passende Richtungsanzeige am Lenkrad gefunden wurde, ist schon eine Ehrenrunde fällig. Der Wegfall des Gangwahlhebels ist indes kein großer Verlust – bei richtiger Anwendung erkennt der Wagen beim Rangieren zudem automatisch, ob ich nun vor- oder zurückfahren möchte.
Mehr genervt hat mich ohnehin die fummelige Bedienung des Scheibenwischers. Bei Regen glänzt die Wischerautomatik oftmals mit Untätigkeit, manuelle Eingriffe gehen zwar per Tastendruck am Lenkrad, die Intervallstärke muss dann allerdings umständlich und nicht sehr präzise über das linke Bedienrad (oder den Touchscreen) eingestellt werden. Da fragt man sich halt unweigerlich, wie so etwas von der ein oder anderen Genehmigungs-Behörde toleriert werden konnte. Noch dazu, weil jene Stellen, insbesondere auf EU-Ebene, sonst alles reglementieren wollen und Angst haben, jeder Autofahrer sei eine potenzielle Gefahr für sich und andere.
Das Model 3 mit Standard Reichweite bietet eine netto 57,5-kWh-LFP-Batterie, die laut WLTP gut sein soll für bis zu 513 Kilometer. In der Realität sind es aber eher 390 Kilometer.
Gute Infrastruktur, annehmbare Ladeleistung
Das neue Tesla Model 3 muss selbstverständlich auch Bimmeln, wenn die zulässige Höchstgeschwindigkeit bereits um ein Kilometer pro Stunde überschritten wird. Das Fehlen essenzieller Bedienelemente, was je nach Lesart auch als Sicherheitsrisiko ausgelegt werden könnte, störte in höheren Ämtern aber bislang offensichtlich niemanden. Es ist allerdings davon auszugehen, dass diese Ironie zum Jahr 2026 ein abruptes Ende findet. Dann will die europäische Organisation European New Car Assessment Programme (Euro NCAP) ihr Bewertungssystem anpassen und Fahrzeuge abstrafen, die für essenzielle Funktionen, unter anderem zum Blinken, keine physischen Bedienelemente bereitstellen.
Was Tesla allerdings sehr wohl bereitstellt, ist eine hervorragende Ladeinfrastruktur. Eine, die bestens in das Navigationssystem integriert ist und mich auf längeren Fahrten zuverlässig mit Fahrstrom versorgt. Dass das Model 3 dann allerdings genauso schnell oder langsam lädt, wie allerhand Konkurrenzprodukte, soll nicht unterschlagen werden. Zwischen 60 und 120 kW waren bei leicht winterlichen Witterungsverhältnissen die Regel, Ausschläge auf 160 nach oben oder (nicht vorkonditioniert) 40 kW nach unten die Seltenheit. Ladestopps zwischen 10 und 80 Prozent dauerten meist um die +/- 30 Minuten. War das Model 3 mit seiner netto rund 57,5-kWh-Lithium-Eisenphosphat-Batterie (LFP) zwischendurch auf 100 Prozent geladen, zeigte der Bordcomputer um die 350 bis 390 Kilometer Reichweite an. Das deckt sich über den Daumen mit den abgelesenen Verbräuchen, die, je nach Fahrsituation, zwischen 14,5 und 18,5 kWh je 100 Kilometer lagen.
Das Raumgefühl des Tesla Model 3 gefällt - der quietschende Fahrersitz eher nicht. An der Qualität darf hier und da noch gearbeitet werden.
Ausgewogenes Fahrverhalten mit sportlichem Touch
Da kann man dem Model 3 genauso wenig etwas vorwerfen, wie bei den eigentlichen Fahrqualitäten. Der „Highland“ ist dank seiner Akustikverglasung ziemlich gut gedämmt, federt ausgewogen, liegt satt auf der Straße und die Art und Weise wie der 208 kW/283 PS starke Hecktriebler lenkt, bereitet vor allem auf der kurvigen Landstraße eine Menge Freude am Fahren. Im Zweifel soll der Sprint von null auf 100 km/h in 6,1 Sekunden gelingen, wobei die Höchstgeschwindigkeit bei Tempo 201 erreicht wird. Subjektiv wirkt die Beschleunigung jedoch deutlich vehementer.
Alle Fahrleistungen sind auf jeden Fall mehr als ausreichend für den hiesigen Straßenverkehr. Ausreichend ist auch die Verarbeitungsqualität. Da darf man jetzt sicherlich nicht jedes Spaltmaß ganz genau prüfen, manches Verkleidungsteil im Innenraum saß etwas grob an seinem Platz und auch der Fahrersitz quietschte schon nach kaum 6.000 Kilometern auf dem Tacho. Da ist bestimmt noch Luft nach oben, wobei Tesla an dieser Stelle den Preis-Joker zieht: 42.990 Euro für ein ziemlich gut ausgestattetes Auto, das selbst für vier Erwachsene genug Platz bietet und hinten immerzu über einen zusätzlichen Bespaßungsbildschirm verfügt, ist weiterhin eine Ansage.
Das Tesla Model 3 als Facelift-Variante startet in Deutschland ab 42.990 Euro. Weiterhin ein fairer Preis für viel Auto.
Fazit
Das Tesla Model 3 ist in seiner Gesamtheit sicherlich nicht das beste Auto der Welt. Aber es ist mit dem Facelift weiterhin eines der besten Elektroautos, das man zu einem fairen Preis kaufen kann. Ungeschlagen ist die quasi mitgekaufte Ladeinfrastruktur und das äußerst zugängliche Infotainment-System mit sinnvollen, aber auch vielen witzigen Funktionen. Außerdem gefällt das ausgewogene Fahrverhalten und der kräftige E-Antrieb. Da kann man schon verstehen, weshalb diese Fahrzeuge bei den Fans so hoch im Kurs stehen. Der fehlende Blinkerhebel wird dagegen wohl nur ein vorübergehendes Übel sein. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
Technische Daten - Tesla Model 3 Standard Reichweite*
Modell | Tesla Model 3 Standard Reichweite |
Motor | 1x Elektromotor |
Systemleistung | 283 PS (208 kW) |
Drehmoment | 420 Nm |
Antrieb | Hinterrad, 1-Gang-Getriebe |
Batterie (netto) | 57,5 kWh Lithium-Eisenphosphat-Batterie (LFP) |
Ladeleistung max. AC/DC | 11/170 kW |
Stromverbrauch kombiniert | 13,2 kWh/100 km² |
CO2-Emissionen kombiniert | 0 g/km² |
CO2-Klasse | A |
Elektrische Reichweite kombiniert (WLTP) | ca. 513 km² |
Beschleunigung (0–100 km/h) | 6,1 s |
Höchstgeschwindigkeit | 201 km/h |
Abmessungen (L/B/H) | 4,72 m/1,85 m/1,44 m |
Kofferraumvolumen | 682 Liter |
Anhängelast | 1.000 kg |
Gewicht | ca. 1.765 kg |
Grundpreis Tesla Model 3 | ab 42.990 Euro |
*Herstellerangaben