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Vergleichstest: Audi A5 3.0 TDI Cabrio vs. BMW 330d Cabrio – Bussi-Bussi oben ohne

Das 3er Cabrio gehört zur Münchner Schickeria wie Uschi Glas und Franz Beckenbauer. Doch wer heute noch ein Star ist, kann morgen schon im Abseits stehen. Davor ist auch der BMW nicht gefeit und die größte Gefahr lauert just vor den Toren Münchens.

Denn mit dem offenen A5 hat Audi ein Cabrio auf die Räder gestellt, mit dem sich Bussi-Bussi-Gesellschaft sehen lassen kann. Wenn sich an einem lauen Sommerabend die Münchner Schickeria in Schwabing trifft, amüsiert kichernd am Gläschen Ruinart) nippt und zwischendurch eine Auster schlürft, ist er nicht weit: der offene 3er. Das BMW-Cabrio ist bei den vermeintlich Schönen und Reichen so beliebt, wie übergroße Prada-Sonnenbrillen und Louis-Vuitton-Tascherl.

Viel abverlangt

Dabei hat BMW der Kundschaft mit der neuesten Generation seines flotten Dreiers einiges abverlangt. War doch die Entscheidung gegen ein elegantes Softtop und für ein Blech-Klappdach nicht unumstritten. Dem 3er fehle es an Eleganz, zu schwerfällig sei er und der Hintern sei auch zu dick, musste man sich in der Firmenzentrale im Vierzylinder anhören. Bestellt wurde trotzdem eifrig, man will schließlich zur Schickeria gehören und so kann BMW stolz behaupten, mit der festen Dachkonstruktion mehr Käufer gewonnen als vergrault zu haben.

In Ingolstadt hält man dagegen am Stoffverdeck fest wie die katholische Kirche am Papst. Dem A5 Cabrio gereicht dies nur zum Vorteil, sein filigraneres Textildach verleiht dem ohnehin graziler wirkenden Audi noch mehr Eleganz und durch die Zweifarbigkeit - für das Verdeck stehen drei, für die Karosserie 14 Farben zur Auswahl - tritt er fast wie das farbenfrohe Escada-Kleid zwischen den schwarzen Hosenanzügen von Jil Sander auf.

Praktischer Audi

Mit der Stoffmütze kann der A5 noch weitere Punkte einstreichen: In nur 14 Sekunden faltet sich sein Dach handlich zusammen und verstaut sich in der sich automatisch absenkenden Plastewanne im 380 Liter schluckenden Kofferraum, ohne diesen spürbar zu verkleinern (minus 60 Liter). Beim BMW dauert das Mechanik-Ballett, bei dem die drei Dachteile kunstvoll aufeinander gestapelt werden, ganze 22 Sekunden und reduziert das Gepäckabteil von 350 auf 210 Liter. Die leider kaum mehr nutzbar sind, da zum Beladen nur noch ein schmaler Spalt übrig bleibt.

Außerdem muss beim BMW zuvor noch die Aufnahmevorrichtung im Kofferraum heruntergeklappt werden und der Münchner muss stehen, während sich der Audi auch noch bei Tempo 50 enthaupten lässt. Im Stadtverkehr lernt man dies schnell schätzen und plötzliche Regenschauer verlieren ihren Schrecken. Und wenn BMW-Verteidiger anführen, das Klappdach sei auf der Autobahn leiser, darf dem gern widersprochen werden. Der Audi ist kein bisschen lauter und mit dem 295 Euro teuren Akustikverdeck, inklusive Deckenleuchten im Fond, geht es im A5 Cabrio sogar ruhiger zu als im Dreier.

Hinten wird‘s eng

Wie es sich für ein Cabrio gehört, sitzen die vier Audi-Passagiere - vorne gibt es ausreichend Platz, die Rückbank sollte man aber nur für kurze Strecken oder kleingewachsenen Mitfahrern anbieten - bei geöffnetem Dach tatsächlich im Freien. Beim noch etwas enger geschnittenen BMW stört die flache, weit nach hinten gezogene Frontscheibe den Open-Air-Eindruck, an der sich größere Fahrer zudem gern anschlagen. Und auch die hohe Schulterlinie führt mehr zu einem Gefühl der Geborgenheit denn des Freiluft-Genusses.

Dafür zieht es im BMW einen Ticken weniger als im Audi - aber genau das wollen Cabriofahrer doch. Und schließlich gibt es hier wie da ein Windschott, mit dem es sich auch auf der Autobahn kommod offen reisen lässt. Der A5 hält in seiner Aufpreisliste außerdem die an kühleren Tagen sich schnell als nützlich erweisende Kopfraumheizung (460 Euro) bereit. Hat man den ungünstig, am Sitzgestell versteckt, platzierten Schalter gefunden, strömt auf Nackenhöhe warme Luft aus den Sitzen, die die empfindlichen Hälser von Fahrer und Beifahrer wie ein imaginärer Kaschmir-Schal umschmiegt und so einer Angina vorbeugen soll.   

Benziner ade

War früher ausschließlich der Benziner salonfähig, kann man sich mittlerweile auch mit einem Diesel auf der Leopoldstraße sehen lassen. Ein Sechszylinder sollte es dann aber schon sein. Mit je drei Litern Hubraum lässt sich ein entsprechendes Triebwerk hier wie da ordern, bei Audi in V-Bauweise, bei BMW in gewohnter Reihenanordnung. Letztere mag zwar der Laufruhe zuträglich sein, auf den Geräuschpegel hat sie allerdings wenig Einfluss. So ist der Dreier unter Last herber und lauter als der recht leise arbeitende A5.

Bei nur fünf PS Unterschied (Audi 240, BMW 245 PS) und auch nur 20 Newtonmetern Differenz beim Drehmoment - der 3er hat auch hier mit 520 Newtonmetern die Schanuze vorn - sind nahezu identische Fahrleistung keine Überraschung. Beide Hersteller werben mit 6,4 Sekunden für den Standardsprint, bei unserer Messung brauchten Audi und BMW gute sieben Sekunden. Der 3er belohnt seinen Fahrer allerdings mit der gleichmäßigeren Kraftentfaltung, während man im Audi von dem bei knapp über 1.500 Touren einsetzende Turboschub überfallen wird.

Eine gegen zwei Kupplungen

Fairerweise muss erwähnt werden, dass der BMW mit manueller Sechs-Gang-Schaltung und der Audi mit siebenstufigem Doppelkupplungsgetriebe vorgefahren ist. Das in Ingolstadt S-Tronic genannte System schaltet zwar schnell und meistens ruckfrei, doch vermittelt der Handschalter ein direkteres Fahrgefühl. Zumal die einzelnen Gänge im Dreier perfekt abgestuft sind. Da nimmt man auch die etwas knorpelig wirkenden Gangwechsel gern in Kauf.

Die Münchner schicken die Kraft traditionell an die Hinterräder, was einer sportlichen Fahrweise entgegen kommt. Allerdings ist es gar nicht so leicht, den 1,9 Tonnen schweren BMW aus der Bahn zu werfen, da die recht straffe Fahrwerksabstimmung den Wagen auch in schnellen Kurven auf Kurs hält. Jeder Ansatz eines gutmütigen Übersteuerns wird außerdem gleich vom ESP unterbunden.

Adaptives Fahrwerk

Ein Phänomen, das der etwas leichtere, ausschließlich mit Allradantrieb erhältliche Audi erst gar nicht kennt. Er zeigt sich in Kurven weitestgehend neutral, schiebt im Grenzbereich eher mal leicht über die Vorderräder. Mit dem optional bestellbaren Audi Drive Select hat der Fahrer zudem die Möglichkeit, per Knopfdruck Einfluss auf Fahrwerksabstimmung, Lenkung, Gasannahme und Schaltpunkte zu nehmen. Wobei sich im Alltag vor allem der Komfort-Modus empfiehlt. Die Dynamic-Option erlaubt zwar noch höhere Kurvengeschwindigkeiten, lässt das Cabrio aber hölzern wirken.  

BMW-Fahrer müssen übrigens etwas Muskelkraft aufwenden. Sowohl die beiderseits sehr präzise Lenkung als auch die Pedalerie wollen im 3er doch mit mehr Nachdruck bedient werden, als im Audi, wo sich das Volant so leicht wie drehen lässt, wie man es aus dem VW-Konzern gewohnt ist. Allerdings: Im Audi muss man bei der Kurvenhatz auch deutlich mehr kurbeln, vor allem wenn der BMW mit der superdirekten Aktivlenkung bestückt ist.

Preis-Vorteil beim BMW

Zwar lässt die Schickeria nach wie vor gerne die Korken knallen, doch sitzt auch hier das Geld nicht mehr so locker wie noch vor zwei Jahren. Dass kann dem Audi auf dem ersten Blick zum Verhängnis werden, kostet der offene A5 mit 53.100 Euro Zweieinhalbtausend Euro mehr als der BMW, die nicht über die Mehrausstattung reingeholt werden. Und auch nicht über den Verbrauch, denn der Audi schluckt mit rund acht Litern gut einen halben Liter mehr Diesel als der BMW.

Beide Probanden sind ab Werk nicht gerade überbordend bestückt, vor allem so angenehme Extras wie Parkassistent, Licht- und Regensensor oder Tempomat müssen extra bestellt werden. Immerhin gibt es im Audi statt einer manuellen Klimaanlage serienmäßig eine Klimaautomatik. Und die merkt sich gleich zwei Temperaturen: Wenn man an kühleren Tagen offen fährt und die Heizung aufdreht, springt das System nach dem Schließen des Dachs wieder auf die ursprüngliche Temperatur zurück. Außerdem bietet Audi - gegen viel Geld - ein Reihe von Assistenten an, die alles Mögliche, vom toten Winkel bis zum Spurwechsel, überwachen. Vertreiben wird der A5 den BMW nicht aus der Schickeria, aber das Leben schwer machen kann er ihm. Der Ingolstädter sieht dank Stoffdach schicker aus und ist praktischer - vor allem das Öffnen während der Fahrt und der größere Kofferraum sprechen für ihn. Im BMW überzeugt dagegen der zwar etwas lautere Reihensechszylinder, der insgesamt aber harmonischer wirkt. Generell vermittelt der 3er das sportlichere Fahrgefühl, während der Audi sich fast schon als Reiselimousine empfiehlt. Außerdem ist der Münchner der Günstigere, sowohl in der Anschaffung als auch beim Verbrauch.   

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