Audi A8, Jaguar XJ und VW Phaeton – allesamt mit sparsamen Diesel-Triebwerken ausgestattet.
Sparen schön und gut, aber bitte doch da, wo‘s keiner sieht – nämlich unter der Haube. Äußerlich betrachtet unterscheiden sich die drei Kandidaten, sieht man vom Typenschild ab, nicht von ihren durstigeren Benzin-Brüdern und sind damit voll salonfähig und chefetagentauglich.
Von wegen Sparmodell
Auch wer innen Platz nimmt, merkt nicht, dass er in der Sparausgabe sitzt. Beste Verarbeitung und feinste Materialien garantieren Wohlfühlambiente. Am durchdachtesten wirkt der Phaeton. Sein mit Liebe zum Detail gestaltetes Interieur wirkt zeitlos, die Bedienung erfolgt intuitiv und Schmankerl, wie etwa die zugfreie Klimaanlage, runden das positive Bild ab.
Im Audi herrscht Ingolstädter Einheitslook, samt MMI-Bedienkonzept, aufgelockert durch einen ausklappbaren Navi-Bildschirm. Ergonomisch perfekt, aber nichts Außergewöhnliches. Dann doch lieber das zwar etwas antiquierte, dafür aber charmante Jaguar-Cockpit – selbst wenn die Verarbeitungsqualität nicht ganz auf dem Niveau der deutschen Konkurrenz ist. Als einziger kommt der Jag zudem ohne zusätzliches Infodisplay in der Instrumententafel aus. Eine zweizeilige Bordcomputer-Anzeige tut‘s auch…
Elegante Linien
Auf jeweils über fünf Metern Länge garantieren A8, Phaeton und XJ ein fürstliches Platzangebot - wobei es im Jaguar am engsten zugeht. Hier muss der Brite seiner eleganten Linienführung Tribut zollen, was aber nicht heißen soll, dass man im Jag eingezwängt wäre. Einzig das Gepäck mag sich etwas gequetscht fühlen, denn ob der niedrigen Schulterlinie fällt der Kofferraum zwar tief, aber flach aus. Schönheit hat ihren Preis…
Denn neben Audi und VW, die klassisch bullig und kraftvoll auftreten, wirkt der Jaguar mit seinen eleganten, fließenden Formen, der konturierten Front mit Doppel-Rundscheinwerfern und den langen Überhängen fast schon leichtfüßig. Und dieser Eindruck täuscht keinesfalls, denn wie der A8 vertraut auch der XJ auf eine Aluminium-Konstruktion. Beim Wiegen hat der Jaguar mit gut 1,7 Tonnen sogar über 100 Kilogramm weniger auf der Anzeige, als der Ingolstädter. Vom Phaeton ganz zu schweigen, der trotz einiger Alu-Teile über 2,1 Tonnen mit sich herumschleppt.
Gleicher Motor
Prinzipiell sind VW und Audi mit dem gleichen Motor ausgestattet, dem Dreiliter-V6-Diesel, wobei der Phaeton über die etwas neuere Ausbaustufe verfügt. Mit 240 PS arbeiten hier sieben Pferdchen mehr als im A8 und auch das Drehmoment liegt mit glatt 500 Newtonmetern zehn Prozent höher als beim Audi. Die über 300 Kilogramm Mehrgewicht machen das Leistungsplus aber schnell zu Nichte und so kommt es, dass der Audi dem Wolfsburger beim Standardsprint mit 7,8 Sekunden eine halbe Sekunde abnehmen kann.
Langstreckentauglichkeit ist in dieser Klasse eine Pflichtdisziplin, die alle drei hervorragend meistern. Audi und VW überzeugen mit einer Luftfederung, die hier wie da Straßenschäden gut verdaut. Im direkten Vergleich wirkt der Phaeton etwas gelassener als der ein wenig mehr auf Sportlichkeit getrimmte Audi. Nur grobe Schnitzer im Straßenbelag schlagen beiderseits durch.
Allrad gegen Heckantrieb
Komplettiert wird das Wohlfühlambiente durch große, komfortable Sitze mit angenehmer Polsterung – mit Ausnahme der etwas zu straff gepolsterten Rückbank im Phaeton. Insgesamt etwas kleiner, wenngleich nicht weniger kommod, fällt das Gestühl im Jaguar aus – dafür sind serienmäßig vier Sitze beheizt. Die geschmeidig ansprechende Federung des Jag weist eine von Grund auf straffere Federung auf, die zusammen mit den montierten 20-Zoll-Rädern (Audi 18, VW 19Zoll) ein wenig zu Lasten des Abrollkomforts geht.
Wenngleich es auf der Autobahn meist geradeaus geht – und alle drei mit stoischem Geradeauslauf zu überzeugen wissen –, so sind doch auch in dieser Liga fahrdynamische Potentiale nicht ungefragt. Dank des serienmäßigen Quattro-Antriebs legt der A8 die Messlatte hoch. Er ist durch kaum etwas aus der Spur zu werfen, bleibt selbst am Limit unspektakulär und zieht unbeirrt seine Bahnen. Ebenfalls mit Allradantrieb ist der Phaeton ausgerüstet, der aber in Traktionsfragen seinem Konzernbruder etwas hinterherhinkt. Vor allem beim Beschleunigen aus engen Kurven bleibt beim VW ein Teil der Kraft auf der Strecke.
Energischer geht der heckgetriebene Jaguar ans Werk, der schon bauartbedingt ein etwas lebhafteres Fahrverhalten an den Tag legt und sich mitunter auch zu kleinen Heckdrifts verführen lässt. In Verbindung mit seiner direkten Lenkung erweist sich der Brite aber agiler als mancher es vermuten mag. Er wieselt flink durch enge Kurven und bereitet seinem Fahrer dabei die meiste Freude. Denn für die spaßige Kurvenhatz ist der Audi schon fast zu perfekt austariert, während der VW mit seinem massigen Gewicht ein wenig zu schwerfällig wirkt.
Keine Schnäppchen
So sparsam alle drei Diesel im Vergleich zu anderen Motorisierungen auch mit dem Treibstoff umgehen mögen – Echte Schnäppchen sind sie bei weitem nicht. Mindestens 65.000 Euro müssen bereitgestellt werden, um den VW Phaeton 3.0 TDI sein Eigen nennen zu dürfen und nochmals 2.400 Euro mehr für den Audi A8. Ganz oben auf der Preisskala rangiert der XJ 2.7D mit einem Grundpreis von 70.000 Euro.
Technische Daten
Marke und Modell | Audi A8 3.0 TDI | Jaguar XJ 2.7D | VW Phaeton 3.0 TDI | |||
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Ausstattungsvariante | ||||||
Abmessung und Gewicht | ||||||
Länge/Breite/Höhe (mm) | 5.062 / 1.894 / 1.444 | 5.091 / 1.898 / 1.462 | 5.055 / 1.903 / 1.450 | |||
Radstand (mm) | 2.944 | 3034 | 2881 | |||
Wendekreis (m) | k. A. | 11,7 | 12 | |||
Leergewicht (kg) | 1.830 | 1727 | 2158 | |||
Kofferraum (Liter) | 500 | 470 | 500 | |||
Bereifung Testwagen | 255/45 R18 | 255/35 R20 | 255/45 R19 | |||
Motor | ||||||
Hubraum (ccm) / Zylinder (Zahl, Bauart) | 2.967 / 6, V | 2.720 / 6, V | 2.967 / 6, V | |||
Leistung (PS) | 233 | 207 | 240 | |||
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen | 450 / 1.400 - 3.250 | 108/475 | 500 / 1.500 - 3.000 | |||
Antriebsart | Allradantrieb | Heckantrieb | Allradantrieb | |||
Getriebeart | Sechsstufen-Automatik | Sechsstufen-Automatik | Sechsstufen-Automatik | |||
Verbrauch | ||||||
Krafstoffart | Diesel | Diesel | Diesel | |||
Kombiniert laut Werk (l/100km) | 8,5 | 7,9 | 9,1 | |||
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm | 224 / Euro 4 | 209 / Euro 4 | 240 / Euro 4 | |||
AS24-Verbrauch (l/100km) | 9,4 | 8,7 | 9,6 | |||
Fahrleistungen | ||||||
Werksangabe 0-100km/h (s) | 8,0 | 8,2 | 8,3 | |||
AS24-Sprint 0-100km/h (s) | 7,8 | 8,3 | 8,4 | |||
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) | k. A. | k. A. | k. A. | |||
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 243 | 222 | 237 | |||
Preise | ||||||
ab (Euro) | 65.100 | 69950 | 67500 | |||
Empfohlene Extras | Sportsitze (2.515 Euro), Sitzheizung (410 Euro), Kurvenlicht (515 Euro), Parkassistent (770 Euro), Solar-Schiebendach (1.755 Euro) | Parksensoren vorn (320 Euro), Bi-Xenon-Scheinwerfer (740 Euro) | Automatische Distanzregelung (2.175 Euro), Lenkradheizung (155 Euro), Bi-Xenon-Scheinwerfer (1.025 Euro), | |||
VergrößernVerkleinern |
Packt man die Limousinen dann noch mit Komfortextras voll – von denen die Preislisten wahrlich genug anbieten –, so muss man bei allen Dreien nochmals zwischen 20.000 und 30.000 Euro drauflegen. Allerdings kehrt sich dann die Reihenfolge um: Unser nahezu komplett ausgestatteter XJ-Testwagen war schließlich mit 88.800 Euro der Günstigste, der Audi A8 mit über 95.000 Euro der Teuerste. Hinzu kommt der beim Jaguar serienmäßige „Royal Service“, der drei Jahre lang alle Verschleiß- und Ersatzteilkosten abdeckt und einen kostenlosen Hol- und Bringdienst inklusive Leihwagen beinhaltet.
Zu Ehrenrettung des VW-Konzerns muss aber erwähnt werden, dass die teuereren A8 und Phaeton auch mit Extras bestückt waren, die Jaguar gar nicht im Programm hat, wie etwa der Abstands-Tempomat, ein Spurhalteassistent oder eine Tot-Winkel-Überwachung.
Fazit
Alle drei Limousinen bieten den gleichen, hohen Komfort und die selben Annehmlichkeiten wie ihre benzinschluckenden Brüder – bei deutlich geringerem Verbrauch. Auch in Sachen Fahrleistung brauchen sich die Selbstzünder nicht zu verstecken, zumal in dieser Liga sowieso vornehmlich die Langstreckenqualitäten zählen, und weniger sportliche Talente. Doch selbst die bieten die Nobel-Schlitten noch in ausreichendem Maße.
Geht es um die Performance, liegt der Audi klar vorne. Er ist der dynamischste Vertreter, während der Phaeton am schwerfälligsten wirkt und der Jag sich im Mittelfeld platziert. Die Kostenfrage entscheidet der XJ dagegen für sich. Zwar ist er vom Grundpreis her der teuerste, doch fährt man komplett ausgestattet mit dem Briten am günstigsten. Außerdem überzeugt der Jaguar durch den geringsten Verbrauch im Test. Ob einem das Fehlen diverser technischer Spielereien im XJ stört, muss jeder selbst entscheiden. Falls ja: Auf der IAA im Herbst 2009 will Jaguar die Neuauflage des XJ präsentieren. Und die verfügt dann sicher auch über alle gängigen, elektronischen Helferlein.