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Vergleichstest: Audi Allroad vs. Volvo XC70 – Omni-kompatible-multi-automobile

Warum denn immer SUV? Es geht doch auch bei Allradfahrzeugen sinnvoller, eleganter und zurückhaltender. Gegen den anhaltenden SUV-Wahn versuchen Audi Allroad 2.7 TDI und Volvo XC70 D5 eine durchaus vernünftige Nische zu füllen. Genug Argumente für die beiden und gegen echte Hochbeiner gibt es.

Eigentlich sind Volvo XC70 und Audi Allroad die besseren Mitteleuropa-Offroader. Ihre Radhausverbreiterungen aus Kunststoff, die (im Normalfall) unlackierten Stoßfänger, mächtige Außenspiegel, ein angedeuteter Unterfahrschutz und die Höherlegung charakterisieren die Multitalente als Naturburschen. Ach ja, ein vernünftiger und robuster Allradantrieb wurde ebenfalls beiden implantiert.

Logo, nur mit Allrad

Im Allroad werkelt ein komplexes Torsen-Differenzial und verteilt die Antriebskraft variabel, ausgehend vom 50:50-Prinzip. Es ist haltbar und ausgereift, verursacht aber bei Lenkrad-Volleinschlag und Rückwärtsfahrt immer noch Verspannungen im Antriebsstrang. Die Haldex-Kupplung im Volvo ist moderner, leichter und bringt auch ihn weiter, als die meisten Piloten es sich (und dem Wagen) zutrauen. Der Volvo überträgt standardmäßig 95 Prozent Antriebskraft nach vorne. Im Bedarfsfall dürfen 65 Prozent die Hinterachse konsultieren. Die Allradantriebe haben neben dem Traktionsvorteil bei schlüpfrigem Untergrund auch noch eine fahrstabilisierende Wirkung und erhöhen damit die aktive Sicherheit.

Elektronikfahrwerke

Die Fahrwerke der beiden Kandidaten sind das A und O bei der Fahrsicherheit. Passt die Abstimmung nicht, kann auch der Allradantrieb nicht viel helfen. Die meisten Hersteller von luxuriösen Fahrzeugen versuchen, Komfort und Sportlichkeit in Einklang zu bringen, teilweise mit immensem Aufwand.

Luftfederung lautet das Zauberwort bei Audi (Serie). Im Volvo verrichtet die Four C-Technologie für 1.540 Euro extra die Arbeit. Gleich vorweg: Four C-Technologie kann man sich und seinem Bankkonto sparen. Das adaptive Stoßdämpfer-Fahrwerk soll DEN Kompromiss finden, hält dazu drei verschiedene Stufen bereit und versagt auf ganzer Linie. Der Modus Comfort ist zu polterig (vor allem mit den optional erhältlichen, bildschönen 18-Zoll-Felgen) und zu wenig komfortabel, Sport ist noch der gelungenste Modus und Advanced möchte aus dem XC70 einen verkappten Sportwagen machen.

21 zu 18,5

Besser im Allroad: Dieses Fahrwerk arbeitet mich echter Luft, Die Reservoirs befinden sich im Heck des Kombis. Der Allrad-Lenker kann via MMI (Multimedia-Interface) zwischen vier Modi auswählen. Dadurch lässt sich die Standhöhe um 66 Millimeter variieren. Allerdings darf man auch dem Audi eine zu deftige Grundhärte attestieren. Mit Komfort hat auch die Einstellung Comfort weniger zu tun, als das Wort erhoffen lässt; dafür regelt der Fahrwerk-Automatikmodus recht ordentlich und variiert je nach Fahrweise und Geschwindigkeit zwischen straff und hart. Die maximale Bodenfreiheit beträgt beim XC70 satte 21 Zentimeter, beim Allroad 20,8 Zentimeter, allerdings senkt sich das Niveau ab 30 km/h wieder auf 18,5 Zentimeter ab. Diesen eigentlich kleinen Unterschied bekommt man schon bei stark ausgefahrenen Waldwegen zu spüren. Wo der Volvo noch lässig durchmarschiert, schrabbt der Allroad bereits mit dem Unterboden drüber.

Dafür hat der Allroad eindeutige Vorteile in der Onroad-Performance. Gewappnet mit 17-Zoll-Serienbereifung fährt sich der Audi wie ein A6-Kombi, sehr ausgewogen und neutral. Die Lenkung agiert direkt und präzise, die Rückmeldung ist okay. Der XC70 ist nicht nur hochbeinig, er fährt sich auch so. Zwar unterdrückt das adaptive Fahrwerk die Seitenneigung gekonnt, dennoch schiebt er in flink durcheilten Kurven stärker über die Vorderachse und läuft auf der Autobahn nicht ganz so stoisch geradeaus. Hinzu kommt die deutlich trägere und unexaktere Lenkung.

Idealbesetzung: „kleine“ Diesel

Die beiden Dieselaggregate sind die ideale Besetzung für die rund 1.900 Kilogramm schweren Geländekombis. 180 PS leistet der 2,7-V6-TDI des Audi, 185 PS der 2,4 Liter große Fünfzylinder des Volvo. Das Drehmoment beträgt beim Deutschen 380 Newtonmeter ab 1.400 Touren, beim Schweden sind es 400 Newtonmeter ab 2.000 Umdrehungen.

Geschmeidige Sechsgang-Automatikgetriebe – im Volvo 2.050 Euro teuer – übertünchen hier wie dort Antrittsschwächen und kurze Atempausen nach dem Schaltvorgang. Der XC70 spurtet in knapp zehn Sekunden auf 100 km/h, der Ingolstädter erledigt diese Übung einen Wimpernschlag schneller. In der Höchstgeschwindigkeit entfernt sich der Audi vom Volvo um zehn Kilometer pro Stunde. 215 km/h schafft der Allroad nach langem Anlauf. Unschön: Das Arbeitsgeräusch im Volvo erinnert an alte Dieseltage und ist selbst bei Autobahntempo präsent und der Common-Rail-V6-TDI im Audi ist auch kein Leisetreter. Es gibt Vierzylinder, die subjektiv nicht lauter sind.

Der Volvo konsumierte in unserem Vergleich 10,2 Liter, der Audi genehmigt sich mit knapp zehn Liter Diesel ähnlich viel Kraftstoff. Beides akzeptable Werte, wenn man Motorleistung und Fahrzeuggewicht berücksichtigt. Zudem sind die Kombis alles andere als Aerodynamikexperten. Der Audi stellt dem Wind einen cw-Wert von 0,34 entgegen (in niedrigster Fahrwerkseinstellung), beim Volvo sind es 0,35.

Prädestiniert zum Ziehen

Eine Domäne von SUV und Allradfahrzeugen ist das Ziehen von Anhängern. Vorteil Schweden: Der Volvo darf bei einer Steigung bis zwölf Prozent 2.100 Kilogramm an den Haken nehmen. Der Allroad muss es bei lediglich 1.900 Kilogramm belassen. Damit diese immerhin maximal rund 4.500 Kilogramm Gespanne sicher zum Stehen kommen, spendiert Volvo dem XC70 großzügig dimensionierte Bremsen, die zudem rundum innenbelüftet sind. Der Allroad hat auch eine standfeste Bremsanlage an Bord, mit innenbelüfteten 320er-Scheiben an der Vorderachse.

Viel Platz

Sowohl XC70 als auch Allroad wiegen mindestens 200 Kilogramm weniger als deren große Brüder Q7 und XC90. Zudem sind die Abmessungen alltagstauglicher. Der XC70 misst in der Länge 4,84 Meter, in der Breite 1,86 Meter und in der Höhe 1,60 Meter. Der Audi legt in der Länge ein wenig zu: 493 Zentimeter sind es mit einem ewig langem Überhang vorne. 1,86 Meter Breite und maximal 1,52 Meter Höhe sind eher bescheiden. Vor allem im Vergleich zum Audi Q7. Der ist 5,09 Meter lang, fast zwei Meter breit und ohne Luftfederung (die kostet extra) 1,74 Meter hoch. Im Innenraum protzen Allroad und XC70 mit guten Platzverhältnissen. Leichte Vorteile seien dem Audi zugestanden. Dafür passen in den Volvo-Kofferraum mindestens 575 Liter, in den Audi zehn Liter weniger.

Großen Anteil am Wohlfühlambiente hat die Gestaltung des Interieurs. Beide Fahrzeuge sind modern und kühl eingerichtet, aber an das skandinavische Design des Volvo kommt auch der schicke Ingolstädter nicht ran. Zwar ist dessen Verarbeitung tadellos und die Sitzposition perfekt, aber der Volvo hat eben echt Charme. Die freistehende Mittelkonsole, die klaren Linien und die angenehme Komposition der Materialien sind unvergleichlich und lassen Freude aufkommen. Das kann man von den Sitzen leider nicht behaupten. Sie sind (mit Leder) rutschig, zu kurz und ohne Kontur. Schade, dass Volvo nicht einmal optional Sportsitze anbietet. Das kann Audi besser: Für 605 Euro gibt es hier Gestühl mit formidablem Seitenhalt.

Kosten

Im Kostenkapitel dann Unerwartetes: Ein Audi Allroad 2.7 TDI kostet mindestens 49.300 Euro. Stattet man dieses Multitalent mit Leder-Alcantara-Sportsitzen mit Sitzheizung, Xenonlicht (nur dann gibt es LED-Rückleuchten), Parkkontrolle, Gepäck-Fixier-Set, Multifunktionslenkrad, Freisprecheinrichtung, Tempomat und DVD-Navi sowie Metallic-Lack und elektrisch anklappbaren Spiegel aus, endet man bei 56.640 Euro. Und jetzt die Überraschung: Ein gleichwertig ausstaffierter, A6 Avant 2.7 TDI Quattro mit Automatik, Luftfederung, 17-Zoll-Felgen und den Extras kostet mal eben 230 Euro mehr! Ohne Offroad-Kompetenz.

Der Einstandspreis des Volvo XC70 D5 mit Automatik liegt bei 45.300 Euro. Fügt man die sinnig bestückte Topausstattung Summum für 5.800 Euro hinzu und außerdem Navi, CD-Wechsler, Einparkhilfe und Telefon, landet man ruckzuck bei 56.640 Euro. Richtig, exakt der gleiche Preis! Vorteil Volvo: Kurvenlicht und Vollleder sind inklusive. Vorteil Audi: Die Leder-Alcantara-Sportsitze, Luftfederung und V6-TDI.

Fazit

Der Audi ist das bessere Komplettangebot, keine Frage. Das Luftfahrwerk kann viel, der V6-Diesel ist laufruhiger als das Volvo-Aggregat und verbrennt – gemessen am Fahrzeug – nicht zu viel Sprit; das Platzangebot ist hervorragend und die Offroad-Qualitäten für die Meisten ausreichend. Wer allerdings Hänger mit mehr als 1,9 Tonnen ziehen will, ab und an befestigte Wege verlassen möchte und zugleich ein sehr elegantes und individuelles Automobil sucht, kommt um den Volvo XC70 kaum herum. Dem hohen Preis entspricht jedoch weder der raue und laute Fünfzylinder-Diesel, noch das optionale adaptive Fahrwerk. Dafür besitzt der XC70 derzeit wohl das schönste Interieur-Design umhüllt von einem edlen Äußeren.

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