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Vergleichstest: Audi Q7 vs. Mercedes GL – Relative Giganten

Die aktuelle CO2-Diskussion steht diametral zu den Kaufgewohnheiten und Wünschen der Kunden. Dreiliterautos gab und gibt es immer wieder, gekauft und begehrt werden aber große und starke Modelle, derzeit vor allem SUVs.

Am vernünftigsten weil verbrauchsgünstigsten sind da noch die Basisdieselmotorisierungen. Wir haben den Audi Q7 3.0 TDI und den Mercedes GL 320 CDI gegeneinander antreten lassen.
Konzipiert wurden die beiden Dickschiffe für den US-Markt. Entsprechend der nordamerikanischen Big-is-beautiful-Mentalität entstanden mit dem Q7 und GL zwei Geländewagen, die den hiesigen Rahmen sprengen. Beide sind deutlich über fünf Meter lang, fast zwei Meter breit, mannshoch und verdammt schwer. Beim Ingolstädter Riesen zeigt die Waage 2,3 Tonnen an, beim Stuttgarter Brummer sogar 2,5 Tonnen.

Positiver Effekt der ausladenden Ausmaße ist das üppige Platzangebot im Innenraum. Hier wie da haben bis zu sieben Personen Platz, wobei die dritte Reihe beim GL zur Serienausstattung zählt und tatsächlich nutzbar ist. Bei Audi kostet sie 720 Euro Aufpreis. Ein Extra, dass man sich sparen kann, da im Q7 der Sitzkomfort ganz hinten stark eingeschränkt ist.

Fünf Fürsten

Fünf Passagieren bieten beide fürstliche Reisebedingungen, wobei es im Fond des Mercedes noch einmal spürbar geräumiger ist. Der Audi hingegen schmeichelt vor allem dem Fahrer. Seine Sitze sind nicht nur ebenso gemütlich wie die des GL, sie glänzen zudem mit besserem Seitenhalt. Auch Sitzposition und Raumgefühl im Q7 erinnern mehr an einen sportlichen PKW denn an ein hochbauendes SUV.

In Sachen Wertanmutung treffen zwei Spitzenfahrzeuge aufeinander. Beide punkten mit weichen Kunststoffen, feinem Leder, liebevollen Details und sehr guter Verarbeitung. Die Drehregler in der Mittelkonsole des Q7 etwa sind aus Aluminium und klicken beim Verstellen wunderbar satt. Andererseits trüben der wenig geschmackvoll gesprenkelte Teppich und die kaum verkleidete Klappkinematik der Fondsitzbank den Eindruck. Der GL erlaubt sich keine derartigen Ausrutscher, gibt sich stilsicherer und konsequenter.

Platz da

Bei der Bedienergonomie ist der Audi Q7 dank seines MMI-Dreh-Drück-Reglers dem GL voraus, der etwas altmodisch auf zig Dutzend Tasten setzt. Dafür kontert der Mercedes mit einer Vielzahl praktischer Ablagen. Der Wählhebel für das Automatikgetriebe ist zu einem Hebelchen an der Lenkradsäule degeneriert, dafür finden sich nun an alter Stelle ein großes Klappfach und viel Ablagefläche.

Die Kofferräume von GL und Q7 sind riesig. Der Mercedes packt 620 bis 2.300 Liter ins Heck, der Audi 775 bis 2.035 Liter. Aber: Beide Fahrzeuge haben eine sehr hohe Ladekante, der Q7 ist da unrühmlicher Spitzenreiter. Dass sich bei ihm per Taste im Kofferraum die Hinterachse absenken lässt, ist nicht mehr als ein gut gemeintes Gimmick. Stern oder Vierring - für Wasserkästen und ähnliches wünscht man sich einen kleinen Gabelstapler.

Dicke Diesel mit Allrad

Unter den hoch aufragenden Hauben arbeiten bei beiden Testkandidaten hochmoderne V6-Turbodieselmotoren mit drei Liter Hubraum, Common-Rail-Einspritzung und serienmäßigem Partikelfilter. Das Audi-Aggregat leistet 233 PS und verteilt 500 Newtonmeter auf die vier angetriebenen Räder. Der GL 320 CDI unterscheidet sich nur unwesentlich, kommt auf 224 PS und 510 Newtonmeter - permanenter Allradantrieb ist auch hier Ehrensache.

Beide Triebwerke sind Meisterstücke der Motorenbaukunst. Sie sprechen spontan an, drehen willig hoch und geben sich äußerst kultiviert. Nur beim Klang unterscheiden sie sich: Kernig, ein wenig an einen Schiffsdiesel erinnernd, grummelt der Audi sexy vor sich hin. Das Mercedes-Triebwerk dagegen ist superleise, weggekapselt bis auf ein hauchendes Rauschen.

Die verschiedenen Soundphilosophien geben bereits einen Hinweis auf die Fahreigenschaften. Nominell sind sie zwar nahezu gleichauf, der Q7 beschleunigt in 9,1 Sekunden auf Tempo 100, der GL braucht 9,5 Sekunden, beide schaffen 210 km/h Spitze. Trotzdem ist das Audi-SUV ganz klar der Sportler, wogegen der Mercedes-Koloss beim Komfort den Ton angibt.

Beispiel Getriebe: Die Siebengang-Automatik des Mercedes schaltet blitzschnell und butterweich, lässt sich aber nur schwer per Gasfuß dosieren. Audi dagegen beschränkt sich auf sechs Fahrstufen, die ebenfalls nahezu unmerklich gewechselt werden. Doch hier reagiert das Gerät perfekt auf den Pedaldruck. Manuelle Schalteingriff am Lenkrad erlauben beide Systeme, beim Mercedes mittels fummeliger Wipptasten, beim Audi über klar zugeteilte Paddel.

Markenphilosophien

Beispiel Fahrwerk und Lenkung: Beide Testwagen sind mit Luftfederung ausgerüstet, die verschiedene Fahrmodi anbietet. Bei Mercedes gehört sie zur Serienausstattung, Audi verlangt für das empfehlenswerte Extra einen Aufpreis von 2.575 Euro. Die Auslegung entspricht ganz dem Anspruch der jeweiligen Marke. Der Q7 ist grundsätzlich recht straff abgestimmt, im „Dynamic“-Modus regelrecht hart. So oder so, der große Audi ist ein Wunder an Agilität, wetzt agil um Kurven und macht das große SUV vergessen. Großen Anteil an der hohen Fahrdynamik hat die sehr direkte, straffe Lenkung.

Der GL dagegen federt in der Sport-Einstellung in etwa so komfortabel, wie der Q7 in Normal-Stellung. Wenn gewünscht, geht also auch der Benz ohne nennenswerte Seitenneigung um die Kurve. Im Komfort-Modus allerdings benimmt er sich schiffig, bügelt dafür alles glatt, was ihm unter die Walzen kommt. Die ebenfalls präzise, aber leichtgängige Lenkung unterstreicht den gelassenen Gesamteindruck.

Deutlich werden die Charakterunterschiede auch auf der Autobahn. Der Q7 kommt schneller auf Tempo, beschleunigt locker über die 200er-Marke hinaus und animiert den Fahrer ständig zum Gasgeben. Ungleich lässiger fährt es sich im GL. Der große Sternenwagen spurt unvergleichlich souverän und leise dahin. Wind- und Abrollgeräusche sind vorbildlich, selbst bei Tempo 200, das er zwar etwas später, dafür scheinbar unmerklich meistert.

Alternative Einsätze

Im hektischen und engen Großstadtverkehr haben beide Kontrahenten so ihre liebe Not. Parkplätze zu finden ist das eine, einparken das andere. Eine akustische Hilfe (hinten) gehört nur beim Q7 zur Standardausrüstung, Mercedes verlangt für die Parktronic rund 800 Euro Aufpreis. Andererseits bietet der GL die grundsätzlich bessere Rundumsicht. Beim Q7 nervt der durch die flache Frontscheibe bedingte, schlechter Ampelblick.

Bleibt noch die Offroad-Tauglichkeit. Auch wenn in der Praxis kaum ein Edel-SUV je Gelände sieht, ist der Mercedes besser gerüstet für Fahrten abseits befestigter Wege. Zusätzlich zum permanenten Allradantrieb hat er eine Zentral- und Hinterachssperre sowie ein Untersetzungsgetriebe.

Bei den Preisen wird es dann unschön, vor allem wenn man sich in der Stuttgarter Gegend umschaut. 65.331 Euro kostet der Mercedes GL 320 CDI. Da wirkt der Audi Q7 3.0 TDI mit seinen 50.800 Euro Grundpreis beinahe wie ein Schnäppchen. Ausstattungsbereinigt nähern sich die beiden Kontrahenten dann etwas an, doch bleibt die S-Klasse fürs Gelände stets deutlich teurer als der A8 in Brutalo-Optik.

Fazit

Zwei Giganten für zwei grundverschiedene Fahrertypen: Der Audi Q7 ist ein XXL-Sportwagen, der dem Fahrer stets das Gefühl vermittelt, ein deutlich kleineres und leichteres Fahrzeug zu bewegen, als es tatsächlich der Fall ist. Der Mercedes GL dagegen verschweigt nie seine Größe, bietet deutlich mehr Komfort, die besseren Offroad-Eigenschaften und den (noch) höheren Qualitätseindruck.

Ausreichend motorisiert sind beide - die Sechszylinder-Turbodiesel kommen überraschend gut mit den extrem hohen Gewichten zurecht. Angesichts dessen sind sie auch vergleichsweise sparsam: Je nach Fahrweise verbraucht der Q7 acht bis 14 Liter Diesel je 100 Kilometer, der GL verbrennt neun bis 13 Liter. Der Testdurchschnitt beträgt bei beiden etwas über elf Liter - und damit nur marginal über dem Niveau entsprechend motorisierter Limousinen.

Absolut gesehen ist das immer noch viel. Der aktuell von der Politik geforderte Mittelwert für alle künftigen Neufahrzeuge liegt bei 130 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer - umgerechnet also rund fünf Liter Diesel pro 100 Kilometer. Auf einen Haushalt heruntergerechnet bedeutet das, es müssten neben dem SUV noch zwei Dreiliterautos angeschafft werden.

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