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Vergleichstest: BMW 530d vs. Jaguar XF D – Charakter oder Perfektion?

Meistens werden Business-Limousinen à la BMW 530d und Jaguar XF D auch als Geschäftswagen genutzt. Privatkäufer sind selten bereit, mehr als 50.000 Euro für ein Auto auszugeben.

So entscheiden oft die Fuhrpark-Leiter, was es in der Firma gibt und was nicht; und sie sind oft schwer davon zu überzeugen, dass abseits von Audibmwmercedes noch mehr existiert. Schade, denn der Brite ist nicht nur optisch eine höchst erfreuliche Erscheinung, wie unser Vergleich mit BMWs Geldkuh zeigt.
Okay, okay, bevor Missverständnisse aufkommen: Der 5er BMW gehört zu den elegantesten, schönsten und stilvollsten Limousinen. Der XF ist aber Jaguar, und damit per se schonmal schön – denn von den Briten ist man Schönes gewohnt. BMW hatte designtechnisch hin und wieder ins Bangle-Näpfchen getreten.

Gleiche Strategie

Eine gewisse Analogie im Design-Layout der beiden ist nicht von der Hand zu weisen. Kurze Überhänge, langen Radstand und sogar den BMW-eigenen Hofmeisterknick besitzen beide. Misst der BMW bereits 4,90 Meter, überragt ihn der Jaguar um sechs Zentimeter. In der Breite trennen sie zwei Zentimeter, in der Höhe vier Millimeter.

So ist es nicht wirklich verwunderlich, dass das Platzangebot im Innenraum ähnlich ausfällt. Zwar kommen beide nicht an das Raumangebot eines Skoda Superb heran, beschweren werden sich die Insassen aber bestimmt nicht. In den Kofferraum des Jag passen 540 Liter, 20 mehr als in das besser zugängliche BMW-Heck.

Was die Materialauswahl im Innenraum und die Verarbeitungsqualität anbelangt, spielt der 5er in einer anderen Liga. Die Materialien sind exquisit, die Passungen wie mit dem Lineal gezogen und beim Anfassen der Bauteile wird ein Gefühl von Langlebigkeit vermittelt. Hier hinkt der Brite hinterher. Es sieht zwar auch bei ihm schön aus, seine Materialwahl ist aber nicht so fein und seine Bauteile sind nicht so akkurat eingepasst. Zudem wirkt die Grafik des durchdachten Touch-Screen-Bediensystems (Klima, Musik, Navi) fransig und wenig hochwertig.

Im 5er nervt hingegen der in allen neuen Automatik-BMWs installierte, stehende Wählhebel. Schnelles Wechseln zwischen D und R ist nur mit Gefühl möglich, da stets der ungünstig platzierte Knopf an der Seite des Hebels gedrückt werden muss und der Wagen dabei fast komplett still stehen muss. Das kann der Jaguar mit seinem sanft ausfahrenden Drive-Selector-Rundling eleganter, unauffälliger und besser.

ZF haben beide

ZF heißt in beiden Fällen der Getriebeausrüster. Im BMW agiert die neue Achtgang-Automatik, die kürzlich auch im Range Rover Einzug hielt und sicherlich demnächst auch in Jaguar-Modellen zu finden sein wird. Sie arbeitet schnell, ruckfrei, schlupfarm – gigantisch gut ist eine andere Umschreibung. Allerdings kostet sie mit Lenkrad-Schaltwippen 2.350 Euro extra. Im XF werkelt serienmäßig eine Sechs-Gang-Automatik. Sie macht sich, vor allem im Sport-Modus, mit deutlichen Schaltrucken unbeliebt. Im Normal-Modus reagiert sie zu träge.

Liegen 530d und XF D leistungsmäßig mit 245 zu 240 PS Kopf an Kopf, trennt die beiden Luxusliner beim Sprint zwischen 0 und 100 km/h 1,2 Sekunden. Der BMW benötigt lediglich 6,4 Sekunden. Auch hier merkt man die zwei fehlenden Gänge, beziehungsweise die Abstufung derer. Zusätzlich hat der Jag gut 100 Kilogramm mehr zu schleppen als sein Kontrahent.

Einen anderen Weg gehen die Hersteller in Sachen Höchstgeschwindigkeit. Der BMW wird bei 250 km/h offiziell abgeregelt. Jaguar stoppt den XF D bereits bei 240 km/h. Die 250er-Marke bekommt nur, wer zum teureren XF S mit 275-PS-Diesel greift. Schade, denn die zehn km/h sind zwar nur Prestige und im Alltag vernachlässigbar, aber auf Prestige zu verzichten fällt in diesem Segment schwer.

Sparsam

Sowohl BMWs leise schnurrender Reihen-Sechs-Zylinder als auch das ebenso große, noch etwas weicher laufende Jaguar-V6-Diesel-Triebwerk strotzen vor Kraft. 540 Newtonmeter Drehmoment generiert der BMW ab 1.750 Touren, 500 sind‘s beim Jaguar ab 2.000 Kurbelwellen-Umdrehungen. Trotz der immensen Kraft und den durchaus sportwagenmäßigen Fahrleistungen liegen die Trinksitten auf erfreulich niedrigem Niveau. 8,8 Liter laufen beim BMW durch, 9,3 Liter sind es beim Jaguar. Wäre der Jaguar nicht so fett, würde sich wohl ein Pari ergeben. Respekt nach England, sind doch vor allem die Bayern als EfficientDynamics-Freaks bekannt.

Wenig gespart wird beim Fahrwerk. Beide sind mit adaptiven, also an den aktuellen Fahrbahnzustand und den Fahrstil anpassbaren Systemen unterwegs. Im Jaguar federt das nicht vorwählbare System straff und verbindlich. Dennoch neigt der Jag eher zum Untersteuern als der BMW. Im Bayer kann der Fahrer selbst bestimmen, wie hart oder weich gefedert wird. Allerdings kostet Adaptive Drive 3.000 Euro und kann nicht 100 Prozent überzeugen, weshalb wir zum Serienfahrwerk tendieren. Bei den Bremsprüfungen geht die Krone passenderweise auf die Insel. Der XF steht mit 35,7 Metern knapp zwei Meter eher als der 5er.

Preisvorteil Jaguar

Nicht nur Fuhrpark-Manager gucken beim Autokauf auf die Kosten, Firmenwagen-Fahrer ebenfalls, müssen sie meist ein Prozent des Neuwagenpreises versteuern. Beim Jaguar ist die Sache mit den Extras schnell abgehandelt. 53.000 Euro werden für den XF D Luxury fällig. Wie der Name suggeriert, ist Luxus bereits Serie: Leder, Klima, Einparkhilfe hinten, Bluetooth-Schnittstelle, Tempomat sowie die bekannten Sicherheitsdetails sind an Bord. Bi-Xenon-Kurvenlicht kostet 1.420 Euro und Metallic-Lack 1.080 Euro. Fertig. Wer noch ein Navi möchte, zahlt weitere 2.000 Euro.

Der BMW kostet 49.300 Euro, allerdings kommen neben den Nettigkeiten wie Automatikgetriebe (ab 2.200 Euro), Ledersitze mit Sitzheizung (ab 2.390 Euro) und Einparkhilfe (810 Euro) noch Bi-Xenon-Kurvenlicht (1.650 Euro), 18-Zoll-Leichtmetallräder (900 Euro), Metallic-Lack (980 Euro) und Navisystem mit Freisprecheinrichtung (3.800 Euro) hinzu.

Doch damit nicht genug. Im Gegensatz zum Jaguar bietet der BMW so verlockende und nützliche Dinge wie das Head-Up-Display (1.390 Euro), das alle fahrerrelevanten Infos in die Windschutzscheibe projiziert, die Surround-View-Kamera, die ein Video vom 5er aus der Vogelperspektive anzeigt (700 Euro) und damit das Parken erleichtert, das BMW Night Vision Nachtsichtgerät (2.000 Euro) und die hervorragenden Komfortsitze (2.260 Euro) an. Ähnliches Gestühl wünschten wir uns auch im Jaguar, denn dessen wenig ausgeformte Sitze sind auf langen Reisen wahrlich keine Pracht.

Technische Daten
Marke und Modell BMW 530d Jaguar XF D
Ausstattungsvariante Luxury
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.899 / 1.860 / 1.464 4.961/1.877/1.460
Radstand (mm) 2.968 2.909
Wendekreis (m) 11,95 11,5
Leergewicht (kg) ab 1.715 ab 1.820
Kofferraum (Liter) 520 540
Bereifung Testwagen 245/45 R18 Dunlop SP Sport Maxx GT 245/40 R19 Dunlop SP Sport 01
Motor
Hubraum (ccm) / Zylinder (Zahl, Bauart) 2.993 / 6, Reihe 2.993 / 6, V
Leistung (PS) 180 (245) 177 (240)
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 540 zwischen 1.750 - 3.000 500 bei 2.000
Antriebsart Heck Heck
Getriebeart 8-Gang-Automatik 6-Gang-Automatik
Verbrauch
Krafstoffart Diesel Diesel
Kombiniert laut Werk (l/100km) 6,2 6,8
CO2-Emissionen (g/km) laut Werk 162 / Euro 5 179 / Euro 5
AS24-Verbrauch (l/100km) 8,8 9,3
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 6,3 7,1
AS24-Sprint 0-100 / 0-160 km/h (s) 6,4 / 15,8 7,6 / 18,5
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) 37,5 35,7
AS24-Höchstgeschwindigkeit (km/h) 250 (begrenzt) 240 (begrenzt)
Preise
ab (Euro) 49.300 53.000
Empfohlene Extras Metallic Lackierung ( 980 Euro), 8-Gang-Automatik-Getriebe (2.200 Euro), Sportsitze mit Heizung und Lordosenstütze (1.320 Euro), Navigationssystem Business inklusive Freisprecheinrichtung (2.490 Euro), Bi-Xenon-Scheinwerfer + adaptives Kurvenlicht (1.650 Euro), Einparkhilfe vorne und hinten (810 Euro), automatisch abblendbarer Innenspiegel (210 Euro), 18-Zoll-Räder (900 Euro) Metallic Lackierung (1.080 Euro), Navigationssystem (ab 2.060 Euro), Bi-Xenon-Scheinwerfer (1.420 Euro), 19-Zoll-Räder inklusive Ersatzrad (860 Euro)
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Fazit

Charakter oder Perfektion? Die Frage trifft den Nagel auf den Kopf. Das bessere Auto ist der BMW, wer hätte daran gezweifelt. Die Verarbeitung ist perfekt, die Ergonomie großartig, der Drei-Liter-Diesel ist leistungsmäßig eine Wucht.

Der Jaguar XF ist jedoch verdammt nah dran. Der Motor ist subjektiv laufruhiger, er muss sich jedoch mit der etwas trägen Automatik und dem hohen Fahrzeuggewicht arrangieren, was ihm etwas Dynamik kostet. Respekt für den Verbrauchswert, der besitzt BMW-Niveau. Das Fahrwerk des Briten ist komfortabel straff, passt zum XF. Echte Tadel gibt es für die Sitze und das Innenraum-Finish, das knapp drei Jahre nach Marktstart und den bereits erfolgten ersten Modifikationen deutliches Verbesserungspotenzial bietet.

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