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Vergleichstest: Ford Fiesta vs. Hyundai i20 vs. Opel Corsa – Abwrack-Spezl

2.500 Euro schenkte der Staat bis September 2009 demjenigen, der seinen mindestens neun Jahre alten Gebrauchten beim Händler gegen einen neuwagen tauschte. Das ließ das Geschäft mit Kleinwagen boomen.

Grund genug, den Altmeister Opel Corsa gegen Ford Fiesta und Hyundai i20 antreten zu lassen. Kleinwagen – dieses Wort suggeriert Autokäufern Verzicht. Klein will keiner haben. Klein ist bähhh. Dass klein aber nicht schlecht bedeuten muss, beweist unser Trio. Mit jeweils fast vier Metern Länge sind Corsa, Fiesta und i20 groß genug, um vier Erwachsene (keine Riesen) komfortabel von A nach B zu befördern.

Verwechslungsgefahr besteht nicht. Zwar haben alle drei Kandidaten mandelförmige Scheinwerfer, die weit in die Kotflügel hineinragen, aber der jeweilige Gesichtsausdruck ist markant und einprägsam. Am modernsten wirkt der Fiesta, der zugleich den sportivsten Eindruck hinterlässt. Der Corsa sieht im Rückspiegel fast schon wie ein Van aus während der i20 den Begriff Kleinwagen wohl am ehesten verkörpert. Da der Hyundai als einziger viertürig anreiste – was prinzipiell zu empfehlen ist – entert man seinen Fond logischerweise am einfachsten.

Welliger Sitzbezug

Im Fiesta-Innenraum fällt nicht nur notorischen Nörglern der labbrige und Wellen schlagende Bezug des Fahrersitzes auf, der in der Grundversion zudem nicht einmal höhenverstellbar ist. Die Sitzbezüge des i20 sind auch nicht wirklich sauber auf das Gestühl gespannt. Einzig der Corsa wirkt in dieser Hinsicht hochwertig. Er besitzt zudem die komfortabelsten Sitzgelegenheiten, wenngleich auch die der anderen straff, gut konturiert und langstreckentauglich sind. Volant und Sitz lassen sich im Corsa am weitesten verstellen, im i20 hockt man als Fahrer trotz aller Verstellmöglichkeiten zu hoch.

Gute Verarbeitung

Der durchs Interieur schweifende Blick verrät, dass in diesem Trio keine eklatanten Differenzen bei der Verarbeitung existieren. Unterschiede gibt es lediglich im Design und der Materialanmutung. Top: der Fiesta. Er kann als einziger mit einem weichen Armaturenträger prahlen. Schön anzufassen ist das, mehr aber auch nicht. Opel und Hyundai vertrauen auf Hartplastik, im Koreaner wirkt es am wenigsten hochwertig. Dafür ist der Ost-Asiate bei der Bedienung ganz vorne. Einziger Nachteil: Ihm fehlt eine Intervallschaltung des Heckwischers.

Dafür werden sich Musik-Nerds im i20 die Hände reiben. Schon die Basisversion Classic verfügt über einen AUX-Ausgang und ein MP3-CD-Radio. Ab Comfort (Testwagen) besitzt er zudem einen USB-Anschluss. Im Fiesta heißt dieses Extra Sound & Connect und kostet mindestens 1.325 Euro, da es nur in Kombination mit einem höherwertigen Radio und der Bluetooth-Freisprecheinrichtung erhältlich ist. Der Corsa muss ohne USB-Adapter auskommen.

Fast vibrationsfrei

Alle Fahrzeuge besitzen laufruhige Euro-4-Vierzylinder-Motoren. Wobei vor allem der Fiesta wegen seiner Vibrationsarmut begeistert. Der Kölner holt aus 1,25 Liter Hubraum 82 PS, der Hyundai aus 1,2 Litern 78 PS und der Corsa 1.4 stemmt immerhin 90 PS auf die Kurbelwelle. Den Rüsselsheimer gibt es auch mit einem 650 Euro günstigeren, 80 PS starken 1.2. Da dieser nach Norm jedoch exakt den selben Benzinverbrauch wie der 1.4 Twinport hat, entschieden wir uns für stärkeren Motor. Für alle Testkandidaten gilt: Wer flott unterwegs sein will, muss im Fünfgang-Getriebe rühren. Hier machen Fiesta und i20 mehr Spaß als der Corsa.

Normverbrauch = fabelhaft

Der häufige Griff zum Schalthebel bewirkt, dass die Normverbrauchsangaben der Hersteller eher an Märchen erinnern. Laut Opel soll der Corsa mit 6,1 Litern 100 Kilometer weit kommen. Der Fiesta genehmigt sich offiziell 5,7 und der i20 gar nur 5,2 Liter. Das Test-Ergebnis: Corsa 7,4 Liter, Fiesta 7,2 und i20 7,1, so lauten unsere erfahrenen Werte. Ohne Winterreifen und bei höheren Außentemperaturen dürften alle Kandidaten knapp unter die Sieben-Liter-Marke rutschen.

In Sachen Fahrdynamik differieren die Kontrahenten deutlich, der Grundtenor lautet dennoch einvernehmlich straff. Komfortsieger ist der Corsa. Er federt am sensibelsten und ist die Empfehlung für Bequemlichkeits-Fans. Das Gegenteil stellt der Fiesta dar. Mit einer bislang in dieser Fahrzeugklasse nicht gekannten Agilität und sicheren Straßenlage dient er sich fahraktiven Autofahrern an. Hinzu kommt die äußerst präzise Lenkung. Und selbst bei Tacho 180 läuft er, wie am Schnürchen gezogen, der Autobahn entlang. Der Hyundai liegt irgendwo dazwischen. Sein Fahrwerk ist ähnlich straff wie das des Ford, kann aber in Sachen Dynamik nicht ganz mithalten. Auch lässt die Lenkung Feinschliff vermissen.

Im Fiesta, der zudem nicht weniger als sieben Airbags besitzt, ist der Schleuderschutz serienmäßig, im i20 ebenso und im Corsa mittlerweile auch. Der Koreaner bietet als einziger auch die Möglichkeit ESP und damit die Antriebsschlupfregelung auf Knopfdruck abzuschalten, was beispielsweise bei Bergpassagen im Schnee hilfreich sein kann.

Klimaanlage kostet extra

Mindestens 11.250 Euro kostet der 78 PS starken Hyundai i20 1.2. Sechs Airbags, ESP, eine hilfreiche Licht-aus-Automatik, die beim Schlüsselziehen automatisch das Fahrlicht deaktiviert, sind Serie. Eine Klimaanlage gibt es für 1.200 Euro, das Trend-Paket mit Bordcomputer, elektrischen Fensterhebern und Funkfernbedienung gibt's für 550 Euro, macht unterm Strich 13.000 Euro. Für die Comfort-Version werden mindestens 13.480 Euro fällig. Relevante Mehrausstattung dann: USB-Anschluss und 15- statt 14-Zoll-Räder. Zwei Extra-Türen kosten 750 Euro.

Der Fiesta 1.25 mit 82 PS startet als Ambiente bei 12.250 Euro. Die Klimaanlage kostet 1.140 Euro, das günstigste Radio unverschämte 700 Euro. Für 500 Euro extra gibt es die Ausstattungslinie Trend mit 15- anstelle 14-Zoll-Stahlrädern, Funkfernbedienung, beheizbaren Spiegeln und lackierten Gehäusen sowie elektrischen Fensterhebern vorne und die wichtige Sitzhöhenverstellung. Macht zusammen 14.590 Euro. Auch beim Kölner beträgt der Aufpreis für die Fond-Türen 750 Euro.

Mit einem Einstandpreis von 12.580 Euro spielt der 90 PS-Corsa in der Fiesta-Liga. Klima und Radio kosten im Verbund 1.500 Euro und eine Funkfernbedienung im Paket mit elektrischen Fensterhebern 360 Euro. Somit beträgt der Gesamtpreis 14.440 Euro. Für 700 Euro bekommt man beim Corsa die zwei hinteren Türen und damit mehr Nutzwert und vor allem mehr Übersicht. Top: Wer möchte, kann den Corsa mit Lenkradheizung, Kurvenlicht, Reifendruckkontrolle und weiteren Extras individualisieren.

Technische Daten
Marke und Modell Ford Fiesta 1.25 Hyundai i20 1.2 Opel Corsa 1.4 Twinport
Ausstattungsvariante Trend Comfort Innovation "110 Jahre"
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 3.950 / 1.722 / 1.481 3.940 / 1.710 / 1.490 3.990 /  1.713 /  1.488
Radstand (mm) 2.489 2.525 2.511
Wendekreis (m) 10,2 10,4 10,55
Leergewicht (kg) 966 - 1.098 1.035 - 1.150 1.100
Kofferraum (Liter) 281 - 979 295 - 1.060 285 - 1.050
Bereifung Testwagen 175/65 R 14 Conti WC TS800 185/60 R15 Hankook Icebear 185/60 R15 Bridgestone Blizzak LM20
Motor
Hubraum (ccm) / Zylinder (Zahl, Bauart) 1.242 / 4, Reihe 1.248 / 4, Reihe 1.364 / 4, Reihe
Leistung (PS) 82 78 90
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 114 / 4.200 119 / 4.000 125 / 4.000
Antriebsart Frontantrieb Frontantrieb Frontantrieb
Getriebeart manuelles 5-Gang-Getriebe manuelles 5-Gang-Getriebe manuelles 5-Gang-Getriebe
Verbrauch
Krafstoffart Superbenzin Superbenzin Superbenzin
Kombiniert laut Werk (l/100km) 5,7 5,2 6,1
CO2-Emissionen (g/km) 133 / Euro 4 124 / Euro 4 146 / Euro 4
AS24-Verbrauch (l/100km) 7,2 7,1 7,4
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 13,3 12,9 12,4
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k.A. k.A. k.A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k.A. k.A. k.A.
AS24-Höchstgeschwindigkeit (km/h) 168 165 173
Preise
Zweitürer Basis ab (Euro) 12.250 11.250 12.430
Empfohlene Extras Ausstattung Trend (500 Euro), Klimaanlage (1.140 Euro), MP3-CD-Radio (700 Euro), vier Türen (750 Euro) Klimaanlage (1.200 Euro), Trend-Paket (550 Euro) ESP (400 Euro), Klima-Radio-Paket (1.510 Euro), Funkfernbedienung + elektrische Fensterheber (360 Euro), Innovations-Paket 2 mit Sitz- und Lenkradheizung sowie Lederlenkrad und beheizbaren Außenspiegel (450 Euro)
VergrößernVerkleinern

Fazit

Die drei Kleinen sind dem Kleinwagensegment eigentlich schon entwachsen. Vorne bieten sie ausreichend Platz, hinten müssen die Passagiere nur wenig zusammenrücken.

Den feinsten Motor und die beste Fahrwerksabstimmung besitzt zweifelsohne der Fiesta, dicht gefolgt vom Corsa, der Komfort-Chef in diesem Trio, der mit Ausstattungsdetails der Oberklasse aufwarten kann. Der Rüsselsheimer wirkt am erwachsensten.

Der Hyundai ist kein schlechtes Auto. Er überzeugt ebenfalls durch saubere Verarbeitung, gute Serienausstattung, fairen Preis und tadelloses Ambiente. Mit ihm werden alle glücklich, die etwas aus dem Rahmen fallen möchten und trotzdem auf einen Fehlgriff verzichten können.

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