Daher kommt es, dass die Pseudo-Geländewagen immer Pkw-ähnlicher werden. So auch die Kandidaten unseres Vergleichstests: Wir haben die beiden Softroader Honda CR-V und VW Tiguan gegeneinander antreten lassen.
Der VW Tiguan ist – trotz seiner Track & Field-Ausführung – ebenso auf beste Straßenlage getrimmt, wie der schnittige Honda CR-V. Zwar verfügen beide Fahrzeuge über permanenten Allradantrieb, doch sorgt der in den meisten Fällen eher für mehr Stabilität und Sicherheit onroad, denn für müheloses Weiterkommen offroad.
Beste Lage
Der Volkswagen überzeugt durch sein perfekt austariertes Fahrwerk, das trotz seines hohen Komfort kaum Wankbewegungen zulässt. Hinzu kommt die leichtgängige und äußerst präzise Lenkung, die einen großen Teil zum Fahrspaß beiträgt. Optisch ist die "Offroadversion" des Tiguan durch eine abgeflachte Frontschürze und den massiven Unterfahrschutz zu erkennen. Dazu gibt es ab Werk 16-Zoll-Räder und eine schwarze Dachreling.
Auch der Honda tritt sportlich auf, was durch Akzente wie etwa den angedeuteten Diffusor am Heck noch unterstrichen wird. Allerdings kann er in Sachen Fahrverhalten dem Tiguan nicht ganz das Wasser reichen. Zwar läuft der CR-V tadellos geradeaus, doch zeigt er in Kurven etwas mehr Seitenneigung als der VW. Auch die Lenkung kann nicht ganz mit der Präzision des Wolfsburger Volants mithalten. Der Federungskomfort ist auch hier wiederum tadellos.
Kultivierte Benziner
In beiden SUVs arbeiten leise, kultivierte Aggregate, die jeweils 150 PS bereitstellen. Während der Honda seine Leistung aus einem konventionellen Saugmotor mit zwei Litern Hubraum schöpft, sorgt im Tiguan ein aufgeladener 1,4-Liter-Vierzylinder für die nötige Kraft. Dank Kompressor und Turbolader stemmt der TSI-Motor sein Drehmoment von 240 Newtonmeter schon bei 1.750 Umdrehungen auf die Kurbelwelle und verharrt bis zu 4.000 Touren auf diesem Niveau. Aber: Der mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe gekoppelte Motor wirkt beim Anfahren im ersten Gang trotzdem ein wenig träge. Erst ab 2.000 U/min legt sich das Aggregat ins Zeug und treibt den Tiguan zügig an.
Etwas länger dauert es, bis der Honda in die Gänge kommt. Er erreicht seine maximal 192 Newtonmeter erst bei 4.200 U/min. In unserem Testwagen war der CR-V zudem mit dem optional erhältlichen Fünfgang-Automaten (1.450 Euro Aufpreis) ausgerüstet, der die Kraftentfaltung spürbar hemmt. Nur allmählich kommt der Vierzylinder aus dem Drehzahlkeller.
Weniger schnell, weniger Verbrauch
Konkret heißt das: Mit 12,2 Sekunden genehmigt sich der CR-V über zweieinhalb Sekunden mehr für den Sprint auf Tempo 100 als der Tiguan. Zudem rennt der VW mit maximal 192 km/h deutlich schneller als der Honda, der es höchstens auf Tempo 177 bringt. Ein anderes Bild zeigt sich beim Verbrauch: Hier hat der Honda trotz Mehrgewicht und Automatik seine gepfeilte Schnauze knapp vorne und entscheidet das Duell mit 8,2 gegen 8,4 Liter Superbenzin je 100 Kilometer für sich.
Apropos schwerer: Der Honda bringt nicht nur knapp 60 Kilogramm mehr auf die Waage (Leergewicht 1.604 Kilogramm) sondern übertrifft den 4,42 Meter langen Tiguan auch in der Länge um zehn Zentimeter. Das spüren vor allem die Fondpassagiere, die im Honda etwas mehr Freiheit genießen. Ungeachtet dessen bieten aber beide SUVs ein üppiges Platzangebot. Hier wie da lässt sich die Rückbank verschieben. Beim Tiguan kann sie im Verhältnis 40:60 umgelegt werden, beim CR-V ist sie sogar dreigeteilt (40:20:40).
Mit Regalboden
Je nach Konfiguration erreicht der VW ein Kofferraumvolumen von 470 bis 1.510 Liter. Der Honda bringt es in der Standardkonfiguration auf ordentliche 556 Liter, lässt sich aber nur auf 955 Liter erweitern. Dafür gibt es im Gepäckabteil des CR-V ein Regalbrett auf halber Höhe, das als zweite Abstellebene wertvolle Dienste leistet. Niedrige Ladekanten und große Heckklappen erleichtern bei beiden SUVs das Bepacken.
Was das Cockpit anbelangt, muss sich keiner hinter dem anderen verstecken. Der Tiguan tritt im klassischen VW-Stil auf: aufgeräumt, übersichtlich und leicht zu bedienen. Sonderlich aufregend wirkt das Interieur nicht, dafür ist es funktional und vorbildlich verarbeitet. Ein großes Lob geht an die aufpreispflichtigen Sport-Ledersitze (2.385 Euro inklusive Sitzheizung und elektrischer Verstellung links), die über eine ausgeprägte Lordosenstütze verfügen und auch auf langen Strecken besten Komfort bieten.
Etwas verspielter geht es im CR-V zu: Der Handbremshebel etwa könnte auch aus einem Flieger stammen und die Türgriffe sehen aus wie große Kurbeln. Anders als im VW erfordert die Vielzahl an Lenkradtasten eine kurze Einarbeitungszeit. Die Sitze wiederum überzeugen auch im Honda, wenngleich sie ein wenig weicher gepolstert sind
Viel Sicherheit, viel Komfort
Pluspunkte sammelt der Honda beim Thema Sicherheit. Zwar verfügt auch der Tiguan über zahlreiche Airbags, ESP mit Bremsassistent und sicherheitsoptimierte Kopfstützen. Honda aber bietet – für 2.950 Euro – ein Sicherheitspaket an, das neben dem Abstandstempomat ACC und Kurvenlicht AFS auch das aus anderen Modellen bekannte Unfallvermeidungssystem CMBS beinhaltet. Das „Collision Mitigation Breaking System“ erkennt einen drohenden Auffahrunfall und warnt den Fahrer beziehungsweise bremst das Fahrzeug selbsttätig ab, falls dieser nicht reagiert.
Der Tiguan hingegen wartet mit Schmankerln wie etwa dem riesigen Panoramaschiebedach (zu 1.130 Euro) oder dem selbstlenkenden Parkassistenten (685 Euro) auf. Letzterer vermisst im Vorbeifahren Parklücken, zeigt dem Fahrer an, wenn eine passende gefunden ist und bugsiert das Fahrzeug dann selbstständig hinein. Der Fahrer muss lediglich Gaspedal, Kupplung und Bremse bedienen. Und natürlich die Verantwortung übernehmen.
Abrechnung
Während der Honda in drei aufsteigenden Ausstattungslinien erhältlich ist, bietet VW den Tiguan in drei unterschiedlichen Stilrichtungen an. Neben der Basis Trend & Fun gibt es die von uns gefahrene Offroad-Variante Track & Field sowie die teuere Sport & Style-Ausführung. In der Einstiegsversion ist der Tiguan mit 1.4 TSI ab 27.200 Euro erhältlich, als Track & Field kostet er ab 28.375 Euro. Im Preis ist dann allerdings eine umfangreiche Serienausstattung mit 16-Zoll-Alufelgen, elektrischen Fensterhebern, Bordcomputer, Klimaanlage, CD-Radio, elektronischer Parkbremse und Kompass enthalten.
Der Honda CR-V 2.0 i-VTEC Comfort beginnt bei 26.950 Euro, die von uns getestete Executive-Version schlägt mit 32.950 Euro aber deutlich teurer zu Buche. Sie ist dafür nahezu komplett ausgerüstet, inklusive Klimaautomatik, Lederausstattung, CD-Wechsler, Licht- und Regensensor sowie Xenonlicht. Neben der Automatik, die für den 150-PS-Tiguan gar nicht erhältlich ist, bleiben dem Hondakäufer lediglich drei Optionen zur Wahl: Metalliclackierung zu 525 Euro, das DVD-Navigationssystem für 2.800 Euro sowie das oben erwähnte Sicherheitspaket für 2.950 Euro. Ein vergleichbar ausgerüsteter Tiguan liegt preislich deutlich über dem Honda: Allein das Xenonlicht wird mit 1.270 Euro extra berechnet.
Fazit
Nur knapp entscheidet der VW Tiguan das Duell gegen den Honda CR-V für sich. Den leichten Vorsprung hat der Wolfsburger seiner besseren Straßenlage sowie der direkteren Lenkung zu verdanken. Doch auch der Honda kann durchaus mit Pkw-ähnlichen Fahreigenschaften aufwarten. Die beiden 150-PS-Motoren sind jeweils ausreichend, allerdings lähmt das Automatikgetriebe den Honda spürbar. Pluspunkte sammeln beide mit sehr guter Verarbeitung, viel Platz und hohem Komfort.