Wir haben sie mit ihren 1,6-Liter-Benzinern gegeneinander antreten lassen. Rein äußerlich ähneln sich die beiden kompakten Asiaten durchaus, und Laien dürften mitunter Probleme haben, den koreanischen Kia Cee‘d vom japanischen Toyota Auris zu unterscheiden. Leichter fällt das im Innenraum: Zwar setzen beide Hersteller auf bernsteinfarbene Instrumentenbeleuchtung, doch wirkt der Auris mit seiner wuchtigen, weit in den Raum hineinreichenden Mittelkonsole futuristischer als das konservativ gestaltete Cee‘d-Cockpit.
Mehr Ablagen im Kia...
Der Praktikabilität tut das schlichtere Design keinen Abbruch, im Gegenteil: Der Kia bietet mehr und leichter erreichbare Ablagen als der Toyota. Außerdem ist die Materialanmutung und Verarbeitung im Koreaner spürbar höher als im Toyota. Das dort verbaute Hartplastik fühlt sich billig an und knarzt hin und wieder.
Im Fond überzeugen die beiden Kompakten dank jeweils rund 2,60 Meter Radstand mit üppigem Platzangebot und auch das Kofferraumvolumen kann sich beiderseits sehen lassen. Mit 354 Liter (Toyota) beziehungsweise 340 Liter (Kia) liegen die beiden Asiaten knapp über und unter dem Klassenprimus VW Golf. Klappt man die Rückbank um, warten hier wie da ausreichende 1.300 Liter darauf, beladen zu werden.
... und bessere Sitze
In der ersten Reihe sitzt es sich im Cee‘d auf Dauer angenehmer: Die Kia-Sitze sind größer, bieten mehr Seitenhalt und die Sitzposition ist nicht so hoch wie im Auris. Letzteres ist vor allem bei flotter Kurvenfahrt unangenehm, wo der spürbar auf Komfort getrimmte Toyota sich deutlicher zur Seite neigt und so die Passagiere umher schaukelt. Hier offenbart der straffer gefederte Kia dynamischere Fahreigenschaften. Der Preis: Schlaglöcher und Unebenheiten, welche der Toyota bravourös ausbügelt, schlagen im Cee‘d stärker durch, insgesamt wirkt das Kia-Fahrwerk etwas hölzerner. Nur bei starken Querfugen ist auch der Auris überfordert.
Mit mindestens 1.350 Kilogramm Leergewicht ist der Toyota zudem knapp 100 Kilo schwerer als der Koreaner - und die drängen in der Kurve zusätzlich zum Straßenrand. Das gutmütige Untersteuern lässt sich allerdings problemlos korrigieren und zur Not greift das für beide Kontrahenten serienmäßige ESP ein. Die Lenkung fällt im Auris präziser aus als die etwas teigig wirkende im Kia. Zudem wünscht man sich im Cee‘d vor allem bei höherem Tempo etwas mehr Lenkwiderstand.
Zwei 1,6-Liter-Aggregate
Für Kraft sorgt in beiden Kandidaten jeweils ein 1,6 Liter großer Vierzylinder-Benziner. Kia entlockt seinem Aggregat 126 PS und 154 Newtonmeter Drehmoment (bei 5.200 Touren), Toyota kitzelt sogar 132 PS raus und packt nochmal sechs Newtonmeter drauf. Außerdem stellt der Auris seine Kraft schon bei 4.400 Umdrehungen parat und sorgt so für etwas mehr Spritzigkeit.
Zumal der Toyota mit sechs gut zu schaltenden Gängen einen Gang mehr zur Verfügung hat als der nur mit einer knackigen Fünf-Gang-Box ausgestattete Kia. Das erlaubt eine feinere Spreizung des Getriebes und wirkt sich positiv auf Dynamik und Elastizität aus. Kaum spürbar, ist der Unterschied immerhin messbar: Der Toyota reißt die 100-km/h-Marke nach zehn Sekunden, der Kia braucht 0,8 Sekunden mehr. Und auch der Unterschied bei der Höchstgeschwindigkeit (195 zu 192 Kilometer pro Stunde) ist vernachlässigbar.
Gut isoliert
Besser gelungen ist Kia die Schalldämmung. Der Benziner fällt im Alltag kaum auf, nur unter Volllast brummt er hörbar vor sich hin. Im Toyota sind dagegen ab circa 130 km/h die Motorengeräusche recht aufdringlich, werden allerdings, wenn man weiter beschleunigt, schnell von noch lauteren Windgeräuschen übertroffen.
In der Stadt hingegen spielen diese Kriterien kaum eine Rolle, dort zählen vor allem Wendigkeit und Übersicht. Doch auch die sind im Kia Cee‘d einen Tick besser. Zumindest sein elf Meter großer Wendekreis macht den Toyota etwas unhandlicher. Kaum Unterschiede gibt es dagegen an der Tankstelle.
Sechster Gang fehlt
Beide Kompakte sollen sich laut Hersteller mit sechseinhalb Litern Benzin pro 100 Kilometer begnügen. Und beide gönnen sich in der Realität mindestens einen Liter mehr. Vor allem der Kia, der nach höheren Drehzahlen giert und dem auf der Autobahn der sechste Gang fehlt, langt mitunter kräftig zu und scheut sich nicht auch mal acht Liter durch die Kraftstoffleitung laufen zu lassen.
Dafür ist der Einstieg in die Cee‘d-Welt deutlich preiswerter: Mit 16.000 Euro bietet Kia seinen Kompakten zum echten Schnäppchenpreis an - mit guter Ausstattung. Denn der 1.6 CVVT kommt standardmäßig schon in der mittleren (LX) von fünf Ausstattungslinien und hat ein CD-Radio, Lenkradtasten, Bordcomputer, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel sowie elektrische Fensterheber vorne, ein höhen- und weitenverstellbares Lenkrad und Vordersitze mit Lordosenstützen an Bord.
Teurerer Auris
Für den Toyota Auris müssen fast 4.000 Euro mehr auf den Tisch gelegt werden: Satte 19.800 Euro wollen die Japaner für den 1,6-l-Valvematic haben. Der bringt dafür noch Nebelscheinwerfer, 16-Zoll-Alus - statt, wie der Kia, 15-Zoll-Stahlräder -, elektrische Fensterheber hinten und eine Klimaautomatik mit. Über diese Extras verfügt der Kia erst in der höheren EX-Ausstattung für 18.390 Euro. Aber: Ein vergleichbarer Golf kostet fast 21.000 Euro. Dagegen ist auch der Auris fast noch ein Schnäppchen.
Vorbildlich: Kia bietet die für den Cee‘d die klassenbeste Garantie an. Die Japaner gewähren sieben Jahre Garantie auf den Antriebsstrang und fünf Jahre auf das gesamte Fahrzeug. Hinzu kommt eine fünfjährige Mobilitätsgarantie. Toyota bietet für den Auris nur die übliche, dreijährige Garantie, die allerdings gegen Aufpreis verlängert werden kann. Mit viel Platz, guten Fahreigenschaften und relativ günstigem Preis machen die beiden Asiaten dem VW Golf Konkurrenz. Der Kia überzeugt durch solide Verarbeitung, das niedrige Geräuschniveau und die sportlichere Abstimmung, die allerdings zu Lasten des Komforts geht. Das macht der Toyota besser, wenngleich bei ihm die Fahrdynamik etwas leidet. Punkten kann der Auris mit seinem spritzigeren Motor und dem sechsten Gang. Der würde auch dem Cee‘d gut stehen und könnte helfen, den Verbrauch zu drücken.