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Vergleichstest: Kia Opirus vs. Mercedes E-Klasse – Unter Vieraugen

In Südostasien nimmt man es mit dem Ideenklau nicht so genau. Man bedient sich dort gerne aus dem Pool bestehender Entwürfe und kupfert ungeniert ab. Derzeit sind es chinesische Autobauer, die deswegen in der Kritik stehen.

Aber auch Japaner und Koreaner lassen sich immer wieder von anderen inspirieren. Ein aktuelles Beispiel ist der Kia Opirus. Sein Gesicht erinnert klar an die Mercedes E-Klasse. Wir haben Original und Fälschung zum Vergleich antreten lassen. Genau genommen ist nur das Opirus-Gesicht mit den vier runden Scheinwerfern dem Stuttgarter Dauerbrenner entlehnt. Ansonsten finden sich im Opirus-Blechkleid vielmehr Parallelen zum Lincoln Towncar oder Jaguar S-Type. Nebenbei hat der große Koreaner auch eine individuelle Aura und wirkt aus gewissen Blickwinkeln, nun ja, interessant. So sind die mächtigen LED-Frontblinker einzigartig und ziehen in Aktion die Blicke auf sich. Ein im doppelten Sinn richtungweisender Trend.

E-Klasse wirkt stimmiger

Die E-Klasse wirkt neben dem Opirus eleganter, feiner gezeichnet und dank der um 14 Zentimeter kürzeren Karosserie insgesamt stimmiger. Ihr Design ist seit eh und je klasse. Klasse hat auch auf der sehr wohnlichen wie funktionale Innenraum. Wie ein gut geschnittener Anzug umschmeichelt der Benz die Insassen und bietet den Passagieren trotz coupéhafter Dachlinie selbst im Fond ordentlich Platz. Allerdings könnte die Kniefreiheit dort noch etwas größer sein. Obwohl das kleinere Auto, bietet der Mercedes mit 540 Litern das größere und zudem besser nutzbare Gepäckabteil. Beim Opirus passen immerhin noch 495 Liter in einen zerklüfteteren Kofferraum.

Ansonsten ist das Platzangebot im fünf Meter langen Korea-Flaggschiff über jeden Zweifel erhaben. Allerdings wirken Ambiente, Materialwahl und diverse Kleinigkeiten nicht so geschmackvoll und detailversessen wie beim Benz. Die Kunststoffe sind nicht sonderlich edel und die Beinauflageflächen zu kurz. Auch an den Zündschlüsseln werden die Unterschiede deutlich: Der vom Mercedes ist ein schicker Handschmeichler, der des Opirus ein vergleichsweise hässliches Ding.

Starke V6

Mit dem Dreh dieser Schlüssel erweckt man bei beiden Fahrzeugen die Sechszylinder zum Leben. Der seidige, vibrationsarme 3,8-Liter- Benziner im Opirus mobilisiert üppige 266 PS und 353 Newtonmeter, die allerdings erst bei 4.500 Touren anliegen. Bereits bei 2.400 Umdrehungen stellt das Dreiliter-Aggregat aus Stuttgart 300 Newtonmeter bereit. Die Spitzenleistung ist im E 280 mit 231 PS zwar deutlich niedriger. Doch kann der rund 200 Kilo schwerere Opirus dem Benz nicht davoneilen. Auf dem Papier hat die E-Klasse die Nase vorn: Der Sprint dauert 7,3 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h. Der stärkere Koreaner braucht mit 7,5 Sekunden zwar kaum länger, schafft aber nur 230 Sachen. In der Praxis liegen beide beim Ampelsprint und Zwischenspurt gleich auf.

Ausgestattet sind die Probanden übrigens mit sehr unterschiedlichen Getrieben. Der Opirus ist ausschließlich mit einer zwar sanft, doch bisweilen auch hektisch schaltenden, altmodischen Fünfstufen-Wandlerautomatik bestellbar. Unser Test-Mercedes war mit einem sehr gut abgestuften Sechsgang-Schaltgetriebe ausgestattet. Außer dem Komfortgewinn bietet die rund 2.300 Euro teure Automatik beim Sternträger keinen handfesten Vorteil. Der E 280 empfiehlt sich unserer Ansicht nach als Handschalter, zumal er ein sehr niedertouriges und schaltfaules Fahren ermöglicht.

Opirus zu durstig

Die Höchstgeschwindigkeit von 250 Sachen erreicht der Mercedes zwar erst mit viel Anlauf, dafür liegt er selbst dann noch satt und sicher auf der Straße. Der Opirus ist dagegen unpräziser und schwammiger. Schnellfahrten vermiest der Kia außerdem mit seinem enormen Durst. Durchschnittlich soll der V6 laut Hersteller mit 10,9 Liter auskommen. Doch in der Praxis lag der Verbrauch bei mindestens 13 Liter. Beim E 280 sorgen niedertouriges Fahren und der lang übersetzte sechste Gang für gemäßigten Durst. Den Durchschnittsverbrauch gibt der Hersteller mit 9,3 Liter an. Wir haben bei unserem Test einen Liter mehr auf 100 Kilometer vertankt.

E-Klasse fährt souveräner

Gemäßigt schnelles Dahingleiten ist für den Opirus die wohl angemessenere Art des Reisens. Dabei hinterlässt der Koreaner einen guten Eindruck. Man merkt dem Wagen an, dass er für den Einsatz auf amerikanischen Highways ausgelegt wurde. Unterm Strich ist der Komfort für ein Fünf-Meter-Auto dennoch nicht voll überzeugend. Unebenheiten werden von der E-Klasse sauberer weggebügelt.

Auch bei flotter Fahrt durchs Kurvengetümmel schneidet der Koreaner schlechter ab. Nick- und Wankbewegungen sind stärker und die Lenkung indirekter. In schnellen Kurven schiebt der Fronttriebler früh über die Vorderräder und wird alsbald vom serienmäßigen ESP eingebremst. Beim Beschleunigen aus Kurven nervt dank des Vorderradantriebs zudem das Zerren in der Lenkung.

Wesentlich neutraler verhält sich der heckgetriebene Mercedes. Neben dem besseren Komfort bietet er außerdem ein höheres Dynamikniveau. Die neutrale Lenkung, das fein ansprechende Fahrwerk und die präzisen Bremse sorgen für gehobenen Fahrspaß. Zwar neigt sich auch der Benz in schnellen Kurven spürbar zur Seite. Doch im Vergleich zum Opirus ist der Mercedes eine regelrechte Fahrmaschine.

Opirus mit Vollausstattung

Den Opirus gibt es nur in einer Ausstattungsvariante, die dafür kaum noch Wünsche offen lässt. 39.900 Euro zahlt man für das Komplettpaket. Es beinhaltet Ledersitze, Automatikgetriebe, ein Navisystem von VDO, Parksensoren, elektrische verstellbare, beheizbare und klimatisierte Vordersitze, ein CD-Radio von Becker, Xenon-Scheinwerfer, Parksensoren, elektrisches Glasschiebedach, Klimaautomatik und vieles mehr. Diese und noch viele andere Extras kann man auch für den E 280 bestellen. Doch will man den Mercedes auf das Ausstattungsniveau des Opirus bringen, wird aus dem 43.000 Euro teuren Basismodell ein rund 60.000 Euro teurer Luxusliner.

Bei Steuern, Versicherung, Wertverlust und Verbrauch bietet der E 280 hingegen finanzielle Vorteile. Dennoch der 20.000- Euro-Aufschlag happig. Noch größer wird der Unterschied beim Gebrauchtkauf. Wer keinen Neuwagen will, kann im Fall des Opirus wegen des hohen Wertverlusts richtig heiße Gebrauchtschnäppchen machen. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Kia gibt fünf Jahre Garantie auf sein Oberklasse-Modell. So ziemlich alles kann der Mercedes besser. Er hat das schickere (Original-)Design, bietet die bessere Raumökonomie, fährt sich in allen Belangen souveräner, ist sparsamer und kann mit wesentlich mehr Prestige sowie hohem Werterhalt überzeugen. Doch will man viel Luxus für wenig Geld, dann ist der Opirus die bessere Wahl. Wer sich ein derart hohes Luxusniveau wünscht, sich aber kein „Made in Germany“ leisten will, für den ist der Opirus eine interessante Alternative.

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