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Vergleichstest: Mercedes GL320 CDI vs. Mercedes G320 CDI – Zwei im Schlamm

Familienduell im Matsch: In unserem Test baten wir eine Geländewagen-Ikone, die Mercedes G-Klasse, zum Vergleich mit dem Konzernbruder GL. Beide versprechen erstklassige Offroad-Fähigkeiten. Doch kann das Dickschiff dem Altmeister das Wasser reichen? Wie waren mit beiden im Gelände.

Selbst der automobile Laie sieht auf den ersten Blick den Unterschied. Auf der einen Seite die Mercedes G-Klasse, der Altmeister unter den Geländewagen. Seit nunmehr fast dreißig Jahren wird der Offroader bei Magna Steyr in Graz gefertigt und nur vorsichtig überarbeiten ihn die Ingenieure von Zeit zu Zeit.

Ihm gegenüber steht ein GL, das Dickschiff im Konzern. Sage und schreibe 5,09 Meter misst das im amerikanischen Tuscaloosa gebaute SUV und bringt dabei rund zweieinhalb Tonnen Leergewicht auf die Waage - 300 Kilogramm mehr als der G. Was beide verbindet? Sowohl G als auch GL werden mit dem durchzugsstarken, 224 PS leistenden Selbstzünder 320 CDI ausgeliefert. Und beide sollen hervorragende Geländeeigenschaften bieten.

Um das zu überprüfen, sind wir in den Offroadpark Langenaltheim gefahren. Idyllisch zwischen Eichstätt und Ingolstadt gelegen, verbirgt sich in einer Sandgrube ein Eldorado für alle, die gern im Schlamm spielen. Hier können die beiden Kandidaten zeigen, was in ihnen steckt.

Auf festen Straßen

Doch bevor es über Stock und Stein geht, müssen die Stuttgarter Brüder ihre Onroad-Qualitäten unter Beweis stellen. Klarer Sieger: der GL. Sanft gleitet der Brocken über die Autobahn, federt butterweich ab und bietet seinen Insassen jeden erdenklichen Komfort. In den Reihen eins und zwei sitzt es sich vorzüglich, und selbst auf den beiden wegklappbaren Sesseln in der dritten Reihe lässt es sich erstaunlich gut reisen. Das Cockpit ist übersichtlich und hochwertig und wird durch zahlreiche Ablagen komplettiert.

In der G-Klasse wirkt dagegen alles ein wenig altbackener, nicht aber altmodisch. Fahrer und Beifahrer sitzen hinter einer fast senkrecht stehenden Windschutzscheibe, die - wie die gesamte Kastenform - der Aerodynamik im Wege steht. So entstehen auch die deutlich lauteren Windgeräusche im G. Wer sich daran nicht stört, kann auch mit dem G320 CDI vorzüglich reisen. Übrigens: Nur weil der G seit fast 30 Jahren gebaut wird, heißt das nicht, dass er mittlerweile ein Schnäppchen ist. Mit 73.000 Euro kostet der G320 CDI über 5.000 Euro mehr als der gleichstarke GL.

Starker Diesel

Der in beiden Fahrzeugen verbaute Sechszylinder-Diesel zieht brav aus dem Drehzahlkeller an und bringt die Schwergewichte in Bewegung. Bei 1.600 Touren entwickelt das Aggregat ein Drehmoment von 510 Newtonmetern im GL und sogar 540 Newtonmetern in der G-Klasse. Mit 9,1 Sekunden für den Standardsprint ist der leichtere G320 CDI knapp eine halbe Sekunde schneller als der GL.

In Sachen Verbrauch dagegen gewinnt der GL, obwohl er schwerer ist. Ihm kommt, wie auch beim Geräuschniveau, seine etwas windschnittigere Karosserie entgegen. Unser Test ergab für den GL einen Durchschnittswert von 11,3 Litern, der G liegt um knapp eineinhalb Liter darüber.

Gleiche Technik

Im Offroad-Park angekommen, schauen wir uns die Technik näher an: Hier wie da sorgt ein permanenter Allradantrieb für sicheres Weiterkommen. Bei beiden Modellen kann der Fahrer das Zentral- und Hinterachsdifferenzial sperren, bei der G-Klasse gibt es eine dritte Sperre an der Vorderachse. Ebenfalls verfügen sowohl G- als auch GL-Klasse über eine Getriebeuntersetzung.

Erster Unterschied: Während die G-Klasse noch immer auf dem bewährten Leiterrahmen aufbaut, der für Langlebigkeit und Verlässlichkeit steht, kommt beim GL eine selbsttragende Karosserie zum Einsatz. Hier lag das Hauptaugenmerk trotz aller Offroad-Fähigkeiten eben doch mehr beim Straßenkomfort.

Viel Freiheit

Auch in Sachen Bodenfreiheit zeigen sich Unterschiede: Der G steht 20,5 Zentimeter über den Boden und kommt damit über die meisten Hindernisse problemlos hinweg. Beim GL kommt serienmäßig eine Luftfederung zum Einsatz, über einen Drehregler lässt sich das Niveau einstellen. Maximal kann man den Brocken auf satte 31 Zentimeter hochpumpen. Allerdings geht dann jeglicher Federungskomfort verloren!

In Sachen Böschungswinkel liegen beide nahezu gleich auf. Bei der G-Klasse sind es 34 Grad vorne und 26 Grad hinten - zum Vergleich: Der GL weißt vorne einen Winkel von 33 Grad und hinten von 27 Grad aus.

Der Berg ruft

Alles schön und gut, doch welcher ist nun die bessere Wahl im Gelände? Erste Hürde: der Steilhang. Der GL nimmt Anlauf, kommt bis zur Mitte - und bleibt hängen. Auch mit gesperrten Differenzialen und Untersetzung kommt der Koloss nicht zum Gipfel. Der G320 dagegen erklimmt den Hang mit Leichtigkeit.

Vom Ehrgeiz gepackt geben wir dem GL noch eine Chance. Und lassen uns vom Profi raten, die Luftfederung auf das tiefste Niveau zu regeln. Und siehe da, schon kommt auch der Riese bis ganz nach oben. Der Trick ist simpel: Durch das Tieferlegen sinkt der Schwerpunkt des Fahrzeugs. Die Folge ist mehr Traktion an den Rädern, die dadurch nicht so leicht durchdrehen.

Bessere Aussicht

Nächste Station: Geröll und Felsenklettern. Für beide Probanden kein Problem, aber: Die geradlinige Karosserie der G-Klasse spielt hier erstmalig ihre Trümpfe aus. Der Fahrer hat besten Überblick, wo der Wagen anfängt und aufhört. Die erhöhten Blinklichter auf der Motorhaube geben ihm zusätzlich Orientierung. Anders im GL, hier muss man sich öfter auf sein Gefühl - oder den Beifahrer - verlassen, um nicht irgendwo anzuschrammen.

Bleibt die Frage, ob sich beide auch durch matschigen Schlamm kämpfen können. Die Antwort: Ja. Vorausgesetzt, man bringt den nötigen Schwung mit, graben sich beide erbarmungslos durch den Morast. Aber: Während man sich im GL vorher Gedanken macht, ob und wie man die Passage am besten angeht, fährt man mit der G-Klasse einfach drauf los.

Fazit

Generell gilt: Beide Offroader verfügen über nahezu die gleiche Geländetauglichkeit. Die höhere Bodenfreiheit des GL gereicht ihm nur in seltenen Fällen zum Vorteil. Doch die G-Klasse meistert alle Übungen mit mehr Souveränität, während man im GL teilweise schon ins Grübeln kommt, ob das gut geht - was es schlussendlich aber tut.

An diesen Zweifeln ist nicht zuletzt die Optik schuld. Der markante G wirkt von außen wie innen wie fürs Gelände geschaffen. Hinzu kommt die übersichtliche Karosserie, die es dem Fahrer deutlich leichter macht, sich über Stock und Stein zu schlagen. Unter diesen Voraussetzungen wollen Bedenken erst gar nicht aufkommen. Anders im GL, der natürlich in erster Linie für die Straße gebaut ist. Ihm traut man auf Anhieb nicht so viel Offroad-Fähigkeit zu, wie der G-Klasse. Ins Gelände fahren damit wohl nur die Wenigsten - aber sie könnten.

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