Mal im Ernst: In der Regel sind es Familien mit Kindern, die sich einen Kompaktvan anschaffen. Deshalb haben wir die Kontrahenten auf ihre Kind-, Kegel- und Cruise-Eigenschaften hin überprüft.
Beide Testwagen treten jeweils in der stärksten Dieselmotorisierung und Top-Ausstattungslinie gegeneinander an. Der Opel Zafira 1.9 CDTI „Cosmo“ kommt mit 150 PS starkem Vierzylinder daher, die ebenfalls vier Töpfe unter der Stummelfront des C-Max 2.0 TDCi „Ghia“ bringen 136 PS hervor.
Dreh- und Angelpunkt bei Vans ist der Innenraum. Soviel vorweg: Beide bieten viel Platz, doch in Sachen Variabilität wurden in Köln und Rüsselsheim unterschiedliche Prioritäten gesetzt. Der neue Zafira folgt dem Vorgänger und kann notfalls bis zu sieben Passagiere aufnehmen. Die beiden voll versenkbaren Sitzplätze in der dritten Reihe sind Erwachsenen allerdings nur eine gewisse Zeit lang zumutbar. Dafür haben es Großgewachsene in der zweiten Reihe des Opels grundsätzlich etwas geräumiger als im „normal“ konfigurierten C-Max.
Das ändert sich grundlegend, sobald im Ford-Fond der mittlere Sitz nach hinten klappt und die beiden äußeren Sessel nach schräg hinten geschoben werden: Nun herrscht hier Bein- und Schulterfreiheit wie in der Businessklasse auf Interkontinentalflügen.
Das große Klappen
Geht es ums Beladen sperriger Gegenstände, hat der Opel die Nase vorn: Er kann mittels vorklappbarer Beifahrerlehne (€120) bis hin zum einsitzigen Transporter reduziert werden und fasst mit bis zu 1.820 Litern Ladevolumen deutlich mehr als der Focus C-Max. Um im Kölner auf die maximal 1.620 Liter zu kommen, müssen die Fondsitze zudem ausgebaut werden. Auch bei Reisen zu fünft passt in den Opel-Kofferraum mit 645 Litern deutlich mehr als ins Ford-Heck (460 Liter). Kaum Unterschiede gibt es bei der Zuladung von jeweils etwa 500 Kilogramm.
An Aufbewahrungs- möglichkeiten im Innenraum mangelt es keinem der Kontrahenten. Bis zu 30 Fächer bietet etwa der Opel mit dem schicken, von Staufächern längs geteilten Panoramadach (Serie bei „Cosmo“). Praktisches Detail im C-Max ist der gesondert ausklappbare „Kinderrückspiegel“, der den Blickkontakt zur Rückbank sicherstellt, ohne dass man sich verrenken muss. Ein Extra an Platz wurde im Mitteltunnel des Zafira dank des U-förmigen (aber schwer zu lösenden) Handbremshebels geschaffen. Der C-Max „Ghia“ kommt mittels elektronischer Feststellbremse ganz ohne Hebel aus.
In beiden Fahrzeugen sitzt der Fahrer Van-typisch hoch und blickt jeweils auf ein klar gezeichnetes Cockpit, das hier wie dort nahezu frei von Bedientücken ist. Als störend mag man im Ford allenfalls die Menü-Führung des Touchscreens empfinden, im Opel die nicht einrastenden Lenkstockhebel. Was die Qualitätsanmutung der Materialien betrifft, ist der neue Zafira dem C-Max wieder ein Stück weit davongefahren. Ausgerechnet im Mitteltunnel und an den Klapptischen im Fond wurden im Ford kratzempfindliche Kunststoffe verbaut. Auch ist der Innenraum nicht ganz frei von Knistergeräuschen.
Fun mit Vans
Das Kapitel „Fahrdynamik und Komfort“ bleibt - wenn auch denkbar knapp - die Domäne des Klassenprimus Ford Focus C-Max. Er bietet schlicht den besseren Kompromiss aus straffer Grundabstimmung bei trotzdem hohem Federungskomfort. Der ebenfalls sehr agile Zafira ist in Verbindung mit dem empfehlenswerten „IDS+“-Fahrwerk leider nur mit sportlicher Grundabstimmung zu bekommen, was ihn bei niedrigen Geschwindigkeiten einen Tick holpriger wirken lässt.
Dafür punktet der Zafira auf langen Autobahnetappen mit der besseren Geräuschisolierung. Sportlich lässt es sich mit beiden Kompaktvans fahren, denn C-Max wie Zafira erfreuen den Fahrer mit ihrer präzisen Lenkung und einem gut geführten, manuellen Sechsgang-Getriebe.
Auch bei den Fahrleistungen schenken sich die Kontrahenten nichts. Zafira wie C-Max überzeugen mit guter Beschleunigung, kraftvollem Durchzug und hohen Endgeschwindigkeiten. Allerdings geht der 1,9-Liter-Diesel des Opel drehfreudiger und geräuschärmer zu Werke. Das Turboloch des 2,0-Liter-Fordaggregats ist ausgeprägter, das Pfeifen des Laders prominenter. Im Testdurchschnitt verbrannten beide etwa 8 Liter Dieselöl je 100 Kilometer.
Fazit
Knapp 29.000 Euro kostet der Opel Zafira 1.9 CDTI in der Luxuslinie „Cosmo“. Der ebenfalls nahezu komplett ausgestattete Ford Focus C-Max 2.0 TDCi „Ghia“ ist inklusive des aufpreispflichtigen Dieselpartikelfilters und eines CD-Radios (beides Serie im Zafira) knapp 2.000 Euro günstiger.
Beide Wagen sind formidable Familienfahrzeuge, wobei der Opel insgesamt etwas mehr Platz und einen deutlich größeren Kofferraum bietet. Sieben Passagiere nimmt ebenfalls nur der Zafira mit. Wer in der Regel nur zu viert unterwegs ist, sollte sich den C-Max genauer ansehen, da er in wenigen Sekunden zum Beinfreiheitswunder umgebaut werden kann. Fahrspaß bieten beide, und auch der Komfort kommt nirgends zu kurz. Das fahraktivere Auto ist und bleibt der C-Max, der Zafira der entspanntere weil leisere Kilometerfresser.