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Vergleichstest: Porsche Cayenne GTS vs. VW Touareg R50 – Frisch vom Sport

Dass ein Benziner sich mit einem Selbstzünder messen muss, kommt nur selten vor.

Doch in Zeiten sich immer stärker angleichender Spritpreise – teilweise hat der Diesel den Ottokraftstoff ja schon überholt – darf man auch den Porsche Cayenne GTS mit Benziner gegen den dieselbetriebenen VW Touareg R50 antreten lassen.
Nicht nur die gemeinsame Plattform eint die Kandidaten, sondern auch ihr Anspruch, sportlich und durchtrainiert aufzutreten. Der VW Touareg R50 und Porsche Cayenne GTS wurden ins Fitness-Studio geschickt und der Besuch hat sichtbare Spuren hinterlassen.

Sowohl der Wolfsburger als auch der Zuffenhausener haben sich Seitenschweller, einen Heckspoiler und noch markantere Frontschürzen als in der Normalversion antrainiert. Zusammen mit den serienmäßigen 295er Reifen auf 21 Zoll Alurädern haben sich die SUV jetzt allerdings endgültig für den Einsatz im Gelände disqualifiziert.

Dort zieht’s die beiden Schwergewichte aber auch nicht mehr hin, sie haben holprige Geröllwege gegen schnurgerade, ebene Autobahnen getauscht, die sie nun ihr Revier heißen. Und das am liebsten auf Abschnitten ohne Tempolimit. Denn schon nach knapp über sechs Sekunden überschreiten beide Landstraßentempo – ganz gleich ob Benziner oder Diesel.

Acht gegen Zehn

Im Cayenne übernimmt ein V-förmig angeordneter Achtzylinder die Aufgabe, 2,2 Tonnen Leergewicht in Bewegung zu setzen. Und das – wie sollte es bei einem Porsche anders sein – mit scheinbar spielender Leichtigkeit. Das Training verhalf dem 4,8 Liter großen Triebwerk zu 20 PS mehr als im Cayenne S. Unverändert blieb dagegen das Drehmoment von 500 Newtonmeter  - was dem Touareg wiederum wohl nur ein müdes Lächeln entlockt.

Sein 4,9-Liter-Zehnzylinder stemmt Sage und Schreibe 850 Newtonmeter auf die Kurbelwelle – und das schon bei 2.000 Umdrehungen. Angesichts dieser Kraft fallen seine 400 zusätzlichen Kilogramm sprichwörtlich kaum ins Gewicht. In Sachen Leistung dagegen bleibt der VW auch nach einer Steigerung auf 350 PS hinter dem Porsche zurück. Die Rollen sind also klar verteilt: Der Cayenne mimt den Sprinter, der Volkswagen den Ausdauerkämpfer.

Zwei Arten von Kraft

Ohne Probleme kommen beide aus den Startblöcken, begleitet von tiefem, bollerndem Klang, der ihre Kraft unterstreicht. Hier wie da kommt eine sechsstufige Wandlerautomatik zum Einsatz. Beim Touareg fördern die etwas länger übersetzten Gänge den bärenstarken Durchzug bei niedriger Drehzahl wohingegen im Cayenne der Automat dafür sorgt, den Achtender auf Touren zu halten, um so die Leistung voll auszunutzen.

Den Tausend-Meter-Lauf beendet der Cayenne eine Sekunde früher, als der Touareg. Außerdem schafft der Porsche sogar ein bisschen mehr als Tempo 250 - beim VW ist bei 235 km/h Schluss. Hier machen sich mehr Gewicht und weniger Leistung dann doch bemerkbar.

Sicher dank Allrad

Die serienmäßig mit Allradantrieb ausgestatteten Sport-SUV kennen Traktionsprobleme nur vom Hörensagen. Problemlos bringen sie die Kraft auf die Straße und in Kurven verhalten sich beide sicher und neutral. Der agilere Vertreter ist aber zweifelsohne der Cayenne GTS. Nicht zuletzt wegen des geringeren Gewichts und seiner merklich direkteren Lenkung, die dem Fahrer spürbar mehr Rückmeldung gibt, als das leichtgängige Lenksystem im Touareg.

Während der VW ab Werk mit einem in der Höhe regulierbaren Fahrwerk mit Luftfederung kommt, muss dieses beim Porsche für fast 1.900 Euro erworben werden. Dann können auch Cayenne-Fahrer die Feder-Dämpfer-Abstimmung in drei Stufen von komfortabel bis sportlich variieren.

Im Komfort-Modus sind beide SUV-typisch bequem und federn Unebenheiten problemlos weg. Die jeweiligen Sport-Modi dagegen straffen das Fahrwerk dermaßen, dass Querfugen bis zu den Bandscheiben durchschlagen und sich die Pseudo-Geländewagen wieselflink um die Kurve dirigieren lassen. Dass man über zwei Tonnen bewegt, wird dabei fast zur Nebensache.

Gegen Seitenneigung

Erhöht wird der Kurvenspaß nur noch durch die Wankstabilisierung, die – wie schon die Luftfederung – im Touareg serienmäßig ist, bei Porsche dagegen mit 3.200 Euro zusätzlich bezahlt werden muss. Hier wie da vermeidet das System Seitenneigung nahezu gänzlich und es bedarf hoher Querbeschleunigung, um die dicken Dinger in die Knie zu zwingen. Gefühlt reduziert die Wankstabilisierung das Gewicht um ein paar weitere Hundert Kilo.

Stellen wir also fest: Beide SUV haben sich zu wahren Sportlern gemausert, egal, welcher Kraftstoff sie antreibt. Erst an der Tankstelle offenbare die Dickschiffe einen deutlichen Unterschied. Mit einem Test-Verbrauch von 14,3 Litern ist der Touareg R50 sicher kein Sparmeister. Doch muss er deutlich seltener an die Tränke, als der Porsche Cayenne GTS: Er genehmigte sich fast 18 Liter – Superplus wohlgemerkt. Sein hundert Liter Tank reicht somit für 560 Kilometer, der VW schafft mit der gleichen Menge 700 Kilometer.

Technische Daten
Marke und Modell Porsche Cayenne GTS VW Touareg R50
Ausstattungsvariante
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.795 / 1.957 / 1.675 4.754 / 1.928 / 1.778
Radstand (mm) 2.855 2.855
Wendekreis (m) 11,6 11,6
Leergewicht (kg) 2.225 2.602
Kofferraum (Liter) 540 - 1.749 500 / 1.525
Bereifung Testwagen 295/35 R 21 295/35 R 21
Motor
Hubraum(Liter) / Zylinder 4,8 / 8 4,9 / 10
Leistung (PS) 405 350
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 500 / 3.500 805 / 2.000
Antriebsart Allradantrieb Allradantrieb
Getriebeart 6-Stufen-Automatik 6-Stufen-Automatik
Verbrauch
Krafstoffart Benzin Diesel
Kombiniert laut Werk (l/100km) 13,9 11,9
CO2-Emissionen (g/km) 332 315
AS24-Verbrauch (l/100km) 17,9 14,3
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 6,5 6,7
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k. A. k. A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k. A. k. A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 251 235
Preise
ab (Euro) 80.675 88.620
Empfohlene Extras Luftfederung (1.892 Euro), Wankstabilisierung (3.213 Euro), Bi-Xenon-Scheinwerfer (1.559 Euro), Parksensoren ink. Rückfahrkamer (2.463 Euro), Audio-Schnittstelle (113 Euro) Parksensoren inkl. Rückfahrkamera (1.275 Euro),  Aux-Eingang (26 Euro), elektrisch schließende Gepäckklappe (465 Euro), 230-Volt-Steckdose (114 Euro)
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VW teurer als Porsche

Dafür müssen Touareg-Käufer bei der Anschaffung erst einmal tiefer in die Tasche greifen. Ab 88.620 Euro ist der R50 erhältlich, der Cayenne GTS beginnt dagegen bereits bei zehntausend Euro weniger. Die Vorfreude währt allerdings nur kurz, denn bringt man den Porsche auf etwa gleiches Ausstattungsniveau (Luftfederung, Wankstabilisierung und Automatik), kostet er auch 85.780 Euro.

Auch wenn die Aufpreislisten zahlreiche Optionen bereithalten, sind beide ab Werk bereits gut ausgestattet. Bestens konturierte Sportsitze mit straffen Seitenwangen zum Beispiel gehören hier wie da zum Standard. Und während das Cockpit im Cayenne serienmäßig komplett mit Leder bezogen ist, verbaut VW im R50 ein aufdringliches Aluminium-Dekor.

Fazit

Zwei Philosophien zu vereinen, ist nicht einfach. VW und Porsche aber beweisen, dass sich SUV und Sportwagen nicht immer ausschließen. Beide Dickschiffe kommen im Trainingsanzug daher und haben ihre Fitnessübungen mit Fleiß gemacht. Der Cayenne GTS ist der dynamischere, sein Achtzylinder-Benziner giert nach Drehzahl und begeistert mit porschetypischem Klang. Der Touareg holt  dagegen seine Kraft tief aus dem Drehzahlkeller, stemmt ein bärenstarkes Drehmoment auf die Kurbelwelle und eignet sich daher auch bestens als Zugfahrzeug. Denn: Trotz aller Sportlichkeit haben sich beide SUV ihren Praxisnutzen – sieht man von der Geländegängigkeit ab - bewahrt.

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