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Vergleichstest: Seat Leon 2.0 FSI vs. Alfa 147 2.0 TS – Ganz schön anders

Die Hitliste der meistverkauften Kompakten bietet Monat für Monat das gleiche Bild: VW Golf vor Opel Astra vor Ford Focus. Ganz so, als gäbe es nichts anderes. Dabei bietet gerade die Golfklasse rassige Alternativen: etwa den nagelneuen Seat Leon und den immerschönen Alfa 147.

Im Vergleich: Die Zweiliter-Benziner mit jeweils 150 PS.
Seat gegen Alfa, Spanien gegen Italien. Sie haben mehr gemein als ihre südeuropäische Herkunft. Etwa das Temperament, doch dazu später mehr. Zuerst das Design: Vorbild für den neuen Leon war unverkennbar der Alfa 147. Beide haben diesen Raubvogelblick, versteckte Türgriffe an den Fondtüren und nach innen zugespitze Rückleuchten. Eine billige Kopie ist der Spanier beileibe nicht. Vielmehr stellt er in gewisser Weise die Fortentwicklung des ursprünglichen Alfa-Designs dar, ergänzt mit typischen Seat-Details wie dem Gegenschwung in der Flanke. Verwunderlich ist die Ähnlichkeit nicht, schließlich entsprangen beide ein und dem selben kreativen Hirn: dem von Walter de’Silva.

Preis der Schönheit

So schön die beiden auch anzusehen sind, der Preis ist hier wie dort die schlechte Übersichtlichkeit. Wo das Auto hinten endet, lässt sich jeweils nur erahnen. Einparkhilfen lohnen in jedem Fall. Verhindern beim Seat zusätzlich die weit vorne angebrachte A-Säule und der überdimensionierte Innenspiegel optimale Sichtbedingungen, sind es beim Alfa die zu kleinen Außenspiegel.

Grundverschieden geht es im Innenraum zu. Einerseits bietet der größere Leon (neun Zentimeter länger, vier Zentimeter breiter) erheblich mehr Platz. Was Bein- und Kopffreiheit hinten, die Schulterfreiheit rundum und auch das subjektive Raumgefühl betrifft ist der Seat klar überlegen. Am Radstand liegt das nicht, denn hier schrumpft der spanische Vorsprung auf drei Zentimeter. Es ist die bessere Raumökonomie, die sich auszahlt. Beim Kofferraum das gleiche Bild: magere 292 Liter (maximal 1.042) Ladevolumen fasst der Alfa, immerhin 341 Liter (maximal 1.166) der Seat. Wer öfters sperriges Gepäck transportieren muss, ist trotzdem mit dem Italiener besser beraten. Nur hier lässt sich mittels vorklappbarer Fondsitzpolster eine nahezu ebene Ladefläche bilden.

Liebe zum und Teufel im Detail

Was das Flair im Innenraum betrifft, kann es nur einen Sieger geben. Und der heißt Alfa Romeo. Zwar finden sich hier wie dort hübsche Details wie etwa die in tiefen Tunneln sitzenden Skalen oder ein sportliches Dreispeichenlenkrad. Doch ist im Alfa alles deutlich filigraner, mit mehr Liebe zum Detail ausmodelliert. Ganz zu schweigen von den hochwertigen Kunststoffen, von deren Qualität der Seat-Fahrer nur träumen kann.

Augenwischerei? Zum Teil schon. Denn was die Ergonomie betrifft, geht wiederum am Seat Leon nichts vorbei. Alles im Blick, alle Schalter und Hebel findet man dort, wo man sie intuitiv vermutet. Beim 147 dagegen liegt der Teufel im Detail. Fummelig zu bedienen sind etwa der überladenen Lenkstockhebel und das Radio mit den zu kleinen Tasten. Oder die „unsichtbare“ Taste für die Sitzheizung, die an den Außenseiten des Sitzes ertastet werden muss.

Beide haben einen Zweiliter-Vierzylinder-Benziner unter der Haube, der jeweils 150 PS Leistung an die Vorderräder schickt. Und beide Aggregate werden den entsprechend hohen Erwartungen gerecht, sprechen spontan auf Gasbefehle an, sind drehfreudig und überraschend durchzugsstark. Den Standartsprint erledigt der Seat eine halbe Sekunde schneller als der Alfa, doch auch die 9,3 Sekunden des Italieners können sich sehen lassen. Mehr als ausreichend sind die Spitzengeschwindigkeiten von jeweils klar über 200 km/h, zumal sie zügig erreicht werden. Der größte Unterschied liegt beim Motorsound. Kernig, unter Last mit grantig-tiefer Stimme intoniert das Alfa-Aggregat. Der Leon dagegen verdankt seinen sportlich heißeren Sound den fleißigen Soundingenieuren, die viel Arbeit in den Auspuff gesteckt haben.

Schaltstellen

Womit wir schon beim wichtigsten Kapitel dieses Vergleichtests angelangt sind: Fahrspaß. Auf den ersten Blick überzeugen hier beide, erlauben hohe Kurvengeschwindigkeiten und strotzen nur so vor Agilität. Im direkten Vergleich kann aber der modernere Seat alles einen Tick besser. Die auffallend geringe Seitenneigung der Karosserie, die noch präzisere Lenkung und vor allem das narrensichere Verhalten im Grenzbereich geben den Ausschlag. Der Alfa hingegen zeigt deutliche Lastwechselreaktionen. In Notsituation, etwa bei einer scharfen Bremsung in der Kurve, versucht das Heck auszubrechen. Gut, dass die Fahrstabilitätskontrolle (VDC) serienmäßig an Bord ist.

Den größten Vorsprung holt der Seat Leon bei der Schaltung heraus. Sein manuelles 6-Gang-Getriebe ist mit das beste, das derzeit auf dem Markt ist: Kurze, präzise geführte Schaltwege und ein kurzer Schaltknauf, der beinahe von selbst durch die Kulisse flutscht. Die Alfa-Schaltbox (5-Gang) enttäuscht dagegen mit langen Wegen und ungenauer Führung. Dafür holt der 147 beim Fahrkomfort wieder auf. Er hat das schluckfreudigere und auch leisere Fahrwerk. Zwar machen sich auch hier Querfugen mit einem dumpfen Poltern akustisch bemerkbar. Doch sind die Abrollgeräusche insgesamt zurückhaltender. Schade, dass bei typischem Autobahntempo zwischen 130 bis 160 km/h ein latentes Zischeln um die Scheibenwischer das ansonsten leise Windgeräuscheniveau trübt.

Kassensturz

22.800 Euro kostet der (fünftürige) Alfa 147 2.0 TS in der von uns gefahrenen Top-Ausstattungslinie Distinctive. Damit wird der Alfisti mit allerlei Luxus verwöhnt, unter anderem mit CD-Radio, Zweizonen-Klimaanlage, Mittelarmlehne, Nebelscheinwerfern, elektrischen Fensterhebern an allen Türen und 16-Zoll-Leichtmetallrädern. Das alles hat der Seat Leon in der Topausstattungslinie Stylance ebenfalls serienmäßig an Bord - für unschlagbare 20.390 Euro.

Deutlich günstiger kommt der rassige Spanier auch an der Tankstelle weg. Wer vernünftig fährt, kommt auf Durchschnittswerte von unter sieben Litern pro 100 Kilometer. Selbst bei Vollgastouren - der FSI-Motor dreht bei Tacho 230 mit 6.500 Touren am Begrenzer - kommt ein Schnitt von knapp über zwölf Litern heraus. Das Alfa-Aggregat dagegen ist in der Praxis kaum unter acht Liter zu drücken, genehmigt sich bei sportlicher Fahrweise um die elf Liter und unter Volllast noch einmal gut zwei Liter mehr.

Fazit

Die charismatischen Kontrahenten Alfa Romeo 147 und Seat Leon sind sich in vielerlei Hinsicht ähnlich: Mit markanter Optik, sportlichem Auftreten und dem gewissen Etwas heben sie sich aus der Masse der Kompaktklasse hervor. Im direkten Vergleich kann der Schönling aus Italien dann aber nicht verhehlen, dass er nicht mehr der Jüngste ist. Beim Fahrverhalten, Spritverbrauch, Platzangebot - aber auch hinsichtlich des Preises - findet der 147 im rundum überzeugenden Leon seinen Meister. Größtes Manko des günstigen Spaniers ist die geringe Wertanmutung der Materialien im Innenraum, zumal genau hier der Alfa auftrumpft.

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