Doch sind sich Countryman und V40 in den angetretenen Versionen in mehreren Punkten sogar recht ähnlich. So handelt es sich jeweils um SUVartig angehauchte Turbo-Boliden, die in den angetretenen 4x4-Topversionen rund 35.000 Euro kosten. Doch was bieten die beiden Probanden für dieses Geld? Geht es um Ausstrahlung, hat der Countryman die Nase vorne. Mit seinem einmaligen Retrostil und den Motorsport-Weihen von John Cooper Works setzt er sich deutlich vom Einerlei ab. Und das im Wortsinn, denn mit seinem hochbeinigen Allradfahrwerk macht er zudem noch auf Matscho, der vorgibt, keine Einwände gegen Ausfahrten abseits asphaltierter Wege zu haben. Eine gewiss krude Mischung, die dennoch ihren Reiz hat und die trotz aller Unvernunft auch rational sein kann, denn: Viele derzeit begehrte Fahrzeug-Eigenschaften vereinen sich hier in einem Auto. Sportwagen, Kleinwagen, SUV- und Kombi – der im Vergleich zu seinen Mini-Brüdern recht große Countryman bietet von allem etwas.
Schnell und doch langsam
Nicht ganz so komplex wirkt der V40 Cross Country, doch ist der Schrägheck-Kompakte mit lifestyligen Coupé-Allüren dank Robustbeplankung sowie Fahrwerkshöherlegung auch ein vielseitig Angehauchter. Hinzu kommt eine sportwagentaugliche Motorisierung, denn die von uns getestete Topversion T5 kann mit dem vorläufig noch verfügbaren 2,5-Fünfzylinder-Benziner satte 254 PS und 360 Newtonmeter serienmäßig an alle vier Räder schicken und in Kombination mit der ebenfalls serienmäßigen Sechsgang-Automatik einen Sprint in 6,4 Sekunden realisieren.
Angenehm kultiviert fährt sich diese Topversion und vermittelt die geschmeidige Antriebstechnik mit sämig-satten Durchzug ein besonders souveränes Langstreckengefühl. Bei der Endgeschwindigkeit sind angesichts der Motorleistung mit 210 km/h allerdings frühe Grenzen gesetzt.
Wildes Treiben
Beim Mini mit JCW-Weihen haben die Ingenieure stolze 218 PS aus einem kleinen 1,6-Liter-Vierzylinder gekitzelt, die den 1,5-Tonner mit 7,0 Sekunden zwar nicht ganz so flott wie den Volvo antreten lassen, doch werden die Linksspurjünger oben raus dank 225 km/h mit mehr Längsdynamik-Potenzial entschädigt. Allerdings: Der vergleichsweise beengte, bockharte und mit mäßig langstreckentauglichen Sitzen ausgestattete Pseudo-Brite wird in höheren Geschwindigkeiten sehr laut und entlässt nach längeren Expresstouren seine Insassen mit einem gehörigen Rauschen in den Ohren und vibrieren in den Händen.
Da ist der deutlich geschmeidigere V40 mit seinem ebenfalls recht hoppeligem Unterbau eine Oase der Stille, in der man gerne auch viele hundert Kilometer am Stück abreißt und danach keineswegs gerädert aus dem Auto steigen muss. Zumal hier noch ein großes Arsenal an modernen Assistenzsystemen den Fahrer subtil und wirkungsvoll unterstützt, zum Beispiel mit Abstandstempomat, Verkehrszeichenerkennung, Tot-Winkel-Warner, Spurhalteassistent oder einem Kollisions-Warn- und Verhinderungssystem. Das Gefühl der Geborgenheit in einem zudem recht wohnlichen und gut funktionalen Ambiente ist groß und die Entspannung für den V40-Fahrer ebenso.
Nordisches Pummelchen
Dafür fährt der Schwede in Hinblick auf knackigen Fahrspaß deutlich hinterher. Auf langgezogenen Kurven hat man noch das Gefühl, den Volvo auch bei verschärftem Tempo angenehm präzise dirigieren zu können, doch im engen Zickzack auf Kampflinie ist das nordische Pummelchen vergleichsweise träge, ungenau und schiebt recht ungestüm über die Räder, um dann frühzeitig vom Regelsystem auf eine spaßenthemmte Vernunftlinie runter gebremst zu werden.
Hier schlägt die große Stunde des Mini, der seinen John-Cooper-Works-Insignien vollauf gerecht wird, denn Letzte-Rille-Fahrer erleben das Setup als großes Kino. Mit Schmackes lässt sich der Countryman trotz seiner Hochbeinigkeit von links nach rechts werfen. Dabei verschiebt sich der Grenzbereich weit nach hinten und trotz des feinfühlig regelnden ESP kann man dabei allerfeinste Rückmeldung genießen, die dazu animiert, sich weiter und weiter ans Limit vorzutasten, ohne dabei von plumper Bevormundung durch überstarke Bremseingriffe in seinem wilden Treiben gehemmt zu werden. Der Allradantrieb verteilt in besonders fahrspaßfördernder Weise fein dosiert und schnell die Kräfte zwischen den Achsen und sorgt so für viel Traktion auch bei Vollgas aus engen Kurven. Und ein wild sprotzelnder Doppelauspuff mit häufiger Fehlzündungsakustik unterstreicht das rassige Rallye-Feeling.
Anders, aber nicht unbedingt praktisch
Verstörend ist beim Mini allerdings der so wenig praxistaugliche, vom Retrorausch überladene Innenraum, der vielleicht auf den ersten Blick so herrlich anders wirkt, der aber auf den zweiten Blick neben gewissen Verarbeitungsschwächen auch noch Abstriche bei der Alltagstauglichkeit offenbart. Selbst eingefleischte Mini-Fans werden zugeben müssen, dass Fensterheber in der Mittelkonsole ungünstig positioniert sind. Immerhin hat sich die jüngst vorgestellte dritte Generation des Mini von dieser und anderen Marotten distanziert.
Angesichts einiger Alltags-Unzulänglichkeiten muss man sich beim Mini trotz seiner atemberaubenden Kurvenakrobatik dann doch die berechtige Frage stellen, ob die gut 35.000 Euro nicht besser in ein komoderes und alltagstauglicheres Auto investiert sind. Ein solcher wäre der V40 Cross Country allemal und ein für eigentlich alle Aspekte vernünftigeres Auto, dem lediglich das besondere Quäntchen Fahrspaßpotenzial in Kurven abgeht, welches den Mini Countryman JCW weit jenseits aller verunftsorientierten Denke eben doch mit einer besonderen, begehrenswerten Note segnet.
Diese hat nicht nur bei der Anschaffung ihren Preis, auch verbrauchstechnisch bewegt sich der Mini auf hohem Niveau. Die eigentlich veranschlagten rund sieben Liter wird man in der Praxis auf ein meist zweistelliges Niveau treiben. Und damit ist der Mini trotz Downsizing-Motor in etwa so schluckfreudig wie der Volvo, der laut Datenblatt mit knapp unter acht Litern auskommen soll, praktisch sich jedoch um die elf Liter genehmigte. Leistung hat, das gilt besonders für Turbo-Benziner, nun mal ihren Preis. Leicht jenseits der Vernunft und teuer sind beide und ließe sich in beiden Fällen argumentieren, dass es sinnvollere Autos für weniger Geld gibt. Im Fall des Mini bekommt man dafür ein besonderes Styling sowie herausragende spaßorientierte Dynamikkünste. Wer das Abenteuer sucht, hat mit dem krassen JCW-Flitzer ein besonders spannungsgeladenes Spielzeug.
Der Volvo ist konventioneller, wenn auch keineswegs bieder. Seine Stärken liegen im Vergleich zum Mini in seiner ausgewogeneren Alltagstauglichkeit, einer hochwertigen Sicherheitsausstattung und einem seidig-kraftvollen Antrieb. Vernunftbegabte müssten sich ganz klar für den geschmeidigen Volvo entscheiden.