Sitzen sie doch deutlich bequemer als im VW Eos, dem sich der frisch geliftete Schwede in unserem Cabrio-Vergleich stellen muss. Doch die beiden Open-Air-Viersitzer unterscheidet noch mehr. Richtig gemütlich sitzt es sich im Fond eines Cabrios nie; es sei denn, man darf in einem Raumschiff wie dem Bentley Azure Platz nehmen. Doch können im Volvo C70 durchaus auch erwachsene Passagiere längere Distanzen auf der Rückbank absolvieren, ohne sich sehr eingeengt zu fühlen. Beklemmung macht sich im VW Eos eher breit, der mit 4,40 Meter Länge über zwanzig Zentimeter weniger misst und was die Hinterbänkler ausbaden müssen. Ist das Dach geschlossen, wird der Platz nach oben hier wie da knapp.
Drei zu fünf
Das Dach selbst ist bei beiden Wettbewerbern keine klassische Stoffmütze, sondern ein stabiles, mehrteiliges Klappdach. Drei Teile sind es beim Volvo, die sich binnen 37 Sekunden öffnen lassen; fünf beim Eos, was dem Volkswagen den Vorteil einbringt, dass die einzelnen Teile handlicher sind und auch noch zwei Sekunden schneller verstaut werden können. Dennoch ist bei geöffnetem Verdeck auch im Eos-Kofferraum nicht mehr viel Raum. Das Volumen schrumpft von 380 auf 205 Liter, die durch eine schmale Öffnung beladen werden müssen.
Noch schmaler ist der Schlitz, durch den das Gepäck im Volvo muss, will man die bei offenem Dach verbleibenden 200 Liter Stauraum nutzen. Anders als im Eos gibt es im Volvo-Kofferraum eine Taste, mit der sich das Paket aus den zusammengefalteten Dachteilen anheben lässt. Das dauert zwar etwas, erleichtert aber das Bepacken. Bei geschlossenem Verdeck bietet der Volvo mit 404 Litern außerdem etwas mehr Platz.
Wenig Cabriofeeling
Insgesamt kommt im Volvo wegen der weit nach hinten gezogenen Frontscheibe leider weniger Cabriofeeling auf als im Eos. Zwar zieht es den Passagieren kaum am Haupt, doch fühlt man sich auch nicht gerade so, als wäre man im Freien. Zumal wenn die Fenster oben sind. Außerdem müssen große Fahrer aufpassen, dass sie sich an der A-Säule nicht den Kopf anschlagen.
Das macht der Eos besser. Hier ist zwischen des Fahrers Kopf und der Windschutzscheibe mehr Platz und um die Köpfe der Insassen weht der Sommerwind. Wem das zu viel ist, der kann oberhalb der Frontscheibe eine Art Fliegengitter ausklappen, die den Luftstrom umleiten soll. Das aber wiederum hat nur Sinn, wenn man auch das Windschott verwendet, weil es sonst statt von vorne eben von hinten zieht. Doch wahre Cabrio-Fans fahren schließlich ohne Windschott und schick ist der Ausklapp-Windschutz auch nicht wirklich.
Cabrio mit Schiebedach
Der Eos wartet mit noch einem weiteren Schmankerl auf, bei dem der Volvo – und übrigens auch kein anderes Cabrio – nicht mithalten kann: Ein Glas-Schiebedach. Richtig gehört. In die komplexe Dachkonstruktion, die den VW-lern zu Beginn große Probleme bereitet hat, ist ein klassisches Schiebedach integriert. Damit lässt sich auch bei geschlossenem Verdeck etwas Frischluft genießen. Oder man kann beim Parken in der Sonne für Durchzug sorgen, ohne den Wagen ganz offen abstellen zu müssen.
Beide Cabrios bleiben, was das Design anbelangt, ihren Familientraditionen treu. Der schlichte Eos ist ein aufgehübschter Golf V, ohne Experimente. Dafür übersichtlich, einfach zu bedienen und bestens verarbeitet. Auch der elegante C70 macht keinen Hehl daraus, ein Volvo zu sein. Die schwebende Mittelkonsole kennt man unter anderem aus seiner Basis, dem S40. seine fast schon kühle Inneneinrichtung ist typisch für den schwedischen Autobauer. Wenige Schalter erleichtern die Bedienung und das verbaute Echtholz schafft Naturbezug. Nur das ausfahrbare Navigationssystem ist, wenn es nicht der Beifahrer per Fernbedienung macht, umständlich über mehrere Tasten hinter dem Lenkrad einzustellen.
Ein Zylinder mehr
Der Volvo ist nicht nur größer und bietet mehr Platz. Unter seiner Haube werkelt auch ein Zylinder mehr als im Eos. Ein zweieinhalb Liter großer Turbo-Fünf-Zylinder verrichtet im Volvo C70 T5 seinen Dienst und begeistert neben klassischem, turbinenartigen Klang vor allem mit starken 230 PS und 320 Newtonmeter Drehmoment. Diese liegen schon bei 1.500 Umdrehungen an und reißen mitunter beim Anfahren heftig an der Lenkung des Fronttrieblers und bringen die Vorderräder trotz aller Regelelektronik zum Scharren.
Schafft man es, die Kraft, die in unserem Testwagen noch mit einem manuellen Sechs-Gang-Getriebe verwaltet wurde, über die 235er-Reifen möglichst verlustfrei auf die am besten trockene Straße zu bringen, lässt sich der C70 in gemessenen 7,8 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Das sind 0,2 Sekunden mehr als die Werksangabe verspricht. Gefühlt ist es noch ein wenig mehr, was schlicht den 1,8 Tonnen Leergewicht anzukreiden ist. Dafür sorgen fest zupackende Stopper, dass der Volvo im Idealfall nach vorbildlichen 35,8 Metern wieder zum Stillstand kommt.
Mehr Agilität
Das Landstraßentempo erreicht der VW Eos eine halbe Sekunde schneller als der Volvo; insgesamt wirkt er etwas dynamischer. Und das, obwohl er 20 PS weniger hat und auch beim Drehmoment mit 280 Newtonmetern deutlich hinter dem C70 liegt. Das ist allerdings keine Hexerei, sondern einfache Physik: Denn der Volkswagen wiegt mit knapp 1,6 Tonnen rund 200 Kilogramm weniger als der Schwede, was sprichwörtlich ins Gewicht fällt. Dafür braucht der Eos zum Bremsen einen halben Meter mehr.
Der ebenfalls turbogeladene Zwei-Liter-Vier-Zylinder in unserem Eos 2.0 TSI ist an das optionale Sechs-Gang-Doppelkupplungs-Getriebe gekoppelt, das zwar schnell schaltet. Doch beim Anfahren gönnt sich das DSG einen kleinen Gedenksekundenbruchteil und beim schnellen Wechsel zwischen Vorwärts- und Rückwärtsgang ruckelt es ein wenig. Standardmäßig ist der Eos auch als Sechs-Gang-Handschalter erhältlich, den Volvo wird es dagegen zukünftig nur noch mit einer Fünf-Gang-Automatik geben, die zuvor rund 1.700 Euro Aufpreis gekostet hat.
Weit über Norm
Fortan wird der Volvo mit der Automatik etwas mehr verbrauchen als bisher, und auch der Eos liegt mit Doppelkupplungs-Getriebe über dem Niveau des Handschalters. 7,7 Liter Verbrauch hat man im EU-Zyklus für den Eos ermittelt; beim Volvo fließen nach dieser Messart 9,1 (zukünftig 9,4) Liter in die fünf Brennkammern. Der Punkt geht auf dem Papier zwar eindeutig an den Volkswagen. In der Praxis jedoch schafft es der Volvo, den Spieß umzudrehen.
So verbrannte unser Testwagen auf 100 Kilometer zwar glatte zwölf Liter Superbenzin und damit drei Liter mehr als die technischen Daten versprechen. Doch wusste der Eos das noch zu toppen. 12,5 Liter Benzin pro 100 Kilometer lautet die zugegebenermaßen ernüchternde Testbilanz nach zwei Wochen. Nicht nur, dass er damit fünf Liter über dem versprochenen Wert liegt, er ist auch noch schluckfreudiger als der sowohl stärkere wie auch schwerere Volvo.
Mehr Eigenleben
War der erste C70 noch für sein Zittern berühmt-berüchtigt, glänzt das aktuelle Schweden-Cabrio mit deutlich besserer Verwindungssteifigkeit. Trotzdem zeigt die Volvo-Karosserie immer noch mehr Eigenleben als der VW Eos. Mit dem Volkswagen lassen sich auch Kurven schneller und mit weniger Seitenneigung nehmen und die VW-Lenkung ist präziser und gibt mehr Rückmeldung als die etwas gefühllose im Volvo.
Außer einem leichten Stuckern als Antwort auf Querrillen gibt sich der Volvo dagegen von schlechtem Asphalt unbeeindruckt und ist auf längeren Reisen komfortabeler; der ruppiger federnde Eos übermittelt den Straßenzustand direkter an die Passagiere – selbst wenn man das optionale adaptive Fahrwerk DCC (1.055 Euro) im Komfortmodus betreibt. Das ist der Preis, den Eos-Fahrer für die höhere Agilität des Wolfsburgers zahlen müssen. Belohnt werden sie dagegen mit einem Wendekreis von knapp unter elf Metern; über ein Meter weniger als beim Volvo, was man gerade im Stadtverkehr schätzen lernt. Wie auch die Parksensoren, denn gerade bei geschlossenem Dach glänzen beide nicht mit guter Übersicht.
Kostenfrage
Die in den meisten Fällen sicher kaufentscheidende Kostenfrage kann der Volkswagen klar für sich entscheiden. Für den Eos 2.0 TSI mit DSG müssen 33.775 Euro bezahlt werden. Der Volvo C70 kommt (zukünftig mit Automatik) dagegen auf happige 41.990 Euro. Zwar kann der Volvo einige Ausstattungsmerkmale aufweisen, die dem Eos fehlen; er hat eine Klimaautomatik statt der manuellen Klimaanlage, ein CD-Radio ist ebenso an Bord wie das Multifunktionslenkrad und auch der Tempomat ist Serie. Doch summieren sich diese Extras bei VW auf gerade mal 1.600 Euro. Bleibt also ein Unterschied von rund sechseinhalb Tausend Euro.
Fazit
Die Entscheidung Volvo oder Eos fällt nicht schwer: Wer den eleganten Auftritt liebt und lieber mit mehr Platz als Schwung dahingleitet, ist beim C70 an der richtigen Stelle. Gehen dagegen Fahrdynamik und -vergnügen vor, greift man besser zum Eos. Dass dieser dann auch noch einige Tausend Euro billiger ist, dürfte die Wahl zu seinen Gunsten beeinflussen. Zwanzig Zentimeter sind eben exklusiv.