Bis 1973 reicht die Geschichte des VW Passat zurück, seit 2005 rollt die aktuelle, sechste Generation von den Bändern in Emden und Mosel/Sachsen. Doch schon Ende 2010 soll sie nach nur fünf Jahren abgelöst werden. Das war beim Vorgänger noch ganz anders, neun Jahre lang wurde die B5 genannten, fünfte Passat-Generation gebaut.
López-Effekt
Als der B5 1996 auf den Markt kam, wollte VW neue Maßstäbe bei der Qualität setzen. Allerdings konnte dieser Anspruch anfangs nicht erfüllt werden. Lockere Spurstangen und Traggelenke, Rost und defekte Zentralverriegelungen sind die häufigsten Defekte, die es über die Modelle vor dem Facelift im Jahr 2000 zu berichten gibt. Nicht ganz unschuldig an den zahlreichen Mängeln waren die strengen Sparmaßnahmen von José López (target=undefined), der sich damals als strenger VW-Sanierer einen zweifelhaften Ruf erwarb.
Passat-Käufer hatte auch bei der fünften Generation die Wahl zwischen dem klassischen Stufenheck und der Kombivariante, für die sich rund 80 Prozent der deutschen Käufer entschieden haben und die auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt gefragt ist. Wer auf die größere Variabilität des Variants verzichten kann, bekommt eine gleich ausgestattete Limousine oft günstiger. Rund ein Drittel liegen die Stufenheckversionen unter den Kombis.
Viel Platz
Und bietet der Kombi zwar bauartbedingt mehr Möglichkeiten, so geht es auch in der Limousine weder im Innen- noch im Kofferraum eng zu. Lediglich die Kopffreiheit der Rücksitzpassagiere ist durch die dynamisch abfallende Dachlinie etwas eingeschränkt. Der Kofferraum fasst rund 500 Liter, die nach Audi-Vorbild platzsparend konstruierten Scharniere des Heckdeckels drücken nicht auf das Gepäck.
Das Sitzgestühl weist mit bequemer Sitzposition und gutem Seitenhalt im Neuzustand Langstreckenqualitäten auf. Auf Dauer wackelig werdende Vordersitze, Klappergeräusche aus Karosserie und Innenraum sowie sich häufiger lockernde Verkleidungsteile entlarven - wie oben bereits erwähnt - den optisch zunächst hochwertigen Eindruck im Laufe der Kilometer allerdings als schönen Schein.
Guter Fahrkomfort
Die verwindungssteife Karosserie und die Vierlenker-Hinterachse aus dem Audi A4 bescherten dem Passat hohen Fahrkomfort. Motorenseitig kehrte VW mit dem B5 zum Prinzip des längs eingebauten Triebwerks zurück. Die Motorenpalette reicht vom Vierzylinder mit 1,6 Liter Hubraum bis zum 2,8-Liter-V6, später sogar bis zum Acht-Zylinder. Auch Dieselvarianten gibt es reichlich: mit 1,9 bis 2,5 Litern Hubraum.
Der kleine 1,6-Liter-Vier-Zylinder mit rund 100 PS Leistung reicht für die Mittelklasse-Limousine (oder Kombi) eigentlich aus. Leider fehlte ihm ein lang übersetzter fünfter Gang oder ein Sechs-Gang-Getriebe. Wer flotter unterwegs sein will, dem wird der turboaufgeladene 1,8-Liter-Motor mit 150 PS mehr Spass bereiten, den er sich aber auch mit einem höheren Verbrauch honorieren lässt. Bis zum Facelift war der 1.8er auch ohne Aufladung erhältlich, leistete dann allerdings nur 125 PS und ist nicht empfehlenswert; danach wurde er durch einen Zwei-Liter-Sauger mit 115 (4-Ventiler) und 130 PS (5-Ventiler) ersetzt.
Durstige Benziner
Die stärkeren Benzinerversionen mit fünf (2.3, 150 PS, nach dem Facelift 170 PS), sechs (2.8, 193 PS) und sogar acht Zylindern (W8) sind am Gebrauchtmarkt vergleichsweise günstig. Allerdings sind sie erst recht keine Kostverächter. Die Freude über die Ersparnis beim Kauf hält im Alltagsbetrieb nicht allzu lange vor. Dafür sorgen die Rechnung der Versicherung und das breite Grinsen des Tankwarts. Dafür bieten sie freilich die souveräneren Fahrleistungen.
Wer nicht so sehr aufs Geld schauen muss, entscheidet sich bestenfalls für einen der seltenen Passat W8 mit Acht-Zylinder und 275 PS, den es erst Ende 2001 und nur mit Allradantrieb gab. Tolle Ausstattungen und enormer Wertverlust sind der Garant für ein Schnäppchen der Superklasse; für 5.000 bis 10.000 Euro finden sich rund 30 Fahrzeuge bei AutoScout24. Einziger Nachteil: Der Wiederverkauf wird schwierig. Es sei denn, man wartet 20 Jahre, dann ist der Über-Passat vermutlich ein gesuchter Klassiker. Denn der W8-Motor wurde nur wenige Jahre gebaut. Er war den Verantwortlichen mit 13 bis 19 Litern Verbrauch auf 100 Kilometer schlichtweg zu durstig und trotz der hohen Leistung nicht flott genug.
Sparsame Diesel
Wesentlich ökonomischer ist man mit einem TDI-Motor unter der Passat-Haube unterwegs; je nach Modell kann man von einem Verbrauch von fünf bis sieben Litern ausgehen. Allerdings sind auf dem Gebrauchtmarkt saftige Aufschläge für die dieselnden Direkteinspritzer fällig. Und gerne geben bei den Selbstzündern die Turbolader den Geist auf.
Vor dem Facelift hatte VW einen 1.9 TDI mit 90 und 110 PS sowie einen 2,5-Liter-Sechs-Zylinder mit 150 PS im Angebot. Leistete der 1.9er-Selbstzünder - jetzt komplett auf Pumpe-Düse-Technik umgestellt - 100 beziehungsweise 130 PS. Ab 2003 gab es einen zusätzlichen Pumpe-Düse-Vier-Zylinder mit zwei Liter Hubraum, 136 PS und Dieselpartikelfilter. Zeitgleich begegenete VW dem steigenden Diesel-Trend mit drei weiteren Ablegern des 2.5 TDI, die 155, 163 und 180 PS zur Verfügung stellen.
Das am 10. November 2000 eingeführt Facelift bescherte dem Passat neben einer deutlich verbesserten Qualität optische Retuschen an Scheiwerfern und Rückleuchten. Außerdem war der B5 ab 2001 auch mit dem Allradantrieb 4Motion erhältlich. Ein weiteres, kleines Facelift erfuhr der Passat kurz vor Ende seiner Bauzeit im Jahr 2004, das vor allem an geänderten Seitenspiegeln mit integrierten Blinkern erkennbar ist.
- Gutes und Schlechtes
- Geschichtliches
- sehr gutes Raumangebot
- sichere Fahreigenschaften
- sparsame Diesel
- anfällige Elektronik
- Klappergeräusche von Karosserie und Innenraum
- Turbolader beim Diesel häufig Defekt
10/96 - Einführung Passat B5, vollverzinkte Karosserie, Motoren wieder längs angeordnet 2001 - Großes Facelift mit deutlichen Qualitätsverbesserungen 09/01 - Passat W8 mit 275 PS und Allradantrieb 03/05 - Ablösung durch Passat B6
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Fazit
Der Passat ist der Volkswagen in der Mittelklasse: vom Platzangebot und Design her klasse, von der Qualität her mittel. So weckt der optische Auftritt des B5-Passat Erwartungen, denen er von der Fertigungsqualität her nicht voll gerecht wird. Enge Spaltmasse und satt ins Schloss fallende Türen (ab Modelljahr 1998) können nicht darüber hinweg trösten, dass der Passat vor dem Facelift seine Kunden mit einer Reihe von Mängeln verärgert. Das beginnt bei Problemen mit der Schließ- und Alarmanlage und geht über vorzeitig verschlissene Radlager bis hin zu Turboladern beim TDI, die ebenso wie die labilen Zahnriemen häufig für teure Defekte sorgen.
Wer sich für einen gebrauchten Passat B5 interessiert, findet in der Börse von AutoScout24 rund 4.000 Fahrzeuge zu Preisen zwischen 3.000 und 15.000 Euro, je nach Ausstattung, Laufleistung und Zustand. Um vor den gröbsten Mängeln gefeit zu sein, empfiehlt sich ein Fahrzeug nach dem Facelift, von denen rund 2.000 Fahrzeuge in der AutoScout24-Börse sind. Will man keinen Passat mit mehr als 200.000 Kilometern, muss man mindestens 7.000 bis 10.000 Euro kalkulieren.