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Erster Test: Volkswagen Polo VI – Aus Mücken werden Elefanten

Was waren das für Zeiten, als Kleinwagen noch Kleinwagen waren, mit Beinamen wie Knutschkugel, Cityhüpfer, Flitzbiene oder Matchbox-Ferrari.  Die kleinen wendigen Stadtflitzer waren vor allem praktisch, denn sie sicherten sich jede enge Parklücke im Großstadtdschungel.

Doch diese Zeiten sind vorbei: Vieles, was einmal Kleinwagen war, ist immer dichter an die Kompaktklasse heran gewachsen. So auch die sechste Volkswagen-Polo-Generation, die mit einem Längenzuwachs von acht Zentimetern zum ersten Mal die Vier-Meter-Marke knackt. So macht Volkswagen die kleine Mücke zum großen Elefanten!

Das Wachstum kommt vor allem den Passagieren im Innenraum zugute, denn gleichzeitig mit der Länge des Fahrzeugs, wächst auch der Radstand. In diesem Fall um sagenhafte zehn Zentimeter. Dadurch können selbst größere Gäste sich bequem auf der Rückbank niederlassen. Den größten Zuwachs aber hat der Kofferraum erfahren, der es dank 71 Extra-Liter fortan mit 351 Liter Gepäck aufnehmen kann. Verzichtet man auf die Mitnahme weiterer Fahrgäste, lassen sich die Rücksitze leicht umlegen und die sechste Polo-Generation bietet sogar Platz für bis zu 1.125 Liter Gepäck.

Innenraum – fast alles wie gewohnt

Ein erster Blick durch den Innenraum verspricht gewohnte Volkswagen-Qualität- naja, fast. Doch dazu kommen wir später. Die Mittelkonsole wirkt aufgeräumt und kommt ohne übertrieben viele Knöpfe aus. Das Navi-Infotainment-System lässt sich überwiegend intuitiv bedienen und auch die Smartphone-Anbindung ins System funktioniert reibungslos. Was hier fehlt, ist die fest eingebaute SIM-Karte für Onlineanbindung und Hotspot. Wirklich beeindruckt waren wir vom neuen digitalen Kombi-Instrument, das allerlei individuelle Einstellungen zulässt und die Infos mit seiner brillanten Auflösung perfekt ablesbar darstellt. Aber auch die Hardware passt: Das gar nicht mal so schmal geschnittene Gestühl bietet ordentlich halt und passt sich dem Körper gut an. 

Weniger überzeugend ist da schon das Billigplastik. Das trifft man, selbst bei den üblichen Verdächtigen, schon seit längerer Zeit nicht mehr so häufig an, und bei manchem Hersteller ist es bereits komplett ausgestorben – nicht so bei VW. Wo Volkswagen die Plastikverkleidung an den Türen ausgegraben hat, bleibt ein Rätsel. Die Klopfprobe bestätigt, was das Auge längst erkannt hat. Hart-Plaste der gefürchteten Art hat im neuen Polo einen Platz gefunden – das kann VW eigentlich besser. Immerhin: Wer ein bisschen Farbe in den tristen Alltag bringen möchte, kann jetzt im Cockpit die Umrandung des Armaturenbretts auch in Karosseriefarbe haben.

Für jeden Motor-Geschmack was dabei

Dem sechsten Volkswagen Polo verhelfen zahlreiche neun Motoren zum richtigen Schwung – zu Beginn stehen allerdings nur die drei Ein-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 65, 75 und 95 PS zur Verfügung. Die beiden erstgenannten kommen als altbewährte Saugmotoren, der Trio-Stärkste setzt auf einen Turbo. Mit einem eher schwachen Drehmoment von 95 Newtonmetern benötigen die beiden Sauger für den Standardsprint 15,5 respektive 14,9 Sekunden. Beim Turbo mit 174 Newtonmeter fällt diese Marke nach 10,8 Sekunden. Auch kommen die beiden Einsteiger nicht über die 170 km/h-Marke hinaus, während der Zwangsbeatmete fast bis Tempo 190 weiterdreht.

Das Trio fährt serienmäßig immer mit einem Fünf-Gang-Schaltgetriebe vor,  der durchschnittliche Verbrauch liegt beim 95-PS-Benziner bei 4,4 Liter auf 100 Kilometer; die Sauger sind ein klein wenig durstiger und wollen mindesten 4,7 Liter Kraftstoff durch die Schläuche schicken. Wer lieber ein knackigen Sechsgang-Getriebe haben will, muss übrigens auf die später nachgereichte, vierte Benzin-Variante warten: Den 115 PS starken Dreizylinder-Turbo, der sich – gut gedämmt – bei unserer ersten Runde mächtig ins Zeug legte und für jede Menge Spaß mit Kleinwagen sorgte. Hier merkt man auch, dass sich die Fahrwerksingenieure angestrengt haben: Der Unterbau wirkt erwachsen, der Polo folgt präzise jeder Lenkbewegung und Unebenheiten werden tadellos neutralisiert.

Wem drei Zylinder überhaupt nicht genügen der muss sich noch ein wenig gedulden, denn der 1.5 TSI mit Zylinderabschaltung lässt noch ein paar Wochen auf sich warten. Hier komme 150 Pferdchen zum Einsatz und entwickeln ein 250 Newtonmeter-starkes Drehmoment, die dem 1,1 Tonnen leichten Polo ordentlich Beine machen werden. Getoppt wird dies nur noch vom 200-PS-Polo-GTI, der das Landstraßentempo nach nur 6,7 Sekunden erreicht. Übrigens: Ein Doppelkupplungsgetriebe kann für rund 1.500 Euro ab der 95-PS-Version bestellt werden.

Nicht ohne Diesel

Trotz Skandal wollen die Wolfsburger auch den Polo wieder mit Dieselaggregaten anbieten. Die ab Ende des Jahres erhältlichen 1.6 TDI mit 80 PS oder 95 PS fahren beide serienmäßig mit AdBlue zur Abgasreinigung vor. Der Diesel ist immer, wie auch die beiden Basis-Benziner, an ein Fünf-Gang-Schaltgetriebe gebunden – das Sieben-Gang-DSG gibt es nur für die stärkere Version optional. Wer sich am händischen Gangwechsel nicht stört, ist mit dem 80-PS-Diesel bestens bedient. Zwar muss man den Motor etwas bei Laune halten, denn im niedrigen Drehzahlbereich passiert nicht viel. Doch ab 2000 Touren steht für den Alltag ausreichend Kraft bereit.

Technische Daten - Volkswagen Polo VI

  • Allgemein: Länge:  4,05 Meter, Breite:  1,75 Meter (mit Außenspiegeln:  1,95 Meter), Höhe: 1,46 Meter, Radstand:  2,56 Meter, Kofferraumvolumen:  351 - 1125 Liter.

  • VW Polo 1.0 65: 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner, manuelles 5-Gang-Getriebe, 48 kW/65 PS, maximales Drehmoment: 95 Nm bei 3.000 – 4.300 U/min, 0-100 km/h: 15,5 s, Vmax: 164 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,7 Liter/100 Kilometer (Super), CO2-Ausstoß: 108 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: B, Preis: ab 12.975 Euro.

  • VW Polo 1.0 75: 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner, manuelles 5-Gang-Getriebe, 55 kW/75 PS, maximales Drehmoment: 95 Nm bei 3.000 – 4.300 U/min, 0-100 km/h: 14,9 s, Vmax: 170 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,7 Liter/100 Kilometer (Super), CO2-Ausstoß: 108 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: B, Preis: ab 13.975 Euro.

  • VW Polo 1.0 TSI: 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit Turbolader, manuelles 5-Gang-Getriebe, 70 kW/95 PS, maximales Drehmoment: 175 Nm bei 2.000 – 3.500 U/min, 0-100 km/h: 10,8 s, Vmax: 187 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,4 Liter/100 Kilometer (Super), CO2-Ausstoß: 101 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: B, Preis: ab 17.200 Euro.

  • VW Polo 1.0 TSI DSG: 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit Turbolader, 7-Gang-DSG-Getriebe, 70 kW/95 PS, maximales Drehmoment: 175 Nm bei 2.000 – 3.500 U/min, 0-100 km/h: 10,8 s, Vmax: 187 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,6 Liter/100 Kilometer (Super), CO2-Ausstoß: 105 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: B, Preis: ab 18.700 Euro.

Sieht mn von diesen kleinen Schwächen aber ab, ist der neue Polo ein sehr ordentliches Fahrzeug für den Alltag, mit ordentlich viel Platz im Innenraum, einem tollen Fahrwerk und vielen Ausstattungsmöglichkeiten. Mag sein, dass er aufgrund seiner neuen Abmessungen nicht mehr der Parkplatzjäger ist, der er einmal war: Dafür bringt er einen auf jeden Fall aber sicherer und komfortabler von A nach B als alle seine Vorgänger.

Der neue Polo ist gewachsen – und mit ihm auch der Einstiegspreis. Mindestens 12.975 Euro werden für den kleinsten Benziner fällig. Wer auf mehr Komfort und Sicherheit, bei der man eigentlich nicht sparen sollte, setzen will, kann den Preis, dank einer lange Liste mit Extras – vom LED-Licht bis zu modernsten Assistenzsystemen – ordentlich in die Höhe treiben. Das billige Plastik auf den Seitentüren ist allerdings nicht gewohnte VW-Qualität und lässt sich auch nicht gegen Geld ersetzen: schade! Ein Urteil, das auch für den Haltegriff an der Decke gilt – den gibt es nämlich gar nicht mehr und viele Beifahrer werden ins Leere greifen.

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