Der VW Polo GTI auf einen Blick
- 207 PS starker Kompaktsportler
- 0-100 km/h in 6,5 s, Vmax 240 km/h
- Gutes und sicheres Handling
- Vorbildliche Ergonomie
- Startpreis ab 33.455 Euro
Zum 25. Geburtstag gibt es eine Sonderserie
Der VW Polo hat ein Problem. Er ist zu teuer. Gut, dass wissen wir als Autokäufer schon länger. Aber auch für den Hersteller selbst wird der Kleinwagen offenbar zunehmend unrentabel. Kommt die Abgasnorm Euro 7 wie geplant, wollen die Wolfsburger den Verbrenner-Polo offenbar früher als gedacht ausrangieren. Inklusive der Schwestermodelle Skoda Fabia und Seat Ibiza. Aber wer spricht schon gerne über das Morgen, wenn wir heute im 207 PS starken Top-Modell VW Polo GTI (Neupreis ab 33.455 Euro) sitzen können (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,8-6,4 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 153-146 g/km)².
Dieser feiert in diesem Jahr übrigens seinen 25. Geburtstag. Grund genug für Volkswagen eine auf 2.500 Stück limitierte Sonderserie aufzulegen. Der VW Polo GTI Edition 25 kostet mindestens 35.205 Euro, kann im Konfigurator aber mittlerweile nicht mehr ausgewählt werden. Wer sich nun ärgert, weil er keinen mehr bekommen hat: Rein technisch unterscheidet sich die Edition 25 nicht vom hier getesteten normalen GTI. Hüben wie drüben sorgt der bekannte 2,0 Liter große Konzernmotor EA288/Gen4 für Vortrieb, der dank Turboaufladung 207 PS und maximal 320 Nm Drehmoment bereitstellt.
Kompaktsportler mit Alltagsqualitäten
Wo andere (zum Beispiel Hyundai im schärfsten i20) den Hubraum beschneiden, liefern die Niedersachsen noch die vollen zwei Liter. Das darf in einem heutigen Kleinwagen durchaus beklatscht werden. Vor allem, wenn das Aggregat ohne jedwede Elektrifizierung auskommt. An Durchzug mangelt es dem VW Polo GTI dennoch nicht. Mit serienmäßiger Launch Control gelingt der Sprint von null auf 100 km/h in glaubhaften 6,5 Sekunden und auch darüber ist der Durchzug beachtlich. Der Vierzylinder stellt die Leistung dabei stets gleichmäßig zur Verfügung, das volle Drehmoment liegt schon früh ab 1.500 U/min an.
Was uns direkt zu der Frage führt, ob der aktuelle Polo GTI ein gutes Auto ist. Eines, das den sportlichen Namenszusatz „Gran Turismo Injektion“ verdient hat. Das kommt auf die Erwartungen an ein solches Fahrzeug an. Kurz und knapp kann aber festgehalten werden: Mehr Herzklopfen bescheren die Kontrahenten von Ford und Hyundai, aber ausgewogener fährt sich der Volkswagen. Das beginnt schon mit der Langstreckentauglichkeit. Mit ihm fährst du auch mal entspannt 500 Kilometer an einem Stück (Testverbrauch 9,5 l/100 km), ohne danach entnervt den Schlüssel in die Ecke zu pfeffern.
Emotional ist der Polo GTI eher nicht, aber schnell
Im Sport-Modus mimt der 4,07 Meter lange Polo GTI dagegen den abgeklärten Sportler, den so schnell nichts aus der Bahn wirft. Das optionale Sport Select-Fahrwerk arbeitet verbindlicher, die Lenkung wird straffer und neben der Gaspedalkennlinie ändert sich auch in kleinem Rahmen der Motorsound. Trotz der eher einfachen Fahrwerkskonstruktion, die eine ebenso simple Verbundlenker-Hinterachse umfasst, liegt der Polo sehr souverän auf der Straße. Die Untersteuerungsneigung fällt für einen Fronttriebler, auch dank dem elektronischen Vorderachsdifferential XDS, erfreulich gering aus. Durch das geringe Leergewicht von gerade einmal 1.360 Kilo stellt sich zudem ein insgesamt leichtfüßiges Fahrverhalten ein.
Das ist schon große Lobhudelei, die hier zu lesen ist. Geht das so weiter? Nicht ganz. Denn in fahrdynamischen Hochmomenten grätscht oftmals das Siebengang-Direktschaltgetriebe (DSG) dazwischen. Unter Zug arbeitet es beinahe unmerklich, um beim Anfahren oder Hereinbremsen in enge Kurvenkombinationen eine ausgewiesene Unentschlossenheit an den Tag zu legen. Schade: Selbst im Sport-Modus hält das Getriebe nicht die Gänge bis in den Begrenzer, schaltet selbstständig hoch – aber auch runter. Ein weiterer Hemmschuh ist die Tatsache, dass sich das ESP nicht gänzlich ausschalten lässt. Ein GTI, auch wenn es nur ein Polo ist, sollte hier definitiv mehr Freiheiten bieten.
Billige Kunststoffe treffen auf eine eigentlich gar nicht so schlechte Bedienung
Der im südafrikanischen VW-Werk in Uitenhage produzierte Polo GTI ist im Innenraum zudem unverkennbar ein Auto aus der Diess-Ära. Abgesehen vom leicht unterschäumten Armaturenbrett regieren vor allem billige Hartplastikoberflächen. Da muss sich Volkswagen mittlerweile Vergleiche mit Dacia gefallen lassen, doch geloben die Niedersachsen bei neuen Modellen immerhin Besserung. Abgesehen davon bietet die sechste Polo-Generation eine nahezu vorbildliche Ergonomie. Du setzt dich rein und es passt einfach. Zu diesem Eindruck tragen auch die gut konturierten Sportsitze bei, die serienmäßig im klassischen Karomuster gehalten sind.
Ansonsten könnten wir uns an dieser Stelle noch an der k(n)opflosen Touch-Bedienung des Discover Pro Systems abarbeiten oder die zahlreichen Sensorflächen am Lenkrad monieren. Am Ende jedoch sind dies Kleinigkeiten, die am sonst positiven Gesamteindruck der Informations- und Konnektivitätsfunktionen kaum etwas ändern. Es gibt sogar noch eine separate und beleuchtete Klimabedienung – auch wenn sie ebenfalls nur Touchflächen zu bieten hat. Hervorzuheben sind zudem die überwiegend gut funktionierenden Assistenzsysteme. Selbst der Travel Assist ist gegen Aufpreis zu haben.
Kaufberatung VW Polo GTI: So würden wir ihn uns bestellen
Im Gegensatz zu anderen Produkten aus dem Hause VW ist die Optionsliste des Polo GTI erfreulich kurz gehalten. Los gehts ab 33.455 Euro, wobei wir dank der guten Serienausstattung nur mit Bedacht Extrakreuze setzen würden. Farbe und Felgen sind bekanntlich Geschmackssache, die zweifarbige Metalliclackierung unseres Testwagens (1.205 Euro) halten wir allerdings für deutlich überteuert. Dagegen würden wir uns für klassisches Perleffektschwarz (590 Euro) entscheiden. Die Assistenzpakete IQ.Drive (405 Euro) und Park & Comfort (550 Euro) sind derweil eine sinnvolle Ergänzung der serienmäßigen Sicherheitsausstattung. Die Rückfahrkamera (280 Euro) kann man sich dagegen getrost sparen – ihr Bild ist den Preis nicht wert.
Beim Infotainment indes kann mit dem Verzicht auf das große Discover Pro (1.670 Euro) bares Geld gespart und gleichzeitig die Bedienqualität gesteigert werden. So ist bereits das ab Werk verbaute acht Zoll Media Display mit Drehreglern, aber ohne Navigationsfunktion immerzu mit kabellosem Apple CarPlay und Android Auto ausgerüstet. Routenführung per Handy – immer aktuell und in diesem Fall kostenlos. Und wer später doch das OnBoard-Navi wünscht, kann es sich nachträglich freischalten lassen. Empfehlenswert ist dagegen das Beats-Audiosystem (500 Euro) sowie die induktive Ladeschale für das Smartphone (120 Euro). Dem Komfortgedanken zuträglich ist zudem die Klimaautomatik zu 375 Euro. Schön zu haben ist überdies das Licht-und-Sicht-Paket (150 Euro), wohingegen das Sport Select-Fahrwerk (565 Euro) in unseren Augen ein unverzichtbarer Posten im VW Polo GTI ist. Macht am Ende 36.710 Euro. Alternativ findest du auch viele attraktive Angebote auf dem AutoScout24 Marktplatz.
Fazit
Mit dem VW Polo GTI lässt es sich ziemlich gut leben. Nicht nur im Alltag, sondern im Zweifel auch auf dem abgesperrten Rundkurs. Er ist ein abgeklärter Dynamiker, der vielleicht nicht so viele Emotionen weckt wie andere Kompaktsportler, dafür von der Fahrerin oder dem Fahrer aber auch kaum Kompromissbereitschaft einfordert. Flexibilität ist hingegen beim Preis gefragt. Denn günstig ist der Wolfsburger Kompaktsportler nicht zu haben. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
Technische Daten VW Polo GTI*
Modell | VW Polo GTI 2.0 TSI DSG |
Motor | Vierzylinder-Benziner, 1.984 ccm³ |
Leistung | 152 kW (207 PS) zwischen 4.600 und 6.000 U/min |
Drehmoment | 320 Nm zwischen 1.500 und 4.500 U/min |
Verbrauch kombiniert | 6,8-6,4 l/100 km² |
CO2-Emissionen kombiniert | 153-146 g/km² |
Beschleunigung (0–100 km/h) | 6,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 240 km/h |
Abmessungen (L/B/H) | 4,05 m/1,75 m/1,43 m |
Leergewicht | ca. 1.360 kg |
Kofferraumvolumen | 351-1.125 l |
Grundpreis VW Polo GTI | ab 33.455 Euro |
*Herstellerangaben