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Sitzprobe: VW Golf VII – Seht das weiße Licht

Es ist nur die Schnupperpremiere, bevor VW am 4.

September 2012 in Berlin dem neuen Golf endgültig die Hüllen entreißen wird, doch die Worte sind bereits groß: Als "Urmeter der Kompaktklasse", als "Gradmesser des automobilen Fortschritts" und als "Masterfahrzeug, an dem sich die Mitbewerber orientieren" preist Entwicklungsvorstand Dr. Ulrich Hackenberg die siebte Generation des Megasellers an. PR-Gebimmel, möchte man meinen. Doch als wir anschließend im noch verhüllten Golf Platz nehmen, beschleicht uns das Gefühl, dass der Mann recht haben könnte. In 38 Jahren und sechs Generationen sind unglaubliche 29 Millionen Gölfe von den vielen auf mehreren Kontinenten eingerichteten Produktionslinien gelaufen. Diese Erfolgsgeschichte, da lässt VW keine Zweifel aufkommen, soll nahtlos fortgesetzt werden. In so ziemlich allen Belangen wurde deshalb die auf einer komplett neuen Plattform (Modularer Querbaukasten) aufsetzende siebte Generation verbessert. Karosserie, allgemeine Verarbeitungsqualität, Fahrwerk, Ausstattungsoptionen, Antriebe, Infotainment –  kein Stein wurde auf dem anderen gelassen und damit "Das Auto" in eigentlich jeder Faser seiner baldigen Existenz optimiert.

Dabei wirkt selbst der aktuelle Golf im Vergleich zum Wettbewerb keineswegs veraltet, kann die sechste Generation, bei der es sich ja genaugenommen um eine Modifikation der fünften handelt, noch immer in Vergleichstests bestehen. Umso verblüffender erscheint es, dass man den Aufenthalt im Golf VII als spür- und sichtbaren Fortschritt deutlich wahrnehmen kann.

Bequemer einsteigen und sitzen

Allein das Einsteigen gelingt unter anderem dank der in so ziemlich alle Richtungen um einige Millimeter verbesserten Bewegungsfreiheit angenehm entspannt und fühlt man sich auf dem neuen, perfekt anliegendem Ergo-Activ-Sitz sofort wohl. Das mit dem Gütesiegel der Aktion Gesunder Rücken versehene, aufpreispflichtige Gestühl dürfte vor allem für Langstreckenfahrer - optional auch mit Massagefunktion bestellbar - ein Muss sein.

Zunächst fällt unser Blick auf das Kombiinstrument mit zwei klar strukturierten, großen Rundinstrumente und das ebenfalls großdimensionierte Multifunktions-Farbdisplay in der Mitte. Dabei erstrahlen die Instrumente in brilliantweißem Licht. War die sogenannte Such- und Instrumentenbeleuchtung bei früheren Gölfen erst grün, dann blau und zuletzt rot, ist man sich nun bei VW sicher, dass die Leuchtfarbe Weiß nicht nur letzter Schrei, sondern gleich noch Ultima Ratio hinsichtlich Ablesbarkeit und Qualitätseindruck ist.

Schmeichelt Händen und Augen

Unsere Hände ruhen auf einem im VW-Konzern völlig neuen Lenkrad, welches sich spielerisch in die optimale Position rücken lässt und neben den Händen auch den Augen schmeichelt. Im Vergleich zur Ausführung beim Golf VI handelt es um ein deutlich filigraner aufgeführtes Lenkrad, das mit Zierrat in Chromoptik und mit feinen und sehr leicht bedienbaren Tasten gleichzeitig zum Steuern des Fahrzeugs als auch einiger Multimedia- und Fahrzeugfunktionen genutzt werden kann. Bei den hinterm Lenkrad befindlichen Lenkstockhebeln fallen bei genauem Hinsehen noch feine schwarze Hochglanzrähmchen auf. So viel Liebe zum Detail überrascht.

Obwohl fast alles neu ist, kennt man sich als Fahrer sofort aus und fühlt sich dann noch auf ganz besondere Weise eingebettet in die schöne neue Golfwelt, denn das Cockpit ist nun fahrerzentriert ausgerichtet. So ist einerseits links vom Lenkrad die Belüftungsdüse leicht in Richtung Fahrer geneigt, während rechts die komplette Mittelkonsole in einem leichten Winkel in Richtung des Golf-Piloten ausgerichtet wurde und zwar auf der vertikalen Achse als auch im Sturz.

Mit Handdetektor

In der Mittelkonsole selbst fällt vor allem der mächtige Acht-Zoll-Multitouchscreen auf. Ja, richtig gelesen: Der Bildschirm reagiert nicht mehr nur auf Druck, sondern auch auf Mehrfinger-Wischgesten. Und noch eine clevere Innovation beeindruckt uns, als wir unsere rechte Hand in Richtung Display strecken: Kurz vorm Erreichen des Bildschirms wird wie auf Kommando zusätzlich zur reinen Kartendarstellung eine untere Bedienleiste eingeblendet. Der Trick: Ein Infrarotsender erkennt die nahende Hand und wechselt daraufhin das Display automatisch vom Anzeige- in einen zusätzlich eingeblendeten Bedienmodus. Intuitiv und nur zwei Berührungen später haben wir die aktuelle Zielführung gestoppt.

Das mächtige, klassisch in die Mittelkonsole integrierte Display gibt es, wenn man die Infotainment-Topversion ordert. Diese bietet das große Kino der Unterhaltungs- und Multimedia-Welt: Bluetooth-Freisprecheinrichtung, WLAN-Hotspot, Spracheingabe, Highend-Navi – der neue Golf wird mit einem State-of-the-Art-System zu haben sein. Alternativ geht es auch zwei Nummern kleiner. Basis für jeden Golf ist ein 5 Zoll großes Display in der Mittelkonsole. In der einfachsten Variante ist dieses allerdings monochrom und auf eine Bordcomputer-Anzeige reduziert. Gegen Aufpreis kann es um die Audio-Komponenten Radio und CD-Laufwerk und mit Farb-Touchscreen erweitert werden. Darüber hinaus gibt es die mittlere Infotainment-Stufe mit 5,8-Zoll-Farbtouchscreen, ebenfalls kombinierbar mit CD-Radio und darüber hinaus mit einem einfachen Navisystem.

Alles modular und nachrüstbar

Preise hat VW zu den drei unterschiedlich konfigurierbaren Ausbaustufen noch keine genannt. Interessant ist übrigens der modulare Aufbau, denn grundsätzlich sind Display und die dazugehörige Rechnereinheit nachträglich austausch- beziehungsweise einbaubar. Wer sich also beim Neukauf ein günstiges System bestellt, kann dieses selbst Jahre danach problemlos aufrüsten und sich eines der höheren Varianten einbauen lassen – mögliche technische Updates inbegriffen.

Was es grundsätzlich für die neuen Multimedia-Systeme im Golf nicht gibt, sind die derzeit bei vielen Autoherstellern so angesagten Drehrückstellknöpfe in der Mittelkonsole. Auch beim Golf VII muss man also weiterhin die rechte Hand zum Bildschirm ausstrecken, allerdings lassen sich einige wichtige Funktionen alternativ über die praktischen Tasten am Lenkrad bedienen oder man erteilt per Spracheingabe dem Infotainment-System Befehle. Das Schöne: Ohne Drehrückstellknopf ist die Mittelkonsole aufgeräumter, die zudem ohne störenden Handbremshebel auskommt. Statt dessen muss, wie schon bei Passat und Tiguan, zum sicheren Parken ein kleiner Knopf gezogen werden, um die elektromechanische Feststellbremse zu aktivieren.

Neue Ein- und Ausblicke

Über das flacher bauende und die Breite stärker betonende Armaturenbrett lassen wir den Blick noch in Richtung A-Säulen schweifen und entdecken dort eine kleine Überraschung: Etwa handtellergroße Dreiecksfenster befinden sich hier, die nicht nur für ein besseres Raumgefühl sondern außerdem noch für eine bessere Sicht nach vorne sorgen sollen. Ebenfalls mehr Glasfläche bietet ein neues Panoramadach. Hier geht, wie schon bei Scirocco und CC, die Frontscheibe quasi ansatzlos in ein großes Dachglas über, welches etwa zwei Drittel der Dachfläche einnimmt und das man mittels Ausstell-Schiebemechanismus auch öffnen kann.

Neben den vielen erfreulichen Innovationen kann man im Innenraum des neuen Golf, der uns selbstverständlicher Weise in einer hochwertigen und damit gewiss auch teuren Ausstattungsvariante präsentiert wurde, eine mustergültige Verarbeitungsqualität erleben. Dies zeigt allein der Blick auf die Türinnenverkleidung des Golf VII, in der ein stilvoller, geschmackvoll abgestimmter und vor allem mit minimalsten Fugen zusammengesetzter Materialmix den Anspruch, als Masterfahrzeug seiner Klasse zu gelten, in durchaus überzeugender Weise unterstreicht.

Noch lange nicht alles

VW verspricht darüber hinaus noch eine insgesamt bessere Ergonomie, 30 Liter mehr Kofferraumvolumen, ein in die Heckklappe integriertes Warndreieck sowie einen höheren Geräuschkomfort dank der aerodynamisch optimierten Außenhaut. Und dann soll das neue Fahrwerk zusammen mit der deutlich leichteren wie auch steiferen Karosserie mehr erfühlbaren Komfort bieten. Doch über dieses Erleben werden wir erst in einigen Monaten berichten können.

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