Der T-Roc ist für Volkswagen so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau. Sozusagen ein neuer Golf im Sortiment der Wolfsburger, der von der Basis ab 23.495 Euro bis hin zum mindestens 48.445 Euro teuren R-Modell (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 8,6 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 194 g/km)² eine große Bandbreite an Ausstattungs- und Antriebsvarianten abdeckt. Selbst das Cabrio-Derivat ist nach der Modellüberarbeitung wieder bestellbar – in den heutigen Rotstift-Zeiten sicherlich nicht selbstverständlich. Doch war es gerade jener Filzschreiber in der Controlling-Abteilung, der Volkswagen bezüglich des T-Roc-Cockpits manche Kritik einbrachte.
Die Antwort kam mit dem Facelift 2021 anhand einer Trotzreaktion: Ihr wollt geschäumte Oberflächen? Wir geben euch ein extra dick geschäumtes Armaturenbrett. Braucht zwar kein Mensch, war aber billiger als den gesamten (preisgünstig wirkenden) Innenraum auf links zu drehen. Und so ist das eine Teil nun betont weicher ausgeführt, die Türtafeln (vorne) sind je nach Ausstattungsvariante mit Stoff oder Kunstleder bespannt. Geblieben sind im „R“ zum Glück die langstreckentauglichen Sportsitze und ein separates Klimabedienteil, das aber nurmehr per Touch handzuhaben ist.
Gleiches gilt für die Lenkradbedienung, deren echte Taster, zumindest in der Top-Variante, in die ewigen Bedienjagdgründe verbannt wurden. Jetzt gibt es zwar eine blau leuchtende R-Performance-Schaltfläche, doch zu allem Überfluss wird in der nächsten Haarnadel allzu leicht die Lenkradheizung aktiviert. Dagegen sehr gefällig: extragroße Schaltpaddels hinter dem betont griffigen Sportlenkrad. Zur 9,2 Zoll großen Infotainment-Landschaft und deren Bedienung lässt sich indes nur schreiben, dass der aktuelle Softwarestand weiterhin unbefriedigend ist. Sprachbefehle werden nur unzureichend erkannt, Eingaben per Touchscreen dauern meist eine halbe Ewigkeit, ehe sie umgesetzt werden.
Wir wechseln vom Stand- ins Fahrkapitel: Hier hat Volkswagen am bewährten Rezept des T-Roc R nichts verändert. Weiterhin stemmt ein drehfreudiger 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbo 300 PS (bei 5.300 U/min) und satte 400 Newtonmeter Drehmoment (zwischen 2.000 und 5.200 U/min) über alle vier Räder auf den Asphalt. Der bisweilen hecklastig ausgelegte Allradler benötigt aus dem Stand auf Tempo 100 gerade einmal 4,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 250 km/h.
Nackte Zahlen, die der flotte T-Roc durchaus mit Leben zu füllen weiß. Vehement geht es immerzu nach vorne, selbst jenseits der 200er-Marke fehlt es nie an Nachdruck. Ob es derweil die sündhaft teure Titan-Sportabgasanlage von Akrapovic sein muss, sei dahingestellt. Ab und zu ein „Plopp“ und „Bang“ rechtfertigen kaum den Preis, verhallt doch viel der Klanggewalt im Ottopartikelfilter. Vielmehr bleibt der Wunsch nach einem Handschaltgetriebe – oder alternativ – nach einer besseren Getriebesoftware für das 7-Gang-Direktschaltgetriebes bestehen. So trüben insbesondere am Berg unpassende Gangwechsel, teils lange Gedenksekunden und das automatische Weiterschalten im manuellen Modus das sonst sehr positive Bild des T-Roc R.
Dagegen ein Quell an Fahrfreude ist die sehr direkte Progressivlenkung, die zwar noch gefühlvoller sein könnte, in ihrer Machart aber definitiv zu den besseren auf dem Markt zählt. Ebenso gelungen ist die Abstimmung der ab Werk montierte Performance-Bremsanlage. Gut dosierbar und standfest hält sie selbst längerem Treiben auf kurvenlastigen Alpenpässen (oder Rennstrecken) stand. Gut 1.600 Kilogramm bringt der stärkste T-Roc auf die Waage und auch ohne die XDS-Quersperre aus dem Golf R (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 7,0 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 161 g/km)² neigt die Fuhre kaum zum Untersteuern. Wer das ESC auf gesperrter Strecke gänzlich deaktiviert, erntet gar dezente Heckschwänzler.
Einen betont positiven Eindruck hinterlässt auch das optionale DCC-Adaptivfahrwerk. Seine Spreizung zwischen Komfort und Sport wirkt stimmig, wobei der schärfste Härtegrad in der Tat nur für topfebene Rundkurse zu empfehlen ist. Auf längeren Autobahnetappen kann es sich zudem lohnen, im Individual-Modus ein paar persönliche Einstellungen vorzunehmen. Mit Blick auf die Reisekompetenz des Volkswagen T-Roc R sei noch erwähnenswert, dass sich dieser bei zurückhaltender Fahrweise kaum mehr als 7,8 Liter Superbenzin genehmigte, im Gesamtschnitt waren es derlei immer noch gute 9,3 Liter auf 100 Kilometer (gemäß Bordcomputer). Das Kofferraumvolumen beträgt indes geräumige 445 Liter, die zulässige Anhängelast ist mit guten 1,7 Tonnen (1,9 Tonnen bei Steigungen von acht Prozent) ausgewiesen.
Das Halbzeit-Facelift des Volkswagen T-Roc fällt dezent, aber merklich aus. Kleinere Änderungen an der Außenhaut machen ihn gefälliger, optionales IQ-Licht sowie die Integration des Travel-Assist-Paket sorgen für den passenden Innovationsschub in die Gegenwart. Im Innenraum erfreut man sich derweil an aufgewerteten Materialien, wenngleich Volkswagen allzu große Veränderungen scheute. Die Bedienqualität fällt weiterhin bescheiden aus, vor allem lange Reaktionszeiten nerven bei der Eingabe. Fehlende Reaktionsfreudigkeit muss sich auch das 7-Gang-DSG bei der R-Version unterstellen lassen. Es schmälert in mancher Situation den sonst äußerst positiven Fahreindruck des T-Roc R, der durch seinen kräftigen Motor sowie durch seine sehr gute Fahrwerks- und Lenkabstimmung überzeugen kann. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)