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Test: VW T5 Rockton Expedition – Der Es-geht-weiter-T5

Wer gerne mal lässig und bequem parken will, kann sich viel Ärger einhandeln. Wenn nämlich der Handwerker mit seinem Kleinbus bis auf den Grünstreifen zur Baustelle vorfährt, oder der Kite-Surfer auf den Sandstrand muss, wühlen sich Antriebsräder gerne auch mal tief in den Untergrund.

Und dann ist Stress angesagt. Allradantrieb heißt das Zaubermittel, mit dem VW seinen T5 in der Sonderversion Rockton Expedition samt Offroad-Paket zum fast Unaufhaltbaren hochgerüstet hat. Doch der Großraum-Kraxler kommt auch an unerwartete Grenzen…
… und zwar an die des Höhenmessers der AutoScout24-Tiefgarage, die ob des Hochbeiners Alarm schlägt. Normalerweise passen die aus Hannover stammenden 1,90-Meter-Multitalente selbst mit Allradantrieb problemlos hier rein, doch die Rockton-Version Expedition misst 2,07 Meter und damit sieben Zentimeter mehr als bei uns erlaubt. Das Rückwärts-Rausfahren aus der Garageneinfahrt ohne jegliche Parkhilfe wurde zum kleinen Abenteuer. Unser erstes Fazit: Im eng gesteckten urbanen Hindernis-Parcours macht das unhandliche Dickschiff eine eher schlechte Figur.

Ganz anders sieht die Situation hingegen in der Kiesgrube aus: Wäre der Untergrund aus Eis, würde man beim Rockton scharfe Spikes an den Rädern vermuten. Das mit 140-PS-Diesel bestückte Schwergewicht krallt sich verbissen in den losen Untergrund, lässt sich mühelos mit hoher Geschwindigkeit über wellige Schotterpisten treiben. Obwohl ein 4x4-Brocken, bietet er genau hier unerwartet hohen Komfort, dringen selbst bei wilder Pistengaudi keine harten Schläge zu den Insassen.

Unendlich lange Federwege

Nur fliegen will der Rockton nicht: Während wir an einem größeren Hubbel gerne auch mal Pkw-artig straff ausgelegte SUVs ein wenig abheben lassen, federt der Rockton hier mit seinen unendlich langen Federwegen einfach nur unendlich lange aus, verlieren seine für den Offroad-Einsatz hervorragenden Reifen von BFGoodrich auf etwas unschönen aber besonders robusten 16-Zoll-Stahlrädern nie die Bodenhaftung.

Das Geländefahrwerk des Rockton stammt übrigens vom Offroad-Nachrüster Seikel und lässt mit speziellen Federn und Dämpfern und einer modifizierten Kinematik deutlich mehr vertikale Bewegung zu, was diesen ganz besonders lässigen Offroad-Spaß ermöglicht. Selbst tiefe Schlaglöcher verlieren so ihren Schrecken und schwingt der Koloss unglaublich ruhig übers Waschbrett-Geläuf. Wer auf unbefestigten Pisten lange Touren abspulen muss, wird sich am hohen Komfortniveau dieser Fahrwerkslösung besonders erfreuen.

Und aufgewirbelte Steine prallen an den immerhin fünf Millimeter dicken Aluplatten am Unterboden ab und verlieren ihren Schrecken. Dieser mehrteilig optionale Highend-Unterbodenschutz lässt sich VW allerdings mit fast 3.800 Euro etwas teuer bezahlen.

Mit Hinterachssperre

Beim Allradantrieb selbst handelt es sich um die bei VW hinlänglich bekannte 4-Motion-Technik, bei der eine Haldex-Kupplung stufenlos, schnell und unmerklich die Kraft zwischen den Achsen zu 100 Prozent variabel verteilen kann. Bis hierhin ist der Rockton mit normalen T5-Allradvarianten gleich auf. Doch zusätzlich kann man per Knopfdruck in der Mittelkonsole eine Hinterachssperre aktivieren. Spürbar souveräner lässt sich der Rockton mit diesem Kraxel-Extra auf steile Passagen hinauftreiben. Eine hierfür auch besonders dienliche Verteiler-Reduktion gibt es allerdings nicht, doch lassen sich mit der mechanischen Sperre und dank speziell verkürzter Getriebestufen steile Anfahrten eindeutig leichter bewältigen als mit einem konventionellen 4Motion-T5.

Doch bei aller technischen Offroad-Kompetenz gehört der Rockton damit noch lange nicht zu den ganz Harten der Kletter-Szene: Böschungswinkel, Achsverschränkung, Rampenwinkel – alles nur so lala. Wer sich häufiger mal durch besonders schwieriges Gelände durcharbeiten muss, sollte sich besser einer hochgerüsteten Allesüberwinder wie die Mercedes G-Klasse zulegen. Bauartbedingt (langer Radstand, lange Überhänge) setzt der Rockton akrobatischen Kletter-Ambitionen bisweilen schon etwas frühe Grenzen.

Auch für die Autobahn

Auf gepflasterten Fernwegen schlägt sich der Rockton dafür durchaus wacker. Vom hohen Offroad-Komfort spürt man auf der Autobahn zwar, doch ganz so Pkw-artig wie seine zivileren T5-Kollegen fährt sich der Allradler auch nicht. Zudem wird es in der auf den recht spartanisch gedämmten Transporter basierenden Allrad-Variante bei höherer Geschwindigkeit akustisch etwas laut.

Bei Top-Speed (rund 170 km/h) liegt er immerhin ruhig auf der Straße, bietet zudem einen noch akzeptablen Durchzug. Rund 16 Sekunden dauert es, bis der 2,5-Tonner die 100-km/h-Grenze überschreitet. Längsdynamisch schöner wäre sicherlich die neue 180-PS-Dieselversion, die für den Rockton Expedition allerdings nicht zur Verfügung steht. Verbrauchstechnisch kann sich diese schwächere Diesel-Variante keinen Umwelt-Orden anheften: Aus den von VW proklamierten neun Litern wurden in unserem Test glatt zehn Liter, was weder gut noch schlecht ist.

Robuster Innenraum

Eine Besonderheit des optisch irgendwie an das A-Team-Mobil erinnernden Rockton Expedition ist sein besonders robuster Innenraum. Die Materialien im Lade- beziehungsweise Fahrgastraum sollen extradurabel und leicht abwaschbar sein. Auch die Sitzbezüge der drei auf Aluschienen im Fahrzeugboden längs verschiebbaren Fondsitze bieten abwaschbare Bezüge. Vor allem für Gewerbetreibende, die mit ihrem Werkstattwagen häufiger zu unwegsamen Baustellen müssen, ist die Version Expedition empfehlenswert.

Als Freizeit-Mobil ist der Rockton Expedition allerdings nur bedingt einsetzbar, denn auf den hohen Fondsitzen wird man nicht gerne lange reisen wollen, und ein Umbau zu anderer Nutzung gestaltet sich etwas umständlich. Schließlich schränkt im hinteren Fahrzeugteil das große Ersatzrad den eigentlich üppigen Freiraum ein, da dieses fünfte Rad nicht unter den  Fahrzeugboden passt.

Wer allerdings den T5 in der nur einfach Rockton genannten Version bestellt, also nicht die Spezialversion Expedition, kann bei bereits gehobener 4WD-Kompetenz die vielen Innenraum-Optionen aus dem Transporter-Programm wählen. Die zahlreichen Wahlmöglichkeiten lässt sich VW allerdings auch teuer bezahlen. Die Rockton-Basis kostet mit 140-PS-Diesel kostet knapp 42.000 Euro, die Sonderversion Expedition rund 51.000 Euro. Für beide lassen sich zahlreiche Extras ordern, mit denen man den Preis locker noch um 10.000 Euro steigern kann. Zum Vergleich: Ein normaler T5 Transporter mit Basisdiesel kostet gut 29.000 Euro, während die 140-PS-Version mit 4Motion-Antrieb für 36.000 Euro zu haben ist.

Technische Daten
Marke und Modell VW T5 Rockton
Version / Ausstattung Expedition
Motor
Hubraum (ccm) / Bauart 1.968 / R4-Turbodiesel
Leistung (kW / PS) 103 / 140
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 340 / 1.750 - 2.500
Antriebsart permanenter Allradantrieb
Getriebeart manuelle Sechs-Gang-Schaltung
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.892 / 1.904 / 2.047
Radstand (mm) 3.000
Wendekreis (m) 11,9
Leergewicht (kg) 2.465
Kofferraum (Liter) 5.800
Bereifung Testwagen 225/75 R 16
Verbrauch
Krafstoffart Diesel
Kombiniert laut Werk (l/100km) 8,9
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm 234 / Euro 5
AS24-Verbrauch (l/100km) 10
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 16,2
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k.A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k.A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 167
Preise
ab (Euro) 51.224,20
Empfohlene Extras
VergrößernVerkleinern

Fazit

Der Rockton Expedition ist ein Spezialist, der Bulli fürs Grobe. Vor allem für Gewerbetreibende, die mit ihrem Firmenwagen auch mal unwegsame Baustellen anfahren müssen, ist diese Sonderversion eine Überlegung wert. Dank Allradantrieb und dem Seikel-Fahrwerk verliert schwieriges Terrain seinen Schrecken. Geländepassagen meistert der Niedersachse lässig und zudem noch mit besonders hohem Komfort. Zur Bergziege mutiert der 4WD-Klotz allerdings nicht, lässt sich dafür aber auf asphaltierten Straßen noch recht manierlich fahren.

Ein besonders robuster und auf den Handwerkeralltag hin optimierter, variabel nutzbarer Innenraum mit praktischen Aluschienen im Laderaumboden gehören ebenfalls zu dieser zugegeben etwas teuren Ausstattung. Wem der Expedition zu speziell, zu teuer und zu hochgerüstet ist, kann auch den einfacheren Rockton Transporter wählen, der dann ein noch vielseitigeres Ausstattungs- und Motorenprogramm bietet.

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