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Test: VW Golf Plus 1.4 TSI 7-Gang-DSG – Leicht versechst

Mit der sechsten Golf-Generation legte VW Ende 2008 die Qualitätsmesslatte in der Kompaktklasse noch höher. Von der Aufwertung profitierten auch Golf-Verwandte wie der Hochdach-Bruder Golf Plus. Seit Frühjahr 2009 bietet dieser mehr Schick und Wohnlichkeit.

Begeistern kann der Staumraum-Profi zudem mit dem 1.4-TSI-Motor in Kombination mit Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Doch dieser Antrieb hat auch eine Kehrseite.
Wohl nur Kennern springt der Unterschied zwischen altem und neuen Golf Plus ins Auge. Es sind dezente Retuschen, die den Wagen etwas geschärfter und aufgeräumter wirken lassen. Leicht modifizierte Scheinwerfer mit integrierten Tagfahrleuchten, ein neuer Kühlergrill, ein neuer Stoßfänger hinten, LED-Rückleuchten und eine serienmäßige Dachreling sind die überschaubaren Detailänderungen. Menschenaufläufe provoziert der Golf Plus auch mit diesem Feinschliff nicht und bleibt weiterhin eine eher unauffällige Erscheinung. Doch wer den Blick auf ihn ruhen lässt, den könnte das Gefühl beschleichen, Wertarbeit in Reinform zu erleben.

Auch innen bietet der Plus neues Golf-VI-Flair. Weiß beleuchtete Rundinstrumente im Kombiinstrument, das neue VW-Lenkrad und eine neue Bedieneinheit der Klimaanlage gehören zu den Aufwertungs-Maßnahmen. Ansonsten beeindruckt das funktionale Interieur mit gehobener Wertigkeit. Materialien, Oberflächen, Verarbeitung – in der Kompaktklasse setzt VW Maßstäbe. Viele kleine Schönheits-Maßnahmen sorgen für dieses edle Ambiente. Allein über 50 fein gesetzte Chromakzente in Form von Ringen, Streifen und kleinen Blenden verteilen sich im Innenraum. Der massive Schaltknauf mit Lederbezug oder die absolut langstreckentauglichen Komfortsitze mit hohem Seitenhalt runden den besonderen Qualitätseindruck ab. Beim serienmäßigen Textilbezug handelt es sich bereits um vorbildlichen Zwirn und diesen sollte man den optionalen Lederbezügen unbedingt vorziehen.

Beweglicher Raumtyp

Auch die Fondsitze beeindrucken: Die Rückbank des Golf Plus ist längs verschiebbar, die Lehne lässt sich leicht im Verhältnis 40:20:40 geteilt umlegen. Und hier spielt der Golf Plus seine besondere Trumpfkarte aus: Sein ohnehin großzügiges Platzangebot lässt sich an viele alltägliche Transportbedürfnisse spontan und leicht anpassen. Wer häufiger auch mehr Gepäck transportieren muss, findet in dieser Golf-Variante einen verlässlichen Partner. Echte Van-Qualitäten erreicht der 4,20 Meter lange Fünftürer allerdings nicht.

Dieser Umstand hat auch Vorteile, denn der Golf Plus ist damit noch klein, wendig und zudem eindrucksvoll agil. Vielleicht ist sein Fahrwerk eine Spur zu straff, trotz der nur 16 Zoll großen Räder. Doch vermittelt der Wagen andererseits ein in seiner Klasse unvergleichlich präzises Fahrgefühl. Die feinfühlige, exakte Lenkung, die satte Straßenlage und eine trotz des etwas höheren Aufbaus geringe Wankneigung in schnellen Kurven sind referenzverdächtige Fahreigenschaften in seiner Klasse. Nicht, dass der Golf Plus als Sportwagen taugte, doch ist er schon verdammt nah dran. Wer den Wagen übertrieben schnell in Biegungen scheucht, wird zunächst einen gutmütigen Untersteuerer erleben, der dank ESP stets sicher auf Kurs gehalten wird.

Herrliche Kombination

Prunkstück unseres Testexemplars ist jedoch der 1,4-Liter-TSI-Motor. Per Turboaufladung unter Druck gesetzt, bringt es der Vier-Zylinder auf 122 Pferdestärken. Das Drehmoment von maximal 200 Newtonmeter liegt bereits bei 1.500 Umdrehungen an. Bei leichtem Gasbefehl aus dem Stand neigen die Räder kurzzeitig zum Scharren. Mit geschmeidigem Knurren kann man mit dem Turbo ruhig dahingleiten, lässt seine mechanische Ruhe ein Gefühl von Leichtigkeit aufkommen. Auf Wunsch geht‘s auch richtig ab. Auf Gasbefehle reagiert der Motor jederzeit beherzt und stellt sein ordentliches Drehmoment bis 4.000 Touren parat.

Das Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) rundet den großen Wurf ab: Schaltruckler sind so dezent wie selten und sorgt das DSG für eine besonders geschickte Einteilung der Momente. Allerdings schaltet das Getriebe bei Leistungsabfrage oft ein oder mehrere Stufen runter, ohne dass dies wirklich nötig wäre. Dafür ist die Beschleunigung so linear wie kurzweilig: In knapp zehn Sekunden knackt der 1,4-Tonner die Tempo-Hundert-Marke, maximal sind fast 200 km/h drin. Erst in dieser Geschwindigkeitsregion empfindet man die Windgeräusche als laut.

Technische Daten
Marke und Modell VW Golf Plus 1.4 TSI DSG
Ausstattungsvariante Comfortline
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.204/ 1.759 / 1.621
Radstand (mm) 2.578
Wendekreis (m) 11
Leergewicht (kg) 1.438
Kofferraum (Liter) 305
Bereifung Testwagen 205/55 R16
Motor
Hubraum (ccm) / Zylinder (Zahl, Bauart) 1.390 / 4, Reihe
Leistung (kW/PS) 90/122
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 200 / 1.500
Antriebsart Frontantrieb
Getriebeart 7-Gang-DSG
Verbrauch
Krafstoffart Benzin
Kombiniert laut Werk (l/100km) 6,3
CO2-Emissionen (g/km) 146
AS24-Verbrauch (l/100km) 8,1
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 10,2
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k.A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k.A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 195
Preise
ab (Euro) 24.425
Empfohlene Extras
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Nichts für Sparfüchse

Theoretisch lässt sich der Golf Plus 1.4 TSI trotz dieser guten Fahrleistungen mit etwas über sechs Liter Verbrauch bewegen. Die Praxis fällt allerdings weniger positiv aus. Unser Durchschnittsverbrauch lag gut zwei Liter über der Normangabe und das bei noch sinniger Fahrweise. Wer den Golf Plus auf der Autobahn nur etwas stärker fordert, mit etwa 160 km/h dahingleitet, der muss einen Verbrauch um zehn Liter hinnehmen. Und damit sind keine Vollgasetappen gemeint. Die quittiert das Turboaggregat mit sogar obszönen Verbrauchswerten.

Auch beim Kaufpreis bewegt sich unser Testwagen jenseits der Bescheidenheit. Während die Basisversion knapp über 18.000 Euro kostet, verlangt VW für die Antriebsversion 1.4 TSI und 7-Gang-DSG nochmal 6.000 Euro mehr. Immerhin ist hierbei im Preis die mittlere Ausstattung Comfortline inkludiert, die bereits einige attraktive Komfortdetails beinhaltet. Mit Metallic-Lack, schicken Alus, dem sehr empfehlenswertem Highend-Navi RNS 510 – im Bereich digitaler Wegweiser wohl das Maß der Dinge –, Xenonlicht und einigen weiteren Kleinigkeiten wie Tempomat und Klimaautomatik ist man bei fast 30.000 Euro angelangt.

Bei anderen Herstellern bekommt für dieses Geld auch gut ausgestatte, große Geländewagen oder siebensitzige Vans. Premium à la Wolfsburg, so überzeugend die Edeloptik auch in vielen Details sein mag, sie ist eben auch etwas teurer. Andererseits relativiert ein hoher Werterhalt im Fall des Golf Plus mit der Zeit die hohe Anfangsinvestition.

Fazit

Der Golf Plus präsentiert sich in der 122-PS-Benzin-Version als ein Meister der Kompaktklasse. Es sind nicht nur sein vielfältig nutzbares, gutes Raumangebot und die besondere Qualität innen und außen, die begeistern. Das Allroundtalent kann vor allem auch mit dem Turbomotor 1.4 TSI in Kombination mit dem Sieben-Gang-DSG große Freude bereiten. Dieser entwickelt bei starker Leistungsabfrage allerdings einen eher unschönen Benzindurst. Und auch beim Kaufpreis erreicht der Golf Plus ein etwas hohes Niveau.

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