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Test: VW Golf Variant – Golf von Mexiko

Spät kam er und dann noch mit leicht geschmackswirrem Heck. Die plumpen Rückleuchten des Golf Variant sind Zugeständnis an den US-Autogaumen. Für Europa eigentlich nicht vorgesehen, hatte VW dann doch mit den nutzwertorientierten Golf-Fans ein Einsehen.

Seit Mitte 2007 ist das Transport-Talent „Made in Mexiko“ wieder zu haben. Wir wagten einen praxisnahen Annäherungsversuch.
Ob der Rücken nun entzücken mag oder nicht: Der Variant ist unverkennbar ein Spross des Golf-/Jetta-Clans der fünften Generation. Entsprechend kommt er, abgesehen vom Chromgesicht, weitgehend ohne Extravaganzen aus. Es handelt sich um ein Auto für Jedermann, das weder besonders lang, noch breit, noch mit großem Radstand und knackigen Proportionen beeindruckt. Dennoch ist der fast 4,60 Meter lange Rucksack-Golf der Kompaktklasse eigentlich entwachsen.

Entsprechend seiner Abmessungen ist der Innenraum geräumig. Vorne sitzt man auf bequemem Gestühl mit gutem Langstreckenkomfort. Auch hinten haben Erwachsene ausreichend viel Kniefreiheit. Das riesige Glaspanoramadach unseres Testexemplars kostet allerdings ein bis zwei Zentimeter Kopffreiheit. Ab 1,90 Meter Körpergröße kommt man hier dem Dachhimmel verdächtig nah. Dafür ist der Ausblick nach oben auch in der zweiten Reihe grandios. Über einen Drehknopf lässt sich das Dach zudem öffnen und bietet so zumindest den vorderen Passagieren beinahe Cabrio-Feeling. Das 1.140 Euro teure Glasdach ist eine lohnende Investition.

Low-Tech-Navi

Von der CD-Radio-Navi-Kombination RNS 300 für gut 1.300 Euro kann man dies kaum behaupten. Die Bedienung ist zwar einfach, doch das monochrome Display ohne grafische Kartendarstellung eine veraltete Low-Tech-Lösung. Zudem sorgt die fehlerhafte Routenführung gelegentlich für Irritationen. Ein deutlich günstigeres Stand-Alone-Gerät bietet wesentlich mehr, ist allerdings nicht so schick in der Mittelkonsole integriert.

Funktionalität und saubere Verarbeitung sind die hinlänglich bekannten VW-Stärken – beim Golf Variant ist dies nicht anders. Die Bedienung und Ergonomie sind vorbildlich. Lediglich fehlt dem Innenraum ein besonderer Pfiff. Das reichlich vorhandene schwarze Plastik wird durch einige Chromakzente etwas aufgelockert. Dafür ist alles sehr übersichtlich und funktional, wie man dies nun mal von einem VW gewohnt ist. Staufächer und Ablagen könnten zahlreicher sein. Dafür sind die Taschen in den Seitentüren riesig.

Reichlich Raum

Auch für großes Gepäck ist viel Platz. Der normale Kofferraum schluckt bereits 500 Liter. Der Kofferraumboden lässt sich zudem hochklappen und bietet zusätzlichen Stauraum. Serienmäßig gibt es Verzurrösen und Taschenhaken im Kofferraum. Klassisch-einfach lässt sich die Rückbank geteilt umlegen und  das dachhohe Ladevolumen auf über 1,5 Kubikmeter erweitern. Hier passt viel hinten rein. Eine 2,20-Meter-Partygarnitur lässt sich sogar diagonal ins erweiterte Gepäckabteil einladen. Noch längere Gegenstände passen rein, wenn man die umklappbare Beifahrersitzlehne für 160 Euro bestellt.

Vernunft-Diesel

Der Einstiegsdiesel 1.9 TDI mit 105 PS ist zwar keine souveräne aber doch völlig ausreichende Motorisierung. Der 100-km/h-Sprint dauert gut zwölf Sekunden. Top-Speed gibt VW mit 187 km/h an, was auf dem Tacho schon mal nach 200 aussehen kann. Beladen mit vier Personen und Gepäck fehlt dem Wagen dann doch etwas Durchzugskraft. Akustisch hält sich der Selbstzünder weitgehend zurück, kann sein Dieselnaturell aber nicht verbergen. Das knackig-präzise Fünfgang-Schaltgetriebe könnte noch einen sechsten Gang vertragen, was auch beim Spritsparen helfen würde.

Angesichts der über 1,4 Tonnen Gewicht geht der Diesel aber durchaus zurückhaltend mit dem Sprit um. Laut VW soll sich der Variant mit 5,2 Litern begnügen. Auf unserer Verbrauchsrunde haben wir einen Wert von glatt sechs Litern ermittelt. Über die insgesamt 3.000 Testkilometer pendelte sich der Spritkonsum auf 6,8 Liter ein. Allerdings waren hier viele verbrauchsintensive Vollgas-Autobahnetappen dabei.

Ausgezeichneter Langstreckler

Auf der Autobahn fühlt man sich im Golf Variant überaus wohl. Entspannt lassen sich hier viele Kilometer abspulen. Eine Tankfüllung reicht für 700 bis 900 Kilometer. Der saubere Geradeauslauf, die präzise Lenkung, der gute Federungskomfort, das angenehm niedrige Geräuschniveau die hierfür verantwortlichen Zutaten. Wer möchte, kann den Wagen auch mit viel Tempo durch Kurven scheuchen. Dem flotten Kurvenstrich gar nicht mal abgeneigt, wankt der VW allerdings spürbar zur Seite und schiebt gutmütig über die Vorderräder zum Kurvenrand. Das serienmäßige ESP hält den Wagen nötigenfalls in der Spur.

Teurer als die Konkurrenz

Mit 80-PS-Benziner gibt es den Lade-Golf ab rund 18.000 Euro, die von uns getestete Dieselvariante mit Rußpartikelfilter kostet etwa vier Mille mehr. In der Basisausstattung kommt der Golf Variant relativ nackig daher. Zu den wenigen nennenswerten Extras gehören eine Dachreling, sechs Airbags sowie elektrische Fensterheber und beheizbare Außenspiegel. Preislich liegt der Wolfsburger im Vergleich zu den deutschen Mitbewerbern auf hohem Niveau. Ein vergleichbarer Opel Astra Caravan kostet knapp über 21.000 Euro, hat dann allerdings bereits eine Klimaanlage. Ein Ford Focus Turnier mit 109-PS-Diesel ist in der Basis für 18.250 Euro zu haben und damit wesentlich günstiger als der Golf.

Fazit

Der Golf Variant ist ein besonders gutes Alltagsauto, das in mehrfacher Hinsicht gehobenen Ansprüchen gerecht wird. Angesichts des Gebotenen scheint der Preis angemessen. Zumal sein Wiederverkaufswert gut ist. Neben dem üppigen Platzangebot gehören das riesige Glas-Schiebedach zu den herausragenden Stärken dieser ansonst sachlich-funktionalen und soliden Familienkiste. Kleiner Tipp noch: Wer sich den Variant kaufen will, sollte die Ausstattung Sportline wählen, sie bietet das sinnvollste Gesamtpaket.

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