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Erster Test VW Tiguan (2024): Das kann die letzte Generation

Mit dem Kompakt-SUV Tiguan hat VW einen Besteller im Angebot. Die dritte Generation bekommt frische Motoren, eine höherwertigere Ausstattung und ein neues Bedienkonzept. Was die letzte Generation auf dem Kasten hat, zeigt ein erster Test.

Der neue Volkswagen Tiguan auf einen Blick:

  • Wahrscheinlich letzte Verbrenner-Generation
  • Neues Infotainment-System mit KI-Integration
  • Weitreichendes HD-Matrix-Licht
  • Große Auswahl an Benzinern, Dieseln und Hybriden
  • Grundpreis ab 36.600 Euro

 Das neue Markengesicht am Tiguan wirkt stimmig, optional gibt es erstmals weitreichendes HD-Matrix-Licht. Das neue Markengesicht am Tiguan wirkt stimmig, optional gibt es erstmals weitreichendes HD-Matrix-Licht.

Letzte Verbrenner-Generation noch mal voll überarbeitet

Der Tiguan im Schnelldurchlauf: 7,6 Millionen verkaufter Fahrzeuge, dritte Generation – und (wahrscheinlich) letzte Generation Verbrenner. Volkswagen hat das Kompakt-SUV zum donnernden Abschied noch mal ganz neu entwickelt. Von den Dimensionen her bleibt es nahezu gleich (mit einem auf 652 respektive 1.650 Liter vergrößerten Kofferraum). Aber endlich sieht der neue Tiguan* auch so aus wie der Name klingt. Geradezu progressiv für Wolfsburger Verhältnisse. Und der cw-Wert wurde auch gleich noch auf 0,28 verbessert. Die größten Änderungen finden sich im Cockpit und bei den Motoren. Und bei der technischen Ausstattung. Da durften die Ingenieure ein Regal höher greifen, dort wo man sich normalerweise für den Bau des Touareg bedient. Jetzt gibt es im Tiguan zum Beispiel auch die Zehn-Kammer-Massage-Sitze mit Heizung und Kühlung, oder die HD-Matrix-Scheinwerfer, die mit jeweils 19.200 Multipixel-LEDs die Nacht zum Tage machen.

*Tiguan Modellfamilie, Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,4-0,4 l/100 km; Stromverbrauch kombiniert: 17,2-0 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 163-9 g/km²

Das Gestühl ist komfortabel, stellen wir beim schon beim ersten Ansitzen fest. Bequem, guter Seitenhalt. Vor uns liegt – wenn man es altmodisch formuliert – das Armaturenbrett. Kein Brett war bekanntermaßen die Bedienung bei neueren VW-Modellen (z.B. Golf 8 und ID.3). Unbeleuchtete, berührungsunempfindliche Slider, kein Lautstärkeregler mehr und auch bei der Bedienung der Klimaanlage haperte es mangels Tasten. Das alles ist Vergangenheit, die vielen Kunden-Proteste haben im wahrsten Sinne für Erleuchtung gesorgt. Das Infotainment wurde überarbeitet. Im 13-Zoll großen Display (15 Zoll gegen Aufpreis) gibt es jetzt zwei Leisten, die man immer im Blickfeld hat. Oben kann man die Kacheln selbst belegen, unten stellt der Fahrer die Raum-Temperatur ein oder die Sitzheizung. Auch im Menü findet man sich gut zurecht, die Reaktionszeiten des Tabletts sind sehr gut.

 Im Innenraum lässt sich Volkswagen nicht lumpen. Hier trifft ordentliche Verarbeitung auf ein verbessertes Infotainment-System mit KI-Integration. Im Innenraum lässt sich Volkswagen nicht lumpen. Hier trifft ordentliche Verarbeitung auf ein verbessertes Infotainment-System mit KI-Integration.

Schön schräg: Ambiente-Licht mit Barbie-Modus

Neu ist der so genannte Fahrerlebnisschalter in der Mittelkonsole. Mit dem beleuchteten Drehknopf regelt man die Lautstärke, stellt die Fahrmodi ein – und dann gibt es ja noch die „Atmospheres“. Vorkonfigurierte Einstellungen von Ambiente-Licht und Soundsystem sollen bei den Passagieren für unterschiedliche Stimmungen sorgen. „Lounge“ mit gedämpfter Musik für den Nachhauseweg nach einem stressigen Tag im Büro etwa, oder „Energetic“, wer noch einen kleinen Kick braucht. Wirklich schräg war die „Atmosphere“ mit viel Pink und Lila – der Kollege hat ihn Barbie-Mode getauft. Wie passend.

Bleiben wir beim Infotainment: Erstmals hat der VW Tiguan nicht nur die Sprachassistentin Ida an Bord, sie funktioniert jetzt sogar mit künstlicher Intelligenz von ChatGPT. Kunden, die schon darauf brennen, müssen allerdings noch warten. Vor Ende Juni wird es nichts mit der Einführung. Wir durften allerdings schon mal testen. „Ida – wer ist Thomas Schäfer.“ Antwort: „Thomas Schäfer ist ein hessischer CDU-Politiker, der am 28. März 2020 verstorben ist.“ Den obersten Volkswagen-Chef und CEO Thomas Schäfer hat die KI verschwiegen. Kein Wunder, das Wissen von ChatGPT geht bislang ja auch nur bis Januar 2022 zurück. Ansonsten funktioniert die Sprach-KI ganz ordentlich, für lange Fahrten könnte sie ganz unterhaltsam sein.

 In Sachen Fahrwerk hat der neue Tiguan spürbar zugelegt, wenngleich er für unser Dafürhalten etwas zu hart abgestimmt ist. Bei den Motoren gibt es bewährte Kost in Form von Dieseln, Benzinern und Hybriden. In Sachen Fahrwerk hat der neue Tiguan spürbar zugelegt, wenngleich er für unser Dafürhalten etwas zu hart abgestimmt ist. Bei den Motoren gibt es bewährte Kost in Form von Dieseln, Benzinern und Hybriden.

Motoren-Test: Mild-Hybrid contra 2,0-Liter-Diesel

Aus dem überarbeiteten Motoren-Programm haben wir uns zwei Modelle herausgepickt. Zum einen den Mild-Hybrid 1,5 eTSI mit 150 PS und im Vergleich dazu den 2,0 Liter Turbodiesel mit 193 PS. Neue gegen alte Schule sozusagen. Beim Hybriden stecken die VW-Ingenieure einen 1,5 Liter großen Benziner mit einem elektrischen Startergenerator zusammen. Er steuert noch mal 14 kW/19 PS Leistung und 56 Nm Drehmoment bei. Das Zusammenspiel der beiden sollte eigentlich reibungslos funktionieren. Wir haben das streckenweise vermisst. Beim Tritt auf das Gaspedal zum Beispiel genehmigt sich der Motor erst einmal eine Zwangspause, dann erst stürmt er lautstark los.

Hier könnte die E-Maschine eigentlich für einen sanften, aber zugkräftigen Übergang sorgen und die Gedenksekunde elegant ausgleichen. Auch in einer anderen Situation erweist sich der Antrieb als unharmonisch. Wenn man vom Gas geht, bleibt der Motor noch länger im hohen Drehzahlbereich, bis er sich wieder beruhigt. Und der schnellste ist er auch nicht: 10,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

 Der Kofferraum des Tiguan fasst 652 bis 1.650 Liter, die Anhängelast beträgt beim frontgetriebenen Basismodell 1.800 Kilogramm, das Top-Modell mit Allrad und Diesel zieht bis zu 2,5 Tonnen. Der Kofferraum des Tiguan fasst 652 bis 1.650 Liter, die Anhängelast beträgt beim frontgetriebenen Basismodell 1.800 Kilogramm, das Top-Modell mit Allrad und Diesel zieht bis zu 2,5 Tonnen.

Tiguan Plug-in Hybrid will über 100 km Reichweite schaffen

Ganz anders der 2,0-Liter-Allrad-Diesel 2,0 TDI SCR 4Motion. Der geht schon als wahre Wuchtbrumme durch, die mit ihren knapp 200 PS und 400 Nm ganz schön anschiebt. Dieselfahren macht halt immer noch ziemlich Spaß, und das Brummen des Selbstzünders ist uns allemal lieber als der hektische und auf Effizienz getrimmte Benziner. Beim Verbrauch hat uns der eTSI zusätzlich enttäuscht: 7,1 Liter auf 100 Kilometr ist nicht gerade wenig.

Da dürfte der ganz neue Tiguan eHybrid besser abschneiden. Er kombiniert den 150 PS-Benziner mit einer 115-PS-E-Maschine – und hat eine 19,7 kWh große Batterie. Damit soll der Tiguan PHEV wieder Maßstäbe setzen und 100 Kilometer rein elektrisch unterwegs sein können. Geladen wird auch an der DC-Schnellladesäule mit maximal 50 kW. Das sollte für eine Zeit von 23 Minuten sorgen, bis der Akku von 10 auf 80 Prozent geladen ist. Test konnte wir den neuen Plug-in Hybrid im Tiguan allerdings noch nicht.

 Autor Rudolf Bögel: "Gelungenes Design, schnelles Infotainment, leichte Bedienung – das alles sind Zutaten, die uns beim neuen Tiguan schmecken." Autor Rudolf Bögel: "Gelungenes Design, schnelles Infotainment, leichte Bedienung – das alles sind Zutaten, die uns beim neuen Tiguan schmecken."

Dezent und zurückhaltend: So muss ein Spurhalteassistent sein

Beim Fahrwerk macht der neue Tiguan derweil einen großen Sprung. Er bekommt das neue adaptive DCC Pro Dämpfersystem, die jeweils mit zwei Ventilen ausgestattet sind. So können Zug und Druckstufe separat an allen vier Rädern angesteuert werden, das System reagiert dadurch schneller und feiner. Das merkt man beim Fahren tatsächlich. Für unseren Geschmack ist die Federung allerdings insgesamt zu hart geraten, man spürt Querrillen und Unebenheiten zu deutlich. Auch kann das DCC Pro nicht ganz verleugnen, dass es sich beim Tiguan um ein hochbeiniges SUV handelt. Das gleiche System wird auch beim neuen Passat zum Einsatz kommen - wir sind schon gespannt, wie es sich hier schlagen wird.

Mehr Ruhe und eine bessere Abstimmung hätten wir uns auch beim Travel Assist erwartet. Beim Losfahren im Stopp-and-Go-Verkehr gibt der Assistent zu viel Gas, um dann unsanft und abrupt abzubremsen, wenn der Vordermann stehen bleibt. Lobenswert ist der Spurhalteassistent: Er bleibt dezent im Hintergrund und greift bei Bedarf nur ganz fein ein. So muss das sein.

 Beqeueme Sitze, weitreichend verstell- und klimatisierbar. Der Tiguan bringt Oberklasse-Feeling in die Mittelklasse. Beqeueme Sitze, weitreichend verstell- und klimatisierbar. Der Tiguan bringt Oberklasse-Feeling in die Mittelklasse.

Preise und Ausstattung – dieser VW Tiguan ist unser Favorit

Schauen wir auf die Preise: Bei 36.600 Euro geht es los. Anfang 2020 waren es noch knapp 31.000 Euro. Die Grundausstattung der dritten Generation fällt aber deutlich umfangreicher aus. Mit dabei ist beim 1,5 eTSI mit 130 PS zum Beispiel das voll digitale Cockpit und das 12,9 Zoll (32 cm) große Infotainment-Display sowie die Rückfahrkamera. Wer 3.000 Euro mehr investiert, bleibt immer noch unter der 40.000 Euro-Grenze und bekommt mit der Ausstattungslinie „Life“ jedoch schon den Parkassistenten „Plus“, die automatische Distanzregelung ACC, den Fernlichtassistenten sowie die drahtlose Verbindungsmöglichkeit für das Smartphone. Mehr zum Thema findet ihr auch hier in der Tiguan III Kaufberatung.

Unsere Meinung: Mehr Tiguan braucht es nicht. Wenn der Geldbeutel locker sitzt, dann kann man seinen VW auch auf 55.200 Euro und mehr hochreizen, dann gibt es die R-Line mit dem großen Diesel (193 PS). Und weil wir grad Spaß an der Freud' hatten, drehten wir den Konfigurator voll auf und orderten alles, was der Computer hergab. Inklusive Anhängervorrichtung und Standheizung kostet so ein Tiguan dann 71.712 Euro. Aber wer macht denn schon so was?

 Preislich ist der neue Tiguan durchaus ein fairer Deal, wer es übertreiben will, kann aber auch mehr als 70.000 Euro für das SUV ausgeben. Preislich ist der neue Tiguan durchaus ein fairer Deal, wer es übertreiben will, kann aber auch mehr als 70.000 Euro für das SUV ausgeben.

Erstes Fazit

Gelungenes Design, schnelles Infotainment, leichte Bedienung – das alles sind Zutaten, die uns beim neuen Tiguan schmecken. Wer den Mild-Hybrid nicht mag, der kann ja auf das bewährte Diesel- und Benziner-Programm von Volkswagen zurückgreifen und hat damit garantiert Spaß. Mit einem Startpreis von 36.600 Euro und einer guten Grundausstattung bleibt das SUV sogar einigermaßen erschwinglich. Gut möglich, dass auch der letzte Verbrenner weiterhin ein Dauerbrenner bleibt. (Text: Rudolf Bögel | Bilder: Hersteller)

Technische Daten - VW Tiguan 1.5 eTSI

  • Modell: VW Tiguan 1.5 eTSI
  • Motor: Vierzylinder-MHEV-Benziner, 1.498 ccm
  • Leistung: 96 kW/130 PS bei 1.500
  • Drehmoment: 220 Nm bei 1.500 U/min
  • Antrieb: Front, 7-Gang-DSG
  • Verbrauch kombiniert: 6,4-6,1 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 145-139 g/km²
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 10,6 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 198 km/h
  • Länge/Breite/Höhe: 4,54 m/1,84 m/1,66 m
  • Leergewicht: ca. 1.600 kg
  • Grundpreis VW Tiguan: ab 36.600 Euro

*Herstellerangaben

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