Lesen Sie jetzt die Exklusiv-Ausfahrt im Seikel Tiguan 2.0 TDI.
Fragen Sie sich schon was ein Föjäwa ist? Ganz einfach: Es ist ein Förster-Jäger-Wagen. Das ist nämlich neben Architekten und Energieversorgern die Klientel, die Offroad-Spezialist Peter Seikel mit seiner Interpretation des Tiguan abholen möchte.
Vordenker
Abholen ist ein gutes Stichwort. Bei unserer Exklusiv-Ausfahrt im beschaulichen Altenmittlau, rund 40 Kilometer vor den Toren Mainhattens, holten wir den präparierten Tiguan direkt bei Seikel (www.seikel.de (target=undefined)) ab. Peter Seikel, seines Zeichens Rennfahrer, Ideenbringer und Vordenker erwartete uns schon. Rund 40 Jahre fuhr der Fast-Sechsziger Autorennen. Zwei Rennteams sprinteten bis letztes Jahr unter seinem Namen über die Rennstrecken Europas und der USA. 2007 verkaufte er den Zirkus. Weil er jetzt mehr Zeit für seine zweite Leidenschaft bräuchte: Den Umbau von Volkswagen-Modellen in Echt-Offroader, was er auch seit den frühen 1970er Jahren macht.
Hardcore-Offroad
Wir wollen die neusete Entwicklung von Seikel und seiner Zehn-Mann-Truppe genauer unter die Lupe nehmen. Uns wird erklärt, welche Kniffe und Tricks beim Tiguan Track & Field nötig sind, um ihn vom Offroad-Affinen-Onroader zum Onroad-Kompatiblen-Offroader zu transformieren.
Zuerst einmal muss eine Höherlegung her. Serienmäßig befindet sich zwischen Tiguan und Erdboden rund 20 Zentimeter Platz. Das ist zwar ganz ordentlich und eine Mercedes-G-Klasse hat ab Werk auch nur einen Zentimeter mehr zu bieten. Um jedoch das Geländeniveau des Tiguan zu heben, verpasste man ihm spezielle, nach Seikel-Lastenheft vorgegebene, Stoßdämpfer und Federn rundum. Zudem wurden die Federteller höher gesetzt (Schneeketten-Betrieb möglich) und die veränderte Kinematik an die Bedürfnisse von Straße und Gelände angepasst.
Freiheit
All diese Maßnahmen bringen 25 Millimeter mehr vertikale Bewegungsfreiheit und hört sich nach weniger an, als es ist. Wer dem Ganzen das Sahnehäubchen aufsetzen möchte, packt die von Seikel für Föjäs empfohlenen Michelin LTX-Reifen in der Dimension 225/70R16 drauf. Die mit M+S-Kennung versehenen Grob-Greifer sehen am Tiguan auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig aus. Auf den zweiten Blick passen die Ballon-Pneus ins Gesamtbild, heben den tiguan um weitere 25 Millimeter an und wandeln ihn optisch in einen authentischen Geländewagen.
Doch bei aller Offroad-Manie heißt es erst: Straßentauglichkeit des Hochbeiners testen. Denn auch Förster und Jäger müssen meist über Asphalt in ihr Revier. Daher sind für Seikel die Onroad-Eigenschaften gleichbedeutend mit der Offroad-Kompetenz. Er möchte einen gelungenen Kompromiss zwischen den Welten finden. Dabei helfen 40 Jahre Rennsporterfahrung, das Optimum herauszukitzeln.
Beeindruckend hoch
Der Tiguan ist mit dem 140 PS starken Zweiliter-Common-Rail-TDI ausgestattet. Der drehmomentstarke Selbstzünder nagelt TDI-typisch beim Kaltstart los. Idealerweise ist das Testexemplar mit der Sechsstufen-Wandlerautomatik ausgestattet, sie entspannt das Autofahren nicht nur auf befestigten Wegen.
Die Übersicht vom Fahrerplatz ist beeindruckend. Vor allem, wenn vorneweg ein Normalfahrzeug fährt, merkt man, dass viel Höhe im Spiel ist. Das Fahrveralten selbst unterscheidet sich nur geringfügig vom Serienbruder. Wenn man sich im legalen Geschwindigkeitsbereich aufhält zirkelt auch der Seikel-Tiguan mit geringer Seitenneigung behände um die Kurven. Grund: Die Seikel-Dämpfer sind straffer abgestimmt als die Serien-Derivate. Kleine Wellen und Dellen in der Fahrbahn werden spürbar durchgereicht, grobe Schäden bestens rausgefiltert, üble Schläge locker gemeistert. Geringe Aufbaubewegungen und eine trotz der Bereifung exakte Lenkansprache bringen Fahrspaß. Eine solche Onroad-Performance stünde vielen Softroadern gut.
Spezialreifen
Die Michelin LTX rollen trotz des geschärften Hochprofils sehr sanft ab. Wer es richtig fliegen lässt, wird merken, dass der Asphaltgrip verständlicherweise nicht so grandios ist. Deutlich früher schiebt der hessische Wolfsburger über die Vorderachse und bremst sich so selbst wieder ein. Ausweichmanöver oder abrupte Gaswegnahme in Kurven beeindrucken jedoch weder Fahrwerk noch Reifen und somit auch nicht den Fahrer. Das Gefühl einer wegknickenden Reifenflanke, bei solch einer Reifendimension nichts ungewöhnliches, hat man nicht.
Ab in die Walachei
Genug der asphaltierten Meter. In weiser Voraussicht arrangierte Peter Seikel im nahe gelegenen Steinbruch ein exzellentes Testambiente. Auf losem Untergrund kann man dort das perfekte Spiel zwischen 4Motion-Haldex-Allrad, Offroad-Fahrwerk und Michelin-LTX-Reifen mit Serien-Luftdruck testen.
Zuerst ist eine Bergpassage zu bewältigen. Ohne Probleme zieht sich der Tiguan den steilen Hang hinauf. Bergab kommt dann die viel gelobte Offroad-Taste (Serie im Track & Field) zum Einsatz: Wie von Geisterhand eingebremst „rutscht“ der Tiguan an der Haftgrenze und gut steuerbar die Steigung hinab. Der Wagen folgt dank griffiger Michelin-Pneus den Lenkradbewegungen. Erst in wirklich matschigen Regionen setzt sich das Reifenprofil zu. Hier haben echte AT-Reifen Vorteile.
Nächste Sektion ist die Böschung mit anschließender Auffahrt auf das Plateau. Jetzt wird deutlich, was 25 Zentimeter Bodenfreiheit bewirken. Der Tiguan Track & Field hat serienmäßig einen Rampenwinkel von 28 Grad an der Front. Durch den Umbau ist mehr möglich. Zur Freude des vorderen Unterfahrschutzes, der damit erst später Feindkontakt und damit unwiderrufliche Kratzer erhält. Bei der Verschränkungspassage bleiben die vier Räder lange am Boden und können so besten Vortrieb generieren. Hängt doch mal ein Rad (oder zwei) in der Luft, bremst das ESP dieses ab.
Zum Waschen geht’s ab in den Bach. Wasserdurchfahrten sind bei echten Waldmenschen an der Tagesordnung. Rund 35 Zentimeter Wattiefe schafft der Seikel-Tiguan locker, genug für viele mitteleuropäische Bächlein.
Es geht erstaunlich weit
Der Tiguan kommt im Gelände erstaunlich weit. Weiter wohl, als die Meisten ihm und sich selbst zutrauen würden oder das Gesetz in Deutschland zulässt. Für Freunde der wilden Gangart bietet Seikel ab Herbst 2008 einen komplett aus Edelstahl gefertigten Unterfahrschutz an.
Die Höherlegung mittels spezieller Federn und Dämpfern, Einbau und Vermessen kostet rund 2.100 Euro. Hinzu kommt auf Wunsch der Radsatz, der den Seikel Tiguan erst vollkommen macht. Ab Juni 2008 ist das Kit (natürlich Tüv-konform) erhältlich.
Fazit
Dieser Tiguan ist ein Spezialfall. Die meisten Kunden erfreuen sich an der hohen Sitzposition, der guten Rundumsicht, dem erstklassigen Allradantrieb und dem allgemeinen Nutzwert, fertig.
Wer aber mit dem Tiguan ins Gelände will oder muss, kommt um den gelungenen Offroad-Umbau kaum herum. Es sind Maßnahmen, die für konsequentes Offroaden selbstverständlich sind. Die Umsetzung der Seikel-Crew ist fantastisch. Aus einem Softroader wird ein echter Offroader mit Onroad-Ambitionen.