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Test: VW Tiguan 2.0 TDI 2WD – Gummi-Fresser

SUVs eint eine Untugend: Hoher Aufbau, viele Kilos und Allradantrieb sorgen für unzeitgemäße Trinksitten. Deshalb trimmen die Autohersteller ihre Saufkumpanen mit modernen Dieselmotoren und reinem Frontantrieb auf weniger Durst.

So bietet auch VW vom Tiguan neuerdings eine solche Effizienz-Variante an, die sich unserem Testprozedere unterziehen musste.
Hinsichtlich Größe und Ausstrahlung gehört der Tiguan zu den dezenteren SUVs. Obwohl kein Titan, kann er sich mit fast 1,70 Meter Höhe dennoch vom Einerlei absetzen und lässt sich auf Supermarktparkplätzen meist leicht ausmachen. Beim Design kann man dem Tiguan eigentlich nichts vorwerfen, Herzrasen vermag er allerdings nicht provozieren. Der Offroader hat eine VW-typische Aura, die unauffällig-elegant und massenkompatibel ist. Schicke Alus, getönte Scheiben, Xenon-Licht und sein Chrom-Kühlergrill verleihen ihm etwas Edel-Optik und sollen signalisieren, dass sein Besitzer es wohl zu was gebracht haben könnte.

Auch innen kann der Tiguan mit gehobenem Komfort und Schick verwöhnen. Unser Testexemplar verfügt selbstverständlich über Supernavi, elektrische Sitzverstellung und Klimaautomatik. Neben dem bequemen und großzügigen Einstieg überzeugen auch die guten Platzverhältnisse sowie komfortable Sitze vorne. Fast schwülstig wirken allerdings die rotbrauen Lederbezüge im ansonsten eher sachlich gestalteten Innenraum, der mit Übersichtlichkeit, tadellosen Materialien und sauberer Verarbeitung glänzt.

Einer der Letzten im alten VW-Look

Zugegeben: Im Vergleich zu jüngeren VW-Modellen sieht der Tiguan innen fast schon etwas alt aus – stammt sein Armaturenbrett doch vom Golf Plus. Erst mit dem Facelift zum Modelljahr 2011 wird die Klima eine neue Bedieneinheit erhalten, werden die Rundinstrumente in Weiß statt Blau leuchten und dürften ein neues Lenkrad sowie LED-Tagfahrlichter moderneren Schick versprühen. Wer sich allerdings in der VW-Welt nicht auskennt, wird den aktuellen Tiguan als absolut zeitgemäß empfinden. Besondere Vorteile dürften die Änderungen für das nächste Jahr ohnehin nicht bringen.

Wünschenswert wäre es allerdings, wenn man künftig die Rückbanklehne vom Kofferraum aus umklappen könnte. Statt dessen muss man hierzu etwas umständlich Textilschlaufen zwischen Lehne und Sitzfläche ziehen. In normaler Rückbankstellung können hinten auf der um 16 Zentimeter in Längsrichtung geteilt verschiebbaren Rückbank selbst groß gewachsene Passagiere bequem mitreisen. Bei umgeklappter Rückbanklehne wächst der 500-Liter-Kofferraum auf immerhin 1.500 Liter.

Wilde Drehmomente

Im Vergleich dazu nehmen sich die zwei Liter Hubraum des Dieselmotors bescheiden aus, doch wird in den vier Zylindern dank Common-Rail-Einspritzung und Turbolader ein mächtiges Feuer entfacht. Die immerhin 140 PS und 320 Newtonmeter fallen bei entsprechendem Gasbefehl heftig über die Vorderräder her, die ihrerseits angesichts des üppigen Drehmoments selbst bei trockener Fahrbahn mit deutlichen Traktionsproblemen zu kämpfen haben. Dank dieser bisweilen heftigen Attacken auf die Antriebsachse zeigten die Vorderreifen deutlich sichtbare Abriebspuren. Gut möglich, das der Reifenverschleiß hier ein etwas hohes Niveau erreicht. Auch nicht ganz fein: Obwohl ein VW-Diesel der neuesten Generation, könnte er durchaus etwas mehr Laufruhe bieten.

Angesichts von 1,6 Tonnen sind dafür die Fahrleistungen absolut angemessen: Gut zehn Sekunden dauert der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100, die Spitze liegt bei 190 km/h an. Damit sind die Fahrleistungen des 2WD übrigens leicht besser als beim gut 100 Kilo schwereren, vergleichbar motorisierten Tiguan mit Allradantrieb. Gleichzeitig verbraucht der 2WD gut einen Liter weniger Treibstoff auf 100 Kilometer. VW gibt den idealen Wert mit knapp über fünf Liter an, bei rund sieben Litern pendelt sich nach unseren Erfahrungen der Verbrauch im Alltagseinsatz ein. Für ein Fahrzeug dieser Klasse ein akzeptabler, wohl aber kein herausragend niedriger Wert.

Fahrwerk der Spitzenklasse

Bessere Fahrleistungen bei weniger Verbrauch sind die klaren Vorteile gegenüber dem Allradantrieb. Das 4WD-System von Haldex sollten sich nur diejenigen bestellen, die auch wirklich auf den Traktionsvorteil eines Allradsystems angewiesen sind. Der Tiguan ist selbst als Allradler kein beinharter Offroader und für die flotte Fahrt auf holprigen Feldwegen reicht der Fronttriebler allemal. Bessere Traktion, mehr Anhängelast und ein sichereres Vorankommen bei widrigen Straßenverhältnissen sind dennoch die stichhaltigen Argumente für eine Allradversion.

SUV-Besitzer bewegen sich hierzulande allerdings nur selten im Gelände und sind mit den mehr oder weniger hohen Offroad-Qualitäten technisch zumeist unsinnig hochgerüstet. Gut, dass der Tiguan 2WD für den normalen Straßeneinsatz ein Fahrwerk der Spitzenklasse bietet. Besonderes Lob verdient die überaus komfortable Abstimmung des adaptiven DCC-Fahrwerks (gut 1.000 Euro Aufpreis). Per Knopfdruck verhärtet der Unterbau im Sportmodus spürbar. Vor allem beim schnellen Gleiten auf der Autobahn sorgt das für etwas mehr Ruhe und Präzision. Doch selbst in der Komfort-Stellung fährt sich der Wagen in allen Lebenslagen unproblematisch gut. Wer einen Sportwagen will, sollte sich ohnehin in anderen Segmenten umschauen. Doch lässt sich der hochbauende Tiguan durchaus flink und handlich ums Eck jagen, ist seine Wankneigung selbst bei flotter Kurvenfahrt von gemäßigter Natur.

Schnäppchen gibt’s anderswo

Bei den Anschaffungskosten liegt der Tiguan 2.0 TDI 2WD rund 1.500 Euro unter der vergleichbaren 4WD-Version. Mit knapp über 28.000 Euro ist allerdings der neue Basis-Tiguan mit Diesel weiterhin kein Preisbrecher. Die meisten Mitbewerber bieten ihre Kompakt-SUVs für einige tausend Euro weniger an. Honda CR-V oder Suzuki Gran Vitara liegen preislich sogar mit Allradantrieb noch unterhalb des 2WD-Tiguan.

Wer beim VW-SUV zudem noch viele Extras ordert, kann den Preis seines Luxus-Offroaders auf gut 40.000 Euro hochschrauben. Den vergleichsweise hohen Kaufpreis dürfte allerdings ein hoher Wiederverkaufswert wieder wett machen.

Technische Daten
Marke und Modell VW Tiguan 2.0 TDI 2WD
Ausstattungsvariante Trend & Fun
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.427/ 1.809 / 1.683
Radstand (mm) 2.604
Wendekreis (m) 11,8
Leergewicht (kg) 1.564
Kofferraum (Liter) 470 - 1.510
Bereifung Testwagen 215/65 R 16
Motor
Hubraum (ccm) / Zylinder (Zahl, Bauart) 1.968 / 4, Reihe
Leistung kW (PS) 103 (140)
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 320 / 1.750
Antriebsart Frontantrieb
Getriebeart manuelles 6-Gang-Getriebe
Verbrauch
Krafstoffart Diesel
Kombiniert laut Werk (l/100km) 5,3
CO2-Emissionen (g/km) 139
AS24-Verbrauch (l/100km) 7,1
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 10,2
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k.A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k.A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 190
Preise
ab (Euro) 28.175
Empfohlene Extras Adaptives Fahrwerk DCC für 1.045 Euro.
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Fazit

Keine Frage: Ein SUV bietet im normalen Alltag gegenüber einem Kombi keinen wirklichen Vorteil. Die hohe Sitzposition erkauft man sich mit Mehrverbrauch und schlechteren Fahreigenschaften. Wer dennoch unbedingt im SUV durch Stadt und über die Autobahn fegen will, sollte lieber zum 2WD greifen. Wohl nur selten wird man Traktionsvorteil eines Allradantriebs wirklich brauchen. Bessere Fahrleistungen, weniger Verbrauch und ein geringerer Kaufpreis sind die klaren Vorteile der technisch abgespeckten Frontantriebs-Version. Selbst dann mutiert der etwas teure Tiguan nicht zum Extremsparer. Dafür bekommt man ein ansonsten rundum gelungenes Auto, das viel Freude bereiten dürfte. Allein die oft um Haftung kämpfenden Antriebsräder Räder nerven bisweilen.

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