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Gebrauchtwagen-Kaufberater: VW Touran – Der Kinderwagen

Lange mussten VW-Fans auf einen kompakten Van warten. Erst 2003 debütierte der Touran und schloss die Lücke zwischen dem Sharan und dem VW Bus (T5). Die Franzosen - allen voran Renault - waren zu diesem Zeitpunkt schon seit rund sieben Jahre mit Minivans auf dem Markt vertreten.

Dafür, dass VW diesen Trend verschlafen hatte, gelang der Aufschlag mit dem Touran jedoch erstaunlich souverän – wie mit allen anderen VW-Spätstart-Modellen auch (Eos, Tiguan).
So avancierte der Kinderwagen aus Wolfsburg auf Anhieb zum Kassenschlager. Nicht ohne Grund: Ist der Wolfsburger doch sehr geräumig, variabel und erstaunlich fahraktiv. Groß ist auch die Motorenauswahl, vor allem auf dem Gebrauchtwagen-Markt.

Motor und Antrieb

Sechs Aggregate standen beim Debüt 2003 zur Wahl: drei Benziner und drei Diesel. Der Basis-Vierzylinder mit 1,6 Liter Hubraum leistet 102 PS. Klingt viel, ist es aber nicht. Der Saugrohr-Einspritzer hat mit der großen Stirnfläche und den 1,5 Tonnen Leergewicht zu kämpfen. Schlapp nimmt er Gas an, Überholmanöver müssen gut geplant werden. Für den Standardsprint auf 100 km/h braucht er 12,9 Sekunden. Und der Spritkonsum ist mit 7,9 Litern Superbenzin auch nicht wirklich überzeugend. Zudem ist das Fünf-Gang-Getriebe im letzten Gang zu kurz übersetzt.

  • Gutes und Schlechtes

  • Geschichtliches

                 + Funktional, gut bedienbar
    
  • Großer, variabler Innenraum
  • Sieben nahezu vollwertige Sitze (letzte Reihe Aufpreis)
  • Motoren mit Aufladung (Turbo und/oder Kompressor) stark und sparsam
  • Direkte Lenkung, agiles Fahrverhalten, dennoch guter Federungskomfort
  • Verarbeitungsmängel

  • Kratzempfindliche Materialien im Kofferraum

  • Schlappe Benziner (Saugmotoren)

  • Dieselmotoren laut und rau

  • CD-Navis langsam und teuer, keine MP3-Abspielmöglichkeit bei der ersten Serie

  • Gurte hinten klappern. Tipp: Auch bei nichtgebrauch in die Schlösser einrasten

                09/03   Markteinführung
    

04/04   2.0 TDI mit 140 statt 136 PS 11/04   Neuer 1.9 TDI mit 90 PS 02/05   2.0 FSI mit DSG-Getriebe kombinierbar 11/05   Ruß-Partikelfilter als Option 01/06   Entfall 1.6 FSI (Schalter), 1.4 TSI mit 140 PS kommt 02/06   Einführung 2.0 TDI mit 170 PS 06/06   Erdgasmodell EcoFuel mit 2.0 Liter und 109 PS 09/06   Entfall 2.0 FSI 12/06   Facelift, neue Front, leicht geändertes Heck 01/07   1.4 TSI 170 PS 05/07   Cross Touran 06/09   TSI EcoFuel

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Kaum besser macht das der 1.6 FSI mit Benzin-Direkteinspritzung. Der 115 PS starke Vierzylinder kommt ebenso wenig aus den Puschen wie sein schwächerer Bruder. Die Charakteristik ist ähnlich. Zwar läuft er mit 186 um sieben km/h schneller als der Kleine, müht sich aber beim Beschleunigen mit 11,9 Sekunden ebenso angestrengt ab. Zudem wird der FSI-Benziner bei hohen Drehzahlen laut. Das Sechs-Gang-Getriebe ist sauber zu schalten, aber etwas kurz übersetzt. Folge: Statt der durchschnittlichen 7,4 Liter je 100 Kilometer auf dem Papier, nimmt der FSI in der Praxis rund neun Liter – das ist zu viel.

Der hubraumstarke 2.0 FSI mit 150 PS überzeugt da mehr. So belegen nicht nur die 200 Nm Drehmoment bei 3.500 U/min, dass der Vierventiler ordentlich im Futter steht. Er fährt sich so, wie man es von einem Zwei-Liter erwartet, zieht sauber von unten raus, ist laufruhig und konsumiert dabei nicht einmal mehr Sprit als die beiden 1,6-Liter. Doch das hat auch seinen Preis. VW kassierte für 35 PS damals rund 2.500 Euro, die es auf dem Gebrauchtmarkt in jedem Fall auch zu zahlen gilt.

TSI heißt die Zauberformel

Recht neu sind die TSI-Motoren im Touran-Programm. Ende 2005 hielten die im VW-Van ausschließlich doppelt aufgeladenen Aggregate Einzug und sind die Empfehlung, wenn Diesel aufgrund mangelnder Fahrleistung oder aber wegen des stets präsenten Motorgeräuschs keine Alternativen sind. 140 und 170 PS leisten die Turbo-Kompressor-Motoren und gönnen sich mit dem neuen Sieben-Gang-Direktschaltgetriebe (DSG) nur 6,9 Liter Superbenzin. Die 170-PS-Version gibt es seit Anfang 2007 ausschließlich mit DSG, damals allerdings noch mit sechs Vorwärtsgängen. 212 km/h sind mit diesem Antrieb möglich, in 8,5 Sekunden hastet der 1,6 Tonner aus dem Stand auf Tempo 100.

Vier TDI zur Wahl

Wer viel fährt, oder den Fokus auf Minimalverbrauch setzt, ist mit einem der vier Diesel besser bedient. Aber: Alle Touran-Dieselmodelle setzen bislang noch auf die nagelnde Pumpe-Düse-Technik. Der Basis-Selbstzünder, ein 1,9-Liter-Vierzylinder mit 90 PS, verrichtet seinen Job bodenständig. Fahrer, die primär sparen wollen, werden dennoch zufrieden sein. Nach Norm soll sich der Verbrauch bei 6,0 Litern einpendeln.  Mehr Fahrspaß bei gleichem Verbrauch versprechen die 100- beziehungsweise 105-PS-TDIs. Sie sind mit Sechs- und seit 2007 auch mit Sieben-Gang-DSG erhältlich.

Das beliebteste Modell ist der 2.0 TDI mit 140 PS (bis Februar 2004 mit 136 PS). Hier liegen Kraft (320 Newtonmeter, 200 km/h) und Ausdauer (6,1 Liter Verbrauch) in einem gesunden Verhältnis zueinander. Auf Wunsch gibt es diese Version auch mit DSG, allerdings nur mit sechs Fahrstufen. Daher ist, anders als bei Modellen mit Sieben-Gang-DSG, kein Verbrauchsvorteil im Vergleich zum Handschalter zu erfahren. Top-Diesel ist seit Februar 2006 der 170-PS-Motor (350 Newtonmeter). Ihn gibt es allerdings, wie den 170-PS-TSI, nur in Verbindung mit der teuersten Ausstattungslinie Highline. Bei allen Zwei-Liter-TDIs sollten die Reifen regelmäßig achsweise getauscht werden, denn aufgrund des hohen Drehmoments frisst der Touran Vorderreifen.

Vorsicht: Nur beim 170-PS-TDI mit Piezo-Injektoren gehört der Partikelfilter zum Serienumfang. Bei allen anderen Touran-TDIs kostet der Rußfilter knapp 600 Euro extra. Er macht sich allerdings hin und wieder durch Verstopfungen (2.0 TDI) unangenehm bemerkbar. Erkennen kann man das nur an der Anzeige im Kombiinstrument oder mit einem VAS-Werkstatt-Diagnosegerät. VW ist beim eventuell notwenigen Tausch aber kulant, da das Problem bekannt ist

Erdgasmodell

Als Öko-Alternative könnte auch der Touran EcoFuel Sparfüchse überzeugen. Der seit Mitte 2006 angebotene Erdgas-Motor leistet aus 2,0 Liter Hubraum 109 PS und treibt den Touran damit artgerecht voran. Jedoch wird der Motor beim Ausdrehen laut, untenrum fehlt ihm Drehmoment.

Das änderte sich Mitte 2009, denn seitdem ist der neue TSI-EcoFuel im Einsatz. Hier wird das Erdgas in einen modernen 1.4-TSI-Motor eingespritzt und schöpft dank Turbolader und Kompressor 150 PS. Viel wichtiger ist aber das höhere Drehmoment. Dadurch sinkt der Gasverbrauch von 5,8 Kilogramm beim Saugmotor auf nun nur noch 4,7 Kilogramm beim aufgeladenen. Mit 129 Gramm CO2-Ausstoß ist er der Geringverschmutzer unter den Vans. Aufgrund des lediglich 18 Kilogramm fassenden Gastanks muss allerdings recht häufig eine der deutschlandweit nur rund 800 Erdgastankstellen aufgesucht werden.

Sauberes Fahrwerk

Ein durchweg positiver Aspekt beim Touran ist sein ausgewogenes Fahrverhalten. Obwohl der Van nicht als Sportler konzipiert wurde, lässt er sich recht agil um die Ecken bewegen. Der vom Golf V stammende Unterbau überzeugt vor allem in Kombination mit 16-Zoll-Rädern: Kaum Untersteuern, eine direkte (elektromechanische) Lenkung und eine angenehm straffe Abstimmung fördern den Fahrspaß. Auf das aufpreispflichtige Sport-Fahrwerk sollte indes verzichtet werden. Es bringt kaum Dynamik-Vorteil, jedoch spürbare Komforteinbußen.

Karosserie, Innenraum und Ausstattung

Das Raumangebot des übersichtlichen und handlichen Touran ist bestechend. Auf rund 4,40 Metern finden bis zu sieben Personen Platz. Selbst in der optionalen dritten Reihe - die Sitze lassen sich mit einem Handgriff versenken - können Erwachsene auf kurzen Strecken mitfahren. Das Gepäckraumvolumen variiert zwischen knapp 600 und 2.000 Liter, die Zuladung bei rund 500 Kilogramm. Ab Trendline besitzen alle Modelle einen nach vorne klappbaren Beifahrersitz, wodurch sich die Ladefläche auf rund 2,50 Meter verlängert.

Conceptline, Trendline und Highline nennen sich die drei Ausstattungen, die teilweise an Motoren gebunden sind. Die Bedienung des Cockpits ist bei allen einheitlich simpel. Gute Sitze bieten alle Touran, der Highline (und Modelle mit Leder) besitzen Sportsitze. In der zweiten Reihe sind die vielfach verstellbaren und demontierbaren Sessel bequem und ergonomisch geformt. Die Gurte sind höhenverstellbar. Empfehlenswert ist das Gepäcktrennnetz im Kofferraum. Eine Nachrüstung ist nur mit hohem Aufwand und Kosten möglich. Wenn Kinder an Bord sind, lohnt es sich nach einem Touran mit abgedunkelten hinteren Scheiben zu suchen.

Leider überzeugt die Verarbeitung des Wolfsburgers nicht immer. Schlecht verlegte Auslegware und kratzempfindliche Kunststoffe (vor allem) im Kofferraum nerven, beim Dreispeichen-Multifunktions-Lenkrad löst sich öfters die Beschichtung. Nicht besser: die Elektronik.  Die ersten Handyvorbereitungen taugen nicht viel (schlechter Klang), das große CD-Navigationssystem der ersten Serie neigt mitunter dazu sich aufzuhängen. Abhilfe kam erst mit dem Facelift, als die Mobiltelefon-Vorbereitung auf Bluetooth umgestellt wurde, das Navigationssystem eine Westeuropa-DVD erhielt und die Lenkradtasten neu gestaltet wurden.

Cross Touran, die Empfehlung

Im Frühjahr 2007 kam der Cross Touran hinzu. Seine Optik wurde etwas robuster gestaltet. 17-Zoll-Mischbereifung, Schwellerverbreiterungen aus unlackiertem Kunststoff, ein um 20 Millimeter höher gelegtes Schlechtwege-Fahrwerk und schwarze Prallflächen sind die auffälligsten Merkmale. Innen gibt es spezielle Sitzbezüge und Dekoreinlagen.

Ausstattungsbereinigt ist der Cross Touran günstiger als ein vergleichbar ausgestatteter Touran Trendline und die Kombination aus Schlechtwegefahrwerk und 17-Zoll-Bereifung ist die Beste, die man ab Werk erhalten kann. Trotz hoher Dynamik leidet der Komfort kaum. Zudem kann er dank erhöhter Bodenfreiheit auch unbefestigte Wege problemlos befahren. Kleiner Nachteil des Cross Touran: Der Spritverbrauch ist aufgrund der größeren Stirnfläche und der breiteren Reifen (erhöhter Abrollwiderstand) um rund 0,1 bis 0,2 Liter höher. Nichtsdestotrotz ist er die Empfehlung im Touran-Portfolio.

Fazit

Der VW Touran ist ein tolles Familienauto mit umfassender Sicherheitsausstattung, jedoch mit Macken bei der Verarbeitung. Das Platzangebot und Variabilität sind bestechend. Der Touran fährt sich obendrein agil, ist handlich und als TSI-Benziner oder TDI-Diesel flott und sparsam. Zu empfehlen sind der 140-PS-TSI und der gleichstarke TDI. Der Einstiegsbenziner mit 102 PS tut’s für die Stadt und Landstraße, auf der Autobahn fehlt hingegen Leistung und ein sechster Gang – der Motor wird ab 120 km/h brummig und laut.

Bei den Ausstattungslinien bekommen sind der Trendline und der Cross Touran eine Kaufempfehlung. Jedoch werden die Cross-Modelle mit erheblichem Aufpreis gehandelt. Auf folgende Ausstattungsdetails sollten Sie Wert legen: Klimaanlage oder Climatronic, beides kostet beim Conceptline bis zum heutigen Tag mindestens 1.200 Euro extra. Ebenso wichtig sind die Gepäckraumabdeckung, die acht anstelle der serienmäßig nur vier Lautsprecher des RCD-Radiosystems, das Winterpaket (mit Sitzheizung), die Dachreling und das Gepäcktrennnetz.  Übrigens: Wer die dritte Sitzreihe benötigt, kann diese für rund 1.000 Euro bei jedem VW-Händler nachrüsten lassen.    

Der Markt

Die Auswahl auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist gewaltig. Egal, ob Jahreswagen oder ältere Exemplare, alles ist vertreten. Die Preise beginnen bei rund 5.000 Euro (Stand August 2009). Das Preisniveau für gut erhaltene Exemplare mit wenigen Kilometern ist hoch. Tendenziell sind die neueren Gebrauchtwagen in der Region um Wolfsburg günstiger als in Bayern oder Baden-Württemberg. Manchmal lohnt also eine weitere Anfahrt zum Wunsch-Touran. (ol/mb)

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