Lupo, Fox und up! - die jüngere Geschichte von kleinen, bezahlbaren und vermeintlich zuverlässigen Autos unterhalb des Polo ist im VW-Konzern betont facettenreich. Gilt der Lupo unter Fans der Marke mittlerweile als Kult, konnte sich der mängelbehaftete Fox nie so wirklich behaupten. Auf Basis der sogenannten "New Small Familiy" versuchten die Wolfsburger ab 2011 verlorengegangenes Vertrauen wieder zurückzugewinnen und brachten mit dem VW up!, dem Skoda Citigo und dem Seat Mii gleich drei zum Verwechseln ähnliche Modelle auf den Markt. Alle drei Kleinstwagen sind um 3,54 Meter lang und laufen beziehungsweise liefen gemeinsam im VW-Werk Bratislava vom Band. Citigo und Mii sind mittlerweile eingestellt.
Karosserie und Innenraum
Zunächst als Dreitürer gestartet, schob VW schnell die fünftürige Variante des VW up! (oder auch Up geschrieben) nach, außerdem wurde eine optisch robustere Cross Up Variante mit höhergelegter Karosserie angeboten. Das Platzangebot vorne geht für den knappen Raum zwar noch in Ordnung, größer gewachsene Personen finden im Fond dagegen kaum eine ordentliche Sitzposition. Wer öfters mit Kindern unterwegs ist sollte auf jeden Fall zum Fünftürer greifen, erleichtert dieser doch spürbar den Ein- und Ausstieg in die zweite Sitzreihe.
Das Kofferraumvolumen ist mit 251 Litern zwar überschaubar, klappt man die Rückenlehnen der hinteren Sitze allerdings um, entstehen durchaus geräumige 959 Liter Gepäckraum. Bei einem ehemaligen Basispreis von knapp unter 10.000 Euro im Jahr 2011 war zudem schnell klar, dass der Kleinstwagen mit spitzer Feder gerechnet war. Luxus sucht man im Innenraum vergebens und selbst die Lenkradverstellung funktioniert nur in der Höhe. Im Kofferraum fehlte eine Beleuchtung und wer elektrische Fensterheber orderte konnte als Fahrer zunächst (bis zum Facelift 2016) nicht einmal das Beifahrerfenster betätigen - es fehlte schlicht der entsprechende Taster auf der Fahrerseite.
Trotz der rotstiftlastigen Inneneinrichtung ließ es sich VW allerdings nicht nehmen, eine grundsätzlich solide Ergonomie, gute Sitze sowie eine einfache Bedienung zu liefern. Zahlreiche Ablagen machen den Alltag im Up ebenfalls angenehmer und mit dem Facelift 2016 erhielt der kleinste Volkswagen unter anderem ein neues, optionales Infotainment-System spendiert. Der abnehmbare Bildschirm war nun Geschichte, stattdessen sollten die Fahrer ihr eigenes Smartphone via Bluetooth mit „maps + more“ verbinden.
Motoren und Antrieb
Das Motorenangebot des Up besteht vordergründig aus einem Einliter-Dreizylinder-Benziner in verschiedenen Ausbaustufen. Ab 2012 wurde dann zunächst eine weitere Erdgas- und ab 2013 schließlich eine Elektro-Variante als e-up! nachgeschoben. Der Dreizylinder VW EA 211 startete zunächst als empfehlenswerte und langlebige Saugervariante MPI mit eher beschaulichen 60 und 75 PS und wurden erst fünf Jahre nach Marktstart ab 2016 mit einem Turbolader ausgerüstet. Optional standen dann 90 PS zur Wahl, die erstmals im Up den Beschleunigungswert von 0 auf 100 km/h auf knapp unter 10 Sekunden senkte. Die Höchstgeschwindigkeit der beiden Sauger lag bei 160 bis 170 km/h, der Dreizylinder-Turbo brachte es auf immerhin 185 km/h. Alle waren sie mit Fünfgang-Schaltgetriebe ausgerüstet. Wesentlich wichtiger als die Performance ist in dieser Wagenklasse aber sicherlich die Effizienz.
Mit etwas mehr als 5 Litern auf 100 Kilometer müssen Interessenten der beiden Sauger-Varianten, gebaut zwischen 2011 und 2019 rechnen. Die 90-PS-Turbovariante (Sechsgang-Schaltgetriebe) nimmt sich unter realen Fahrbedingungen derweil gut einen halben Liter mehr. Ein wahrer Exot im Up ist hingegen der 115 PS starke GTI, der seit Anfang 2018 angeboten wird (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 4,8 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 110 g/km). Die in Anlehnung an den Ur-Golf-GTI aufgelegte Sportversion schafft den Sprint von 0 auf 100 km/h in 8,8 Sekunden und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 196 km/h. Trotz der Mehrleistung hält sich jedoch auch der Mehrverbrauch in Grenzen. Unter Realbedingungen sind immer noch unter 6 Liter je 100 Kilometer möglich.
e-up! als elektrischer Vorreiter
Der elektrische e-up!, als wahrer Vorreiter der E-Mobilität im Volkswagen-Konzern, leistet zwischen 2013 und 2019 zunächst 60 kW/82 PS und hatte nur eine kleine Batterie mit netto 16,4 kWh verbaut, die eine Reichweite von bis zu 180 Kilometern ermöglichen sollte. In der Realität ist beim E-Kleinstwagen mit einem Verbrauch um 15 Kilowattstunden auf 100 Kilometer zu rechnen, was den echten Einsatzradius spürbar einschränkt. Geladen werden kann nur einphasig und maximal mit 3,6 kW, ein CCS-Anschluss kostete extra.
Seit 2019 ist beim e-up! (Stromverbrauch kombiniert: 12,9-12,7 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km)² ein netto 32,3 kWh großer Akku an Bord, der Energie bis zu 260 Kilometer bereitstellen soll. Zudem kann der aktuelle e-up! an der regulären AC-Säule mit bis zu 7,2 und optional an DC-Schnellladesäulen mit bis zu 40 kW geladen werden.
Ausstattung und Sicherheit
Über die lange Produktionszeit änderten sich die Namen der Ausstattungslinien, einzig der Zusatz „Up“ blieb lange Zeit eine feste Konstante. dazu gab es noch verschiedene Sondermodelle wie „Color Up“, „White Up“ oder „Black Up“. In den Zeiten, da der Basispreis um 10.000 Euro startete, warteten die Basis-Level wie „Take-Up“ mit wenig Komfortdetails auf. Eine Klimaanlage war nicht an Bord und auch sonst war die Ausstattung mager: drei Türen, ein offenes Handschuhfach, eine einteilige Rückbank und viel schwarzer Kunststoff – das musste reichen. Die Aufpreisliste war und ist umfangreich, bietet etwa Glasschiebedach, Rückfahrkamera, Sportfahrwerk, 17-Zöller oder auch ein Navi. Das Sicherheitsniveau ist für einen Kleinstwagen sehr ordentlich. Beim Euro-NCAP-Crashtest reichte es 2011 für die eine volle Fünf-Sterne-Bewertung.
Wartung und Verschleiß
Der VW Up schlägt sich bei den TÜV-Hauptuntersuchungen (HU) wacker, im Vergleich zum Vorgänger Fox sogar richtig gut. Achsen und Lenkung bereiten keine Probleme auch Ölverlust ist kein Thema. Auffällig bei der HU sind dagegen die Bremsen. Die TÜV-Prüfer bemängeln die Funktionsweise von Fuß- und Feststellbremse. Auch beim Licht gibt es oft Beanstandungen seitens der Prüfer. Bei älteren Modellen sollte man darauf achten, dass die Abgasuntersuchung geschafft wurde. Einen besonderen Wert sollte man zudem auf den Zahnriemenwechselintervall legen. Denn offiziell gibt Volkswagen keinen vor und empfiehlt einzig alle 90.000 Kilometer eine genauere Sichtprüfung. Besser ist es den Riemen dann oder spätestens alle fünf Jahre wechseln zu lassen.
Fazit
Ein gut ausgestatteter Up war schon für den Erstkäufer kein preiswertes Vergnügen. Die rund 10.000 Euro für das Basismodell waren schnell überschritten. Gebrauchte und komfortable Exemplare werden daher auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt teuer gehandelt. 4.000 Euro sollte man bereit sein, zu investieren. Mit ein paar Extras werden schnell auch 6.000 Euro und mehr fällig. Empfehlenswert sind dabei eindeutig die Up nach dem Facelift 2016 mit den kleineren Saugmotoren, wobei diese im Bestfall aus gepflegter Privathand und nicht von Kurierdiensten übernommen werden. (Text: tv, em/sp-x | Bilder: Hersteller)